24.
K
rankenhäuser.
Krankenhausfenster.
Ich trete ans Fenster und denke zurück an mein Studium. Ich erinnere mich an einen Vortrag, den uns ein Ingenieur vor Ort auf einer Baustelle gehalten hatte. Es gibt sehr strenge Verordnungen über die Belüftung in Kliniken, und es gibt ebenfalls sehr strenge Vorschriften über die Beschaffenheit von Fenstern. Es muss zum Beispiel sichergestellt sein, dass sich niemand an einem Fenster verletzen kann. Es muss außerdem sichergestellt sein, dass niemand hinausspringt. Das hat auch rechtliche Gründe. Wenn jemand Suizid begehen will und aus dem Fenster springt, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit das Krankenhaus zum Zahlen von Schmerzensgeldern verpflichtet. Deshalb muss die Trägergesellschaft nicht nur einer Verkehrssicherungspflicht nachkommen, sondern hat außerdem eine Fürsorgepflicht gegenüber Patienten, um sie vor Schäden und Gefahren zu schützen.
Wenn sich Fenster öffnen lassen, ist das also ein Problem. Deswegen lassen sich Krankenhausfenster in der Regel gar nicht, nur mit Schlüsseln oder lediglich auf Kipp öffnen. Sie sind zudem meist robust. Das wiederum hat statische Gründe. Krankenhäuser sind oft hoch und haben große Fensterflächen, auf die der Wind einwirkt. Es gibt daher Normen und Vorschriften, die festzurren, wie stabil ein Fenster in einer Klinik zu sein hat – wie dick das Glas und wie stark der Rahmen.
Das Fenster fällt also aus. Ehrlich gesagt: Es war nie eine ernsthafte Option.
Also sehe ich zur Tür.