22.
D
ichte Nebelschwaden hingen zwischen den Bäumen, als das SEK-Team rund um die Waldhütte Stellung bezog. Benno trug eine Schutzweste und ein Headset, denn er hatte darauf bestanden, dabei zu sein, und sich nicht abwimmeln lassen. Natürlich nicht an vorderster Front, immerhin war ihm durchaus klar, dass das eine Angelegenheit für die erfahrenen Männer des Sondereinsatzkommandos war. Aber direkt dahinter, quasi in der zweiten Reihe.
Die Fahrzeuge hatten sie am Waldrand, noch ein gutes Stück entfernt von dem kleinen Parkplatz, den Benno inzwischen bereits kannte, stehen lassen und sich dann möglichst lautlos durchs Unterholz gepirscht. Inzwischen bildeten die Beamten des SEK bereits einen großen Kreis rund um die Hütte und zogen ihn vorsichtig immer enger. Über das Headset hörte Benno die spärliche Kommunikation zwischen den Männern mit.
Vor ihm schimmerte ein fahles Licht. Es fiel aus den Fenstern der Hütte und war ein ermutigendes Zeichen dafür, dass Gruber mit seiner Vermutung richtiggelegen hatte. Irgendjemand war dort drinnen und die Chancen, dass es sich bei diesem Jemand um Gregor Scholz handelte, standen gut.
Die Entfernung zur Hütte betrug vielleicht noch fünf Meter, da drang plötzlich ein wütender Schrei nach draußen.
„Du krankes Arschloch!“, brüllte eine Männerstimme. Scholz? Dinnebier? Oder jemand ganz anderes?
Benno konnte es nicht sagen, aber er ahnte, dass die Zeit für die Geiseln knapp wurde. Offenbar sah das SEK-Team das ebenso, denn nach einem knappen Kommando über Funk stürmten die Männer alle gleichzeitig los. In weniger als zehn Sekunden war die Hütte umstellt, Befehle wurden gebellt und die morsche Hüttentür flog infolge eines präzisen Tritts nach innen.
Zwei Männer stürzten in das Innere der Hütte, doch dann hörte Benno über das Headset, wie das weitere Vorgehen gestoppt wurde. Alle Bewegung vor ihm kam zum Stillstand. Die schwarzen Rücken der beiden Beamten, die vorgeprescht waren, erschienen langsam in der Türöffnung, während sie sich wieder nach draußen zurückzogen.
Was war da los?
Hinter ihnen tauchte jetzt Gregor Scholz auf, halb verdeckt von Roman Dinnebiers Körper, den er als lebenden Schutzschild vor sich her schob. Die Hände hatte er dem Mann, dessen Haltung nach zu urteilen, im Rücken gefesselt. Mit einer Hand hielt Scholz ihm eine Klinge an die Kehle, sah sich um und lachte grimmig.
„Habt ihr mich also gefunden, hm?“, stellte er fest und nickte, als hätte er mit nichts anderem gerechnet. „Das wurde aber verflucht noch mal Zeit, ich hab mich schon allmählich gefragt, wo ihr bleibt.“
Einer der leitenden Beamten des LKA, der ebenfalls vor Ort war, wollte etwas sagen, doch Benno machte eine Geste in seine Richtung.
„Lassen Sie mich mit ihm reden“, bat er. „Er kennt mich.“
Der Mann zögerte, nickte aber schließlich.
„Gut. Versuchen Sie’s.“
„Scholz!“, rief Benno und trat einen Schritt nach vorn, in Richtung auf die Hütte zu. „Lassen Sie den Mann los! Sie sehen doch, dass Sie keine Chance haben!“
„Kommissar Hagemann!“ Scholz schüttelte den Kopf. „Sie begreifen es nicht, oder? Sie kapieren nicht, dass ich mir überhaupt keine Chance ausrechne! Mir nie ausgerechnet habe! Und darum geht es hier auch gar nicht!“
„Worum geht es dann?“, wollte Benno wissen.
„Um Gerechtigkeit“, spuckte Scholz ihm entgegen. „Um den alten Grundsatz: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ganz simpel.“
„Und was soll das bringen?“ Halt ihn hin, dachte Benno. Im Grunde konnte er den Mann verstehen, aber trotzdem musste es ihm irgendwie gelingen, ihn zum Aufgeben zu bewegen. Noch mehr Tote würden das Problem nicht lösen. „Wenn Sie Roman Dinnebier töten, wird man Sie erschießen.“ Er machte eine ausladende Handbewegung, deutete auf die vermummten Beamten, die nach wie vor die Hütte umzingelten. „Denken Sie, das macht Ahmad wieder lebendig?“
„Und denken Sie, ich rechne damit, hier lebendig rauszukommen? Ernsthaft?“, erwiderte Scholz. „Ich bin doch schon längst tot, verstehen Sie das nicht? Ich bin an dem Tag gestorben, als Ahmad verschwunden ist.“
Benno runzelte die Stirn. Was sollte das denn jetzt?
„Diese Schweine hier …“ Er versetzte Dinnebier mit dem Knie einen Stoß ins Kreuz, dass der schmerzerfüllt ächzte. „Er und sein Scheiß-Schwiegervater, die haben uns unsere Zukunft gestohlen, Ahmad und mir. Sie haben mir den einen Menschen genommen, bei dem ich mich ganz gefühlt habe! Sie haben entschieden, dass er sterben muss, einfach so, als wäre das nichts! Nachdem sie ihn vorher benutzt und sich an ihm bereichert haben, als wäre er überhaupt kein menschliches Wesen, sondern nur irgendein Ding, eine Ware! Und warum? Weil er ihnen im Weg war, ihnen und ihren dreckigen Geschäften!“ Er presste die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. „Er hier und von Froning und Wiedebrück und noch eine Menge anderer! Sie haben an seiner Qual und seinem Leid verdient, sich die Taschen voll gemacht und trotzdem auf ihn runtergesehen, als wäre er bloß ein minderwertiges Stück Dreck! Ein Nichts! Dabei war Ahmad zehn Mal mehr wert, als jeder Einzelne von ihnen!“ Er brüllte es und zerrte Dinnebier dabei wieder dichter an sich heran, sodass die Klinge dessen Haut ritzte, ein dünner Blutfaden über die Kehle des Zahnarztes rann und der den Kopf krampfhaft nach oben reckte, um den Druck des Messers zu verringern.
„Schießen Sie!“, krächzte er. „Warum schießen Sie denn nicht? Mein … mein Sohn ist … noch da drin! Und … Benzin! Jede Menge Benzin!“
Benno lief ein kalter Schauer über den Rücken. Wie bitte? Benzin?
Erst jetzt fiel ihm auf, dass Dinnebiers Haar feucht in seiner Stirn klebte und große nasse Flecken auf seiner Kleidung zu sehen waren, ebenso wie auf der von Scholz selbst. Außerdem wehte die leichte Brise den typischen Geruch bis zu ihm, er war ihm nur bisher nicht wirklich aufgefallen, weil die Situation ihn zu sehr davon abgelenkt hatte. Wenn in der Hütte wirklich noch mehr davon war … ?
Hieß das, der ehemalige Polizist wollte sich und seine Geiseln bei lebendigem Leib verbrennen?
„Ich sehe Ihrem Gesicht an, dass Sie es erfasst haben, Kommissar Hagemann. Das wird ein nettes Feuerchen“, rief er.
„Das ist doch Wahnsinn, Scholz! Sie können doch den Missbrauch und den Mord an Ahmad nicht ungeschehen machen, indem Sie sich und diese Leute hier bei lebendigem Leib verbrennen!“
„Und was schlagen Sie stattdessen vor? Etwa, dass ich darauf vertraue, dass die Justiz endlich ihre verfickte Augenbinde abnimmt und die Schuldigen verurteilt?“, höhnte Scholz kopfschüttelnd. „Nein, Herr Kommissar! Ich war mal ganz genau wie Sie! Ich hab mal darauf vertraut, dass Recht und Gesetz für alle gelten, ungeachtet dessen, wer man ist oder wie viel Geld oder Beziehungen man hat. Ich habe Beweise gesammelt! Eine Akte angelegt! Dann bin ich damit zum Staatsanwalt gegangen und dachte, die Gerechtigkeit nähme ihren Lauf. Aber stattdessen bekam ich eine Verwarnung, die Akte wurde konfisziert und mir untersagt, weitere Nachforschungen anzustellen! Ich hielt mich für einen abgeklärten Polizisten, für jemanden, der mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen steht, aber in Wirklichkeit war ich naiv, denn ich hätte mir nicht träumen lassen, dass es selbst in unseren eigenen Reihen Menschen gibt, denen Geld und persönliche Vorteile wichtiger sind als jede Moral und jedes Gesetz! So wie mein eigener Partner zum Beispiel!“
Er hielt inne und schüttelte erneut den Kopf.
„Schauen Sie sich seine Kontobewegungen an! Er war es, der Ahmad letztlich ans Messer geliefert hat!“
„Sie meinen Kevin Janowski?“, vergewisserte sich Benno, den eine ungute Ahnung befiel. „Ist der etwa auch da drin?“
„Natürlich.“ Scholz grinste unfroh. „Was denken Sie denn? Er ist mir damals heimlich gefolgt und hat mich hier in der Hütte mit Ahmad gesehen. Und dann ist er losgerannt und hat es ausgeplaudert. Mit dem Ergebnis, dass diese Dreckschweine Gert Wiedebrück losgeschickt haben, ihren Mann fürs Grobe. Damit er ihnen Ahmad endgültig vom Hals schafft! Und jetzt schafft eure Jungs lieber schnell weg, hier wird’s nämlich gleich ziemlich ungemütlich.“
Damit stieß er Dinnebier zu Boden und setzte einen Fuß in dessen Nacken. Gleich darauf klickte es und in Scholz’ rechter Hand erschien ein Feuerzeug. Keines dieser billigen Wegwerfdinger, sondern ein teures, silbern glänzendes Qualitätsprodukt, dessen Flamme so lange weiterbrannte, bis man es zuklappte. Er hatte es angerissen und hielt es einen Moment lang in Augenhöhe vor sich, ehe er Anstalten machte, es mit einer schwungvollen Bewegung hinter sich ins Innere der Hütte zu werfen.
„Tun Sie das nicht, Scholz!“, bat Benno. „Sie sind der einzige Außenstehende, der die ganzen Zusammenhänge kennt. Wenn Sie und diese Männer tot sind, ist die Gefahr, dass die restlichen Drahtzieher abtauchen und niemals belangt werden können, noch größer als ohnehin schon!“
Scholz zögerte.
„Steht alles haarklein in meiner Akte“, sagte er dann.
„Aber die ist verschwunden, das wissen Sie doch!“, insistierte Benno und überlegte fieberhaft, womit er Scholz nur noch einen Moment länger hinhalten konnte. Was der nämlich nicht wusste, war, dass sich in seinem Rücken mehrere SEK-Beamte der Hütte näherten. Nach dem zu urteilen, was Benno über das Headset mithören konnte, um sich von hinten Zugang zu verschaffen und die Geiseln dort rauszuholen. Gab es an der Rückseite der Hütte noch ein Fenster? Benno konnte sich nicht erinnern.
„Kevin hat sie geklaut. Im Auftrag von Rigobert von Froning. Allerdings hat er sie nicht vernichtet, wie er es eigentlich hätte tun sollen, sondern sie behalten. Quasi als Lebensversicherung. Sie liegt in einem Schließfach bei der Bank.“
„Hat er Ihnen das erzählt?“ Wieder grinste Scholz und wieder erreichte es seine Augen nicht.
„Sie wären überrascht, Herr Kommissar, wie gesprächig ein Mann werden kann, wenn er hofft, sein erbärmliches Leben dadurch zu retten.“
„Aber was, wenn er gelogen hat?“
Kommt schon, Leute
, dachte er verzweifelt und fixierte die kleine Flamme. Mir gehen langsam die Ideen aus!
„Er hat nicht gelogen, glauben Sie mir.“
Ein gedämpftes Geräusch drang aus der Hütte und Scholz wandte den Kopf. um nachzusehen. Im nächsten Moment überschlugen sich die Ereignisse.
Der ehemalige Polizist stieß einen Wutschrei aus, dann zerrte er Dinnebier auf die Füße, stieß ihn vor sich her in die Hütte und schleuderte das Feuerzeug hinterher. Mit einem deutlich hörbaren Laut entzündeten sich die Benzindämpfe in der Luft, Flammen schlugen aus der Tür und den Fensteröffnungen. Rufe aus mehreren Kehlen erklangen, drangen durch sein Headset an Bennos Ohren und er fühlte die Hitze des Brandes, wie sie über sein Gesicht leckte.
Um ihn herum brach panische Hektik aus, schwarz gekleidete SEK-Beamte, Polizisten in Uniform und Zivil rannten durcheinander. Irgendwo tauchte Frederick von Froning auf, von einem der SEK-Leute am Arm vorwärts gezerrt, dahinter ein hagerer, alter Mann und Kevin Janowski. Auch ihnen waren offenbar die Hände nach hinten gefesselt worden. Über allem lagen spitze Schreie der Qual und des Entsetzens, führten den Beweis, dass drinnen in der nun lichterloh brennenden Hütte noch jemand am Leben war.
Gerade wollte Benno darauf zu rennen, denn irgendwer musste doch versuchen, die beiden Männer zu retten, da erschütterte eine plötzliche Explosion die Lichtung. Das Dach der Hütte wurde in die Luft geschleudert und regnete als glühende Splitter wieder zu Boden, während die Druckwelle alle diejenigen, die sich zu nah am Ort des Geschehens befanden, von den Füßen riss. Auch Benno.
Einen Moment lang war er taub und vor seinen Augen tanzten lediglich bunte Schlieren, dann klärte sich sein Blick und das Dröhnen in seinen Ohren ließ nach. Er rappelte sich halbwegs in die Höhe und starrte auf die lodernden Reste der Holzhütte. Von dem morschen Bauwerk war kaum noch etwas übrig.
Benno drehte den Kopf und blickte in die Runde. Die meisten der SEK-Beamten schienen unverletzt, allerdings herrschte noch immer Durcheinander und Verwirrung. Der Mann des LKA, der den Einsatz geleitet hatte, sprach in sein Handy und ein Stückchen abseits kümmerten sich bereits vier Rettungsassistenten um die befreiten Geiseln.
Benno stemmte sich vollends in die Höhe und ging zu ihnen hinüber.
Frederick von Froning und Kevin Janowski stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, der dritte Mann im Bunde – Benno hielt ihn für Rigobert von Froning – hatte sich etwas besser im Griff, war aber auch reichlich blass um die Nase.
„Geht es Ihnen gut?“, wandte sich Benno an die drei. Frederick nickte abwesend, Janowski verzog nur das Gesicht, als hätte er auf Zitronen gebissen, doch Rigobert von Froning musterte Benno abschätzig.
„Sind Sie der Mann, der eben mit diesem Geisteskranken gesprochen hat?“, wollte er wissen.
„Allerdings.“ Beno nickte.
„Gut, das zu wissen. Machen Sie sich darauf gefasst, dass Sie von meinen Anwälten hören. So wie ich es sehe, geht der Tod meines Schwiegersohnes zu nicht unerheblichen Teilen auf Ihr Konto! Ich werde …“
Es war genug.
„Sie
…“ Benno hob einen Finger und deutete damit auf von Froning. „… halten sich besser mit irgendwelchen Drohungen von jetzt an zurück. Denn so wie ich das sehe …“, imitierte er von Fronings Ansprache, „… kommt auf Sie ein umfangreiches Ermittlungsverfahren zu. Wegen Beteiligung an Menschenhandel, Zwangsprostitution und Anstiftung zum Mord. Und das Finanzamt wird sicher auch noch ein paar Fragen an Sie haben.“
„Wie bitte? Das ist ja lächerlich!“ Von Froning reckte das Kinn in die Höhe. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie da reden. Falsche Anschuldigungen und üble Nachrede sind, soweit ich informiert bin, ebenfalls strafbar, Herr …?“
Benno ließ sich jedoch nicht weiter provozieren, sondern zuckte lediglich die Achseln.
„Hagemann. Kommissar Hagemann“, sagte er. „Tun Sie, was Sie nicht lassen können, wir werden ja sehen, was passiert. Allerdings glaube ich, Ihre Anwälte werden in der nächsten Zeit viel zu beschäftigt sein, um sich mit mir zu befassen. Bis dahin.“ Er tippte sich an einen imaginären Hut und wandte sich ab.
Der leitende LKA-Beamte trat ihm in den Weg.
„Kommissar Hagemann?“ Benno hielt an und sah auf. „Vielen Dank. Sie haben versucht, den Mann hinzuhalten, nicht wahr?“
„Ich wünschte, es hätte noch einen Moment länger geklappt.“
„War nicht Ihre Schuld. Der morsche Fensterrahmen hat nachgegeben und Scholz hat ihn wohl fallen hören. Natürlich hätten wir uns auch gewünscht, dass es anders ausgegangen wäre, aber zumindest haben wir drei der Geiseln retten können.“ Benno nickte.
„Stimmt. Immerhin etwas. Aber sehen Sie zu, dass Ihnen die drei nicht durch die Lappen gehen. Hier geht es um weit mehr als eine Geiselnahme mit tödlichem Ausgang.“
„Ich weiß.“ Der Beamte nickte ebenfalls und seufzte. „Die ganze Geschichte wird uns noch lange Zeit beschäftigen, fürchte ich. Solche Fälle sind wie ein Kampf gegen dieses komische Monster aus der griechischen Mythologie. Wie hieß das Biest noch gleich? Hydra?“
Benno hob erstaunt die Brauen.
„Hydra?“
„Ja, Sie wissen schon: Schlägt man dem Vieh einen Kopf ab, wachsen drei neue dafür nach.“
„Ach, das meinen Sie. Ja, ich glaube so hieß das.“
Sie redeten Unsinn und sie wussten es beide. Vermutlich eine Nachwirkung des Schocks. In der Ferne ertönten Martinshörner und wurden von Sekunde zu Sekunde lauter. Die Feuerwehr, konstatierte Benno.
Schließlich räusperte er sich und meinte: „Also, wenn ich hier jetzt nicht mehr gebraucht werde, würde ich gern nach Hause fahren und eine Mütze voll Schlaf nehmen. Oder haben Sie Einwände?“
Der Beamte schüttelte den Kopf.
„Nein. Fahren Sie ruhig. Wir sehen uns dann morgen im Präsidium. Gute Nacht, Herr Kollege.“
„Gute Nacht.“
Benno warf noch einen letzten Blick auf die Szenerie und stapfte dann im Feuerschein durch die Bäume in Richtung Straße. Blaulicht zuckte bis zu ihm, als die Löschfahrzeuge der städtischen Feuerwehr den kleinen Parkplatz erreichten. Im Grunde waren sie überflüssig. Die Hütte war komplett zerstört und vermutlich würden die Flammen dann ohnehin von selbst erlöschen. Aber es lagen zwei Tote in den Trümmern, die geborgen werden mussten.
Benno dachte an Ahmad und Gregor Scholz. Wie hatte der ehemalige Polizist gesagt? Dass man ihnen ihre Zukunft gestohlen hatte. Dass er schon seit dem Tag tot gewesen wäre, an dem Ahmad verschwunden war.
Es war nicht fair. Die beiden hatten sicher Träume gehabt, Pläne oder zumindest Wünsche. Und dann – Puff! – war es vorbei gewesen, noch bevor es richtig begonnen hatte. Einfach, weil jemand es so wollte.
Und plötzlich wollte Benno nicht mehr nach Hause.