Steve hatte kaum geschlafen. Immer wieder war er hochgeschreckt, aus Träumen, die er beim Erwachen schon vergessen hatte. Nur ein rasendes Herz ließen sie jedes Mal zurück. Neben ihm lag Catherine und atmete ruhig und gleichmäßig. Als es draußen dämmerte, stand er auf und schlich ins Wohnzimmer. Schlafen würde er heute doch nicht mehr.
Sein erster Griff war natürlich zum Telefon. Gab es Neuigkeiten? Aus Athen? Aus Den Haag? Aus den USA ?
Sofort wurden ihm Bilder eines Feuers auf den Schirm gespült. Ein Haus brannte, das verkohlte Gerippe eines Autos, Feuerwehrleute, Polizei, Blaulicht.
Schlagworte »Brandanschlag«, »Juristen«, »Internationaler Strafgerichtshof«, »verletzt«, »Krankenhaus«, »Athen«.
Steve überflog ein paar Meldungen. Auf die Frau, die Douglas Turner verhaftet hatte, und einen griechischen Anwalt war in der vergangenen Nacht ein Brandanschlag verübt worden. Über den Zustand der Opfer war wenig bekannt, nur so viel, dass sie in ein Krankenhaus gebracht worden waren.
Steve kauerte auf dem Sofa und starrte auf das Telefon. Ein Übelkeitsgefühl, wie er es nur aus dem Magen kannte, erfüllte seinen ganzen Körper.
In den Nachrichten stand nichts von den Attentätern. Wie üblich machten Gerüchte und Verschwörungen die Runde. Linksextremisten waren in Griechenland seit Langem immer wieder für gewalttätige, auch tödliche Anschläge verantwortlich. Für sie gab es allerdings kein Motiv, gegen die Verhaftung des ehemaligen Führers des kapitalistisch-imperialistischen Westens zu bomben. Deshalb vermutete man eher rechte Kreise. Womöglich unterstützt von amerikanischen oder anderen Geheimdiensten. Was die Amerikaner natürlich sofort vehement als Verleumdung zurückwiesen. Steve wusste nicht, was er denken sollte. Doch das Zeichen, wer immer es gesetzt hatte, war klar.
Wer Douglas Turner angreift, bekommt es mit uns zu tun.
Die Übelkeit in Steves Körper verwandelte sich in eine Mischung aus Panik, glühender Wut und Ohnmacht. Hektisch wischte er über den Schirm, suchte nach weiteren Nachrichten. Noch dominierte der Brandanschlag. Andere poppten dazwischen auf. Über Mitglieder des Strafgerichts. Böse Artikel. Relativ leicht als Schmutzkübelkampagne zu erkennen für jemanden, der es sehen wollte. Und wieder der Brandanschlag. Was würden sie mit ihm machen, wenn sie dahinterkamen, was er getan hatte? Nach und nach verschwand das Gefühl der Ohnmacht. Er hatte etwas unternommen. Vielleicht hatte es sogar zu Turners Verhaftung beigetragen. In ihm blieben die Panik und die Wut.