Unten im Maschinenraum flackerten Lichter auf dem tragbaren Scanner, der über eine große Trümmeransammlung geschwenkt wurde. Es handelte sich ausnahmslos um Überreste der Kolonie Alpha Xaridia II. Scott beugte sich stirnrunzelnd über die Anzeige und bemühte sich, das Gerät zu justieren. Doch die Worte änderten sich nicht – und das war kein Ergebnis, das die Stimmung eines Ingenieurs besserte.
»Ich versteh einfach nicht, warum jemand eine Kolonie verwüsten sollte«, murmelte er. Seine Hand griff nach der Kaffeetasse, und er hob sie geistesabwesend an die Lippen. Kalt. Wie passend. Er stellte sie auf den Tisch zurück und richtete den Blick wieder auf den Scanner.
Obwohl Scott Spaß daran hatte, Dinge aus Metall in ihre Einzelteile zu zerlegen, konnte er es nicht ausstehen, wenn dies jemand ohne triftigen Grund tat. Er konnte Rätsel nicht ausstehen, wie auch der Captain. Er wollte gern verstehen, was in den xaridianischen Systemen passiert war, deswegen hatte er auch persönlich die Inspektion des an Bord gebeamten Materials aus der verwüsteten Kolonie übernommen.
Ein weiterer Grund war der, dies gestand er sich – aber auch nur sich selbst – ein, dass die Dinge zu normal waren, wenn das Schiff sich nur durch den Raum bewegte. Statt im Maschinenraum, den er so gut wie seine Westentasche kannte, auf und ab zu gehen, zog Scott es vor, die Trümmer zu studieren.
Natürlich hatte sich die Ermittlergruppe der wissenschaftlichen Abteilung unter Spocks gewissenhafter Leitung schon zuvor um das Material gekümmert. Aber die Leute hatten übereinstimmend gemeint, Scott sehe die Dinge möglicherweise anders. Aufgrund ihres Ersuchens standen ihm nun einige Angehörige der Landeeinheit zur Seite – auch Fähnrich Chekov, der mit einem Tricorder die Messung einiger verkohlter, geschmolzener Ausrüstungsteile vornahm.
Scott schaltete den Sensor aus und schaute sich seufzend um. Er war nun schon seit zwei Stunden an der Arbeit, aber seinem Ziel kaum näher als am Anfang. Vielleicht sollte er einen Spaziergang machen, um seinen Verstand zu klären.
Er reckte sich, ging im Raum auf und ab und beobachtete die anderen bei der Arbeit. Er blieb am Nahrungsautomaten stehen und orderte eine frische Tasse Kaffee. Während er das Getränk vorsichtig schlürfte, ließ er die anderen nicht aus den Augen. Ihm fiel auf, dass Chekov den Tricorder neu justierte, deswegen ging er zu ihm hinüber, um ihm zuzuschauen.
Scott hatte zwar noch nicht oft mit Chekov zusammengearbeitet, aber er hielt den Fähnrich für einen talentierten jungen Mann.
»Ist was, Junge?« Scott trat näher heran. Chekov war nun mit der Einstellung fertig.
Er schaute kurz auf, dann blickte er auf den Schirm. »Könnte sein, Mr. Scott. Ich versuche, die Anzeige für die Niedrigwerte zu verstärken. Ich glaube, wir sind auf etwas gestoßen.«
»Aye«, sagte Scott. »Setzen Sie doch mal den Feinberger ein, dann kriegen Sie eine detailliertere Anzeige.«
Chekov öffnete eine kleine Klappe an der Vorderseite des Tricorders und fuhr ein kleines, kreisförmiges Gerät aus, das elektronisch mit dem Haupttricorder verbunden war. Die medizinischen Teams setzten diese Geräte öfter ein als alle anderen, denn die Feinberger-Scanner verfügten über eine Vielzahl von Möglichkeiten. Chekov schwenkte das kleine, blitzende Gerät wenige Zentimeter vor der Maschinerie hin und her und beobachtete sorgfältig den winzigen Anzeigeschirm.
»Ah, ich glaube, da ist etwas. Die Spitzen der kleinsten elektromagnetischen Säule könnten eine Energiekennung sein. Vielleicht kann Mr. Spock sie extrapolieren und in Erfahrung bringen, wie stark diese Kosaken wirklich sind.«
Scotty warf einen Blick auf Chekovs Tricorder und nippte vorsichtig an seinem Kaffee. Er dachte kurz nach, dann musterte er den Tricorder erneut.
»Ich glaube kaum«, sagte er und nahm dem überraschten Chekov den Feinberger ab. Er schwenkte ihn vor dem schartigen Metall und musterte das Gerät, um zu sehen, ob sein Verdacht sich bestätigte.
»Sie haben wirklich eine Kennung aufgespürt. Na schön. Aber es ist keine Waffenkennung, sondern ein Rückstand der Energiequelle des Geräts. Sehen Sie, dass sie einem stark standardisierten Impulsmuster folgt? Es ist das gleiche wie bei Dutzenden anderer Maschinen. Tut mir leid, Junge, aber Sie haben nichts Neues entdeckt.« Scotty hob den Arm und legte ihn tröstend auf Chekovs Schulter. Er spürte, dass der junge Mann sich anspannte.
»Verdammt!«, explodierte Chekov mit zusammengebissenen Zähnen. Die Heftigkeit seines Tonfalls war für Scotty eine Überraschung. »Wann kriege ich endlich mal was richtig hin? Ich gehe genau nach den Regeln vor, so, wie man's mir gesagt hat, und trotzdem geht immer alles schief! Sagen Sie, Sir, gibt es irgendeinen Grund, warum bei mir immer alles schiefgeht?« Der schmerzerfüllte Blick auf dem Gesicht des Fähnrichs machte Scott ernstliche Sorgen, und er bemühte sich, die Verärgerung des jungen Mannes abzuwiegeln.
»Sie sind Fähnrich, Junge. Haben Sie noch nicht mitgekriegt, dass Fähnriche immer unrecht haben?« Er grinste. »Mir ist's auf meinen ersten Flügen nicht anders ergangen. Sehen Sie's so: Wenn man als perfekter Mensch anfängt, führt man anschließend eine langweilige Existenz.«
Chekov schüttelte mit einem lauten Seufzer den Kopf. »Ich habe getan, was ich konnte«, sagte er monoton. »Ich schreibe jetzt meine Meldung – wenn auch nicht viel drinstehen wird – und gehe wieder auf die Brücke.« Er richtete sich auf, schloss den Tricorder und schob ihn wieder in die Nische neben der Tür.
»Ich könnte aber bei dem großen Teil da hinten einen Helfer brauchen, Junge«, sagte Scott ruhig. Er hatte das Teil zwar schon seit Stunden untersucht, aber er hielt es für eine gute Idee, die Frustration des Fähnrichs durch Arbeit zu zerstreuen – auch wenn dies nur die Frustration verdoppelte, die er selbst längst empfand.
Scott nahm den schweren dreieckigen Ingenieursscanner und richtete ihn genau auf den Mittelpunkt des zerschmolzenen Metalls. Chekov trat langsam neben ihn und schaute zu.
»Auf geht's«, sagte Scott und deutete auf die Überreste. »Ich versuche jetzt mal das Gegenteil von dem, was Sie gerade gemacht haben. Wir gehen ans obere Ende des Spektrums – mit einem diagnostischeren Werkzeug. Achten Sie mal auf die Anzeige?«
Na schön, vielleicht war es Arbeitstherapie, aber Scott hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass Menschen, die etwas tun und lernen wollen, beschäftigt bleiben müssen. Wenn sie zuviel Zeit zum Nachdenken hatten, wussten sie früher oder später nicht mehr, wie man einen Computer einschaltete.
Chekov, der nun Scotts Tricorder einsetzte, verglich die Anzeige mit der des größeren Geräts. Scott bewegte den Scanner langsam über jeden Millimeter des Metalls. Chekov kniff die Augen zusammen. Er wirkte, als ginge er in der Aktivität auf.
Eine ziemlich lange Zeit tat sich überhaupt nichts Ungewöhnliches. Die Abtaststreifen auf Chekovs Tricorder blieben flach und gleichmäßig.
Plötzlich tauchte ein Farbsprung in den blauen Teil des Spektrums auf, dann eine starke Spitze nach unten. Scott sah Chekov blinzeln und hob den Tricorder näher an seine Augen. Wieder eine blaue Verschiebung, dann eine noch tiefer nach unten führende Spitze. Das Muster wiederholte sich auf einer konstanten Ebene mit den Abwärtsbewegungen.
»Mr. Scott, Sie haben etwas gefunden!«, rief Chekov.
»Aye? Was ist es denn, Junge?«
»Ich weiß es nicht … Noch nicht. Es wirkt eindeutig wie eine Strahlungsanzeige. Aber der Tricorder erkennt sie nicht.«
»Na, das ist doch was«, sagte Scott. »Sehen wir's uns mal an.« Er streckte die Hand aus, las den Tricorderschirm ab und stellte mit Erleichterung fest, dass Chekov eine wertvolle Entdeckung gelungen war. Natürlich hätte er schon früher daran denken können, das obere Spektrum zu prüfen, aber das war nun Schnee von gestern. Jetzt hatten sie etwas, das zu untersuchen sich lohnte.
Er nahm sich vor, Chekovs Beitrag nicht zu vergessen, wenn er seine Meldung machte. Es würde dem jungen Mann helfen, nahm er an. Ihm fiel ein, dass es noch nicht lange her war, als er unter Captain Christopher Pike als Ingenieurassistent auf der Enterprise angefangen hatte. Auch er hatte in der Annahme, sein Können sei kaum mit dem seiner vorgesetzten Offiziere zu vergleichen, viele frustrierende Momente erlebt.
»Danke für die Hilfe, Junge. Und nun hauen Sie ab. Ich mache es allein zu Ende. Die Einsatzbesprechung steht an, bis dahin muss ich den Bericht fertig haben.«
Chekov schaute plötzlich auf. »Davon weiß ich ja gar nichts.«
Scott hustete, um seine Überraschung zu verbergen. Er hätte daran denken sollen, dass Kirk Chekov zu solchen Besprechungen nicht zulassen würde, bis er ihm voll vertraute. »Die Konferenz ist nur für Stabsoffiziere«, sagte er schnell.
»Das schließt das Brückenpersonal doch in der Regel mit ein«, sagte Chekov verwirrt. »Und damit auch mich …« Seine Schultern sackten herab, und er verließ den Raum.
Scott schaute mit einem mitfühlenden Blick hinter ihm her. Ich muss mal mit dem Jungen reden, dachte er. Aber zuerst muss ich mit dem Problem hier fertig werden …
Als Rithra auf dem Hauptbildschirm auftauchte, wurde Uhura klar, dass es sich um eine Welt der Klasse M handelte. Sie war zwar etwas größer als die Erde, aber ihre Schwerkraft, die Atmosphäre und die meteorologischen Eigenarten lagen durchaus innerhalb der Grenzen menschlicher Toleranz.
Natürlich bedeutete der Klasse M-Status nicht automatisch, dass eine Welt ästhetisch erfreulich war, wenn man sie aus dem Weltall betrachtete. Doch dieser Planet war in seiner erdbraunen und wasserblauen Majestät durchaus atemberaubend. Und von ihrem Aussichtspunkt neben dem Kommandosessel des Kommandanten hatte sie in der Tat Zeit, den Anblick zu genießen.
»Nähern uns dem Planeten«, meldete Berriman, Wesleys hübsche rothaarige Steuerfrau.
»Auf halbe Impulskraft verlangsamen«, sagte der Commodore. »Kreisbahn vorbereiten, Mr. Ito.«
»Aye, aye, Sir«, erwiderte Ito, der stämmige schwarzäugige Navigator. »Alle Vorbereitungen getroffen.«
Wesleys Befehle fielen etwas anders aus – vielleicht stärker im Ton – als die, die Uhura von Captain Kirk kannte. Aber schließlich waren Kirk und Wesley auch unterschiedliche Menschen. Und außerdem zählten nur die Resultate.
»Kommunikation bereit?«, fragte Wesley.
»Kommunikation bereit«, bestätigte Baila.
Uhura empfand einen Stich. Es hörte sich komisch an, wenn ein anderer diese Worte sagte. Sie musste einfach einen Blick auf die Kom-Station werfen, an der Baila die erforderlichen Protokolle durchlaufen ließ. Mit einem leisen Seufzer wandte sie sich wieder dem Bildschirm zu.
»Stimmt was nicht, Lieutenant?« Wesley schaute zu ihr auf. Er schien eine Antwort zu erwarten.
Uhura verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Nein, Sir. Es ist nur so … Ich bin nicht daran gewöhnt, dass … nun ja …«
»… dass Sie sich einem Planeten nähern, ohne an der Kom-Station zu sitzen?«
Uhura zuckte die Achseln. »So ähnlich.«
Wesley wandte sich wieder dem Hauptschirm zu. Er lachte leise. »Es gibt doch nichts Besseres als eine neue Perspektive, um sich daran zu erinnern, warum man sich überhaupt verpflichtet hat. Stimmt's, Lieutenant?«
Uhura erwiderte seinen Blick. Schließlich nickte sie. »Ich vermute, Sir.«
Der Commodore musterte sie noch einen Moment länger. Dann meldete sich Baila.
»Ich habe eine Antwort der Rithrim«, sagte er.
Wesley richtete sich in seinem Sessel auf und wandte sich dem Bildschirm zu. »Auf den Schirm, Mr. Baila.«
Den Bruchteil einer Sekunde später erschien das Abbild eines Rithra-Direktors, das anfangs aufgrund der Umgebungsbeleuchtung nur schwer zu erkennen war. Uhura musste die Augen zusammenkneifen, aber die Helligkeit überraschte sie nicht; sie hatte aus ihren Unterlagen erfahren, dass die Rithrim starke Helligkeit liebten.
Als ihre Augen sich anpassten, konnte sie auch mehr von dem Direktor erkennen. Er war, wie alle Rithrim, durchaus humanoid, hatte orangefarbene Haut, kleine schwarze Augen und einen gefiederten Hahnenkamm auf dem Kopf. Obwohl der Bildschirm nur seinen Kopf und seine Schultern zeigte, wusste sie, dass das Wesen hochgewachsen und schlank war – ein typischer Charakterzug der Direktorenkaste.
»Willkommen«, sagte der Rithrim. »Ich bin Endris, der gegenwärtige Zyklus-Direktor von Rithra.« Während er sprach, bewegten sich seine Hände in einem eleganten Tanz.
Uhura runzelte die Stirn und bemühte sich, mit ihnen Schritt zu halten. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Gestensprache des Rithrim mit dieser halsbrecherischen Schnelligkeit vonstatten ging.
»Lieutenant?«, hauchte Wesley, ohne sie anzusehen.
»Er schmückt die Begrüßung aus«, erläuterte sie, obwohl ihr einige Details entgangen waren. »Sie sind nicht nur willkommen, sondern sehr willkommen.«
Der Commodore lächelte. »Ich bin sehr erfreut, einen so gnädigen Gastgeber zu haben«, erklärte er.
Uhura machte die notwendigen Zeichen, um den Worten Nachdruck zu verleihen, damit Wesleys Antwort mit der gleichen Begeisterung herüberkam wie die des Rithrim.
»Wie ich sehe«, sagte der Direktor, »haben Sie einen Übersetzer mitgebracht.«
Der Commodore nickte. »Wie Sie wissen, sind unsere Übersetzungsinstrumente nicht in der Lage, uns die vollständige Bedeutung Ihrer Sprache zu verdeutlichen. Lieutenant Uhura ist mit Ihrer Gestik genug vertraut, um uns die Informationen zu geben, die wir sonst übersehen würden.«
Der Rithrim musterte Uhura kurz. Er sagte nichts, aber seine Hände zeigten, dass er nichts gegen sie hatte.
»Wenn Sie herunterbeamen wollen«, schlug Endris vor, »geben wir Ihnen die nötigen Koordinaten.« Auch diesmal wurden seine Worte von einer Reihe flinker Handbewegungen unterstützt.
Je mehr Uhura von den Gesten des Direktors sah, desto mehr verstand sie. »Interessant«, sagte sie so leise, dass nur Wesley es hören konnte. »Er wirkt ungeduldig. Seine Gesten zeigen eindeutig, dass die Angelegenheit dringlich ist.«
»Haben Sie irgendeine Vorstellung, warum?«, gab der Commodore ebenso leise zurück.
»Nein.«
Wesley brummte leise. »Wir kommen sehr gern zu Ihnen hinunter«, erklärte er dem Rithrim mit nun lauterer Stimme. Uhura begleitete den Satz mit Gesten, um zu verdeutlichen, dass er nicht die geringsten Bedenken hatte.
»Koordinaten treffen ein, Sir«, meldete Baila von der Funkstation. »Ich übermittle sie an den Transporterraum.«
Als sei dies das erwartete Stichwort gewesen, neigte der Direktor sein federbedecktes Haupt. Kurz darauf verblasste sein Bild auf dem Schirm und wurde durch die Ansicht des Planeten ersetzt.
»Danke, Mr. Baila«, sagte Wesley. Er stand auf und wandte sich zu Uhura um. »Dann wollen wir doch mal sehen, was da so dringend ist.«
»Auf geht's«, sagte Uhura.
Der Commodore ließ seinen Blick über die Brücke schweifen. »Berriman, Sie haben das Kommando. Samuels und Baila, Sie kommen mit.« Noch bevor er die Worte ganz ausgesprochen hatte, war er schon zum Turbolift unterwegs.
Als Uhura zusammen mit den anderen materialisierte, war sie froh über die Vorsichtsmaßnahmen, die Dr. Cross angeordnet hatte, um ihre Augen zu schützen. Trotz des polarisierten Visors, der über die obere Hälfte ihres Gesichts verlief, fand sie das Umgebungslicht zu hell, um Behagen zu empfinden. Der Bildschirm mit den automatischen Kompensationsfiltern hatte ihr nur einen Anflug von der Intensität der natürlichen Helligkeit dieser Welt vermittelt.
Als Uhura sich umschaute, um sich zu orientieren, fand sie sich in einem großen, uralt aussehenden Hofraum wieder, der aus einem sandsteinähnlichen Material bestand. Zahlreiche Wandfresken, von Steinmetzen bearbeitete Ecksäulen und freistehende Skulpturen aus dem gleichen Material verliehen dem Hof ein Gefühl von Vitalität und Enthusiasmus – strotzende, freudige Energien, die sich nach Anwendung sehnten.
Im Mittelpunkt des Hofes befand sich ein kleiner Teich, ein perfektes Quadrat stillen Wassers, in dem sich der über ihnen befindliche blaugrüne Himmel widerspiegelte. Vor und hinter dem Teich standen Bänke. Und auf einer dieser Bänke saßen fünf hochgewachsene Gestalten in schwarzen Gewändern.
»Der Direktorenrat«, sagte jemand leise. Uhura wusste nicht genau, wer. Sie war zu sehr damit beschäftigt, die ihr am nächsten befindliche Gestalt zu beobachten, die auf der anderen Seite des Teiches nun aufstand und eine Geste machte.
Sie erkannte in ihr Zyklus-Direktor Endris. »Bitte«, sagte er, »nehmen Sie Platz.«
»Ich glaube, dafür brauchen wir keine Übersetzung«, sagte Wesley.
Uhura und die anderen gingen zu der ihnen zugewiesenen Bank. Nachdem die Gäste sich gesetzt hatten, nahm auch Endris wieder Platz.
Die beiden Gruppen schauten sich gegenseitig eine Weile an, wenn sie sich auch nicht gerade anstarrten. Der neben Uhura sitzende Commodore räusperte sich.
»Soweit wir informiert sind«, begann er, »ist die Angelegenheit, die uns zu Ihnen geführt hat, eine dringende. Wenn Sie der gleichen Meinung sind, möchten wir gern auf das Protokoll verzichten und sofort zur Sache kommen.«
Uhura fand, dass seine Worte ein wenig direkt waren, also setzte sie ihre Hände ein, um Wesleys Eröffnungsrede leicht abzuschwächen. Andererseits war der Commodore auch keiner von denen, die lange um den heißen Brei herumredeten.
Einige der Direktoren tauschten Blicke. Endris hingegen schaute Wesley und seine Leute an. »Wir wissen Ihre Offenheit zu schätzen«, sagte der Rithrim. Weder in seinen Worten noch in seinen Handbewegungen war eine Spur von Ironie zu entdecken.
Während Uhura wartete, nahm sie am anderen Ende des Hofes Bewegungen wahr. Sie kniff die Augen zusammen und entdeckte drei Gestalten – Rithrim, wie die Direktoren, aber untersetzt und kräftiger aussehend. Außerdem trugen sie funktionellere Kleidung und schleppten irgendwelche Werkzeuge.
Baumeister, nahm sie an. Es erklärte auch die körperlichen Unterschiede: Sie gehörten einer anderen Kaste an als Endris und seine Gefährten.
Die Neuankömmlinge musterten zwar die Fremden aus der Föderation, gaben aber keinen Kommentar ab, als sie sich unaufdringlich in eine Ecke des Hofes begaben. Nachdem sie ihre Werkzeuge auf dem Boden abgelegt hatten, machten sie sich daran, einen Teil der Wandfresken zu untersuchen – einen Teil, der offenbar restaurierungsbedürftig war.
Dann musste sie die Baumeister für eine Weile vergessen, denn Endris meldete sich wieder zu Wort.
»Und im Geiste dieser Offenheit«, sagte er, »möchte ich Ihnen folgendes sagen: Ein paar hundert Kilometer südlich von hier gibt es einen Ort namens Girin Gatha. Er ist der Sitz einer wichtigen Rithrim-Einrichtung, die von einer aktiven Hitze bedroht wird.«
Uhura spürte, dass ihre Gefährten sich zu ihr umdrehten. »Eine aktive Hitze?«, fragte Samuels.
»Allem Anschein nach ein Wort, das in dieser Kultur viele verschiedene Bedeutungen hat«, meinte Baila. »Der nonverbale Modifikator wird bestimmen, welche Bedeutung ihm in diesem Fall zukommt.«
Uhura, die den Wortwechsel ignorierte, konzentrierte sich auf die Handzeichen des Direktors – aber auch sie konnte ihre Bedeutung nicht erfassen. Endris, der ihre Schwierigkeiten offenbar verstand, wiederholte sich.
»Ah«, sagte Uhura. »Jetzt hab ich's! Die Hitze ist in diesem Fall ein Vulkan.«
»Schlampige Planung«, murmelte Cross. »Wie kann man eine wichtige Einrichtung direkt neben einen Vulkan bauen?«
Der Commodore warf ihm einen tadelnden Blick zu, dann wandte er sich wieder an den Direktor. »Worin, wenn ich fragen darf, besteht das Problem? Ein Schutzschirm müsste die Einrichtung doch vor der Hitze … schützen können.« Er wartete ab, bis Uhura das Wort Hitze von seinen zahlreichen anderen Bedeutungen unterschieden hatte. »Und unsere Daten über Rithra besagen, dass Sie schon vor geraumer Zeit solche Schirme entwickelt haben.«
»Richtig«, erwiderte Endris. »Wir haben diese Technik sogar schon vor vielen Jahren in Girin Gatha angewandt. Doch die geschmolzenen Mineralien, die die Hitze in den vergangenen Monaten erzeugt hat, sind stark radioaktiv.«
»Das also ist es«, sagte Samuels. »Die Strahlung greift die Schirmdichte an. Davon habe ich schon mal gehört.«
Der Direktor bestätigte Samuels' Worte mit Zeichen. »Unsere Schirme können die Lava nicht mehr lange aufhalten. Auch wenn sie sich nur langsam nähert, es ist nur noch eine Frage weniger Wochen, bis die Einrichtung vernichtet wird.« Er hielt inne. »Die Schirmtechnik der Föderation ist weiter entwickelt als die unsere. Wir hoffen, dass Sie in Girin Gatha einen Schirmgenerator konstruieren können, der die Einrichtung wieder sicher macht.«
Der Direktor wirkte zwar bei diesen Worten ebenso ruhig wie seine Kollegen, aber seine Handzeichen deuteten an, dass sich hinter seiner Gemütsruhe eine schreckliche seelische Anspannung verbarg. Uhura übersetzte seine Gefühle ihrem Vorgesetzten, so gut sie konnte.
»Ach so«, sagte Wesley. Dann sagte er zu Samuels: »Wie lange dauert es, einen entsprechenden Schirmgenerator aufzubauen?«
Der Erste Offizier zuckte die Achseln. »Kommt auf die Größe des abzuschirmenden Gebiets an. Und natürlich auf das Gelände und die Art des Lavastroms – das Volumen, die Geschwindigkeit und solche Sachen. Aber es würde mich überraschen, wenn wir es nicht in ein paar Tagen hinkriegen. Vielleicht noch schneller, wenn wir ordentlich zupacken.«
Wesley wandte sich den Rithrim zu. »Was halten Sie davon?« Auch diesmal schwächte Uhura seine direkte Frage mit einer Reihe freundlicher und eleganter Gesten ab.
Endris stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Es klingt äußerst erfreulich«, antwortete er. »Wirklich äußerst erfreulich.«
»Gut«, sagte der Commodore. »Ich muss Sie allerdings warnen. Ich kenne zwar Ihre Schirmgeneratoren nicht, aber von unseren ist bekannt, dass sie hin und wieder zusammenbrechen. An Ihrer Stelle würde ich die Einrichtung an einen Ort verlegen, an dem sie sicherer ist.«
»Das können wir nicht«, sagte Endris. Seine Hände bewegten sich noch schneller und heftiger, um in dieser Angelegenheit seine Unbeugsamkeit zu verdeutlichen.
»Warum nicht?«, fragte Samuels.
Erneut tauschten die Ratsmitglieder Blicke aus. Und auch diesmal blieb der Zyklus-Direktor in seiner Aufmerksamkeit den Besuchern gegenüber unerschütterlich.
»Weil die besagte Einrichtung«, erwiderte Endris, wobei seine Hände langsamer wurden, »zu unseren wichtigsten Reproduktionszentren gehört. Unsere Zeugerkaste verwendet sie zur Hervorbringung neuer Rithrim-Generationen. Und Zeuger können ihrer Aufgabe nur an dem Ort nachkommen, an dem sie selbst geboren wurden.«
»Stimmt«, sagte Cross. »Mir fällt ein, dass ich etwas darüber gelesen habe. Die Rithrim sind wie die irdischen Lachse – sie müssen an ihren Geburtsort zurückkehren, um zu laichen.«
Samuels grunzte. »Welch höfliche Analogie, Doktor.«
Wesley musterte die auf der Bank sitzenden Ratsmitglieder. »Das beantwortet meine Frage«, versicherte er ihnen.
Endris signalisierte Befriedigung über die Bereitschaft des Commodore, Hilfe zu leisten. Dann trat eine Pause ein, denn Wesley bereitete sich darauf vor, das zweite Thema anzuschneiden, das sie mit den Rithrim besprechen wollten.
Uhura nutzte die Gelegenheit des Aufschubs, um einen erneuten Blick auf die Baumeister zu werfen. Sie waren noch immer damit beschäftigt, die Fresken zu inspizieren. Sie tasteten sie mit den Fingern ab und verständigten sich ausschließlich mit Handbewegungen.
Während Uhura ihnen zuschaute, schienen sie zu einer Lösung zu kommen. Einer der Baumeister nahm ein Werkzeug an sich und fing so leise wie möglich an, an einem der in Betracht gezogenen Fresken herumzuschleifen. Kein Zweifel, dachte sie, gleich fängt er mit der Restaurierung an.
Dann richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Commodore, der sich endlich für die richtige Vorgehensweise entschieden hatte. »Da ist noch eine andere Sache«, sagte er zu Endris und den anderen, »die aber mit der gerade besprochenen Angelegenheit nichts zu tun hat. Die Föderation möchte auf Rithra gern einen Beobachtungsposten einrichten. Kann ich davon ausgehen, dass Sie inzwischen die Zeit hatten, sich die Pläne anzuschauen, die Ihnen geschickt wurden?«
Uhura setzte ihre Hände ein, um das Wort nichts zu betonen, da niemand den Eindruck hervorrufen wollte, den Rithrim würden Bedingungen gestellt. Anders ausgedrückt: Niemand dachte daran, das Zeugerzentrum nur dann zu schützen, wenn man die Erlaubnis zum Bau eines Beobachtungspostens erhielt.
Als Wesley und Uhura fertig waren, erwiderte Endris: »Wir hatten tatsächlich Gelegenheit, uns Ihre Pläne anzusehen. Wir wüssten keinen Grund, der verhindert, dass die Arbeit an diesem Posten nicht so schnell wie möglich aufgenommen werden könnte.«
So wie Uhuras vorherige Gesten verdeutlichten auch die des Zyklus-Direktors, dass der Posten nicht das geringste mit dem Zeugerzentrum zu schaffen hatte. Uhura musste lächeln. Offenbar hatten die Rithrim längst beschlossen, der Föderation diese Erlaubnis zu erteilen.
Während ihrer Dienstzeit auf der Enterprise hatte sie viele Verhandlungen vielversprechend anfangen und in Frustration oder Misserfolg enden sehen. Es war schön, einmal zu erleben, dass alles glattging.
»Vielen Dank«, sagte der Commodore. »Wir sind Ihnen sehr dankbar. Ich möchte noch einiges mehr zu diesem Thema sagen – aber erst, nachdem das Zeugerzentrum gesichert ist.« Er warf seinen Offizierskollegen einen Blick zu. »Wenn sonst keiner mehr etwas hinzuzufügen hat«, sagte er, »schlage ich vor, dass wir aufs Schiff zurückkehren und ein Ingenieursteam zusammenstellen.«
Uhura hatte alles getan, was sie hatte tun können; dies galt offenbar auch für die anderen. Als der Commodore aufstand, taten es ihm alle gleich. Kurz darauf erhoben sich auch die Rithrim.
»Wir stehen für Ihre Hilfe tief in Ihrer Schuld«, sagte Endris.
»Es ist nur eine Kleinigkeit«, erwiderte Wesley. Uhura sorgte dafür, dass seine Worte etwas weniger abfällig herüberkamen.
Wesley zückte seinen Kommunikator. »Beamen Sie uns rauf, Lieutenant.«
»Aye, Sir«, kam die Antwort.
Es dauerte einige Sekunden, dann entmaterialisierten sie. Während sie wartete, konnte Uhura sich etwas mehr auf die Baumeister am anderen Ende des Hofes konzentrieren.
Sie schliffen etwas ab, aber ihre Tätigkeit war noch immer auf ein begrenztes Gebiet konzentriert. Komischerweise hatte sie kurzfristig das Gefühl, dass sie die Fresken nicht restaurierten, sondern tilgten.
So ein Blödsinn, dachte sie. Warum sollte jemand ein uraltes Fresko vernichten? Selbst wenn sie schon bessere Zeiten gesehen hatten – eine Gefahr stellten sie sicher für niemanden dar.
Dann wurde sie vom Transportereffekt erfasst und fand sich an Bord der Lexington wieder.
»Sie hatten sehr viel Glück, Miss Jarvis«, sagte Kirk.
Sharon Jarvis, die Kolonie-Administratorin von Beta Xaridia IV, nickte zur Einschätzung des Captains zustimmend.
Sie gingen über die Hauptstraße der Kolonie. Nach Kirks Ansicht hatte die Siedlung nichts sonderlich Beeindruckendes. Im Gegensatz zur weiterentwickelten Kolonie im Nachbarsystem Alpha Xaridia wirkte der Außenposten von Beta Xaridia IV eher unfertig und roh. Die Kolonisten, die ihm bei ihrer jeweiligen Tätigkeit auffielen, waren stärker von unterschiedlichen Rassen durchsetzt als die hauptsächlich menschliche Bevölkerung von Alpha Xaridia II. Die Kolonisten von Beta Xaridia IV wirkten grobschlächtiger, zäher … und außerdem sah es so aus, als seien sie zu zwei Dritteln weiblichen Geschlechts.
Administrator Jarvis war ein typisches Beispiel für die Bevölkerung. Sie war eine untersetzte Frau, kräftig gebaut und muskulös. Sie hatte kurzes Haar mit grauen Strähnen.
Montgomery Scott kam ihnen entgegen. Giotto war bei ihm. Scotty wischte sich geistesabwesend die Hände an den Hosenbeinen seiner Uniform ab, als wolle er sich von irgendwelcher Schmiere befreien. Es hätte Kirk nicht im geringsten überrascht, wenn es so gewesen wäre. Scotty steckte seine Finger in der Regel lieber selbst in alles hinein, statt dies seinen Untergebenen zu überlassen. Aber Kirk war bestimmt nicht derjenige, der dem Chefingenieur befahl, seine Methoden zu ändern.
»Planetares Verteidigungssystem in Bestzustand, Captain«, sagte Scotty erfreut.
»Das hätte ich Ihnen auch sagen können«, meinte Jarvis, die an einem Stumpen saugte. »Meine Leute sind die besten – womit ich die Ihren natürlich nicht schlechtmachen will.«
»Dachte ich mir, Miss Jarvis«, sagte Kirk. »Die Galaxis hat meiner Meinung nach Platz genug für viele ›Beste‹.«
»Captain«, sagte nun Giotto, »es wäre vielleicht keine schlechte Idee, die Kolonisten zu evakuieren.«
Jarvis schaute ihn überrascht an. »Warum denn das, zum Teufel?«
»Wie der Captain schon sagte«, erwiderte Giotto. »Sie hatten Glück. Die Unbekannten, die die Kolonien der Xaridia-Systeme überfielen, haben Sie bisher nicht angegriffen. Vielleicht wäre es das beste für Sie zu verschwinden, bevor irgendwelche unerfreulichen Ereignisse eintreten.«
Jarvis schaute zu ihm auf, dann wandte sie sich zu Kirk um. »Sind Sie auch dieser Meinung, Captain?«
Kirk spitzte die Lippen. »Drüben auf Alpha Xaridia II sind wir mitten in eine ziemlich hitzige Diskussion über dieses Thema hineingeraten. Die Kolonie war verwüstet, und die Kolonisten debattierten darüber, ob sie den Planeten verlassen sollten.«
»Was haben Sie ihnen geraten?«
Kirk räusperte sich. »Ich habe … ihnen klargemacht, dass sie tapfere Individuen in einer von Gefahren wimmelnden Galaxis sind.«
»Und sie sind geblieben.«
»Ja, sie sind geblieben«, sagte Kirk. »Aber bislang haben die Angreifer jeden Planeten nur einmal überfallen. Wenn man's relativ sieht, sind die dortigen Kolonisten sicher. Aber Sie bleiben ein lohnendes Ziel … Und urteilt man nach den Zerstörungen auf Gamma Xaridia, nimmt die Bösartigkeit der Angreifer nicht ab, sondern zu. Vielleicht wäre es besser für Sie, wenn Sie …«
»… die Beine in die Hand nehmen?«, fragte Jarvis mit leicht glitzernden Augen. »Captain, es hat doch wohl nichts mit der Tatsache zu tun, dass diese Kolonie hauptsächlich von Frauen betrieben wird, oder? Ist Ihr Schutzdrang da etwas ausgeprägter?«
»Bestimmt nicht, Miss Jarvis«, erwiderte Kirk etwas heftiger als nötig.
»Wenn es so wäre, könnte ich es ja verstehen. Dann wäre ich nämlich der Meinung, dass Ihnen etwas entzückend Ritterliches anhaftet …«
»Wenn das der Fall ist …« Kirk gestattete sich ein kleines Lächeln. »… würde ich sagen, dass ich meine Bemerkung eben so ernst nun auch nicht gemeint habe …«
»Genau das hab ich mir gedacht«, fauchte Jarvis. »Ihr Männer seid doch alle gleich! Wir leben im 23. Jahrhundert, und ihr glaubt noch immer, dass Frauen ohne den starken Arm eines männlichen Beschützers nicht auskommen!«
Kirk fehlten die Worte. »Moment mal … Sie haben doch eben gesagt, Ritterlichkeit sei entzückend …«
»Aber nur, um rauszukriegen, was Sie wirklich denken!«
Kirk stierte sie einen Moment an, dann musste er lachen. Jarvis zögerte kurz, dann fiel sie in sein Gelächter ein.
»Miss Jarvis, ich glaube Ihnen, wenn Sie sagen, dass Sie für sich selbst sorgen können. Aber trotzdem … Angesichts des Vorstrafenregisters der Unbekannten ist meine Besorgnis mehr als nur falsch verstandene Ritterlichkeit.«
»Akzeptiert, Captain«, erwiderte Jarvis. »Aber es bleibt dabei: Meine Leute und ich lassen uns hier nicht verjagen.«
»Vielleicht besteht die Absicht der Unbekannten darin, alle Leute von den Kolonialplaneten zu verjagen«, gestand Kirk ein. »Und Angst ist eine so wirkungsvolle Waffe wie jede andere.«
»Sie ist noch wirkungsvoller«, warf Scotty ein. »Da braucht man sich keine Gedanken mehr um eigene Verluste und den Energieaufwand zu machen.«
»Aber warum wollen sie, dass wir verschwinden?«, fragte Jarvis. »Selbst wenn der Grund für die Angriffe in dem Motiv besteht, uns von diesen Planeten zu vertreiben … Es kann doch nicht das einzige sein! Es muss noch einen Grund geben. Vielleicht Landgewinn. Oder vielleicht gibt es auf diesen Welten irgend etwas, das sie haben wollen.«
»Wir untersuchen alle Möglichkeiten, Miss Jarvis, das kann ich Ihnen versich…«
Kirks Kommunikator zirpte, und er öffnete ihn schnell.
»Captain«, sagte die Stimme Palmers, »wir empfangen einen Hilferuf von Gamma Xaridia VIII.«
»Schon wieder ein Planet im Gamma-System«, sagte Kirk grimmig. »Die Unbekannten?«
»Es sieht so aus, Sir.«
»Beamen Sie uns sofort hoch. Sobald mein Fuß auf der Transporterplattform steht, muss alles für den Warp vorbereitet sein. – Kirk, Ende.«
Scotty und Giotto gingen näher an Kirk heran. Jarvis trat zurück. »Möge Gott Ihnen beistehen, Captain«, sagte sie.
»Wenn er will«, sagte Kirk. »Ich wünsche Ihnen das gleiche.«
»Wenn sie will«, erwiderte Jarvis. Sie sah Kirk kurz lächeln, dann waren die Enterprise-Offiziere verschwunden.
Bitte, lass es mich nicht vermasseln.
Chekov wusste genau, dass seine Hände zitterten, als er den Kurs eingab, der sie schnellstmöglich zum heimgesuchten Planeten Gamma Xaridia VIII bringen sollte. Er war sich zwar während der Arbeit vage bewusst, dass Sulus Blick auf ihm ruhte, aber er sagte nichts. Kurz bevor er die Berechnungen in den Computer eingab, nahm er eine letzte Überprüfung vor – und dann hielt seine Hand mitten in der Luft über den Instrumenten inne. Irgend etwas stimmte nicht. Er hatte irgendeine Einzelheit übersehen. Dann wurde ihm klar, um was es sich handelte, und im gleichen Augenblick sagte Sulu leise und amüsiert: »Es ist Ihnen also aufgefallen, was?«
Chekov drehte sich zu ihm um, und das Blut wich aus seinem Gesicht. »Ich wollte gerade die Korrektur vornehmen«, sagte er.
»Gut«, sagte Sulu leutselig. »Wenn wir mitten durch die Sonne von Gamma Xaridia geflogen wären, wären wir bestimmt nicht mehr in Form gewesen, um die Angreifer an ihrem Tun zu hindern.«
Die Tür des Turbolifts flog auf, und Kirk trat schnell ein. Spock erhob sich aus dem Kommandosessel, und Kirk nahm seinen Platz ein. »Bringen Sie uns aus der Kreisbahn, Mr. Sulu.«
»Aye, Sir.«
»Kurs berechnet und eingegeben, Captain«, sagte Chekov. Er schaute Sulu an, doch der Steuermann war beschäftigt und würdigte den jungen Fähnrich keines Blickes.
»Ankunftszeit bei Warp sieben, Mr. Sulu?«
»Zweiundzwanzig Minuten, Captain.«
»Wollen wir hoffen, dass es schnell genug ist. Auf Warp sieben gehen. Weg hier.«
Die Enterprise schoss aus der Kreisbahn und drang, sobald sie den Orbit hinter sich gelassen hatte, in den interstellaren Raum ein.
Das Plärren der Alarmstufe Rot war überall zu hören, doch am lautesten schrillte es in Chekovs Kopf. In seinem Schädel war nur Platz für den Lärm und einen wiederkehrenden Gedanken, der fast wie ein Mantra war: Bitte, lass es mich nicht vermasseln.