Steve verfolgte die Diskussion an dem Besprechungstisch in der Agentur zurückgelehnt in seinem Sessel. Joey und Annegret erklärten den Kunden wortreich die neuen Konzepte anhand der Projektionen an der Wand. Animierte Figuren und Grafiken wirbelten herum, beifälliges Nicken bei den Klienten. Aufmerksames Registrieren ihrer Reaktionen bei den anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Agentur. Unter den insgesamt zehn Anwesenden, die sich um den Tisch versammelt hatten und sich alle auf die Projektionen konzentrierten, fiel Steves Unaufmerksamkeit nicht auf. Zumal er sich an das hinterste Ende des Tisches platziert hatte. Sein Blick sprang hin und her zwischen der Präsentation und dem Telefon, das er unter dem Tisch auf dem Schenkel liegen hatte. Fahrig surfte er darauf durch die Nachrichtenseiten und sozialen Medien. Journalisten berichteten aufgeregt von außerhalb des Athener Gerichts, dass sie noch nichts zu berichten hätten, da die Richter noch nicht über Douglas Turners Haft entschieden hatten. Kommentatoren erklärten ausschweifend, was nun alles geschehen könne, um die Zeit zu überbrücken, bis tatsächlich etwas geschah. Die meisten rechneten mit einer Freilassung. Und hofften wohl insgeheim auf eine Haftfortsetzung, damit sie weiterhin vor die Kameras eingeladen wurden und auf ihren Blogs und in ihren Postings ihre Meinungen breittreten konnten. In den sozialen Medien tauschten wie üblich Gegner und Befürworter der Verhaftungen wüste Verschwörungen und Beschimpfungen aus. Die einen forderten die Freilassung, die anderen eine Haftbestätigung und Auslieferung nach Den Haag.
Steve fiel es schwer, ruhig sitzen zu bleiben. Er wusste nicht, was er hoffen sollte. Eine Freilassung hätte vielleicht ein wenig Druck von ihm genommen. Obwohl. Die amerikanischen Behörden und Geheimdienste würden nicht ruhen, bis sie den mutmaßlichen Kollaborateur mit dem ICC gefunden hatten, Freilassung hin oder her. Eine Haftbestätigung dagegen würde die Sache gegen Steve weiter eskalieren. Das war nur eine Frage der Zeit.
»Noch immer kein Urteil«, verkündete der Tweet einer US -Journalistin, der Steve auf Twitter folgte, unter einem Bild von ihr vor dem Gerichtsgebäude in Athen. Wie er es hasste, zum Warten verdammt zu sein und nichts tun zu können!