Kapitel 8

 

McCoy warf Chekov einen verstohlenen Blick zu. Der Fähnrich hatte während der gesamten Fahrt im Turbolift kein Wort gesprochen. Nun, was hätte er auch sagen sollen? Er hatte einen Fehler gemacht, und zwar einen üblen.

Als sie Deck sechs erreichten, wo sich Chekovs Quartier befand, wandte der Fähnrich sich zu McCoy um. »Sie brauchen mich nicht mehr zu begleiten. Ich versichere Ihnen, dass ich völlig in Ordnung bin.«

Der Arzt schüttelte den Kopf. »Geben Sie sich keine Mühe. Ich habe gesagt, ich werde Sie in Ihr Quartier begleiten, und genau das werde ich auch tun.«

Chekov ging seufzend weiter. McCoy fiel auf, dass es auf den Gängen sehr still war. Auf diesem Deck befanden sich hauptsächlich Mannschaftsunterkünfte – Doppelkabinen –, aber während eines Alarms hielten sich nur wenige Angehörige der Besatzung hier auf.

McCoy kam nur selten auf dieses Deck, denn die meisten Patienten suchten ihn im Lazarett auf. Diese Stille war ihm nicht geheuer. Sie machte Chekov womöglich nur noch nervöser, nahm er an.

Kurz darauf erreichten sie die Kabine des Fähnrichs. Die Tür glitt auf, und sie traten ein.

Chekov nahm am Schreibtisch Platz, während McCoy sich an einen Toilettentisch lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. Er schaute sich um. Er hatte ganz vergessen, wie beschränkt der Raum in der Kabine eines jungen Offiziers war.

Ach was, dachte er, es ist immerhin besser als bei den Hängematten-Matrosen, die vor Jahrhunderten die Weltmeere befuhren. Er schaute sich noch einmal um. Wenn auch nicht viel besser, dachte er.

»Nun, Chekov, was jetzt?«

»Haben wir eigentlich ein Exekutionskommando an Bord?«, fragte Chekov.

»Natürlich nicht. Warum auch?«

»Weil der Captain bestimmt jemanden in seine Einzelteile zerlegen will, wenn wir die Sache hinter uns haben.«

»Papperlapapp. Sie haben's vermurkst. Na, wenn schon. Das tun wir früher oder später doch alle mal. Nur haben Sie es in einer heiklen Situation getan. Ihr Navigatoren seid mir vielleicht Typen. Immer fix und fertig. Ihr reitet euch alle naselang in den Dreck. Zuerst Bailey, dann Styles, dann Riley. Und jetzt Sie. Bringt man euch das eigentlich auf der Akademie so bei?«

»Nein, Doktor. Ich … Ich kann's einfach nicht erklären. Ich war mir sicher, dass es das richtige Manöver war, aber …«

»Aber Sie haben sich den falschen Zeitpunkt ausgesucht, um es Captain Kirk zu sagen. Vielleicht haben Sie zu selten einen Alarm erlebt, um es zu verstehen. Simulationen kommen der Realität zwar nahe, aber man darf sie nie mit der Wirklichkeit verwechseln. Es gibt Zeiten und Orte, an denen man einem Captain einen Vorschlag machen kann – aber wenn er gerade von Halunken umzingelt ist, ist dazu nicht der richtige Zeitpunkt.«

»Das habe ich gewusst«, sage Chekov hilflos. Er schaute drein, als wolle er weiterreden, doch dann verfiel er in ein brütendes Schweigen. Er stierte auf die Schreibtischplatte und schien McCoy völlig vergessen zu haben.

McCoy machte ein paar Schritte durch den Raum und bemühte sich, den passenden Ansatz zu finden. Chekov fühlte sich schon mies genug, da durfte er ihn nicht noch weiter bedrängen. Trotzdem wollte der Psychiater in ihm nicht aufgeben, bevor er Chekovs Schmerz nicht wenigstens ein bisschen gelindert hatte.

»Chekov, der Captain musste seine eigenen Optionen in Erwägung ziehen.« McCoy hielt inne, als er die Reaktion des Fähnrichs sah. Obwohl seine Aussage stimmte, ging er doch falsch an die Sache heran. Dann fiel ihm etwas anderes ein. »Wie haben Sie beim Kobayashi Maru-Test abgeschlossen?«

Eine lange Pause folgte. »Ich habe mein Schiff in die Luft gejagt«, sagte Chekov schließlich. Er ließ den Kopf hängen. »Damals habe ich meine Methode für originell gehalten. Immerhin habe ich die Klingonen mitgenommen.«

»Sie haben sich und das Schiff geopfert?«, fragte McCoy ungläubig.

Chekov stieß einen langen Seufzer aus und nickte.

»Das war wirklich einmalig.« McCoy machte noch einen Schritt, beugte sich vor und versicherte sich, dass Chekov ihn aus den Augenwinkeln sah. »Sie werden's noch lernen, mein Sohn. Und Sie werden es schnell lernen. Sie hätten es nie bis in den interstellaren Raum geschafft, wenn das Oberkommando geglaubt hätte, dass sie nicht dazu fähig sind. Offenbar sind sie von ein, zwei Dämonen besessen, die Sie aus Ihrem Kopf vertreiben müssen. Dann können Sie voll loslegen.«

McCoy nahm rechts von Chekov Platz und beugte sich vor. Als er weiterredete, war seine Stimme so leise wie das Flüstern eines Verschwörers.

»Ich erzähle Ihnen jetzt ein kleines Geheimnis. Sie wissen sicher, dass Captain Kirk durch die gleiche Prüfung musste? Dass auch er in dem Planspiel gefangen war, das man nicht gewinnen kann?«

»Natürlich«, kam die leise Antwort.

»Wissen Sie, was der Captain gemacht hat?«

»Ich nehme an, er hat's lange ausgehalten und dann verloren. Das Planspiel verliert doch jeder.«

»O nein, Fähnrich«, sagte McCoy. Chekovs Kopf flog herum. McCoy zeigte ihm ein blitzendes Grinsen und sagte: »Ach ja, die beiden ersten Male war es so. Aber er wollte einen dritten Versuch machen – und wissen Sie, was er dann getan hat?«

Chekov schüttelte nur den Kopf.

»Er hat sich reingeschlichen und mit Hilfe irgendwelcher Komplizen die Computer umprogrammiert. Er hat das Planspiel wirklich gewonnen.«

»Was?« Chekov stierte McCoy an, als wäre diesem plötzlich ein dritter Arm gewachsen.

»Soweit ich weiß, ist es zuvor niemandem gelungen. Und natürlich hat man dafür gesorgt, dass es nie wieder jemandem gelingen würde. Können Sie dies bitte für sich behalten?«

»Jawohl, Sir.«

McCoy sah, Chekov dachte über die Tatsache nach, dass Kirk das Spiel unter eigenmächtiger Veränderung der Regeln gewonnen hatte. Derartiges war ihm augenscheinlich noch nie in den Sinn gekommen.

»Ruhen Sie sich jetzt etwas aus. Falls Sie mich brauchen, kommen Sie runter. Die Tür steht immer offen.« Zufrieden mit sich, weil es ihm gelungen war, etwas Gutes zu tun, klopfte McCoy zweimal mit den Knöcheln auf den Schreibtisch und verließ die Kabine.

 

Nachdem die Tür mit einem vertrauten Zischen hinter ihm zugeglitten war, schaute Chekov kopfschüttelnd auf. Kirk hatte den Kobayashi Maru-Test gewonnen!

Er bemühte sich, sich die Standardkommandoprüfung in Erinnerung zu rufen. Es ging um ein hilfloses Schiff mitten im Klingonengebiet. Als er an der Reihe gewesen war, hatte er beschlossen, sich mit seinem Schiff, der Yorktown, in die Neutrale Zone zu begeben und einen Rettungseinsatz zu unternehmen. Dann hatte man ihn urplötzlich umzingelt. Eins wusste er noch genau: Er hatte die Lehnen des Kommandosessels mit den Händen umklammert. Und der Schweiß war ihm ausgebrochen …

Die Technik hatte Beschädigungen und Kühlflüssigkeitlecks gemeldet. Der medizinische Offizier hatte Strahlungsverbrennungen und zweistellige Verlustzahlen bekanntgegeben. Es war der Yorktown gelungen, die Schutzschirme eines klingonischen Schiffes zu schwächen, bevor ihre eigenen einen kritischen Zustand erreicht hatten.

Seine Stimme, die den Befehl zur Selbstvernichtung gab, warf in seinem Geist Echos. Er hatte Ravi Akbar, seinen Ersten Offizier, niederbrüllen müssen, der sich unerbittlich geweigert hatte, die Kodeautorisierung zu erteilen. Dann: der Countdown – und blendendweiße Lichter …

Akbar hatte erst nach einem Monat wieder mit ihm gesprochen.

Chekov versuchte sich vorzustellen, welchen Teil des Computerprogramms Kirk verändert hatte, um den Sieg davonzutragen. Die Anzahl der feindlichen Schiffe? Die Stärke seines eigenen? Wie war Kirk im zarten Alter von zwanzig Jahren überhaupt auf solche Ideen gekommen? Er kehrte nachdenklich zu seiner Koje zurück und freute sich, dass sein Zimmergenosse aus der Feuerleitzentrale erst in einer Weile zurückkehren würde.

Es würde ziemlich lange dauern – dank des Schnitzers eines jungen Navigators namens Pavel Chekov.

 

Als Uhura mit dem knapp hinter ihr gehenden Baila aus dem Turbolift trat, schaute Wesley sie an. Obwohl sein Blick beiläufig wirkte, oberflächlich betrachtet, übermittelte er doch die beabsichtigte Botschaft. Offiziere meldeten sich nicht verspätet auf der Brücke – es sei denn, sie hatten eine verdammt gute Entschuldigung.

Doch obwohl sie eine wirklich gute Entschuldigung hatte, trat Uhura einfach an die Seite ihres Vorgesetzten und blieb schweigend dort stehen. Sie hörte die leisen Schritte von Bailas Stiefeln hinter sich, als er mit dem Kom-Offizier der vorherigen Schicht den Platz tauschte.

Wesley schien auf den Bildschirm konzentriert, der einen Teil der Landschaft des Planeten Rithra zeigte. Aber er war keinesfalls so konzentriert, wie es den Anschein hatte.

»Sie sind etwas spät dran«, sagte er und rieb es ihr unter die Nase – obwohl er so leise sprach, dass ihn außer Uhura niemand hören konnte.

»Es kommt nicht wieder vor«, versicherte sie ihm ebenso leise.

Er schaute zu ihr auf, und der Anflug eines Lächelns verzog seine Lippen. »Gut. Dann können wir uns jetzt um die Skulpturenfrage kümmern.« Ohne sich umzudrehen, wandte er sich an den Kom-Offizier, der sich gerade hingesetzt hatte. »Eine Verbindung mit Zyklus-Direktor Endris, Mr. Baila.«

»Aye, Sir«, kam die Antwort.

Es dauerte eine Weile, bis Endris auftauchte. Was verständlich war, fand Uhura, wenn man bedachte, dass die Rithrim in diesem Augenblick keinen Anruf erwarteten. Während des Wartens ging sie noch einmal die Handzeichen durch, die sie eventuell anwenden musste, um ihr Interesse an den Skulpturen zu vermitteln.

Das Bild auf dem Schirm veränderte sich plötzlich, dann war Endris zu sehen. Er war, wie zuvor, von einer Helligkeit umgeben, die Uhura Unbehagen verursachte.

»Ich grüße Sie«, sagte der Rithrim. »Man hat mir mitgeteilt, dass Sie mich zu sprechen wünschen.« Seine Hände stellten die Frage: Warum?

Wesley lächelte. »Ich glaube, so unheimlich wichtig ist es nicht. Aber da wir schon einmal hier sind, wollen wir auch Ihr Volk besser verstehen lernen. Und wenn wir Sie verstehen wollen, müssen wir Fragen stellen.«

Uhura brauchte nicht viel zu tun; Wesleys Worte sprachen für sich selbst, selbst einem Rithrim gegenüber.

»Das sehe ich ein«, versicherte Endris. Seine Gesten unterstrichen seine Empfindung.

»Gut«, sagte der Commodore. Er räusperte sich. »Als wir am Zeugerzentrum waren, fielen mir die Skulpturen auf, die das Gebäude umgeben. Es sind echte Kunstwerke. Aber es sah so aus, als hätte man einige von ihnen demontiert.« Er beugte sich ein Stück in seinem Sessel vor. »Gibt es einen Grund dafür?«

Diesmal kam Uhura eine wichtigere Rolle zu. Sie musste Wesleys Lob über die Statuen ausweiten und seine Frage dann so freundlich wie möglich übermitteln.

Doch ob es an ihrem Eingreifen lag oder nicht, die Frage brachte den Rithrim nicht im geringsten aus der Fassung. »Die Umstände in Girin Gatha haben sich manchen Statuen gegenüber nicht sehr freundlich verhalten«, erklärte er. »Wir hielten es für nötig, einige von ihnen zu ersetzen.« Seine Handzeichen luden Wesley ein, weitere Fragen zu stellen, sollte er der Meinung sein, sie seien nötig. Uhura übermittelte es ihm.

Der Commodore schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, wir haben unsere Antwort, Zyklus-Direktor.« Uhura beschönigte seinen Ausdruck der Dankbarkeit.

»Es war kein Problem«, erwiderte Endris. Seine Züge schienen sich kaum wahrnehmbar zu ändern. Und ebenso, fiel Uhura auf, die Stellung seiner Hände. »Leider muss ich Ihnen einige Neuigkeiten übermitteln, die Ihnen nicht gefallen werden.«

Auf der Mitte von Wesleys Stirn bildete sich eine steile Falte. »Ach?«

Der Rithrim wirkte eindeutig so, als wisse er nicht, wie er darauf reagieren solle. Uhura setzte die Hände ein, um ihn zu bitten, ihnen weitere Informationen zu geben.

»Die Pläne wurden geändert«, sagte der Direktor. »Wir haben uns gegen Ihren Beobachtungsposten entschieden.« Er drückte wortgewandt sein Bedauern aus. »Ich hoffe, dies bedeutet keine große Unannehmlichkeit für Sie.«

Uhura kam nicht mehr mit. Der Commodore offensichtlich auch nicht. Die Falte auf seiner Stirn war nun noch deutlicher zu sehen.

»Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, erwiderte Wesley. »Darf ich fragen, was geschehen ist, um Ihre Einstellung zu ändern?«

Noch bevor Endris das Wort ergriff, erkannte Uhura an seiner Zeichensprache, dass er abgeneigt war, noch mehr zu enthüllen. »Ich bin nicht in der Position, diese Angelegenheit weiter zu besprechen«, erwiderte der Rithrim. »Ich entschuldige mich noch einmal für die Unannehmlichkeit.«

Der Commodore holte tief Luft, dann atmete er aus. »Haben wir Sie irgendwie beleidigt?«

»Sie haben uns in keiner Weise beleidigt.«

Wesley schaute Uhura verdutzt an. »Haben Sie irgendeine Ahnung, was da los ist?«, fragte er mit ziemlich leiser Stimme.

Uhura schüttelte den Kopf. »Ich wüsste es auch gern, Sir.«

Wesley wandte sich wieder dem Bildschirm zu. »Beeinflusst dieser Beschluss auf irgendeine Weise das, was wir bei Girin Gatha tun?« Uhura fügte eine Frage hinzu: Ist es uns erlaubt, unsere Arbeit dort weiterzuführen?

Endris schien zu zögern. Schließlich sagte er: »Wir benötigen Ihre Hilfe am Zeugerzentrum nicht mehr. Ich dachte, ich hätte dies klargemacht. Falls nicht, gestatten Sie mir, dass ich es jetzt tue.«

Der Commodore streckte die Hände aus, als verstünde er die Welt nicht mehr. »Wir sind bereit, Ihnen bei Ihrem Problem zu helfen, Zyklus-Direktor – ganz gleich, was aus unserem Beobachtungsposten wird. Falls Sie sich erinnern – ich sagte, die beiden Dinge haben nichts miteinander zu tun.«

Uhura tat ihr Bestes, um Endris die Vorstellung der Eigenständigkeit der Hilfsaktion zu übermitteln, doch es schien keine Wirkung zu haben.

»Ich kann unsere diesbezügliche Position nur wiederholen«, erwiderte der Rithrim. Seine Gesten verdeutlichten, dass eine Debatte sinnlos war – eine Tatsache, die Uhura Wesley übermittelte.

Trotzdem – der Commodore gehörte nicht zu denen, die ein Nein als Antwort akzeptierten. Er nahm Endris sehr genau in Augenschein und wägte seine Worte sorgfältig ab. »Obwohl ich Ihnen zugestehen muss, dass dies Ihre Welt ist und Sie das Recht haben, so mit ihr zu verfahren, wie es Ihnen beliebt, wäre ich nachlässig, würde ich Sie nicht daran erinnern, dass hier Leben auf dem Spiel stehen – und zwar das Ihrer Nachkommen. Ich würde an Ihrer Stelle keine Entscheidung treffen, die ihr Leben einer Gefahr aussetzt.« Er hielt kurz inne. »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man alle Differenzen klären und jedes Hindernis für eine Zusammenarbeit aus dem Weg räumen kann, wenn beide Gruppen sich einem Ziel unterwerfen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die momentane Lage eine Ausnahme von dieser Regel ist.«

Die Gesten des Rithrim waren starr – unnachgiebig starr, fast bis zur Unhöflichkeit. »Sie dürfen in der Kreisbahn unseres Planeten bleiben, bis Sie Ihre Leute und Ihre Ausrüstung an Bord geholt haben«, sagte er. »Dann müssen Sie gehen, wenn auch mit unserem Dank für Ihre Liebenswürdigkeit.«

»Ich glaube es nicht«, murmelte Wesley. »Sie schicken uns weg – Sie lassen Unschuldige sterben, obwohl wir ihnen helfen könnten –, ohne uns den Grund zu nennen. Es ist absurd.«

Uhura empfand ebenso. Doch weder sie noch der Commodore konnten irgend etwas dagegen tun, denn im nächsten Moment löste sich Endris' Gesicht auf und wurde durch das majestätische Abbild Rithras ersetzt.

 

Die Unbekannten jagten durch das All und eröffneten das Feuer auf die Enterprise; ihre Geschosse explodierten auf der Hülle des Schiffes.

»Anhalten.«

Die Schiffe der Angreifer hielten gehorsam an.

Kirk, Spock, McCoy, Scotty, Sulu und Giotto saßen im Konferenzraum rings um den Tisch und musterten das erstarrte Bild auf dem Schirm des Zentralcomputers.

»Wäre keine üble Sache gewesen, wenn wir das auch während der Schlacht hätten tun können«, sagte Scotty wehmütig.

Die anderen nickten finster.

»Analyse, meine Herren«, sagte Kirk. »Womit haben wir es hier zu tun?«

»Wir haben eine gründliche Analyse aller Waffentypen vorgenommen, die während des Kampfes zum Einsatz kamen«, sagte Spock. »Diese Individuen sind ohne Frage mit denen identisch, die die Kolonie Alpha Xaridia II überfallen haben – und höchstwahrscheinlich auch die anderen. Die Strahlungsspuren sprechen eine deutliche Sprache.«

»Aber wir haben noch immer keinen Hinweis, wer Waffen dieser Art einsetzt.«

Spock schüttelte den Kopf. »Nein. Außerdem ist die Bauweise ihrer Schiffe …« – er deutete auf die eigentümlich geformten Verwinkelungen – »in den Föderationsarchiven nicht verzeichnet. Entweder haben wir es mit einem Volk zu tun, dem wir nie zuvor begegnet sind, oder sie haben ihre Schiffe verändert, um ihre Herkunft zu verschleiern.«

»Aber haben sie auch ihre Sensor- und Steuerfähigkeiten verändert?«, fragte Sulu laut. »Ich habe noch niemanden so manövrieren sehen.«

»Wie schnell waren sie denn?«, fragte Kirk. »Ich hatte ständig den Eindruck, sie wären mit mehr als Impulskraft geflogen, aber noch mit Unterlichtgeschwindigkeit – irgendeine bizarre Geschwindigkeit, die dazwischenliegt.«

Scotty schüttelte den Kopf. »Nein. So ist es ganz und gar nicht. Einer der Jungs hat eine grafische Aufschlüsselung angefertigt. Computer: Bitte Datei Pavel-Eins.«

Der Computerbildschirm lud auf der Stelle das Bild eines unbekannten Schiffes, über dem ein blaues Gitternetz lag. Das Schiff war in der rechten oberen Ecke des Bildschirms positioniert.

»Bitte Grafik abfahren«, sagte Scotty.

Das Schiff bewegte sich – ein Bild nach dem anderen – vom rechten oberen Rand zum Mittelpunkt des Bildschirms und bog nach links unten ab. Ein zweiter Angreifer, der den gleichen Kurs nahm, kam hinter ihm her. Eine rote Linie, die den Schiffskurs markierte, blieb auf dem Schirm, und an neun Punkten entlang der Linie befanden sich Kästchen, neben denen Zahlen standen.

»Hier sieht man nun …« – Scotty deutete nach oben rechts –, »dass das Schiff, als wir ihm erstmals auf die Spur kamen, sich mit achtzig Prozent Lichtgeschwindigkeit bewegt hat. Ein Schlag ins Kontor, das kann ich Ihnen sagen … Aber es war keine Warpgeschwindigkeit. Sein Tempo bleibt an all diesen Punkten konstant, bis hierhin …« – er tippte auf die Mitte des Schirms –, »wo es plötzlich wie der Teufel den Kurs ändert.«

»Und wie schnell war es da?«, fragte Kirk. Er beugte sich vor und blinzelte überrascht. »Achtzig Prozent? Es hat das Tempo nicht verändert?«

»Nein, Sir. Es hat das Tempo, als es diesen Bogen flog, nie verändert.«

Giotto stieß einen Pfiff aus. Sulu und McCoy beugten sich vor und musterten ungläubig das Bild. »Können Sie es mal mit Normalgeschwindigkeit ablaufen lassen?«, fragte McCoy.

»Computer«, sagte Scotty. »Grafik mit Normalgeschwindigkeit ablaufen lassen.«

McCoy blinzelte. Er hätte es beinahe verpasst. »Unglaublich.«

»So, wie sie geflogen sind, wäre ich jede Wette eingegangen, dass sie das Tempo erhöht haben«, sagte Sulu. »Ich war über die Technik, die sie in die Lage versetzt hat, so schnell zu beschleunigen und abzubremsen, ziemlich erstaunt.«

»Tja, aber so war's nicht«, sagte Scotty. »Sie sind zwar in ihren Manövern so geschickt und präzise, wie ich's noch nie gesehen habe, aber ihre Geschwindigkeit blieb konstant.«

Kirk nickte. »Nun, wenigstens kriegen wir allmählich eine Vorstellung von dem, womit wir es zu tun haben. – Mr. Scott, richten Sie demjenigen Ihrer Jungs, der die Computerstudie erstellt hat, mein Lob aus. Der Mann hat gut mitgedacht.«

»Nun ja …« Scotty räusperte sich laut. »Es ist eigentlich keiner von meinen Jungs. Eigentlich gehört er zu den Ihren. Und er hatte ja auch Zeit, da Sie ihn zu Kabinenarrest verdonnert haben.«

Kirk runzelte kurz die Stirn. Er hatte keine Ahnung, von wem Scotty sprach. Dann dämmerte es ihm. »Chekov.«

»Aye.«

»Nun, ja …« Kirk hüstelte leicht verlegen. »Da hat er gute Arbeit geleistet«, sagte er dann. »Ich wusste doch, dass die Flotte ihn aus irgendeinem Grund aufgenommen hat.«

»Ich lasse ihn wissen, dass Sie ihn gelobt haben, Sir«, sagte Sulu.

»Ja, Mr. Sulu. Tun Sie das.«