»Steve Donner?«
Die junge Frau grinste ihn vom Beifahrersitz einer Schrottkarosse an.
»Tania«, sagte sie. »Dana und Alex sagten, wir sollen uns um dich kümmern.«
Dem langen Typen hinter dem Lenkrad hingen die dunklen Locken ins Gesicht. Dass der so überhaupt die Straße sah.
Auf der Rückbank hockte ein Vollbart über einem Tabletcomputer, neben sich einen Laptop und mehrere Telefone.
»Das sind Manolis und Stavros«, erklärte Tania und wies auf den Fahrer und dann den Typen auf der Rückbank.
Stavros sagte etwas auf Griechisch. Tania und Manolis wandten sich um.
»Alex und Dana haben die Maschine tatsächlich gestoppt!«, jubelte Tania. Stavros drehte den Laptop so, dass sie alle zusehen konnten.
»Was ist das?«, fragte Steve, immer noch skeptisch.
»Dana und Alex streamen live. Die ganze Welt kann das sehen!«
In der Ferne waren Sirenen zu hören.
»Steig schon ein!«, rief Manolis.
Steve sah sich ratlos um. Eine heiße Straße. Ein Parkplatz, über dem die Luft auch um diese Tageszeit noch flirrte. Die Terminals. Ein fremdes Land. Das war alles verrückt.
Na denn.
Stavros schob sein Technikzeug zusammen, und Steve quetschte sich auf die schmale Rückbank.
»Was passiert da jetzt?!«, rief Tania.
Steve blickte alarmiert auf Stavros’ Bildschirm mit Danas oder Alex’ Livestream.
»Zerstört!«, rief der Muskelmann mit dem Gewehr, der vor Dana das Flugfeld erschossen hatte statt sie und Alex. »Das Triebwerk ist hinüber. Mit der Maschine kommen wir nicht mehr weg!«
»Tun Sie etwas!«, krähte Turner.
»Die Botschaft!«, rief Derek. »Wir müssen in die Botschaft!«
»Aber wie?« Turner wirkte beinahe verzweifelt.
Der Waffenmann sah sich um. Sein Blick fiel auf Alex’ Schrottkiste.
Danas und Alex’ Blicke trafen sich. Sie dachten dasselbe.
Steckt der Schlüssel?
Da hatte der Kerl Turner bereits am Arm gepackt und drängte ihn zu dem Auto.
»Sie kommen mit!«, rief er Derek Endvor zu. »Und Sie!« Sein Finger deutete auf den US -Botschafter.
Schon hatte er Turner auf dem Beifahrersitz verstaut. Sprang auf den Fahrersitz. Startete den Motor. Derek Endvor war schnell. Hetzte auf die Rückbank. Nur der dicke Botschafter stand starr.
»Kommen Sie schon!«, brüllte Endvor. »Los!«
Endlich realisierte Dana, was gerade geschah.
Sie sprintete los.
Der Botschafter hatte es auch begriffen. Überraschend behände warf er sich auf die Rückbank. Er hatte die Tür noch nicht geschlossen, da legte der Söldner mit quietschenden Reifen im Rückwärtsgang los. Dana bekam kurz den Kühler des Fahrzeugs zu fassen. Alex packte sogar einen Seitenspiegel.
Der Wagen war stärker.
Die Reifen rauchten über den Asphalt. Alex musste loslassen.
Die Karre raste noch ein paar Meter rückwärts, dann schleuderte sie um hundertachtzig Grad und beschleunigte in Richtung der Lücke, aus der Dana mit Alex vor wenigen Minuten gekommen war.
Irgendwoher hörte Dana Sirenen.
»Wohin wollen die?«, rief Tania. Stavros, Manolis, Tania, Steve, alle in dem Auto hatten ihre Blicke auf die Bildschirme gerichtet. Noch immer standen sie auf dem Parkplatz neben dem Flughafen. Mitten auf der Fahrspur. In Danas und Alex’ Livestreams verschwand der Wagen zwischen zwei Flughafengebäuden. Dann brach Alex’ Livestream ab. Danas verwackelte.
Tanias Telefon spielte eine harte Melodie.
»Alex?! Was ist da los bei euch?«
Der verbliebene Livestream zeigte Dana, wie sie telefonierte.
Kein Wort zu verstehen, nur Stimmen, die durcheinanderbrüllten, über allem wurden Sirenen immer lauter.
Tania hörte Dana zu. Nickte. »Botschaft. Okay. Verstehe. Machen wir.«
Im nächsten Moment verschwand Dana im Schwarz des Displays. Auch dieser Livestream war tot.
»Wir versuchen es«, rief Tania ihr hinterher. »Viel Glück!«
Sie wandte sich um zu Stavros.
»Die wollen mit Turner in die US -Botschaft flüchten. Wir müssen sie aufhalten.«
»Wie sollen wir das denn machen?«, fragte Manolis.
»Nicht exakt wir«, sagte Tania. »Dana hatte da eine Idee.«
Dana ließ das Telefon sinken.
Jetzt konnte sie nur noch hoffen.
Alex starrte immer noch in die Richtung, in der sein Auto mit Douglas Turner verschwunden war.
Vom Terminal her hörte sie Sirenen und sah Blaulichter näher kommen.
Die Anzugmänner blickten ihnen gelassen entgegen. Die drei Typen in Combatgear diskutierten in knappen Worten miteinander. Legten ihre Taschen und Rucksäcke auf einen Haufen ein paar Meter neben dem Flugzeug. Hantierten mit etwas, das Dana nicht erkannte.
Dann rauchte der Haufen. Flammen züngelten daraus empor. Kleine Explosionen erschütterten ihn. Funken sprühten. Wurden mehr.
Die Umstehenden sprangen zurück.
Als die Polizeifahrzeuge sie erreichten, stand das Bündel meterhoch in Flammen und spuckte in alle Richtungen, als bereitete es ein Silvesterfeuerwerk vor.