95

»Ihr Name?«, fragte der Richter.

»Richard Abraham«, sagte der Mann. Die blauen Flecken und Platzwunden, die der Gefängnisaufstand hinterlassen hatte, begannen schon wieder zu heilen.

»Mein Mandant hat mit dem angeblichen Handtaschendiebstahl nichts zu tun«, erklärte der Anwalt neben ihm.

Sie saßen in einem kleinen Zimmer vor dem Tisch des Richters, der Staatsanwalt gleich neben dem Anwalt.

»Hier sind die beeideten Aussagen von drei Freunden des Beklagten, dass er zu besagter Zeit mit ihnen spazieren war. Es handelte sich offenkundig um eine Verwechslung. Es existiert sogar ein Video. Sie haben es gesehen.«

Das Video zeigte Richard mit seinen Freunden Bull, Hernan und Sal. Von deren Beteiligung an Turners Befreiung die griechischen Behörden bis heute nichts wussten. Der Zeitstempel war identisch mit der angegebenen Zeit des Überfalls im Polizeiprotokoll. Ein wenig Technik und Vorbereitung machten so einiges möglich.

»Euer Ehren«, erklärte der Staatsanwalt, »dem entgegen stehen die Aussagen der Polizisten, die ihn festgenommen haben.«

»Die Bestohlenen haben ihn bei der Gegenüberstellung nicht zuverlässig wiedererkannt«, wandte der Richter ein.

Der Staatsanwalt antwortete nicht gleich.

»Unsere Gefängnisse sind ohnehin zu voll«, erklärte der Richter. »Angesichts der Fakten- und Indizienlage lasse ich Sie gehen«, sagte er zu dem Mann.

»Danke«, antwortete der Mann, der nicht Richard Abraham hieß, aber einen entsprechenden Ausweis vorlegen konnte. Was war schon ein Name?

»Das nächste Mal identifizieren Sie sich vielleicht gleich«, sagte der Richter. »Dann ersparen Sie uns allen die Umstände.«

»Ja, Euer Ehren.«