Dabs Büro, wenn man es so nennen konnte, war ein großer Raum, in dem eine ganze Wand aus Bildschirmen bestand – es waren sechzehn Stück, und jeder zeigte eine andere Säuglingsstation.
»Ich wurde nicht über Ihr Erscheinen informiert«, sagte die Leiterin der Zeugerkaste.
»Wir entschuldigen uns dafür«, erwiderte Uhura. Ihre Handbewegungen waren ein Echo ihrer Worte. »Ich bedauere alle Unannehmlichkeiten, die wir vielleicht hervorgerufen haben.«
Dab musterte sie eingehend. »Es ist nicht der Rede wert …« Besonders nicht angesichts der Hilfe, die die Lexington dem Zeugungszentrum gewährt, fügten ihre Hände hinzu.
»Wie Sie vielleicht bemerkt haben«, sagte Baila, »sind unsere Ingenieure im Begriff, die Schirmprojektoren aufzubauen.«
Dab nickte. »Es ist mir in der Tat aufgefallen.« Ihre Hände fragten: Wie lange dauert es, bis der Schirm einsatzbereit ist?
»Er müsste in drei bis vier Tagen einsatzbereit sein«, sagte Uhura. »Das hat mir wenigstens Mr. Samuels erzählt, der das Unternehmen leitet.« Sie setzte Zeichen ein, um anzudeuten, dass vier Tage das Maximum seien.
»Das ist gut.« Die Zeugerin deutete ihren Beifall an. »Einige Nachkommen, die hier aufgezogen werden, sind in den letzten Tagen kränklich geworden. Ihre Hilfe kam keinen Augenblick zu spät.« Eine Weile herrschte Schweigen. Uhura dachte über die beste Möglichkeit nach, den plötzlichen Meinungsumschwung der Direktoren zur Sprache zu bringen, und entschied sich dann dafür, dass ein direktes Herangehen vielleicht die beste Methode war.
»Zeugerin Dab«, begann sie, »wir waren leider nicht in der Lage, die Gründe der Direktoren für ihren plötzlichen Meinungsumschwung herauszufinden. Wir wollen ganz bestimmt nicht in irgendwelchen Dingen herumschnüffeln, die uns nichts angehen, aber wir gehen davon aus, dass wir Ihnen weitaus besser helfen können, wenn wir die Rithrim aller Kasten besser verstehen.«
Dab nickte. »Es ist verständlich, dass Sie sich diese Frage stellen. Ich habe zwar eine dunkle Ahnung, wie die Direktoren über dieses Thema denken, aber ich bin nicht der gleichen Meinung.« Sie hielt inne. »Ich kann Ihnen jedoch die Aufklärung, die Sie suchen, nicht gewähren. Darüber dürfen sich nur die Direktoren äußern.«
Uhura hatte es zwar nicht gern, wenn man sie ins Leere laufen ließ, aber sie schwieg. »Vielen Dank für Ihre Aufrichtigkeit, Zeugerin Dab«, sagte sie.
»Aber ich bitte Sie.« Dab setzte sich wieder hin. »Wenn das alles war, was Sie wissen wollten …«, sagte sie. »Ich habe noch sehr viel zu tun.« Und schon wünschten ihre Hände den Besuchern ein Lebewohl und schickten sie hinaus.
»Eigentlich«, warf Baila ein, »ist da noch eine andere Sache. Nichts Wichtiges – es macht uns nur neugierig.«
»Fragen Sie«, erwiderte die Zeugerin. »Wenn ich darf, werde ich antworten.«
Der Kom-Offizier befeuchtete seine Lippen. »Draußen auf dem Gang kamen wir an einer Kasten-Säuglingsstation vorbei, die wir nicht identifizieren konnten.«
»Ach?«
»Ja, stimmt«, fiel Uhura ein. »Die Stimmlage der Kleinen unterschied sich von der der vier Kasten.«
Dab schüttelte den Kopf. »Sie müssen sich geirrt haben. Es gibt nur vier Stimmlagen. Die, die Sie gehört haben, muss zu einer der vier gehören.«
Ihre Hände rührten sich nicht. In dieser Hinsicht glich sie der Zeugerin, die sie zu ihrem Büro begleitet hatte. Uhura bemerkte es und wunderte sich.
Auch Baila schien es wahrgenommen zu haben, denn er verfolgte die Angelegenheit nicht weiter. Er neigte nur den Kopf.
»Vielleicht haben wir uns getäuscht«, sagte er. »Vielen Dank für Ihre Nachsicht.«
»Aber bitte.« Dab drückte einen Knopf an ihrem Schreibtisch, und kurz darauf trat eine Zeugerin ein – es schien jedoch nicht die zu sein, die sie zu ihr geführt hatte.
»Achte darauf, dass unsere Gäste hinausbegleitet werden«, wies Dab sie an. Ihre Handzeichen machten aus dem Befehl eine Bitte.
»Aber gern«, sagte die andere. Sie gab den Menschen ein Zeichen. »Kommen Sie mit.«
Und so verließen sie Dabs Büro – mit mehr Fragen auf dem Herzen, als sie beim Betreten gehabt hatten.
Die Schadensmeldungen trafen rasend schnell im Notkommandozentrum ein, in dem sich Administratorin Sharon Jarvis und ihre engsten Berater verbarrikadiert hatten. Man hatte unterirdische Bunker ausgehoben und mit Duranium isoliert, was den sich duckenden Kolonisten ein gewisses Maß an Schutz verlieh. Über sich hörte Jarvis das Dröhnen der Angreiferwaffen und das Brüllen ihrer Schiffe. Die tödlichen Dinger beschossen die Oberfläche des Planeten und hielten nach neuen Zielen Ausschau.
Joan Winston, eine ihrer Beraterinnen, hielt einen kleinen Kommunikator an ihr Ohr. »Die Bodenverteidigung macht sie stinkwütend!«, rief sie ihr zu. »Ein Glück, dass wir sie in den Berghängen vergraben haben. So haben sie etwas mehr Schutz … Wenigstens im Moment.«
»Na los, Kirk«, fauchte Jarvis. »Worauf warten Sie noch – auf eine Einladung mit Goldprägung? Hieven Sie Ihren Arsch hier rüber!«
»Nähern uns Beta Xaridia IV, Captain«, sagte Sulu, als die Enterprise den Warptransit beendete. »Sind in zwei Minuten in Reichweite.«
»Alarmstufe Rot«, sagte Kirk. »Schutzschirme aktivieren. Sämtliche Kom-Frequenzen freimachen.« Er hatte das Gefühl, all dies schon einmal erlebt zu haben. Es gab nicht den geringsten Grund zu der Annahme, dass die Angreifer Interesse hatten, mit ihnen zu verhandeln.
Der Maschinenraum meldete sich. »Captain, Sie haben doch nicht vor, uns jetzt schon in einen Kampf zu verwickeln?« Die Stimme des Chefingenieurs klang beinahe beleidigt.
»Der Gedanke ist mir tatsächlich gekommen, Scotty. Wir brauchen allen Saft, den wir haben.«
»Captain!«, sagte Scotty entsetzt. »Ich brauche noch drei Stunden, um alle Systeme wieder voll ans Laufen zu kriegen! Im Moment halten wir den ganzen Laden eigentlich nur mit Spucke und Gummibändern zusammen!«
Eins muss man Scotty lassen, dachte Kirk: Er vergeudet nicht viel Zeit damit, technische Einzelheiten herunterzubeten. Er hatte zwar einmal verlauten lassen, es sei nicht nötig, »die Zeit des Captains mit derlei Trivialitäten zu vergeuden«, aber Kirk mutmaßte, dass Scotty einfach annahm, besagte Trivialitäten würden seinen geistigen Horizont ohnehin überstiegen.
»In diesem Fall schlage ich vor, dass Sie etwas mehr Spucke einsetzen, Mr. Scott.«
»Aye, Sir«, sagte Scotty müde. Er war eindeutig nicht sehr glücklich über den Verlauf der Dinge.
»Sensoren melden Energieemission in Nähe der planetaren Oberfläche«, gab Spock bekannt. »Es sieht so aus, als hätten die Unbekannten den Angriff bereits begonnen. Die Kolonisten verteidigen sich nach besten Kräften, aber sie können nicht bis in alle Ewigkeit durchhalten.«
Irgendwo in der Atmosphäre, in die die Enterprise nicht vorstoßen konnte, attackierten die dreisten Angreifer die Kolonisten. Kirk spürte, wie sich kalte Wut in ihm breitmachte.
»Auf keinem Kanal irgendeine Reaktion«, meldete Palmer.
»Wenn wir die Phaser auf Maximum schalten und feuern …«, setzte Sulu an.
»Gehen wir das Risiko ein, die Kolonisten zu töten«, sprach Kirk weiter. »Was aber nicht garantiert, dass wir auch die Angreifer treffen. Vielleicht können wir mit breitgefächerten Lähmphaserbesch…«
»Dies würde mit Sicherheit die Kolonisten lähmen, die sich dann nicht mehr verteidigen können«, sagte Spock. »Und die Abschirmung der Angreiferschiffe würde dem Beschuss wahrscheinlich standhalten, auch wenn sie sicherlich verletzlich ist, falls man aus naher Entfernung direkte Treffer landet.«
»Wahrscheinlich würde es sie nicht mal verlangsamen«, warf Palmer kleinlaut ein.
»So ist es, Lieutenant.«
»Sollen wir Raumfähren runterschicken?«
»Man würde sie ausmanövrieren und abschießen«, sagte Spock. »Es wäre Selbstmord.«
»Dann müssen wir sie herauflocken, verdammt!«, sagte Kirk.
Chekovs Blick glitt von einem Anwesenden zum anderen, und er folgte dem raschen Wortwechsel mit großen, erstaunten Augen. Die Reibungslosigkeit, mit der die Mannschaft Möglichkeiten auslotete, analysierte und zu den Akten legte, beeindruckte ihn. Und er wurde das Gefühl nicht los, dass Analysen dieser Art regelmäßig im Kopf des Captains stattfanden. Er bewertete und wählte Strategien im Stillen aus und ordnete sie so selbstverständlich und wirkungsvoll an, dass niemand einen Gedanken an die Anstrengungen verschwendete, die in seine Entscheidungen einflossen.
Wenn der Captain Vorschläge brauchte, diente ihm die Brückenmannschaft als Erweiterung des eigenen Verstandes. Die Mannschaft artikulierte die Optionen, die ihm eventuell selbst schon eingefallen waren – oder auch nicht. Die gesamte Diskussion war auf den Captain zentriert, der wiederum die gesamte Brücke beeinflusste. Der ständige Informationsfluss, der von den ausgebildeten Profis kam, war verwirrend und beeindruckend.
Chekov kam ein flüchtiger Gedanke, und er öffnete den Mund. Aber er fühlte sich noch immer verlegen und verwirrt wegen der alten Geschichte, die ihn – wenn auch nur kurz – seinen Posten auf der Brücke gekostet hatte. Er wollte nichts tun, was ihn noch einmal in eine so prekäre Lage bringen konnte. Also hielt er die Klappe und behielt seine Meinung für sich.
Doch sein zeitweilig veränderter Gesichtsausdruck war Kirk nicht entgangen. Chekov erbleichte, als er den Captain sagen hörte: »Mr. Chekov … Haben Sie etwas zum Thema zu sagen?«
»Wir müssen die Kolonisten schützen«, sagte Chekov. »Wenn wir sie schützen, werden sich die Angreifer auf uns stürzen.«
»Ja, Mr. Chekov«, sagte Kirk ungeduldig. »Haben Sie irgendeinen Vorschlag, wie wir sie schützen können?«
Chekov warf Sulu einen verzweifelten Blick zu. Die Botschaft im Blick des Steuermanns war deutlich: Wenn Sie eine Idee haben, spucken Sie sie aus.
»Die Kolonie hat nur eine Ausdehnung von ein paar Kilometern«, sagte Chekov. »Wir könnten unter Einsatz der Deflektoren einen Schutzschirm um sie errichten.«
»Verteidigungsschirme können nur Schiffe umhüllen«, sagte Palmer. »Man kann sie nicht bis auf die Oberfläche eines Planeten ausdehnen!«
»Diese Deflektoren meine ich nicht«, sagte Chekov. »Ich meine die …«
Kirk richtete sich so schlagartig auf, als hätte ihm jemand einen Dolch in den Rücken gestoßen. »Die Navigationsdeflektoren!«
»Ja, Captain. Sie sind normalerweise vollautomatisch, breiten sich kilometerweit vor dem Schiff aus und schieben Meteoriten und Gesteinstrümmer beiseite, damit sie nicht aufs Schiff prallen. Aber wenn man sie kalibriert …«
»Spock!« Kirk wandte sich schon zu dem Vulkanier um. »Kriegen Sie das hin?«
Spock setzte sich schon in Bewegung, bevor Kirk den Satz nur halb ausgesprochen hatte. Eine Sekunde später stand er vor Chekovs Navigationscomputer. Chekov wollte aufstehen, um ihm Platz zu machen, aber Spock deutete mit einer schnellen Kopfbewegung an, er solle sitzenbleiben. Schon manipulierten seine Finger die Computersteuerung.
»Ich habe die Navigationsdeflektoren auf Handsteuerung geschaltet«, sagte Spock wie aus weiter Ferne. »Ich leite sie durch die Hauptdeflektorschüssel um und verändere die Konfiguration des Strahls.«
Kirk erinnerte sich an das Wort ›Trivialitäten‹, das jemand mit einem typisch schottischen Schnurren aussprach. »Kann er die Kolonisten schützen?«
»Er wird eine aus zwar äußerst schmalen, doch sehr wirkungsvollen Deflektorstrahlen bestehende Barriere mit einer Höhe von …« – er warf einen schnellen Blick auf die Anzeige – »tausend Metern rund um den Rand der Kolonie ziehen, Sir. Der Computer ist bereit.«
»Ausgezeichnet. Doch das da ist der Arbeitsplatz des Navigators. Also sollte der Navigator auch die Feinabstimmung übernehmen. – Fähnrich?«
Chekov nickte und aktivierte den neu justierten Navigationsdeflektor.
Auf dem Planeten jagte einer der unbekannten Angreifer genau auf den Bunker zu, in dem sich Jarvis und eine Anzahl von Kolonisten verkrochen hatten. Der Bunker befand sich direkt in der Zielerfassung des Schiffes, und ein schneller Druck auf den Auslöser hätte gereicht, um sie alle zu vernichten.
Doch der Auslöser wurde weder schnell noch sonst wie betätigt, denn der Deflektorstrahl materialisierte genau vor dem Bug des Angreifers. Er war sogar für das agile Schiff zu nah, als dass es noch hätte ausweichen können. Der Angreifer krachte frontal in den Schirm, der dazu diente, im All treibende Materie beiseitezuschieben oder zu pulverisieren. Bei der Geschwindigkeit, mit der sich der Angreifer bewegte, wurde der Deflektor angesichts der Festigkeit des Unbekannten zu einem unbeweglichen Gegenstand. Der Gegenstand widerstand der Festigkeit ohne sichtliche Anstrengung, und der Angreifer explodierte in einem äußerst beeindruckenden Feuerball, der am Rand des konisch zulaufenden Verteidigungsschirms entlangrutschte und sich mehrere Kilometer weiter auflöste.
Die restlichen Angreifer reagierten jedoch schnell genug und bogen rechtzeitig vor dem Schirm ab. Dann schwärmten sie wie ein aufgebrachter, frustriert um sich feuernder Hornissenschwarm umher.
»Sie wollen den Deflektorschirm zertrümmern, Sir«, meldete Sulu.
Kirk wirkte wie ein Buddha. »Sollen sie doch.« Er drückte den Knopf, der ihn mit dem Maschinenraum verband. »Scotty, sämtlichen Saft in den Schirm. Auch die Reserven. Alles, was Sie haben.«
Der Ingenieur klang zwar besorgt, aber er sagte nur: »Aye, Sir.«
Chekov wandte sich auf seinem Platz um. »Wollen Sie, dass wir uns nicht mehr verteidigen können, Captain?«
»Höre ich da eine Kritik, Fähnrich?«
»Eine Anfrage, Captain.«
»Navigationsschirm hält, Sir«, sagte Sulu. »Unsere eigenen Abschirmungen lösen sich auf, aber der Kegel auf dem Planeten bleibt konstant.«
Kirk hatte Chekov nicht aus den Augen gelassen. »Wir brauchen keine Verteidigung, Fähnrich. – Oder doch?«
Chekov dachte eine Weile über die Frage nach. »Nein, Sir. Nicht, solange sie dort unten und wir hier oben sind.«
»Eben.«
»Aber wir können das Navigationskraftfeld nicht für immer dort unten lassen«, merkte Chekov an.
Spock antwortete ihm. »Das wissen die anderen aber nicht, Fähnrich.«
»Die Frage ist folgende«, sagte Kirk. »Wer hält länger durch: Unsere Energie oder ihre Geduld?«
Es dauerte nicht lange, bis sie die Antwort erfuhren. »Angriff auf Verteidigungsschirm wird eingestellt«, gab Spock von seiner Station aus bekannt. Und dann, kurze Zeit später: »Angreifer nähern sich aus drei-zwo-zwo Markierung neun.«
»Captain«, sagte Chekov, nun mit bewusst neutraler Stimme. »Wenn sie angreifen, brauchen wir die Energie für unsere eigenen Schirme. Dann ist aber die Kolonie schutzlos. Falls sie Schiffe zurücklassen, um den Angriff fortzusetzen …«
»Tun sie nicht«, sagte Kirk.
»Aber …«
»Ich habe doch gesagt«, wiederholte Kirk zuversichtlich, »dass sie es nicht tun.«
»Sie greifen an!«, rief Sulu. »Sieben … Nein, acht!«
»Dann haben wir also damals nicht ihre gesamte Flotte gesehen«, sagte Kirk. »Energie in Schiffsdeflektoren umleiten. Mr. Sulu, sind irgendwelche Angreifer auf dem Planeten zurückgeblieben?«
»Nein, Sir, sie sind alle im Weltraum.«
Kirk lächelte. »Feuer frei, Mr. Sulu. Phaser und Photonentorpedos.«
Die Geschütze der Enterprise droschen auf die Angreifer ein, und erneut ruckten die Schiffe flink hin und her. Doch Sulu studierte sie genau und hörte auch während des Feuerns nicht auf, ihre schnellen Bewegungen genauestens auf dem Bildschirm zu verfolgen.
»Ich durchschaue allmählich ihre Taktik«, sagte er. »Ich glaube, diesmal kann ich einige ihrer Schritte vorhersehen.«
»Schätzen Sie genau, Mr. Sulu. Feuer!«
Sulus Blick verfolgte zwei fremde Schiffe, dann feuerte er eine Phaserladung genau in ihren Weg hinein und schoss gleichzeitig eine Reihe von Photonentorpedos in die Richtung ab, von der er annahm, dass sie sie ansteuern würden.
Er war teilweise erfolgreich: Zweien der Schiffe gelang es, den Torpedos auszuweichen, aber zwei andere hatten nicht so viel Glück. Die Torpedos krachten genau in sie hinein …
Und prallten ab. Die Schiffe wackelten zwar hin und her, wirkten aber ansonsten unbeschädigt.
Sulu nutzte den Vorteil ihrer momentanen Desorientierung, um sie mit weiterem Phaserbeschuss einzudecken. Aber der Hauptstoß des Enterprise-Angriffs schien ebenso wenig zu bewirken wie die Torpedos – sie hatten leider kaum physikalische Wirkung.
Doch offenbar hatte die Enterprise den Angreifern psychisch mehr zugesetzt, als sie zu verdauen bereit waren. Die Unbekannten sammelten sich plötzlich, fegten in die Tiefe, wendeten und versteckten sich hinter Beta Xaridia IV. Ihr gerissenes Manöver brachte den Planeten zwischen sie und die Enterprise; nun konnte das Raumschiff nur noch auf sie feuern, wenn es direkt durch den Planeten schoss. Und das wäre, um es milde auszudrücken, der Sache wenig dienlich gewesen.
Die Enterprise jagte, so schnell die Impulstriebwerke es erlaubten, um den Planeten herum, doch nun war es zu spät. Die kleine Flotte war in den Warp gegangen.
»Verdammt«, murmelte Kirk.
»Sie waren diesmal langsamer«, sagte Sulu. »Sie waren deutlich langsamer. Vielleicht haben wir sie erschöpft.«
»Hoffen wir, dass wir Gelegenheit haben, sie noch mehr auszulaugen«, sagte Kirk. »Lieutenant Palmer, melden Sie Beta Xaridia IV, dass die Luft rein ist. Mr. Chekov, richten Sie den Navigationsdeflektor wieder für den normalen Einsatz ein. Sie hatten da übrigens eine gute Idee.«
Chekov nickte leicht, um den Befehl zu bestätigen, dann nahm er all seinen Mut zusammen und fragte: »Captain, woher haben Sie gewusst, dass sie uns alle zusammen angreifen, statt sich zu teilen?«
»Für einen weiteren Überfall auf den Planeten hatten sie das Element der Überraschung schon verspielt«, sagte Kirk. »Wenn unsere Theorie stimmt, sind ihre Ziele nicht starr festgelegt. Sie konnten sich einen Rückzug leisten. Aber sie konnten es sich nicht leisten, sich der Enterprise mit weniger als ihrer ganzen Schlagkraft zu stellen. Hätten sie die Hälfte ihrer Flotte zu uns geschickt und den Rest auf dem Planeten gelassen, wären sie das Risiko eingegangen, von uns geschlagen zu werden. Sie mussten sich uns in einer so großen Zahl wie möglich stellen; es war ihre größte Chance, irgend etwas zu erreichen, einschließlich der möglichen Vernichtung unseres Schiffes.«
»Und all das wussten Sie ganz genau?«, sagte Chekov bewundernd.
Kirk seufzte. »Mr. Chekov, das erste, was man in der Kommandantenschule lernt, ist das: Der Captain kann recht oder unrecht haben, aber eins darf er nie sein – unsicher.« Er hielt inne. Dann fügte er hinzu: »Auch wenn er nicht die geringste Ahnung hat, was vor ihm abläuft.«