Um ein Haar hätte Maurice am Fenster den Halt verloren, als er die Stimme hörte und jäh herumfuhr. Er glaubte, seinen Augen nicht trauen zu dürfen, als er unter sich McIvor und Gerolt erblickte. Sie saßen hoch zu Ross und führten in ihrer Mitte ein drittes, gesatteltes Pferd mit sich. Wie ein Spuk erschien ihm dieser Anblick und doch waren es wirklich seine Kameraden.
»Euch hat der Himmel geschickt!«, stieß er hervor.
»Dessen bin ich mir nicht so sicher, denn da müsste seine Nachsicht mit deinen verfluchten Eskapaden ja geradezu unerschöpflich sein, du elender Schürzenjäger!«, erwiderte McIvor knurrig. »Glaube ja nicht, wir hätten die Frau nicht bemerkt, die sich da eben in aller Eile und Heimlichkeit aus dem Haus gestohlen und sich drüben beim Obstgarten durch die Pforte verdrückt hat! Uns streust du keinen Sand in die Augen, Spitzbart!«
»Um darüber ein ernstes Wort zu reden, ist später noch Zeit genug! Sehen wir erst mal zu, dass wir schnell von hier wegkommen!«, drängte Gerolt und lenkte das dritte Pferd unter die Dachkante. »Und jetzt spring schon, Maurice!«
Mit einem beherzten Satz sprang Maurice und landete zielsicher im Sattel des Pferdes. »Freunde, auf euch ist wirklich Verlass, wenn man dick in der Tinte sitzt! Damit habt ihr eine Menge gut bei mir!«, versicherte er und grinste nun wieder fröhlich in die Runde.
McIvor verzog das Gesicht. »Was du nicht sagst! Wenn man dich so reden hört, könnte man glauben, das hier wäre dein erster übler Ausrutscher!«
»Genug davon!«, rief Gerolt und nahm die Zügel seines Pferdes auf. »Wir sollten schnellstens einige Meilen zwischen uns und die Männer bringen, die Maurice ans Fell wollen!« Damit gab er seiner Stute die Sporen und preschte hinter dem Gästehaus hervor.
Zwei Mönche, die auf der anderen Seite des Hofes gerade aus einer Werkstatt des Wirtschaftstraktes traten, blieben mit offenen Mündern stehen, als sie die drei Reiter im wilden Galopp quer über den Hof kommen sahen. Und dann schlugen sie beide das Kreuz, als hätten sie etwas Erschreckendes gesehen, was einem Mönch eigentlich nicht vor die Augen kommen durfte. McIvor, der hinter Maurice ritt, konnte die Reaktion der Klosterbrüder nur zu gut verstehen. Denn Maurice, dessen grauweißes Bußgewand im Galopp weit hochgerutscht war und seinen Unterleib samt nacktem Hintern entblößte, musste für jeden Mönch ein verstörendes Bild abgeben.
Der kleinwüchsige Portarius, der im Durchgang der breiten Klosterpforte damit beschäftigt war, mit einer Schaufel mehrere noch dampfende Pferdeäpfel zusammenzuschaben, reagierte nicht weniger entsetzt, als die drei Gralshüter auf ihn zujagten. Mit einem spitzen Aufschrei ließ er die Schaufel fallen, sprang zurück und presste sich, als würde er seine Kreuzigung erwarten, mit weit ausgebreiteten Armen an die Mauer. Und im nächsten Moment donnerten sie auch schon mit einem solch wilden Tempo durch den Torweg, dass der Wind in ihrem Rücken seine fleckige Kutte flattern ließ.
»Woher habt ihr das Pferd für mich!«, rief Maurice, während sie an den abgeernteten Feldern von St. Michel vorbeipreschten und sich beeilten, aus dem abgelegenen Tal und auf die Landstraße nach Bressonville zu kommen.
»Redlich bei einem Pferdehändler erstanden!«, rief Gerolt über die Schulter zurück.
Und von McIvor tönte es: »Nicht etwa spitzbübisch requiriert, wie du es vermutlich gemacht hättest!«
Maurice verkniff sich einen Protest. Nach allem, was er sich in St. Michel geleistet hatte und zur nächsten Beichte tragen musste, erschien es ihm klüger, den Mund für eine Weile nicht zu voll zu nehmen.
Als sie sich außer Sichtweite der Abtei befanden, legten sie eine kurze Rast ein. Gerolt und McIvor hatten für den Fall, dass Maurice nichts als sein raues Bußgewand bei sich hatte, für die notwendige Kleidung sowie für Stiefel gesorgt. Und an ein solides Schwert für ihn hatten sie auch gedacht.
Als Maurice die schlichten Kleidungsstücke und die ramponierten Stiefel sah, die er nun anziehen sollte, machte er ein verdrossenes Gesicht. »Etwas weniger abgetragen hätten die Sachen schon sein können, Kameraden!«, maulte er. »Ihr hättet mir doch gleich Templersachen aus der nächsten Komturei mitbringen können! Und warum seid ihr bloß ohne eure Clamys gekommen? Sich mit Templern anzulegen, hätte keiner von dem Bauernvolk gewagt!«
»Du irrst, Maurice! Du wärst vielmehr im nächsten Gefängnis gelandet – und wir mit dir. Denn der König hat seit dem 13. Oktober zur allgemeinen Jagd auf uns Templer geblasen!«, teilte Gerolt ihm grimmig mit.
»Du machst wohl einen schlechten Scherz!«, stieß Maurice hervor, jedoch sah er seinem Freund an, dass diesem ganz und gar nicht nach Scherzen zumute war.
»Es ist so, wie Gerolt gesagt hat!«, bestätigte McIvor mit finsterer Miene. »Und jetzt red nicht lange, sondern zieh die Sachen an und mach, dass du wieder in den Sattel kommst. Die Gefahr ist noch lange nicht gebannt. Später werden wir dir mehr erzählen.« Maurice war wie vor den Kopf geschlagen, mit bleichem Gesicht fuhr er in die gebrauchten Kleider. Die knappe, ungeheuerliche Mitteilung seiner Freunde war ein Schock, wie er größer nicht hätte sein können. Er brannte darauf, mehr zu erfahren. Denn wie sehr er sich auch den Kopf zermarterte, er fand keinen Grund, der solch ein unglaubliches Vorgehen des Königs gerechtfertigt hätte. Und hatte denn Philipp der Schöne ihrem Ordensgroßmeister Jacques von Molay nicht erst vor wenigen Jahren die große Ehre erwiesen, ihm die Patenschaft über seinen Sohn Robert anzutragen? Doch so groß seine Verstörung und die brennende Unruhe in ihm auch waren, endlich Näheres zu erfahren, er hielt sich an die Weisung seiner Kameraden und unterließ jegliches ungeduldige Nachfragen, auch nicht bei den kurzen Rasten, die sie im Laufe des Tages einlegten.
Erst als ihr wilder Ritt eine knappe Stunde vor Einbruch der Dunkelheit weit hinter Metz in einem ehrbaren Landgasthof endete und sie ihre erschöpften Tiere versorgt hatten, erfuhr Maurice, was sich im Morgengrauen des 13. Oktober in Frankreich zugetragen hatte und welche Anklagen der König gegen den gesamten Templerorden vorbrachte.
Sie konnten in der großen Schankstube ungestört reden, denn auch einige Spielleute verbrachten in diesem Haus die Nacht. Und sie unterhielten die nicht sehr zahlreichen anderen Gäste im vorderen Teil mit ihren Späßen und Spottliedern auf Adel und Kirchenfürsten. Niemand beachtete sie hinten in ihrer Ecke.
Maurice war von all dem, was er da hörte, so erschüttert, wie es auch seine Freunde gewesen waren. Zumal als er von Tariks bitterem Schicksal erfuhr. Und es dauerte lange, bis sie sich von dem Thema lösen konnten und ihnen der Sinn nach anderen Gesprächen stand. Dabei half ihnen der Wein, an dem sie an diesem Abend nicht sparten. Es mochte vieles geben, was sie schwer bedrückte und was sie mit ohnmächtigem Zorn und Bitterkeit zu beklagen hatten. Aber sie verschlossen doch auch nicht die Augen davor, dass sie trotz allem auch etwas zu feiern hatten – nämlich ihre Freiheit und das Glück, wieder zusammengefunden zu haben!
Maurice hatte genug Charakterstärke und Einsicht in seine eigene Schwäche, um gleich bei der ersten passenden Gelegenheit auf den Zwist zwischen ihm und McIvor zu sprechen zu kommen. Zerknirscht gestand er seine unrühmliche Rolle bei diesem unseligen Streit ein und bat McIvor, ihm seine unbedachten Worte in seinem großen schottischen Herzen nachzusehen und ihm die Hand zur Versöhnung zu reichen, was dieser nur zu gern tat. Und damit war die Sache zwischen ihnen aus der Welt geschafft.
Nachdem dann McIvor und Gerolt kurz berichtet hatten, was ihnen seit ihrem letzten Zusammensein so alles widerfahren war, wollten sie nun seine Geschichte hören. Dabei interessierte sie ganz besonders, was es denn mit diesem Wunder auf sich hatte, das er in seinem Schreiben an Gerolt erwähnt hatte, ohne jedoch nähere Einzelheiten preiszugeben.
Maurice zuckte ein wenig verlegen die Achseln. »Nun, diese Geschichte ist auch mir ein wenig rätselhaft, jedoch ist sie schnell erzählt«, begann er. »Es war am späten Nachmittag meines Eintreffens in jenem Kloster, aus dem ich heute ein wenig überstürzt abreisen musste . . .«
»Ja, und was für eine ›Abreise‹ das war! Nämlich mit flatterndem Bußgewand und nacktem Arsch!«, warf McIvor spöttisch ein.
Maurice zog es vor, nicht darauf einzugehen. Er wusste selbst, was für ein Bild er am Morgen im Hof von St. Michel abgegeben hatte. Es war keines, an das er sich lange zu erinnern wünschte. »Ich war müde und durstig und hielt deshalb als Erstes auf den nächsten Brunnen zu, um meinen Durst zu stillen«, fuhr er rasch fort. »Ganz in der Nähe stand ein Fuhrwerk und sein Besitzer, ein Bauer namens Charles Dampierre, unterhielt sich auf der anderen Seite des Gefährts mit dem Cellerar des Klosters und zwei anderen Mönchen. Keiner von beiden bemerkte indessen, dass der kleine, dreijährige Sohn von Dauphine und Charles . . .«
»Ah, Dauphine heißt also die Schöne, mit der du deinen Bußgang gekrönt hast!«, rief Gerolt und schüttelte den Kopf. Nicht, dass er frei von derartigen Anfechtungen gewesen wäre, aber er war doch stets davor zurückgeschreckt, ihnen nachzugeben. Möglich auch, dass ihm dazu einfach der nötige Mut gefehlt hatte, wie er sich sogleich im Stillen eingestand.
Maurice stieg eine verlegene Röte ins Gesicht, die gewiss nicht vom Wein herrührte. »Manchmal drängt es mich einfach . . .«, begann er, brach jedoch ab. »Ach, was soll ich noch groß darüber reden? Ihr wisst zu gut, dass manches einfach nicht zum Besseren wird, wie sehr man sich auch darum bemüht. Aber lasst mich weitererzählen, Freunde! Ich ging also auf den Brunnen zu und sah zu meinem Erschrecken, dass ein kleiner Junge auf den Brunnenrand geklettert war und nun über die Holzplatte kroch, mit der die Brunnenöffnung abgedeckt war. Ehe ich noch einen Warnruf ausstoßen und das Kind erreichen konnte, barst auch schon das morsche Holz unter dem Jungen und er fiel in den tiefen Brunnen. Ich stürzte sofort hin und wollte zum Seil greifen, um mich damit in die Tiefe hinabzulassen. Doch der Seilbalken war leer. Und bevor ich mir selbst richtig bewusst wurde, was ich da tat, schwang ich mich auch schon über den Brunnenrand, griff in das Mauerwerk – und fand darin, dank meiner göttlichen Segensgabe als Gralshüter, auch tatsächlich Halt.«
»Tod und Teufel, du hast von deiner Gnadengabe Gebrauch machen können, obwohl die Sache doch gar nichts mit dem Heiligen Gral zu tun hatte?«, stieß McIvor aufgeregt hervor. »Von Antoine haben wir gehört, dass so etwas nur in ganz besonderen Ausnahmefällen möglich sein soll.«
»Jedoch hat er uns leider nicht erklärt, woran solche Ausnahmesituationen zu erkennen sind«, bemerkte Gerolt bedauernd. »Denn das zu wissen wäre mehr als nützlich!«
Maurice nickte. »Ich kann es euch auch nicht sagen, nur dass ich aus einem unerfindlichen Grund in diesem entscheidenden Moment das Gefühl hatte, es einfach zu vermögen. Gott allein weiß, warum ich ausgerechnet in dieser Situation von der Segensgabe Gebrauch machen konnte. Vielleicht weil das kleine Kind sich noch im Zustand völliger Unschuld befand.«
»Oder weil der Allmächtige diesem Jungen in seinem späteren Leben eine ganz besondere Aufgabe zugedacht hat, die irgendwie mit dem Heiligen Gral zu tun hat«, bot Gerolt eine weitere Vermutung an.
»Das also ist das Wunder, das du im Kloster gewirkt hast!«, sagte McIvor mit breitem Grinsen.
»Ja, denn wie der Zufall es wollte, haben zwei der Mönche, unter ihnen der Cellerar, mitbekommen, wie ich mit dem Kind auf dem Arm den Schacht wieder hochgestiegen bin«, führte Maurice seinen Bericht fort. »Zwar lag der Brunnen da schon im Schatten des Abends, aber sie haben doch gesehen, dass ich mich in das Gestein krallen konnte. Natürlich habe ich nach dem Herausklettern sogleich behauptet, überall vorspringende Kanten benutzt und eine besonders große Kraft in meinen Fingern zu haben. Das hat sie jedoch nicht davon abgehalten, sofort von einem Wunder zu sprechen und mich zu nötigen, eine Weile bei ihnen zu bleiben und ihre Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Und während Charles Dampierre, dieser grobe Klotz, mehr Zeit darauf verwandt hatte, seinen kleinen Sohn auszuschimpfen und ihm eine Tracht Prügel zu verabreichen, als mir zu danken, war es dann am nächsten Tag seine Frau Dauphine, die mir unter Tränen der Dankbarkeit die Hände geküsst hat.«
»Wenn es doch nur dabei geblieben wäre«, knurrte McIvor. »Aber nein, du musstest natürlich dafür sorgen, dass daraus dann noch ganz andere Küsse und Zuneigungsbeweise wurden!«
»Es war kein Vorsatz, Kameraden! Der Herr ist mein Zeuge!«, beteuerte Maurice sofort aufs Heftigste und führte zu seiner Verteidigung an: »Sie hat mir ihr Herz ausgeschüttet! Sich bei mir ihren Kummer und ihre Einsamkeit von der Seele geredet und mir völlig freiwillig anvertraut, wie sehr ihr Mann sie vernachlässigt und dass er nur seinen Hof und seine Geschäfte im Kopf hat! Da habe ich sie trösten wollen, nichts weiter! Aber dann hat eben eins zum andern geführt!«
McIvor schnaubte. »Ja, mal wieder! Wie das eben so mit dir ist, Maurice. Wenn Tarik jetzt hier mit uns am Tische säße, hätte er sofort einen passenden Spruch für dich parat! So etwas wie ›Lass deine Augen geschlossen, wenn du dein Herz in Sicherheit wissen willst!‹.«
Maurice gab sich beschämt und senkte den Kopf über seinen Becher. Dabei murmelte er etwas vor sich hin, was jedoch keiner verstehen konnte.
»Ich glaube, Tarik würde jetzt etwas ganz anderes dazu einfallen«, griff Gerolt den Hinweis des Schotten auf. »Nämlich ein Spruch wie dieser: ›Ist das Kamel erst einmal davongerannt, taugt auch der beste Strick nichts mehr.‹«
Trocken lachte McIvor auf, denn er verstand sofort, was Gerolt damit sagen wollte. »Recht hast du! Geschehen ist geschehen und es bringt nichts mehr, wenn wir uns noch länger mit seinem Liebesabenteuer aufhalten. Wir haben wirklich Wichtigeres zu besprechen. Und zwar, was wir nun tun sollen – und was Vorrang hat: Tariks Befreiung oder der Heilige Gral!«
Für einen langen Augenblick legte sich Schweigen über die kleine Runde. Niemand wollte der Erste sein, der sagte, dass der Heilige Gral stets und unter allen Umständen Vorrang haben müsse. Einem jeden von ihnen hätte dieser harte Satz, so richtig er auch sein mochte, wie nach Verrat an ihrem Freund in den Ohren geklungen. Doch jemand musste es sagen, denn ihr heiliges Amt verlangte es, und ausweichen konnten sie dieser Entscheidung nicht.
Es war Gerolt, der es schließlich aussprach. »Der Heilige Gral! Er wird immer vor allem anderen Vorrang haben. Jeder von uns weiß das, auch Tarik. Und ich bin sicher, dass er auch nichts anderes von uns erwartet und uns sogar die Freundschaft aufkündigen würde, wenn wir unser Gelübde als Gralshüter missachten.«
McIvor und Maurice nickten stumm und niedergedrückt.
»Aber obwohl dem so ist, schlage ich dennoch vor, dass wir zuerst Tarik aus dem Kerker holen!«, fuhr Gerolt zur Überraschung seiner Freunde fort und fügte scheinbar paradox hinzu: »Und zwar gerade, weil der heilige Kelch Vorrang hat!«
Verständnislos sahen die beiden ihn an.
»Das klingt mir nach der Quadratur des Kreises!«, sagte McIvor mit gerunzelten Brauen. »Das musst du einem einfachen Gemüt aus den schottischen Hochmooren erst einmal erklären.«
»Dabei ist es doch so einsichtig«, versicherte Gerolt. »Der Heilige Gral liegt noch immer in unserer Ordensburg in einem sicheren Versteck, dessen bin ich mir sicher. Und wenn es anders wäre, kämen wir eh zu spät.«
Maurice pflichtete ihm bei. »Bestimmt haben sich die Iskaris längst Zugang zur Ordensburg verschafft und wie wild nach dem heiligen Kelch gesucht. Aber ich glaube nicht, dass sie ihn gefunden haben. Um auf das Versteck zu stoßen, müssten sie den gewaltigen Bau erst Stein für Stein abtragen!«
»Und was ist mit der Folter?«, fragte McIvor leise.
»Nicht ein einziges Wort über Ort und Art des Versteckes wird Antoine und Tarik über die Lippen kommen, und wenn man sie auch noch so bestialisch foltert!«, erklärte Maurice mit felsenfestem Vertrauen in die Standhaftigkeit ihrer Ordensbrüder. »Beide werden eher unter Qualen sterben, als Verrat am Heiligen Gral zu üben! Dafür lege ich meine Hand ins Feuer!«
»Ich auch«, sagte McIvor trocken.
Gerolt nickte. »Gut, darin sind wir uns also einig! Und da der heilige Kelch unser aller Überzeugung nach zurzeit nicht in akuter Gefahr ist, gebieten es doch die Logik und die Verpflichtung, die aus unserer Berufung erwächst, dass wir zuerst Tarik zu befreien versuchen. Denn zu viert können wir mehr zum Schutz des Heiligen Grals bewirken als nur zu dritt. Und jeder von uns weiß aus Erfahrung, was es für einen Unterschied macht, wenn man als Gralshüter einer großen Gefahr und vor allem einer Bande von Iskaris nicht nur zu dritt, sondern zu viert gegenübersteht.«
Und schon im nächsten Moment knallte der Schotte seine behaarte Pranke auf die dicke Holzplatte des Tisches, dass es krachte und die Becher und Weinkrüge auf der Platte tanzten. Die anderen Gäste bekamen jedoch nichts davon mit, lärmten sie doch vorn am Ausschank noch viel lauter.
»So machen wir es!«, rief McIvor mit einem wilden, tatendurstigen Funkeln im Auge. »Beim Schwert des Erzengels Gabriel, wir holen Tarik aus dem Kerker! Los, her mit euren zarten Pfötchen und schlagt ein!«
Maurice klatschte ihm da auch schon seine flache Hand mit ordentlicher Wucht auf den breiten Handrücken, der augenblicklich die von Gerolt folgte. Und ohne dass es einer Absprache zwischen ihnen bedurfte, kam es wie aus einem Mund: »Füreinander in fester Treue!«