In den CIA -Räumen auf der obersten Etage der US -Botschaft an der Vasilissis-Sofias-Allee herrschte Hektik. Im zentralen Übersichtsraum hockten fünf Männer und drei Frauen an Tischen vor jeweils vier großen Monitoren. Drei von ihnen kümmerten sich um die Drohnen, die den Helikoptern mit Turner an Bord folgten.
CIA -Stationschef Walter Vatanen stand hinter einem der Mitarbeiter und blickte ihm über die Schulter.
»Das sind die Satellitenbilder der vergangenen Stunden«, erklärte der Mann. Er zeigte auf zwei kleine Punkte über einem Straßengewirr. Athen. »Hier sind die Helikopter im Anflug. Vier Minuten bevor sie Korydallos erreichen.« Auf einem Nachbarmonitor, der in sechs Felder geteilt war, sah Walter weitere Luftaufnahmen.
»Das sind Bilder der vergangenen Tage«, erklärte der Agent. Zeigte erneut auf verschiedene Stellen in den Fotos, die mit Datums- und Zeitmarken der letzten vier Tage ausgestattet waren. »Hier sind wieder Helis. Und hier. Wir können davon ausgehen, dass es dieselben sind.«
»Wissen wir, woher sie kommen?«
»Hier«, sagte der Mann und deutete auf herangezoomte Luftaufnahmen eines Villengebiets am Rand der Stadt. Vereinzelte Anwesen lagen in parkartigen Landschaften. Pools. Helipads. Mit einem Fingerspreizen auf seinem Trackpad zoomte der Mann auf eine der Anlagen. Ein Hubschrauber auf einem Helipad. Daneben ein zweiter in der Wiese.
»Von denen haben wir einige interessante Bilder«, erklärte der Agent. »Das hier war vor zwei Tagen.«
Die Hubschrauber standen auf dem Betonkreis und dem Rasen daneben.
Im Nachbarfenster rief er ein fast identisches Bild auf.
»Das war heute. Fällt dir was auf?«
Walter musterte die Aufnahmen kurz.
»Selbes Modell. Andere Farbe«, sagte er. Auf dem linken Bild waren die Fluggeräte weiß-orangefarben. Auf dem rechten blau. Wie die Farbe der griechischen Polizeihubschrauber.
»Und diese Bilder sind von gestern«, erklärte der Mann, während er unter den bereits gezeigten zwei weitere aufrief. Auf beiden waren die Helikopter zu sehen. Um sie kleine Punkte. Auf dem linken Bild war der auf dem Helipad geparkte Hubschrauber weiß-orangefarben. Mit einem blauen Heck. Auch Teile des Rumpfs waren bereits blau. Zwischen einem der kleinen Punkte und der Maschine schwebte eine blaue Wolke. Der Hubschrauber auf dem Rasen war weiß-orangefarben.
»Geht das noch näher?«, fragte Walter. Obwohl er wusste, was er sah.
»Näher ja, aber nicht schärfer«, erklärte der Mann.
Der Zeitstempel zeigte 09:43.
Auf dem zweiten Bild war der erste Hubschrauber bereits komplett blau, der zweite zur Hälfte. Zeitstempel 13:36.
»Man sieht es auch so«, sagte der Stationschef. »Die färben die Hubschrauber um. Das sind unsere Kandidaten. Wer sind die? Woher haben sie die Hubschrauber? Wem gehört das Haus?«
»Sandra, Adam und Peter sind dran«, erklärte der Agent.
»Wir schicken sofort jemanden hin«, erklärte Walter. »Die Griechen lassen wir vorerst noch außen vor.«
»Wir wissen, woher sie die Helikopter haben«, rief Sandra.
Walter lief zu ihrem Tisch. Auf den Monitoren waren Luftaufnahmen der Villa zu sehen. Und von einem kleinen Flughafen. Tatoi, wenn er das richtig erkannte. Wo Derek den Deutschen abgefangen hatte. Ohne Steve Donner.
Auf einem Gelände am Rand des Flugfeldes standen mehrere Helikopter, verschiedene Modelle. Der Stationsleiter zählte insgesamt dreizehn Stück. Der Zeitstempel des Bildes stammte von vor drei Tagen.
Zwei der Hubschrauber waren weiß-orangefarben. Dasselbe Modell wie jene bei der Villa.
Sandra spielte ein zweites Bild daneben. Selbe Ansicht. Anderer Zeitstempel. Gestern.
Elf Hubschrauber.
Die weiß-orangefarbenen fehlten.
»Was ist das?«
»Die Basis eines Helikopter-Charterunternehmens, das auch mit gebrauchten Helikoptern handelt.«
»Haben wir Bilder aus der Zeit, in der die Hubschrauber zu dem Anwesen geflogen wurden?«
»Leider nein. Adam checkt gerade, ob es in der Umgebung Überwachungskameras gibt, in die wir von hier hineinkommen.«
»Wir schicken Leute hin, die sich das Gelände ansehen und auch auf Kameras prüfen. Mit etwas zeitlichem Abstand geben wir der griechischen Polizei einen anonymen Hinweis. Gut gemacht. Peter, wissen wir schon etwas über die Villa?«
»Ich sehe sie nicht mehr«, hörte Derek Ronalds Stimme durch die Freisprechanlage im Wagen. Ihr Fahrer drängte den Range Rover durch eine schmale Gasse. Selbst Hupen brachte gegen den Kleinwagen vor ihnen wenig.
»Kein Problem«, sagte Trevor. Auf dem Laptop vor sich war weiterhin die Athenkarte mit den bunten Punkten zu sehen. »Unsere Drohnen sind dran. Aber auf der Straße werden wir sie kaum einholen.«
Er drückte einen Finger gegen sein rechtes Ohr.
»Ich bekomme neue Intel rein«, sagte er.
Auch auf Dereks Oberschenkeln lag inzwischen ein aufgeklappter Laptop.
»Über das Anwesen, von dem die Hubschrauber gestartet sind.«
Die Bilder dazu wurden auf Dereks Monitor gespielt.
Aus der Freisprechanlage tönte die Stimme des CIA -Stationschefs in Athen.
»Der Komplex gehört Spiros Perinassis.«
»Oh«, machte der Botschafter auf der anderen Seite der Rückbank. »Einem der reichsten Griechen.«
»Exakt«, bestätigte die Stimme aus der Gegensprechanlage.
»Was hat der damit zu tun?«, fragte Jeremy McIntyre.
»Können wir noch nicht sagen. Unsere ersten Informationen lauten, dass er das Anwesen seit Jahren nicht nutzt. Es wird von einer seiner Stiftungen verwaltet und gelegentlich an wohlhabende Touristen oder für Veranstaltungen vermietet. So wohl auch jetzt.«
»An wen?«, fragte Trevor.
»Laut Unterlagen an ein Reisebüro, das es im Auftrag eines reichen Klienten buchte, der aber gern anonym bleiben möchte.«
»Das wird wohl nicht klappen. Das Reisebüro schon kontaktiert?«
»Versucht. Sieht nach einer kurzfristig aufgesetzten Scheinfirma aus.«
»Und das hat die Vermieter nicht gestört?«
»Bezahlt wurde im Voraus. Für einen ganzen Monat. Da haben die nicht lange gefragt.«
»Klar. Ihr verifiziert das?«, meinte Trevor. »Ob dieser Perinassis wirklich nichts damit zu tun hat. Und wer hinter dem Scheinreisebüro steckt.«