Am selben Abend hielten sie im letzten Sonnenglühen Ausschau nach einem geeigneten Lagerplatz für die Nacht. Der sollte wie gewohnt abseits der Landstraße liegen und gut geschützt sein. Und so verließen sie das steinige, von den Wagenrädern schwerer Fuhrwerke tief eingefurchte Band der Straße an der nächsten Abzweigung und folgten dem engen Weg, der sich über eine buschbestandene Hügelkette wand und in Richtung eines Einschnitts zwischen zwei felsigen Bergrücken führte.
Diesen Weg hatten an jenem Abend schon andere Reisende auf der Suche nach einem sicheren Platz für ihr Nachtlager eingeschlagen, wie sie bald bemerkten. Denn kaum hatten sie die Kuppe der höchsten Anhöhe erreicht, da bot sich ihnen ein ungehinderter Blick auf die dahinterliegende Senke und sie entdeckten dort drei bunt bemalte Kastenwagen, die vor einem Lagerfeuer einen Halbkreis bildeten.
»Fahrendes Volk!«, stellte Maurice sogleich fest und verzog dabei das Gesicht, als hätte man ihm Essigwasser zu trinken gegeben. »Zigeuner oder Zirkusleute, vermutlich beides zusammen!«
»Die sind mir zehnmal lieber als das Lumpenpack, das sich nur darauf versteht, einem aus einem Hinterhalt hinterrücks einen Spieß in den Leib zu rammen und einem wegen ein paar Sous die Kehle durchzuschneiden«, sagte McIvor. »Was ist? Wenden wir unsere Pferde oder gesellen wir uns zu ihnen, Freunde?«
»Wie Strauchdiebe sehen sie mir nicht aus. Ich glaube nicht, dass wir von ihnen etwas zu befürchten haben«, meinte Tarik mit einem schnellen Blick auf die gut fünfzehnköpfige Gruppe, zu der auch drei halbwüchsige Jungen und zwei Mädchen gehörten.
»Fragt sich nur, ob sie dasselbe auch von uns Schwertträgern denken«, erwiderte Gerolt.
»Ich bin dafür! Die Leute haben schon ein hübsches Feuerchen gemacht, was uns eine Menge Arbeit erspart, und der dicke Eisentopf darüber sieht mir auch recht einladend aus!«, meldete sich McIvor zu Wort, der sich offensichtlich schon auf eine deftige, warme Mahlzeit nach dem langen Tag im Sattel freute. »Die werden sich schon hüten, sich an uns zu vergreifen, sogar wenn sie Böses im Sinn hätten.«
»Ja, da reicht ein Blick auf dich, Schotte!«, frotzelte Maurice.
»Also dann, bemühen wir uns um einen freundlichen, friedfertigen Eindruck!«, sagte Gerolt und ließ sein Pferd wieder antraben. Die Männer unter den Zirkusleuten hatten bei ihrem Erscheinen sofort zu den Waffen gegriffen, während die Frauen mit den Halbwüchsigen vom Feuer aufgesprungen waren und sich hastig in den Schutz der Wagen begeben hatten.
Noch aus einiger Entfernung hob Gerolt die Hand zu einer freundlichen Geste und rief ihnen mit einem selbstsicheren Lächeln zu: »Kein Grund, zu den Spießen und Schwertern zu greifen, werte Leute! Wir reisen in Gottes Namen und führen nichts Böses im Schilde, bei Jesus Christus unserem Herrn! Meine Männer und ich sind müde nach einem beschwerlichen Reisetag und wir suchen nichts als ein gutes Lager für die Nacht. Erlaubt Ihr, dass wir diesen Platz mit Euch teilen und uns an Eurem Feuer wärmen? Die Nacht wird wohl wieder kalt werden, so klar wie der Himmel ist!«
Die starke Anspannung unter dem fahrenden Volk wich bei seinen gewinnenden Worten sichtlich, wenn auch die Männer nicht daran dachten, jetzt schon ihre Waffen aus den Händen zu legen. Aber es trat doch ein Mann hervor, dem langes schwarzes Haar wie eine Löwenmähne bis auf die Schultern wallte und der es von der Statur her fast mit der von McIvor aufnehmen konnte.
»Wenn Euch friedliche Absichten an unser Feuer führen, sollt Ihr uns willkommen sein, Fremde!«, rief er ihnen zu und dabei glitt sein wachsamer Blick über die Schwertgehänge mit den kostbar verzierten Waffen, die unter den eingestaubten Umhängen der Gralsritter hervorschauten. Offensichtlich trugen die ungewöhnlichen Schwerter einiges dazu bei, dass sich sein anfänglicher Argwohn noch mehr verflüchtigte. Denn nun fügte er mit dem Anflug eines Lächeln überaus freundlich hinzu: »So steigt denn von Euren Pferden und kommt zu uns ans Feuer! Wir haben ausreichend Fleisch und Graupen im Kessel, sodass auch Ihr noch davon satt werden dürftet, Ihr Herren Ritter!«
»Der Herrgott möge Euch für Eure Gastfreundschaft segnen, guter Mann!«, bedankte sich Tarik. »Und was wir aus unseren Proviantsäcken anzubieten haben, werden auch wir gern mit Euch teilen!«
Indessen raunte Maurice beim Absteigen Gerolt zu: »Der Bursche scheint einen scharfen Blick zu haben, dass er gleich weiß, mit wem er es zu tun hat! Ich wünschte, ich wüsste, was ihm jetzt durch den Kopf geht!«
»Wir werden auf der Hut sein«, gab Gerolt leise zurück, während auch er sich aus dem Sattel schwang. »Aber ich nehme nicht an, dass solch fahrendes Volk auf der Seite von König und Papst steht. Sie haben selbst oft unter der bösen Knute der Obrigkeit zu leiden, egal wo sie auftauchen. Also mach nicht so ein finsteres Gesicht, Maurice. Ich glaube nicht, dass wir von ihnen etwas Hinterhältiges zu befürchten haben.«
»Ich bin dennoch dafür, dass heute Nacht immer einer von uns für einige Stunden wach bleibt und ein scharfes Auge auf diese Gesellen wirft!«, verlangte Maurice.
Gerolt nickte. »So machen wir es. Wenn du dich dann sicherer fühlst . . .«
»Ha, ich rieche fetten Speck, Zwiebeln und Hammelfleisch, wenn mich meine Nase nicht sehr täuscht!«, rief McIvor mit funkelndem Auge und rieb sich in freudiger Erwartung die Hände.
Und Tarik erwiderte: »Vor den Genuss hat der Herrgott die Arbeit gesetzt! Komm, pack mit an, Schotte!« Gemeinsam machten sie sich daran, ihre Pferde zu versorgen und sie nahe des Lagerplatzes anzupflocken.
Gerolt holte indessen aus einem ihrer Proviantsäcke einen dicken Kanten Käse sowie Brot, einen Beutel mit saftigen Birnen und zwei Flaschen Wein, die sie am Morgen im Gasthof hatten auffüllen lassen. All das brachten Maurice und er mit ans herrlich warme Feuer, über dem unter einem eisernen Dreibein ein großer, bauchiger Kessel aus schwarzem Gusseisen hing. Und in diesem Kessel blubberte eine wahrlich köstlich riechende, dickflüssige Fleischsuppe.
Dass sich die vier Reiter auch nicht lumpen lassen und sogar ihren guten Wein mit ihren Gastgebern teilen wollten, entspannte die Situation vollends. Bald saß man in einem Kreis um das Feuer herum, löffelte die gut gewürzte Suppe aus einfachen Holzschalen und ließ fröhlich die Flaschen kreisen, zu denen sich bald ein irdener Krug gesellte, der mit einem scharfen und nach Pflaumen schmeckendem Gebräu gefüllt war. Dabei entsponn sich zwischen den Gralsrittern und den Zirkusleuten eine angeregte, fröhliche Unterhaltung, bei der jedoch beide Seiten geflissentlich die Politik von Krone und Kirchenfürsten sowie auch alles andere mieden, was ihrem harmlosen Gespräch eine gefährliche Wendung ins Persönliche hätte geben können.
Gerolt fiel dabei auf, dass eine der Frauen, die sich kaum an der Unterhaltung beteiligte, den Blick ihrer dunklen Augen immer von einem zum anderen wandern ließ. Ihm war, als studierte sie ihre Gesichter und als versuchte sie, in ihnen zu lesen. Mit ihren sicherlich schon fünfzig Jahren war sie die älteste Frau in der Gemeinschaft. Ein weites, faltenreiches Kleid, dessen Wollstoff ein Muster aus schwarzen, roten und goldenen Karos trug, umhüllte einen korpulenten, aber doch kraftvoll wirkenden Körper. Ein halbes Dutzend Ketten baumelte um ihren Hals und versank zu einem guten Stück in der klaffenden Schlucht ihres beachtlichen Busens. Auf den dünnen Lederschnüren waren bunte Perlen und Muscheln aufgezogen, kleine, rund gewaschene Kieselsteine von unterschiedlicher Farbe, gebleichte Knochenteile von Kleintieren und münzengroße Holzplättchen, auf denen fremdartige Zeichen aufgemalt waren. Ähnliche Gebinde trug sie um ihre Handgelenke. Und von den durchstochenen Ohren hingen feine, dünngliedrige Ketten herab, an deren Enden aus Kupfer gefertigte Sterne, Viertelmonde und gezackte Blitze hingen. In einem tiefen Kupferton glänzte auch ihr langes, lockenreiches Haar, in dem noch kein Grau zu entdecken war und das ihr südländisches Gesicht im Licht des Feuers wie mit einem Vorhang aus Flammenzungen umgab.
Zhahir war ihr Name. Und als sich schon die ersten Männer und Frauen mit den Kindern zur Nachtruhe in die Zirkuswagen begaben und die vier Gralshüter sich noch einen letzten Schluck von dem scharfen Gebräu aus dem Krug gönnten, kam sie zu ihnen herüber.
»Wollt Ihr, dass ich Euch die Karten lege, Rittersleut?«, fragte sie mit einer Stimme, die so dunkel war wie ihre Augen, und zog einen Stapel handgroßer, bemalter Karten aus den Falten ihres Kleides hervor. »Glaubt Ihr an das, was die Karten des Tarot jemandem zu sagen haben, der sich ihrer uralten Weisheit zu stellen wagt?«
»Wir glauben an Gott, unseren Herrn und Heiland, Kartenlegerin«, antwortete Gerolt höflich, aber bestimmt. »Dennoch habt Dank für Euer freundliches Angebot. Zudem wird es langsam Zeit, dass wir unsere Decken holen und uns schlafen legen. Euer Essen war köstlich und Euer gebranntes Pflaumenwasser hat es in sich.«
»Warte!«, sagte Maurice nun schnell. »Warum sollen wir uns von der guten Frau nicht die Karten legen lassen, wo sie sich doch offenbar bestens darauf versteht? Ich hatte noch nie die Gelegenheit dazu und bin zudem immer für uralte Weisheiten zu haben, wie ihr wisst.« Damit zwinkerte er Gerolt zu, als wollte er sagen: »Lass uns doch mal den Spaß machen!«
Tarik verdrehte die Augen, als Maurice behauptete, begierig auf Weisheiten zu sein, und murmelte spöttisch: »Manch eine Zunge ist wie die Schere eines Flickschneiders!»
Aber auch McIvor war von der Idee ganz angetan, sich von der Zigeunerin die Karten legen zu lassen. »Lasst uns ruhig einen Blick in die Karten werfen, Freunde! Mal sehen, was bei jedem von uns dabei herauskommt!«
Gerolt zuckte die Achseln und nickte der Zigeunerin zu. »Meinetwegen. Gebt uns eine Probe Eurer Kunst, wenn es nicht zu lange dauert.«
Zhahir nickte. »Für jeden nur eine Karte«, sagte sie, begann die Tarotkarten zu mischen und fächerte sie dann vor ihnen zu einem Bogen auf. »Zieht eine Karte!«
Maurice beugte sich sofort vor, zog aus dem rechten Drittel des Fächers eine Karte heraus und drehte sie um. Das Bild zeigte im Hintergrund ineinander verschmolzene, wie zu Stein erstarrte, zahnlose Gesichter. Davor kreuzten sich in einem wilden Durcheinander mehrere Schwerter.
Zhahir nahm die Karte und legte sie vor sich auf den Boden. »Sieben der Schwerter!«, sagte sie und teilte ihnen damit den Namen der Tarotkarte mit.
Maurice grinste. »Gleich sieben? Nicht schlecht! Da habe ich wohl gleich die richtige Karte gezogen, Freunde! Obwohl mir ein Schwert eigentlich genug ist«, sagte er vergnügt und berührte kurz das Griffende seiner Waffe mit der Rosenknospe aus Rubin. »Und was sagt sie Euch, Kartenlegerin?«
»Den steten Wechsel von Licht und Dunkelheit, die Welt des Schmerzes mit all ihrer Verderbtheit«, kam die überraschende Antwort. »Euch fehlt etwas und ihr fühlt Euch betrogen und . . .«
»Da seht Ihr aber Dinge, die ich schlecht mit mir in Einklang bringen kann!«, fiel Maurice ihr ungehalten ins Wort.
»Sieben der Schwerter ist eine schwer zu deutende Karte, Ritter«, antwortete Zhahir gelassen. »Zumal wenn sie von keiner anderen begleitet wird. Ich sage Euch nur, wofür sie steht, nämlich für die Schattenseiten des Magiers und für Betrug. Wobei dieser je nach der Folge der sie umgebenden Karten sowohl betrügen als auch betrogen werden bedeuten kann. Und die zahnlosen Gesichter im Stein weisen . . .«
Maurice winkte mit verdrossener Miene ab. »Ich denke, das reicht! Soll jetzt ein anderer sein Glück versuchen«, sagte er, nahm die Karte vom Boden auf und warf sie ihr in den Schoß.
Tarik lachte. »So viel also zu deinem unbändigen Streben nach Weisheit!«, spottete er und zog als Nächster eine Karte. Sie zeigte einen Mann, der kopfüber am linken Fuß aufgehängt von einem Balken hing, in dieser Stellung sein rechtes Bein hinter dem linken kreuzte und dabei noch lächelte.
»Der Gehängte!«, verkündete Zhahir.
»Da sei Gott vor!«, entfuhr es Tarik unwillkürlich.
Maurice nahm die Gelegenheit wahr, sich für den Spott von eben zu revanchieren. »Jetzt scheinen wir zur Sache zu kommen! Sieht dir ähnlich, dass du sogar als Gehängter noch dieses hintersinnige Lächeln auf dem Gesicht hast!«
»Das beste Mittel gegen Gram ist Gleichmut!«, gab Tarik zur Antwort. »Und nun lass sie reden!«
Zhahir sah, dass die Männer das Auslegen der Karten nicht allzu ernst nahmen, und hielt sich in ihrer Deutung nun kürzer, wahrte dabei jedoch Würde.
»Das Bild der Prüfung, die zum Allerbesten herausfordert. Vertrauen auf die Kraft des Wachsens und der Reifung. Wer im Zeichen des Gehängten steht, ist ein Mann vollkommener Opferbereitschaft und Hingabe mit offenem Herzen und Geist. In ihm wohnt innerer Frieden.« Und damit nahm sie die Karte, steckte sie wieder in den Fächer zurück, um neu zu mischen und dem Nächsten Gelegenheit zu geben, seine Karte zu ziehen.
Gerolt machte ein überraschtes Gesicht. »Da habt Ihr wirklich viel in unserem Freund gesehen, was auch wir an ihm schätzen«, sagte er anerkennend. »Jetzt habt Ihr mich wirklich gespannt gemacht, was Euch zu mir in den Sinn kommt!« Und damit zog er eine Tarotkarte aus dem Fächer. Als er sie umdrehte, fiel der Blick auf eine Gestalt mit Narrenkappe. Im Hintergrund war ein verwundeter Schwan zu sehen, dessen Hals in Schmerzen verdreht war und sich in einer Spirale dem Himmel entgegenwand.
»Der Narr!«, sagte die Kartenlegerin und nickte, als hätte sie damit gerechnet, dass nun diese Karte vor ihr liegen würde.
Maurice lachte auf. »Der Narr? Gütiger Gott, du scheinst ja noch weniger Glück mit den Karten zu haben als ich!«
Zhahir schenkte ihm und seinem spöttischen Einwurf nicht die geringste Beachtung. Ihr Blick schien sich in das Narrenbild zu versenken. »Der Narr ist der Herold der Großen Arkana. Der Narr rührt an Dinge, die tiefer gehen als gewöhnliche Dinge. Er spricht Wahrheiten aus, die andere nicht sehen oder nicht auszusprechen wagen.« McIvor nickte. »Der Narr am Hofe der Mächtigen, der das Privileg genießt, im Schutz der Narrenkappe Dinge auszusprechen, die jeden anderen wohl den Kopf kosten würden«, murmelte er.
»Der Narr berührt die senkrecht verlaufende Wunde des Schwans«, fuhr Zhahir fort. »Sie weist sowohl zum Himmel auch als nach unten ins Dunkel. Denn der Narr weiß, dass sich die Liebe dem Menschen erst dann unverhüllt offenbart, wenn wir den Weg des Leidens gegangen sind. Die Narrenkarte zeigt eine Zeit an, in der neue Erfahrungen warten, die beherztes Handeln und das Vertrauen verlangen, dass alles gut gehen wird.«
Gerolt schmunzelte über die positive Botschaft, die er wahrlich gebrauchen konnte, auch wenn sie nur von einer Kartenlegerin kam.
Dann war McIvor an der Reihe. Er erwischte eine nicht weniger merkwürdige Karte. Denn auf ihr war ein Ritter in voller Rüstung auf einem schwarzen Pferd zu sehen, der etwas Rundes mit einem Stern in der Mitte in seiner geharnischten Hand hielt. Vor ihm erstreckte sich fruchtbares Ackerland.
Der Schotte grinste. »Ein Ritter in voller Rüstung! Das lass ich mir gefallen – wenn denn auch Eure Deutung dazu passt, Kartenlegerin! Welchen Namen trägt die Karte überhaupt?«
»Ritter der Münzen«, antwortete Zhahir. »Sie ist die Karte der Verlässlichkeit, der Stabilität und der Hartnäckigkeit. Wer in ihrem Zeichen steht, erweist sich als gelassen, nützlich und langsam, aber ausdauernd. Doch je nach Begleitkarten liegen beim Ritter der Münzen hinter der schwarzen Trennungslinie auch Kummer, Schmerz und Reue, die auf den Schritt der Befreiung warten.« Damit sammelte sie die Karten wieder ein. Und bevor sie zu ihrem Wagen ging, sagte sie noch: »Ihr habt es mir mit nur einer Karte nicht leicht gemacht. Aber selbst bei so wenig Anhaltspunkten täuschen sich die Bilder der Arkana nur selten. Die Welt birgt mehr Kräfte, die sich den Sinnen des gewöhnlichen Menschen entziehen, als Ihr glauben mögt. Und nun habt einen guten Schlaf, Ihr Herren Ritter!« Mit diesen Worten schritt sie würdevoll vom Feuer und verschwand in ihrem rollenden Heim.
»Sieben der Schwerter, der Gehängte, der Narr und der Ritter der Münzen! Was geben wir doch für ein eindrucksvolles Vierergespann ab! Wirklich alle Achtung!«, witzelte Maurice. »Diese Zhahir kann sich mit der Witwe Valois die Hand reichen!«
McIvor zuckte die Achseln. »Na ja, ganz so falsch hat sie mit ihrer Deutung aber nicht gelegen.«
»Ja, bei dir hat sie wahrlich einen Volltreffer gelangt, du Schotte der Nützlichkeit und Langsamkeit!«, sagte Maurice und erhob sich, um seine Decke zu holen.
»Vergiss nicht die Verlässlichkeit und die Ausdauer!«, erinnerte ihn McIvor mit breitem Grinsen und folgte ihm.
Gerolt konnte in dieser klaren, sternenglitzernden Nacht lange keinen Schlaf finden, obwohl der Wein und der Schnaps ihm schwer in den Gliedern saßen. So manches hielt ihn wach und einiges davon hatte auch mit der Deutung der Karten zu tun. Wie sehr die Wahrsagerin doch damit recht hatte, dass die Welt von Kräften erfüllt ist, die sich dem gewöhnlichen Begreifen und Wahrnehmen des Menschen entziehen!