38.
V erdammt, verdammt, verdammt!
Es war eine Frage der Zeit. Ich schnappe den Rucksack, laufe zur Wohnungstür. Mist, die Polizisten könnten es sehen, wenn ich hier rausgehe. Also laufe ich zurück, quer durch das Wohnzimmer, und öffne die Terrassentür einen Spalt weit, die den Dünen zugewandt ist.
Ich dränge mich hinaus. Kalter Wind schlägt mir entgegen. Mit etwas Gewalt schiebe ich die Tür von außen wieder zu – und gehe über die Terrasse hinweg schnurstracks auf die Dünen zu und durch das kniehohe Riedgras, bis ich einen Trampelpfad erreiche, der zum Meer führt. Einmal blicke ich nach hinten – und sehe, dass der Streifenwagen genau dort hält, wo ich das Fahrrad in die Büsche habe fallen lassen.
Jemand steht vor dem Wagen. Eine Frau. Ist das Tine? Tine, die mich im Krankenhaus vernommen hat? Hier? Sie haben das Fahrrad gefunden, wenngleich ich mich frage, warum sie nicht direkt zum Haus gefahren sind. Vielleicht hatten sie nur den Auftrag, sich in der Gegend umzusehen? Jedenfalls kann es kaum die Suche nach einem geklauten Fahrrad gewesen sein, die sie herführte.
Es spielt auch keine Rolle. Wenn sie noch nicht am Haus sind, wissen sie auch nicht, dass ich dort war. Und sie wissen vor allem nicht, dass ich hier bin . Das gibt mir etwas Zeit, um zu verschwinden.
Ich stapfe die Dünen hinauf – und dann öffnet sich das Meer mit dem kilometerlangen Strand. Gerade herrscht Ebbe, der Strand sieht riesig aus, das Wasser ist weit weg. Die See rauscht, der Wind ebenfalls. Kleine, weiße Wolken jagen über den Himmel und flach übers Land. Sie werfen Schatten wie zerfaserte Schachbrettmuster auf den Sand. Immer wieder blitzt zwischen ihnen die Sonne auf. Dann ist sie wieder fort. Und kehrt zurück. Schlagartig fühle ich mich wach. Ich fühle mich da. Als würde mein Kopf freigeblasen.