Kapitel 3

 

»Sir, wir haben Kom-Kontakt mit der Lexington.« Trotz ihres Zwiegesprächs klang Uhura noch immer leicht besorgt. Kirk lächelte ihr zu. »Auf den Schirm, Lieutenant«, sagte er.

Die Lexington verschwand vom Bildschirm und wurde durch das Gesicht Commodore Wesleys ersetzt.

Kirk hatte seine erste Begegnung mit Robert Wesley nie vergessen. Man hatte damals in Erwägung gezogen, ihm das Kommando über die Enterprise zu geben. Wesley hatte zum Prüfungsausschuss gehört und die Meinung vertreten, James T. Kirk sei zu jung, um diesen wichtigen Posten auszufüllen. »Trotz aller Bildung, die die Akademie zu vergeben hat«, hatte Wesley gesagt, »ist die Erfahrung der beste Lehrer für unsere Offiziere. Und in dieser Hinsicht ist James Tiberius Kirk nicht geeignet.«

Man hatte Wesley überstimmt. Er hatte eigentlich als einziger diesen Standpunkt vertreten. Der Rest des Gremiums war von allem, was Kirk in der relativ kurzen Zeit als Starfleet-Offizier erreicht hatte, sehr beeindruckt gewesen. Seine makellosen Leistungen an der Akademie; die Empfehlungen von Koryphäen wie Matt Decker, der mit ihm zu tun gehabt hatte, seit er auf die Akademie gekommen war, und seinen vorgesetzten Offizieren; sein Talent für originelles Denken, das sein legendäres Manöver bei der Kobayashi Maru-Prüfung bereits bewiesen hatte – all dies hatte dazu beigetragen, ihm das Kommando über die Enterprise zu erteilen.

Und Wesley hatte ihm die frohe Botschaft überbracht. Er hatte darauf bestanden. Wesley, der sich gegen ihn ausgesprochen hatte, wollte dem neuen Captain klarmachen, dass er jetzt, nachdem die Entscheidung gefallen war, bereit war, sie anzuerkennen, zu unterstützen und mit Kirk ebenso umzugehen wie mit jedem anderen Raumschiff-Captain.

»Wir sind eine Bruderschaft, Kirk«, hatte er gesagt. »Brüder können zwar gegenteiliger Meinung sein, aber wenn's hart auf hart geht, müssen sie sich unterstützen. Wir müssen uns gegenseitig helfen. Wir müssen einander vertrauen können. Die Flotte ist auf Vertrauen gegründet, und wenn wir uns nicht vertrauen können, haben wir bald keine Flotte mehr. Schnallen Sie das?«

Kirk hatte genickt, Wesleys Hand geschüttelt und bald festgestellt, dass die festen Ansichten des hochgewachsenen Mannes auch von einem festen Händedruck unterstützt wurden. Er war tatsächlich so fest gewesen, dass Kirk den Eindruck hatte, das Knacken seiner Fingerknöchel zu hören.

Dies war nun erst einige Jahre her, doch als er Wesley auf dem Bildschirm erblickte, kam es ihm wie eine Ewigkeit vor. »Captain Kirk«, sagte Wesley.

»Commodore«, erwiderte Kirk und neigte knapp den Kopf.

»Ist Lieutenant Uhura bereit, auf das beste Raumschiff der Flotte zu wechseln?«, fragte Wesley.

»Nein, Commodore«, erwiderte Kirk gleichmütig. »Sie ist bereit, es zu verlassen.«

Wesleys Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Eins zu null, Captain.«

»Dein Ruf ist dir vorausgeeilt«, sagte Kirk und faltete die Hände. »Es wundert mich eigentlich, dass du hier draußen bist, Bob. Normalerweise hängst du doch immer am Eingang der Akademie rum und sagst: ›Ich nehm den, den und den da.‹«

»Also bitte, Jim«, erwiderte Wesley und drohte Kirk mit dem Zeigefinger. »Ein paar gute Leute sind mir schon durchs Netz geschlüpft. Ich habe auch Gutes über Riley gehört.«

»Er gehört zu meinen leicht bizarren Junioroffizieren«, sagte Kirk todernst. Obwohl er so großzügig gewesen war, die Einzelheiten des Verhaltens verschiedener Offiziere während des kürzlich erfolgten Psi-2000-Falles aus dem offiziellen Logbuch herauszuhalten, fiel es ihm noch immer schwer, an Riley zu denken, ohne sich an das endlose Absingen des Liedes ›Ich bring dich nach Haus, Kathleen‹ zu erinnern, das durch das Interkom gekommen war. Es wäre ja alles nicht so schlimm gewesen, wenn Riley nur den Ton hätte halten können.

Wesley zählte an den Fingern ein paar Namen ab. »Kyle ist ein hervorragender Transportermann. Und M'Benga … Nach allem, was ich höre, nennt man ihn schon den neuen McCoy.«

»Ich schätze, den echten McCoy wird's überraschen«, sagte Kirk und warf Spock einen amüsierten Blick zu. Der Vulkanier verzog, was niemanden überraschte, keine Miene.

Wesley kniff leicht die Augen zusammen. »Wer ist denn der kräftig aussehende Typ da hinten?«

Er deutete auf die taktische Station der Enterprise. Ein Mann mit viereckigem Kinn und dunkelgrauem Haar schaute überrascht auf, dann blickte er Kirk an.

»Das ist Sicherheitschef Giotto«, sagte Kirk.

»Sein Haarschnitt gefällt mir«, erwiderte Wesley. »Setz ihn auch auf die Liste.«

»Was soll das werden, Bob? Dein Wunschzettel für Weihnachten?«

»Ich schaue mir nur deine Leute an.«

»Aber nur aus der Ferne, wenn ich bitten darf, Commodore.«

Das Geulke wurde plötzlich unterbrochen, als Uhura sich zu Kirk umdrehte. »Captain«, sagte sie, »ich empfange eine Meldung von Starfleet. Wir …« Sie hielt inne. »Sie sollen sich im System Xaridia melden. Einzelheiten folgen.«

»Xaridia«, sagte Wesley, nun plötzlich ernst. »Ist das nicht das System, in dem die Leute Probleme mit Überfällen haben?«

»Ja, soweit ich weiß«, bestätigte Kirk.

»Sei bloß vorsichtig, Jim«, sagte Wesley. »Nach allem, was ich gehört habe, sind die unbekannten Angreifer ziemlich fiese Zeitgenossen.« Er hielt inne und wirkte, als dächte er über einige Möglichkeiten nach. »Wenn wir nach Rithra kommen, pusten wir praktisch auf die Schuppen der Gorn. Falls ein böser Empfang ansteht, müssten wir darüber im Bilde sein. Was haben die unbekannten Angreifer mit den Gorn zu schaffen?«

Kirk drehte seinen Kommandosessel und schaute Spock an. Der vulkanische Wissenschaftsoffizier brauchte kein weiteres Wort. »Seit dem Beginn der Schwierigkeiten haben wir die Angriffsmethoden der Unbekannten studiert. Sie passen nicht ins Profil der Gorn. Auch nicht in das der Klingonen und Romulaner. Es handelt sich bei ihnen offenbar um Individuen, mit denen wir zuvor noch keinen Kontakt hatten.«

»Und was können wir daraus schließen?«, fragte Kirk.

Spock neigte leicht den Kopf. »Im Moment noch nicht viel.«

»Sobald du alle Einzelheiten von der Flotte hast«, sagte Wesley, »schick sie uns bitte auf einer kodierten Frequenz. Ich möchte gern über die Lage auf dem laufenden bleiben.«

»Was glaubst du, Bob?«, fragte Kirk langsam. »Dass der Rithra-Einsatz irgend etwas mit den Unbekannten zu tun hat?«

»Ich habe keine Ahnung«, gab Wesley zu. »Es gibt keinen vernünftigen Grund, davon auszugehen.«

»Nicht den geringsten. Die beiden Systeme sind viel zu weit voneinander entfernt. Und die Rithrim haben keine Überfälle gemeldet.«

»Trotzdem«, sagte Wesley und gestattete sich, einen Teil seiner Frustration zu zeigen. »Die Rithrim sind hinsichtlich ihrer Probleme so verdammt vage, dass ihr Ersuchen beinahe alles betreffen könnte.«

»In diesem Fall solltest du uns lieber auf dem laufenden halten«, sagte Kirk. »Und ich bin sicher, du wirst es auch tun, alter Junge. Schließlich hast du den besten Kommunikationsoffizier der Flotte an Bord.«

»Ah, ja! Lieutenant Uhura.« Wesley drehte den Kopf ein Stück in ihre Richtung. »Es ist uns eine Ehre, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«

»Ganz meinerseits, Commodore«, sagte Uhura und stand auf.

»Sie sollten jetzt lieber gehen, Uhura«, sagte Kirk in der Hoffnung, nicht gönnerhaft zu klingen. Sie vergeudeten zuviel Zeit mit Geplänkel.

»Nur noch ein paar Kleinigkeiten, Captain«, sagte Uhura.

»Irgend etwas, das Lieutenant Palmer nicht hinkriegt?«

Uhura schaute die blonde Frau an, die inzwischen auf der Brücke erschienen war. Sie hatte den Befehl, sich sofort zu melden, wenn die Lexington in Reichweite war. Palmer runzelte die Stirn, als sei sie neugierig auf das, von dem Uhura glaubte, sie könne nicht allein damit fertig werden.

»Nein, Sir«, sagte Uhura.

»Na schön«, sagte Kirk. »Dann viel Glück, Lieutenant. Wir sehen uns bald wieder.«

»Aye, Sir.«

Als Uhura in den Turbolift stieg, wandte Kirk sich wieder Wesley zu. »Sie ist unterwegs, Bob. Sie müsste in drei Minuten an Bord sein.«

»Gut. Dann können wir beide wieder unseren Aufträgen nachgehen.«

»Bob …«

»Ja, Jim?«

Kirk musterte Wesley mit einem nachsichtigen Blick. »Lass den berühmten Commodore Wesley-Charme im Schrank. Du kannst ein sehr entgegenkommender Vorgesetzter sein.«

»Danke für das Kompliment«, sagte Wesley.

»Gern geschehen«, sagte Kirk. »Aber falls du nichts dagegen hast: Ich möchte Lieutenant Uhura gern zurückhaben.«

»Tja …« Wesley setzte ein breites Grinsen auf. »Das muss sie allerdings ganz allein entscheiden, oder nicht? Lexington, Ende.«

Sein Bild löste sich auf und wurde wieder durch das seines Schiffes ersetzt. Die Lexington wartete nur so lange, bis Lieutenant Uhura an Bord gekommen war, dann setzte sie sich in Bewegung und schoss davon. Kirk schaute ihr hinterher. Sulu drehte sich auf seinem Sitz um.

»Captain«, sagte er von Neugier geplagt, »glauben Sie, es besteht die Möglichkeit, dass Lieutenant Uhura beschließt, auf der Lexington zu bleiben?«

Kirk musterte ihn eine Weile. Dann machte er eine Geste, die die gesamte Brücke umfasste.

»Um das hier alles aufzugeben?«, fragte er ungläubig.

 

Uhura und Commodore Wesley materialisierten nebeneinander auf der Haupttransporterplattform der Lexington. Uhura hielt den Gepäcksack in der Hand, obwohl der Commodore sich ritterlich erboten hatte, ihn für sie zu tragen.

Sie schaute sich um, musterte den Raum und die Frau hinter der Steuerkonsole. Es war irgendwie komisch, eine Transportersteuerung zu sehen, ohne dass Kyle oder Scotty dahinter stand, aber daran war nichts zu ändern.

Du bist nicht mehr auf der Enterprise, ermahnte sie sich. Und deine Meldungen gehen nicht mehr an Captain Kirk. Ein paar Unterschiede müssen schon sein.

Als sie mit Wesley von der Plattform trat, ging zischend die Tür auf, und zwei Offiziere in Blauhemden traten ein. Der erste war muskulös und sah athletisch aus. Er hatte schwarzes Haar und einen rötlichbraunen Bart. Der zweite war hochgewachsen, knochig, blass und strohblond.

»Ah«, sagte Wesley trocken, »spät kommt ihr – doch ihr kommt.«

Der Bärtige musterte ihn. »Verzeihung, Sir. Wir mussten in letzter Minute eine Kurskorrektur vornehmen. Scheint, dass bei Beta Ganymed einige Kometen unterwegs sind.« Er wandte sich an Uhura und streckte lächelnd eine Hand aus. »Gut, Sie an Bord zu haben, Lieutenant. Mein Name ist Samuels – Wynn Samuels.«

»Mr. Samuels ist der Erste Offizier«, sagte Wesley. »Und ein verdammt guter noch dazu.« Er deutete auf den anderen Mann. »Peder Cross, der Schiffsarzt.«

Cross richtete einen stechenden Blick auf Uhura. »Willkommen auf der Lexington«, sagte er. Seine Stimme war tief und klang etwas heiser, aber sein Lächeln war erfreulich herzlich.

»Danke«, sagte Uhura und erwiderte das Lächeln. »Dann auf gute Zusammenarbeit, meine Herren.«

»Gut«, sagte Wesley. »Nun, da wir's hinter uns gebracht haben, nehme ich an, dass Lieutenant Uhura gern auspacken möchte. Mr. Samuels, ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie sie zu ihrem Quartier brächten. Der Doktor und ich haben noch im Lazarett zu tun.«

Der Erste Offizier runzelte in echter Besorgnis die Stirn. »Ist was, Sir? Irgend etwas, das ich wissen müsste?«

Wesley seufzte. »Die übliche Untersuchung«, erwiderte er so leise, dass Uhura ihn kaum hören konnte.

Samuels' Blick flackerte irgendwie komisch. »Verzeihung, Commodore, ich habe Sie nicht ganz verstanden. Haben Sie Untersuchung gesagt?«

Wesley runzelte die Stirn. »Tun Sie doch nicht so, Mr. Samuels. Ich habe für Sarkasmus nicht das geringste übrig.« Seine Stimme sagte Uhura allerdings, dass er nicht das geringste gegen Sarkasmus hatte.

Cross legte eine Hand auf Wesleys Schulter. »Sagen Sie mal«, wandte er sich an Uhura, »haben Sie schon mal einen kommandierenden Offizier gesehen, der sich so vehement vor ärztlichen Untersuchungen drückt?«

Uhura unterdrückte ein Lächeln. »Offen gesagt, Doktor, diese Anwandlung kommt mir irgendwie bekannt vor.«

Der Commodore wandte sich an Cross. »Sehen Sie?«, sagte er. »Kirk ist wahrscheinlich noch schwerer einzufangen als ich.«

Uhura nickte. »Es würde mich nicht überraschen, Sir.«

Wesley musterte sie mit einem herzlichen Blick. »Wissen Sie, Lieutenant«, sagte er, »Sie sind noch keine zwei Minuten an Bord, und doch haben Sie mir schon mehr geholfen, als Ihnen bewusst ist. Dies könnte der Anfang einer wunderschönen Arbeitsbeziehung sein.«

Uhura neigte leicht den Kopf. »Stets gern zu Diensten, Sir.«

Der Commodore brummte dankbar und folgte dem Arzt aus dem Transporterraum. Uhura wandte sich Samuels zu, der ihren Blick mit solch sonniger Fröhlichkeit erwiderte, dass sie einfach darauf reagieren musste.

»Ich hoffe, wir haben Ihr Gefühl für Anstand nicht verletzt«, sagte der Erste Offizier. »Wir ziehen an Bord gern mal ein Späßchen durch. So vergeht die Zeit einfach schneller.«

Uhura schüttelte den Kopf. »Sie haben mich nicht im geringsten verletzt«, versicherte sie. »Offen gesagt, ich fühle mich schon wie zu Hause. Und wo wir gerade davon reden …«

»Ich hab's verstanden«, sagte Samuels. »Kommen Sie mit.«

Und ohne viel Getue führte er sie zu ihrer Kabine.

 

Da Sulu sich im Konferenzraum neben McCoy in einen Sitz fallen ließ, konnte er nicht anders, als mitanzusehen, was der Arzt gerade von seinem medizinischen Tricorder ablas. Der Name der Datei überraschte ihn.

»Chekov?«, sagte er. »Hat Mr. Chekov ein medizinisches Problem, Doktor?«

McCoy warf Sulu einen Blick zu. Er zögerte deutlich, dem Steuermann einen Rüffel zu erteilen, weil er seine Nase – wenn auch unabsichtlich – in die Angelegenheiten anderer steckte. Doch dann fiel ihm ein, wie eng der Steuermann mit dem jungen Navigator zusammenarbeitete. Sie mussten sich ebenso aufeinander verlassen können wie ein Arzt und eine Krankenschwester bei einer Operation. Wenn überhaupt jemand ein berechtigtes Interesse an dem Russen haben konnte, dann Sulu. McCoy zuckte die Achseln – geistig und körperlich.

»Nichts von Bedeutung«, sagte er. »Es geht nur um die provisorische Routineuntersuchung. Wenn er überhaupt an etwas leidet, dann höchstens an Nervosität.«

»Nervosität?« Sulu runzelte die Stirn. »Wegen irgend einer Sache, die einer von uns gesagt oder getan hat?«

McCoy erkannte natürlich sofort, was Sulu wirklich meinte, nämlich: »Habe ich irgend etwas falsch gemacht?« Der Schiffsarzt schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt. Chekov leidet nur darunter, dass er erfolgreich sein will. Er möchte alle sofort beeindrucken und lässt dazu keine Gelegenheit aus. Aber er weiß nicht genau, wie er vorgehen soll, was ihn nur noch nervöser macht, weil er keine garantiert erfolgversprechende Methode kennt.«

In diesem Moment traten Scotty und Sicherheitschef Giotto ein. Scotty schaute von McCoy zu Sulu. »Wer ist nervös? Über wen reden wir?«

»Wir reden über niemanden«, sagte McCoy steif.

»Fähnrich Chekov«, sagte Sulu.

McCoy schlug die Augen zum Himmel. »Warum verbreiten wir es nicht gleich durchs Interkom im ganzen verdammten Schiff?«

»Halten Sie das für klug, Doktor?«, sagte Scotty todernst. »Glauben Sie, es geht alle an?«

»Nein, ich glaube nicht, dass es alle angeht!«, sagte McCoy ärgerlich. »Ich glaube, es geht niemanden etwas an!«

»Tja, aber Sie haben doch vorgeschlagen, dass wir es per Interkom …«

»Das habe ich nicht vorgeschlagen!«

»Ich muss doch sehr bitten, Doktor«, sagte Giotto. »Ich habe es selbst gehört. Wir haben es alle gehört.«

Rings um den Tisch wurde beifällig genickt. McCoy verbarg das Gesicht in den Händen. In diesem Moment traten Kirk und Spock ein.

Kirk bemerkte das allgemeine Genicke am Tisch. »Wie schön, wenn alle über irgend etwas einer Meinung sind. Könnte mir vielleicht jemand sagen, worum es geht?«

Sulu meldete sich eifrig. »Dass Dr. McCoy nicht im ganzen Schiff verbreiten soll, dass Fähnrich Chekov nervös ist.«

McCoy sah für einen flüchtigen Moment so aus, als wolle er ihn erschlagen.

Kirk schaute McCoy erschreckt an. »Ja, wolltest du das denn tun, Pille?«

»Nein!«

»Aye, wir haben es ihm ausgeredet«, sagte Scotty stolz.

»Und warum ist Chekov so nervös?«, fragte Kirk.

»Vielleicht macht er sich Sorgen«, schnaubte McCoy, »er könnte irgendwann Offizier werden und den Verstand verlieren – wie die meisten an diesem Tisch!«

Spock sah so aus, als dächte er darüber nach. »Falls Fähnrich Chekov sich Sorgen um seine psychische Stabilität macht, sollte er sich an den Chefmediziner wenden und ihn um Rat bitten. Andererseits … Er könnte auch deswegen nervös sein, Doktor, weil Sie seine Sorgen eventuell im ganzen Schiff verbreiten könnten.«

»Das würde sogar mich nervös machen«, sagte Giotto.

»Ich lege gleich irgend jemanden um«, sagte McCoy.

»Das ist genau die Erklärung, die jeder Angehörige der Besatzung einmal von einem Arzt hören möchte«, sagte Spock.

McCoy erschoss ihn mit einem Blick.

»Meine Herren«, sagte Kirk, »bevor wir weiter in die unzweifelhaft lebenswichtige Frage der Chekovschen Nervosität eintauchen, sollten wir uns, glaube ich, unserem aktuellen Thema zuwenden: die Angriffe auf das Xaridia-System. – Mr. Spock?«

Spock holte sogleich das Starfleet-Dossier über die Angriffe auf den Computerbildschirm. Nicht, dass es wirklich nötig gewesen wäre; er hatte die Informationen in seinem Gedächtnis gespeichert. Aber der Vulkanier war weitsichtig genug, alle Informationen zur Hand zu haben, falls der unwahrscheinliche Augenblick eintrat, in dem sein Erinnerungsvermögen versagte.

»Der Angriff auf die Gamma Xaridia-Kolonie war der letzte einer Reihe von Überfällen in der Gegend der Xaridia-Systeme«, sagte Spock. »Der erste fand vor mehreren Wochen auf Alpha Xaridia II statt. Dann, kaum eine Woche später, war Beta Xaridia an der Reihe.«

»Alpha, Beta, Gamma«, sagte McCoy. »Bin ich der einzige Anwesende, der darin ein Muster sieht?«

»Das versteht sich doch von selbst, Doktor«, sagte Spock trocken. »Sämtliche bewohnten Planeten der Xaridia-Systeme sind Kolonialwelten. Nur wenige Menschen haben die Angriffe auf die Systeme Alpha und Beta überlebt. Beim Überfall auf Gamma Xaridia sind alle umgekommen. Das Patrouillenschiff Viking hat den Tatort bereits inspiziert, aber die Mannschaft hat keine Überlebenden gefunden.«

»Die Schweinehunde werden immer effizienter«, sagte Giotto.

»Primitiv ausgedrückt, Mr. Giotto«, sagte Spock, »aber auch zutreffend. Örtliche Behörden und kleine Schiffe wie die Viking sind bei solchen Dingen einfach überfordert.«

»Und deswegen sind wir jetzt an der Reihe«, sagte Kirk. »Beschreibung der Angreifer, Mr. Spock?«

»Die Meldungen sind unterschiedlich«, sagte Spock. »Einige Überlebende haben vier Schiffe gesichtet, andere sahen sieben. Sie waren extrem manövrierfähig und äußerst tödlich. Es war wohl so, dass man sich ihrer nicht erwehren konnte. Kein Angreifer ist je gefangengenommen oder, soweit wir wissen, von den Bodenabwehrmaßnahmen in Mitleidenschaft gezogen worden. Die geringen Details der einzigen von Gamma Xaridia gefunkten Botschaft stimmen mit den anderen Meldungen überein.«

»Können wir sie schlagen?«, fragte Kirk.

Scotty schnaubte ungläubig. Er konnte nicht fassen, dass man diese Frage überhaupt stellte. »Das sind doch Feiglinge«, sagte er geringschätzig. »Sie schlagen zu und hauen ab, wie Guerillas. Gegen einen echten Gegner wie die Enterprise halten die doch keine fünf Minuten durch.«

»Einen Gegner, den man als extrem manövrierfähig und tödlich beschreibt, Mr. Scott, würde ich nicht so gering einstufen«, sagte Spock. »Diese Leute können Phaserbeschuss und Photonentorpedos ausweichen und unseren Abwehrschirmen zusetzen. Es ist durchaus möglich, dass die Enterprise ihnen ebenso hilflos ausgeliefert ist wie die Kolonien.«

Scotty sagte zwar nichts, aber sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass er mit Spocks Lageeinschätzung nicht übereinstimmte.

»Fragen wir die Viking«, sagte Kirk. »Sorgen wir dafür, dass sie uns über ihre Funde informiert. Mr. Sulu, welche Kolonie besuchen wir laut Plan als erste?«

»Alpha Xaridia II, Sir. Die Kolonie, die als erste angegriffen wurde.«

»Ausgezeichnet. Gehen Sie auf Warp fünf und informieren Sie die Kolonisten, dass wir in …?«

Sulu zögerte nicht. »Elf Stunden.«

Kirk nickte. Sulus Fähigkeit, über die Ankunftszeit zu jeder beliebigen Minute Auskunft geben zu können, war wirklich erstaunlich. »Elf Stunden. – Mr. Spock, ich brauche eine Liste der Kolonien, auf denen die Angreifer sich noch nicht gezeigt haben. Falls möglich, finden Sie heraus, welche von ihnen aller Wahrscheinlichkeit das nächste Ziel sein könnte.

Mr. Scott, prüfen Sie Sensoren und Tricorder. Erweitern Sie den normalen Suchradius, damit er auch außergewöhnliche Reichweiten der elektromagnetischen und Subraumspektren mit einschließt. Wenn diese Schiffe irgendwelche ungewöhnlichen Kennungen haben, möchte ich darüber informiert sein.

Mr. Sulu, wir haben zwar noch keine Alarmstufe Gelb, aber falls die Angreifer sich zeigen, wenn wir in der Gegend sind, möchte ich, dass die Enterprise sofort in Verteidigungsposition geht.«

Kirk warf einen schnellen Blick durch den Raum. »Kennt jeder seinen Auftrag, meine Herren?«

Alle nickten. Dann musterte Kirk McCoy mit festem Blick. In seinen Augen war nicht der geringste Anflug von Heiterkeit, als er sagte »Und, Pille … Tu mir den Gefallen, und tratsch es nicht auf dem ganzen Schiff herum, okay?«

McCoy drehte sich um und schaute Sulu an, der die ganze Sache ins Rollen gebracht hatte. »Mit Ihnen«, sagte er, »spreche ich nie wieder über medizinische Angelegenheiten – auch nicht über jene, die Sie selbst betreffen.« Er stand auf und fügte hinzu: »Das können Sie sogar senden!«

 

Als Uhura die ihr zugewiesene Kabine betrat, stutzte sie. Sie schaute sich um und sah mehr Platz, als sie erwartet hatte, sowie eine Einrichtung, die alles Erwartete übertraf.

Sie war im VIP-Quartier, nicht in der Mannschaftszone. Da hatte wohl irgend jemand einen Bock geschossen. Es war ihr nicht aufgefallen, als sie den Zimmernachweis bekommen hatte, weil die Wohnbereiche jedes Raumschiffes ihre Eigenheiten aufwiesen.

Sie ließ den Tragesack mit einem Seufzer auf den Boden sinken und ging zum Wand-Interkom. Nachdem sie den Knopf gedrückt hatte, rief sie die Station des Ersten Offiziers auf der Brücke an.

»Samuels«, kam die Antwort.

»Mr. Samuels, hier ist Lieutenant Uhura. Ich glaube, da liegt ein Irrtum vor. Man hat mir eine Gästesuite zugewiesen.«

Es gab eine kurze Pause, in der der Erste Offizier die Quelle ihrer Zuweisung ausfindig machte. Er holte sich die Kabinenliste auf den Monitor und stellte einen Vergleich an.

»Nein«, sagte er schließlich. »Es ist kein Irrtum. Der Commodore hat Ihnen das Quartier sogar persönlich zugewiesen.«

Uhura schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«

Samuels grunzte. »Das ist so seine Art, um es Ihnen behaglich zu machen, Uhura. Man könnte vielleicht heimisch sagen.«

»Ah!«, sagte sie. »Jetzt verstehe ich. Danke, Samuels.«

»Gern geschehen«, erwiderte er und beendete die Verbindung.

Uhura musste lächeln. Wesley hatte Captain Kirk versprochen, keinen Versuch zu machen, sie ihm abspenstig zu machen – aber es sah so aus, als definierte er ›abspenstig machen‹ anders als das Wörterbuch.

Natürlich hatte sie nichts dagegen, wenn man ihr auf diese Weise den Hof machte. Welche Frau hätte es nicht gern gesehen? Aber selbst alle Schmeicheleien der Galaxis konnten sie nicht dazu verleiten, die Enterprise zu verlassen. Punkt.

Sie hob den Tragesack auf und schleppte ihn in die Schlafzone am Ende der Kabine. Nachdem sie ihn auf einen Synthoholzschrank geschwungen hatte, begann sie mit dem Auspacken. Sie hatte schon zwei der drei Schubladen gefüllt, als ihr auffiel, dass das Holz gar nicht synthetisch war.

Es war echt. Sie ließ erfreut die Finger über die gemaserte Oberfläche gleiten. Es fühlte sich unerwartet sinnlich an.

Vielleicht war es doch von Vorteil, unter einem Commodore Dienst zu tun.

Plötzlich hörte sie ein leises, fast musikalisches Summen. Sogar die Türsignale klangen hier besser, fiel ihr auf. Sie kam hinter dem Schlingenvorhang hervor, der den Schlafraum abgrenzte, und sagte »Herein«.

Die Tür glitt auf und enthüllte einen hochgewachsenen schlanken Mann, der so dunkelhäutig war wie sie. Seine Augen waren hart und schwarz wie Obsidian, und seine hervorstehenden Wangenknochen verliehen ihm einen gewissen … was? Adel? Oder Hochmut?

Er neigte leicht den Kopf und stellte sich vor. »Jerome Baila. Ich bin der Kom-Offizier.«

Uhura hatte sogar schon in der Stimme Mr. Spocks mehr Begeisterung vernommen. Sie nickte ihm zu. »Uhura. Von der Enterprise

Baila nickte. »Ja, ich weiß.« Und dann: »Uhura bedeutet Freiheit, nicht wahr?«

»Aber ja. Woher wis…« Dann beantwortete sie ihre Frage selbst. »Sie sind ein Bantu.«

Baila zuckte die Achseln. »Mehr oder weniger.«

Uhura wollte ihm weitere Fragen stellen, doch sie hielt sich zurück. Die Reaktion des Mannes hatte nicht danach ausgesehen, als sei er darauf aus, das Thema zu vertiefen.

Baila schaute sich um. »Nicht übel«, sagte er. »Sieht so aus, als hätte Wesley für Sie den roten Teppich ausgelegt.«

Ihr wurde plötzlich klar, wie all dies auf ihn wirken musste. Sie spürte, dass sie errötete.

»Lieutenant«, sagte sie, »ich bin nicht an Bord gekommen, um Sie zu verdrängen, falls Sie das glauben. Es ist nur ein Ad-hoc-Auftrag. Wenn ich ihn erledigt habe, bin ich wieder weg. Glauben Sie mir.«

Baila lächelte humorlos. »Wirklich«, sagte er.

»Wirklich.«

»Tja, so sehen Sie's wahrscheinlich. Aber ich glaube, Commodore Wesley sieht's anders.« Er hielt eine Sekunde inne. »Der Commodore und ich haben uns nämlich in letzter Zeit so gut wie nie gesehen. Ich würde es nicht ausschließen, dass er jemand anderen im Auge hat.«

Bailas Stimme klang irgendwie ärgerlich, wenn nicht gar verbittert. Und obwohl Uhura ihn nicht gut genug kannte, um sicher zu sein, hatte sie das Gefühl, dass es ihm um mehr ging als um seine offensichtliche Fehde mit Wesley.

»Tja«, sagte sie, »ich kann nicht für den Commodore sprechen, aber soweit es mich betrifft, so habe ich schon einen Job – auf der Enterprise

Dies schien Bailas Feindseligkeit ein wenig zu reduzieren. Er nickte. »Schön. Wir sollten uns auf jeden Fall über die Rithrim unterhalten.« Er schaute an ihr vorbei auf die Schlafecke und den halb gefüllten Beutel und runzelte die Stirn. »Das heißt, wenn Sie fertig sind.«

»Ich bin schon fertig«, erwiderte sie. »Obwohl ich die Sache lieber in …« – sie suchte nach den passenden Worten – »einer weniger kontroversen Umgebung besprechen würde. Sind Sie einverstanden?«

Er zuckte die Achseln. »Wie Sie möchten … Lieutenant.«

 

Chekov war dankbar dafür, dass der Captain der Brückenmannschaft eine fünfzehnminütige Pause gewährt hatte. So konnte er in der Messe etwas essen, bevor es wieder an die Arbeit ging. Wenn die Dinge haarig wurden, konnte man schließlich für eine Weile nichts mehr zu sich nehmen, und wer hungrig war, ließ sich vielleicht ablenken.

Chekov wischte sich ein paar Brotkrumen von den Händen, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Alle schienen über den gegenwärtigen Einsatz zu spekulieren. Er hatte zwar auch einige Vorstellungen, aber es lag ihm nicht, sie jemanden mitzuteilen, zumal er die Mannschaft kaum kannte.

Uhura hatte ihm mehr als einmal versichert, dass er in Kürze alle kennenlernen würde. Im Moment war ihm dies nur ein schwacher Trost, denn er sah niemanden im Raum, den er kannte. Na ja, korrigierte er sich, er kannte Sulu und Lieutenant Palmer, die Uhura nun vertrat. Aber er hatte gerade auf der Brücke mit ihnen Dienst geschoben und wollte nicht, dass sie ihn für eine Klette hielten.

Er schaute zu, als Sulu schweigend einen Blick auf Lieutenant Peterson warf. Sie war auch neu und tat auf dem Shuttledeck Dienst. Die Frau mit dem kastanienbraunen Haar lächelte Sulu zu und winkte. Chekov, der zu wissen glaubte, dass Sulu Lieutenant Peterson zuvor erst ein- oder zweimal gesehen hatte, wunderte sich, wieso er schon jetzt mit ihr schäkerte – zumal ihnen ein gefährlicher Einsatz bevorstand.

Was für ein Selbstvertrauen, dachte er. Genau das fehlte ihm. Er wurde sich der Spannung bewusst, die seinem Körper zu schaffen machte, und zwang sich, sie niederzuringen. Wenn er sich schon bei einer dämlichen Mahlzeit verspannte, womit musste er dann bei Alarmstufe Rot rechnen? Mit Muskelkrämpfen? Apoplexie?

Nachdem er sein Glas geleert hatte, brachte er seinen Teller weg und verließ so beiläufig wie möglich die Messe. Er marschierte langsam auf den Turbolift zu. Kurz darauf zischte er zur Brücke hinauf.

Dort angekommen, zuckte er zusammen. Sulu hatte es irgendwie geschafft, vor ihm auf dem Posten zu sein.

»Willkommen daheim, Pavel«, sagte Sulu strahlend.

»Danke«, erwiderte Chekov mit ziemlich überraschter Stimme. Er konnte sich gerade noch zurückhalten, den Steuermann zu fragen, wie ihm dieser Trick gelungen war.

Als er an der Navigationskonsole saß, nahm er rasch eine Standarddiagnose vor. Die grünen Lämpchen blitzten innerhalb von Sekunden auf. Er nickte zufrieden, denn es bedeutete, dass alles in Ordnung war.

Neben ihm nahm Sulu konzentriert seine eigenen Systemüberprüfungen vor. Seit sie an die Arbeit zurückgekehrt waren, hatte niemand ein Wort gesprochen. Was nicht ungewöhnlich war, denn die Mannschaft bereitete sich auf potentielle Probleme vor. Dann stellte Chekov fest, dass er schon wieder den gleichen Test vornahm.

»Irgendwas nicht in Ordnung, Chekov?«, fragte Sulu.

Der Russe schüttelte den Kopf. »Ich will nur ganz sicher sein. Schließlich haben wir doch keine Ahnung, worauf wir stoßen.«

»Im Moment wahrscheinlich auf nichts. Wenn die Armaturen zu Ihrer Zufriedenheit arbeiten, lassen Sie sie leben.«

»Wissen Sie genau, dass da draußen nichts ist?« Chekov nahm zwar die Hände von den Kontrollen, aber sein Blick blieb auf die Anzeigen gerichtet.

»Sie sehen doch selbst, dass die Fernsensoren nichts Ungewöhnliches anzeigen.« Sulu legte ein Päuschen ein. Dann fragte er plötzlich: »Machen Sie sich über irgend etwas Sorgen?«

»Sorgen eigentlich nicht. Es könnte aber doch sein, dass wir auf die Unbekannten stoßen, die die Kolonien verwüstet haben. Und wir wissen gar nichts über sie. Welche Macht haben sie? Was sind ihre Ziele? Können wir sie aufhalten?«

»Gute Fragen, Fähnrich.« Chekov wirbelte auf seinem Sitz herum. Captain Kirk stand vor der Turbolifttür und musterte die Mannschaft.

 

Kirk, zufrieden mit dem, was er sah, ging zu seinem Kommandosessel hinunter. »Offen gesagt, Mr. Chekov, es sind sehr gute Fragen.« Er wandte sich an Spock. »Status?«

»Sensoren zeigen keine Anzeichen einer Störung«, erwiderte der Vulkanier. Er verließ seine Station und ging zum Captain. Ein weiblicher Unteroffizier brachte Kirk die Energieverbrauchsmeldung.

Kirk schaute auf den Datenblock, unterzeichnete und gab ihn der jungen Frau zurück. Dann wandte er sich seufzend zu Spock um. »Wieso kriege ich die Energieverbrauchsmeldung eigentlich immer, bevor wir aufbrechen? Wenn es ein Problem gäbe, würde Scotty doch inzwischen laut über seine Kleinen greinen.«

»Angesichts der Beschaffenheit der Materie-Antimaterie-Vorräte sowie der Dilithiumkristalle ist es nur logisch, unseren Energiestatus zu klären, bevor wir uns auf etwas einlassen, das außerhalb der Norm liegt.«

Kirk schaute Spock an und erkannte, dass der Vulkanier noch immer nichts mit rhetorischen Fragen anfangen konnte. Er biss sich bildlich auf die Zunge, nickte und schaute auf den Bildschirm. Bei Warpgeschwindigkeit bildeten die Sterne zwar Streifenmuster aus, aber sie wirkten auch irgendwie friedlich. Wieder einmal geht's ins Unbekannte, dachte er. Es war an der Zeit, nicht nur sich selbst, sondern auch das Brückenpersonal darauf vorzubereiten.

Als Kirk seine Leute anschaute, fiel ihm ein, dass der sehr jung wirkende Chekov und Lieutenant Palmer – obwohl letztere in Sachen Kommunikation die Nummer Zwei an Bord war – noch selten gefährliche Situationen erlebt hatten.

Chekov hatte recht. Es gab eine Menge unbeantworteter Fragen. Nach seinem Geschmack zu viele.

»Wollen wir doch mal aufzählen, was wir über die unbekannten Angreifer wissen, hinter denen wir her sind«, sagte er lauter als üblich. Die Brückenmannschaft hielt bei der Arbeit inne; alle Blicke richteten sich sofort auf Kirk.

»Wir wissen, dass ihre Überfälle offenbar willkürlich erfolgen«, erwiderte Spock. »Und außerdem wissen wir, dass ihnen Menschenleben wenig bedeuten.«

Kirk nickte. »Zum Glück sind unsere Abwehrschirme viel stärker als die der Kolonien.«

»Sir«, sagte Sulu, »ob die Möglichkeit besteht, dass die Angreifer – wer sie auch sind – einen berechtigten Grund für ihre Taten haben?«

Kirk zuckte die Achseln. »Die Möglichkeit besteht immer, Lieutenant. Und natürlich werden wir sie danach befragen. Aber wir lassen nicht zu, dass sie noch mehr Leben in Gefahr bringen.« Er schaute sich auf der Brücke um, doch niemand schien etwas dazu sagen zu wollen.

Sein Blick blieb schließlich auf Chekov haften. »Fähnrich, was halten Sie von der Situation?«

Der junge Russe wandte sich auf seinem Sitz um. Er wirkte bleich. »Bei allem gebührenden Respekt, Sir«, sagte er, »ich glaube, Spekulationen bringen uns nicht weiter. Wir werden erst etwas über sie erfahren, wenn wir ihre Schiffe sehen.«

Kirk gab keinen Kommentar zu seiner Antwort ab. Er wandte sich bloß der Kom-Station zu – und war milde überrascht, als er statt Uhura Lieutenant Palmer dort sitzen sah.

Verdammt. Dass Uhura nicht an Bord war, war etwas, woran er sich erst noch würde gewöhnen müssen.

»Lieutenant Palmer«, sagte er, »haben die Kolonisten versucht, mit den Angreifern in Kontakt zu treten?«

Palmer nahm schnell den Hörer aus dem Ohr und schaute den Captain mit glänzenden Augen an. »Alle Meldungen der Kolonien zeigen, dass ihre Universaltranslatoren in Betrieb waren. Aber die Angreifer haben allem Anschein nach keinen Wert auf Gespräche gelegt.«