Kapitel 26
Zehn Tradingfehler, die Sie vermeiden sollten
In diesem Kapitel stelle ich Ihnen einige Tradingfehler vor. Natürlich erhebt diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Und es ist äußerst menschlich, wenn Sie diese Fehler trotz Ansage machen. Wichtig ist allerdings, dass Sie daraus lernen und kein Wiederholungstäter werden.
Stop-Loss? So was brauch ich doch nicht …
Stop-Loss? So was brauch ich doch nicht …Der Fehler schlechthin. Es gibt eigentlich nur zwei Produkte, bei denen Sie auf einen Stop-Loss verzichten können: Bei Optionen/Optionsscheinen oder Hebelzertifikaten ist Ihr maximaler Verlust begrenzt auf Ihren Einsatz, es gibt keine Nachschusspflicht. Bei CFDs hat die BaFin die Nachschusspflicht 2017 »weg-verfügt«. Bei allen anderen Produkten kann der mögliche Verlust Ihr Tradingkonto erden und bei einer Nachschusspflicht Ihr Leben ruinieren. Verwenden Sie keine mentalen Stops, sondern geben Sie den Stop auch tatsächlich in der Handelsplattform ein.
Bis dass der Tod uns scheidet – sich in eine Position verlieben
Betrachten Sie Trading wie ein Geschäft. Verlieben Sie sich in Ihren Lagerbestand? Den wollen Sie doch mit Gewinn verkaufen, um dann neues Material einkaufen und auch mit Gewinn verkaufen zu können. Wieso halten Sie dann Aktien bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag? Auch wenn es schwerfällt, sollten Sie irgendwann mal die Gewinne realisieren, denn von Buchgewinnen können Sie keine Rechnungen bezahlen. Und irgendwann einmal kann auch eine Blue-Chip-Aktie ins Bodenlose abstürzen. Beispiele gibt es da reichlich.
Trend? Welcher Trend?
Sie bekommen den Tipp des Jahrhunderts! Mit dieser Aktie werden Sie reich! Sie geben sofort über Ihr Smartphone eine Order auf und springen blindlings in den Markt. Aber irgendwie entwickelt sich die Aktie nicht so wie versprochen, als Sie abends den Chart anschauen, stellen Sie fest, dass sie fällt. Sie haben nun Zeit und schauen sich die Charts an. Und entdecken, dass sich die Aktie in einem glasklaren Abwärtstrend befindet – kein Wunder, dass sie fällt.
Den Einstandspreis verbilligen – nachkaufen
Den Einstandspreis verbilligen – nachkaufenAngenommen, Sie haben einen kleinen Handwerksbetrieb. Ihr Arbeiter Fritz bittet Sie, seinen Bruder Franz einzustellen. Fritz ist faul, nimmt es mit der Pünktlichkeit nicht sehr genau und arbeitet schlampig. Ihnen ist bekannt, dass sein kleiner Bruder Franz aus dem gleichen Holz geschnitzt ist. Würden Sie ihn einstellen? Wohl nicht.
Angenommen, Sie sind Trader. Die Aktie ABCD weist in Ihrem Depot -30 Prozent auf. Und Sie haben blöderweise keinen Stop gesetzt. Eigentlich könnten Sie nun doch nochmals die gleiche Positionsgröße kaufen und so den Einstandspreis verbilligen – und mit der Gesamtposition sind Sie dann nur noch 15 Prozent im Minus. Würden Sie? Viele Trader sind geneigt, sich selbst zu beschummeln und tatsächlich nachzukaufen. Wenn Sie aber Trading als Business verstehen, dann legen Sie sich nicht noch mehr faule Eier ins Depot.
Jetzt erst recht!
Sie haben alles richtig gemacht. Die Checkliste ist abgearbeitet, die Orders sind in den Markt gegeben und sind ausgeführt worden. Nun haben Sie die Aktie ABCD im Depot, abgesichert mit einem Stop-Loss und bereits den Take-Profit eingegeben. Eigentlich kann die Aktie nur noch steigen. Doch dann gab es so einen klitzekleinen Dip nach unten und Ihr Stop wurde abgefischt! Ihre Position wurde im Minus ausgestoppt! Das darf doch nicht wahr sein! Nachdem Sie sich so viel Mühe gegeben haben und Ihren Tradingplan eins zu eins umgesetzt haben. Das Geld holen Sie sich zurück!! Also gehen Sie gleich wieder und mit der doppelten Anzahl long! Damit Ihnen das Ausstopp-Desaster nicht noch einmal passiert, bleibt die Position ohne Stop-Loss. Denen zeig ich’s! Das ist zwar eine allzu menschliche Reaktion, und ab und zu funktioniert das auch.
Wenn Sie die Aktie nochmals nach Ihren Vorgaben analysieren, werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass das Long-Szenario obsolet geworden ist. Also nicht wie ein trotziges kleines Kind reagieren.
Bottom Fishing: Am Tief kaufen
Wer es schafft, am Tief zu kaufen – Glückwunsch! Die Realität sieht leider anders aus. Verabschieden Sie sich von dem Gedanken, dass Sie es schaffen, regelmäßig am Tief einzusteigen. Wer garantiert Ihnen, dass die Aktie nicht weiter fällt wie ein Stein? Es gibt genügend Beispiele auch von DAX-Aktien, die sich nicht nur halbiert, sondern gezehntelt haben. So ein ausgewachsener Bärenmarkt hat seine eigenen Gesetzmäßigkeiten. Immer wieder kommt es zu Gegenbewegungen – das sind aufwärtsgerichtete Korrekturen –, die unvorsichtige Anleger zum Kauf verleiten. Mit dem Ergebnis, dass die Abwärtsbewegung wieder aufgenommen wird. Dann werden die Stops ausgelöst – was noch mehr Momentum in die Abwärtsbewegung bringt – und von der Käuferfraktion, die ohne Stops unterwegs sind, wird gekauft, um zu verbilligen. Damit wird die nächste aufwärtsgerichtete Korrektur eingeleitet. Irgendwann erlahmt dann das Interesse an dieser Aktie und die Bodenbildung nimmt ihren Lauf. Erst wenn sich Value-Investoren für die Aktien zu interessieren beginnen, steigt der Kurs wieder nachhaltig. Und wenn nicht, dann bleibt die Aktie ein Kellerkind.
Top Selling: Am Hoch verkaufen
Am Hoch zu verkaufen ist gar nicht so einfach. Solange es den »Greater Fool« gibt, steigen die Kurse. Erst wenn es eindeutige charttechnische Trendwendesignale gibt, gilt der Aufwärtstrend als beendet. Vergessen Sie nicht, dass die Kurse an der Börse der realen Wirtschaft um circa ein halbes Jahr im Voraus laufen. Die Unternehmenszahlen und die Wirtschaftsnachrichten sind also immer noch positiv, während das Top bereits erreicht wurde. Mit den Fundamentals haben Sie also kaum eine Chance, das Hoch zu erkennen. Mit Technischer Analyse schon.
Große Verluste einfahren
Verluste gehören zum Trading dazu. Egal ob Sie Anfänger sind oder vom Trading leben, egal ob Sie mit Aktien oder Währungen Ihr Geld verdienen, egal wie gut Ihre Strategie ist: Es gibt nicht nur Gewinnertrades. Die Gretchenfrage ist nur, wie Sie mit Verliererpositionen umgehen. Kaufen Sie nach und verbilligen den Einstand? Oder versuchen Sie, den Verlust auszusitzen? Das sind fatale Fehler, Ihre Einzelverluste werden dann sehr groß und über kurz oder lang werden Sie Ihr Konto erden!
Zu große Positionen
Gerade bei einem kleinen Konto oder nach einer längeren Verlustserie sind viele Trader versucht, mit zu großen Positionsgrößen zu traden. Sie erhoffen sich dadurch, mit möglichst wenigen Trades reich zu werden beziehungsweise die Verluste so schnell wie möglich wieder reinzuholen. Das wird auf Dauer nicht funktionieren. Sicher, der eine oder andere Trade wird klappen. Aber Sie blenden das Risiko aus, denn das übersteigt sicher den maximal tolerierbaren Verlust.
Trading kann süchtig machen! Das wissen wir nicht erst seit dem Fall Uli Hoeneß. Nach einer Gewinnerserie wollen Sie nicht mehr aufhören. Kein Wunder, Sie sind voller Endorphine und total oben auf. Nichts kann schiefgehen, alles läuft wie am Schnürchen. Aber Achtung! Auch eine Gewinnerserie hört irgendwann mal auf. Auch im gegenteiligen Fall – nach einer Verlustserie – wollen manche die Verluste mit der sprichwörtlichen Brechstange wieder reinholen. Auch das birgt jede Menge Risiken, denn Sie sind sehr gestresst und machen Fehler beim Trading, halten sich zum Beispiel nicht an Ihr Set-up und an Ihr Risk- und Moneymanagement.