Es war still um das Hintergassen-Kutschenhaus, in dem Seafield logierte. Ich parkte und warf einen Blick durch die Garagentorfenster. Bis auf einen Wagen waren alle Plätze leer. Das wertete ich als gutes Zeichen. Seafields T-Bird war nicht da.
Die Frage war, ob er zur Arbeit war oder auf dem Polizeirevier. Miller hatte gesagt, sie würden »heute« wiederkommen; ich wußte nicht, ob das vormittags bedeutete. Ich ging zur Tür am Fuße der Treppen zu seiner Wohnung.
»Guten Tag.« Die Stimme kam von der Seite des Gebäudes und gehörte Thomas Jefferson Walker senior. »Auf der Suche nach Mr. Seafield, wie?«
»So ist es, Mr. Walker.«
»Kenne ich Sie?« Mit seitlich geneigtem Kopf schlurfte er näher zu mir heran, um einen besseren Blick auf mein Gesicht werfen zu können.
»Ich war vor ein paar Tagen schon mal hier. Da war Mr. Seafield auch nicht da.«
»Er kommt zu den merkwürdigsten Stunden. Man kann nicht darauf rechnen, ihn zu irgendeiner bestimmten Zeit zu erwischen. He. Ich erinnere mich an Sie. Sie waren neulich schon einmal hier. Sagen Sie, ich habe da etwas Kaffee kochen. Haben Sie Lust, auf ’ne Tasse reinzukommen?«
»Hätte ich schon«, sagte ich, »und ich erinnere mich an Ihre Gastfreundlichkeit. Aber ich bin sozusagen ein bißchen in der Klemme. Ich muß unbedingt in Mr. Seafields Apartment reinkommen. Ich denke, daß er da vielleicht etwas hat, was für mich wichtig wäre.« Ich sah den alten Mann offen und ehrlich an - und log. »Ich hatte gehofft, ihn heute zu erwischen.«
»Sie sind ’n Freund von ihm?«
»Nicht direkt ein Freund. Aber wir haben dieselben Interessen.«
»Sind wohl einer von diesen FBI-Burschen, wie?«
»Hat Ihnen wohl davon erzählt, hm?«
»Mein Sohn - dem das Haus gehört«, sagte er, »wir hatten vor ’ner Weile ein kleines Problem, und er hat es mir erklärt.«
»Was für eine Art von Problem?«
»Ah, hm«, sagte er widerstrebend.
»Letzten Januar war das?« riet ich.
»Ja«, sagte er, und seine Miene hellte sich merklich auf. »Sie wissen davon, wie?«
»So einiges.«
»Seafield. Der kam hier rein, und das Blut tropfte an ihm runter und so. Himmel, ich mochte ihn nie besonders, und ich wollte die Polizei rufen, nur, daß er mir gesagt hat, ich soll erst Tommy junior anrufen. Tommy junior, das ist mein Junge. Und er hat es mir erklärt. Ich kann meinen Mund halten, das ist mal klar. Sie werden mich nicht dabei erwischen, wie ich einem Regierungsobjekt in die Quere komme, nur wegen eines lockeren Mundwerks.«
»Ich bin sicher, daß alle Beteiligten das zu schätzen wissen.«
»Denk schon.«
»Ich werde Sie um einen Gefallen bitten, Mr. Walker.«
»Was für einen?«
»Ich muß mich oben mal umsehen. Sie können mit mir kommen, das ist kein Problem.«
»Tjaa, ich schätze, das geht schon in Ordnung«, sagte er.
Ich stand still da, während eine leichte Brise die Sommerblätter über mir durcheinanderwirbelte. Wenige Augenblicke später kehrte Walker mit dem Schlüssel zurück. Wir gingen die Stufen zu dem Kutschenhausapartment hinauf, ohne uns weiter miteinander zu unterhalten.
Neben einer Küche und einem Badezimmer an einem Ende der Wohnung war der Platz über der Vierergarage für ein einziges, riesiges Zimmer genutzt worden. Und es war auf den ersten Blick klar, daß es Lee Seafield an nichts Protzigem mangelte, was man für Geld kaufen konnte. Wenn ich nicht so angespannt gewesen wäre, hätte ich eifersüchtig sein können. Meine ersten Minuten in Seafields Wohnung verbrachte ich damit, langsam durch das Zimmer zu schreiten und alles in mich aufzunehmen, worauf mein Blick fiel.
Zuerst bemerkte ich die Bücher. Eine Handbibliothek für Chemiker. Und Portugiesisch in dreißig Tagen mit dazugehörigen Kassetten.
Dann sah ich die Bilder. Ein Pappkarton voller Nacktfotos von Männern und Frauen, alle vermutlich sehr entgegenkommend, alle vermutlich sehr erwachsen.
Vor allem ein Foto zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
Nicht nur, weil es sich in Stil und Inhalt von den anderen unterschied, sondern weil es meine Herzdame zeigte.
Das Foto, das ich bei meiner eisernen Reserve aufbewahrt hatte.
Ausnahmsweise widerstand ich meinem Drang, es einzustecken. Als Beweis war es nur in situ zu etwas nütze.
Und Beweise waren knapp. Der Rest des Zimmers enthielt nur weniges, was von Interesse war oder als Beweis hätte dienen können. Keine Waffen, keine geheimen Drogenvorräte, keine Behälter mit radioaktiven Symbolen darauf.
»Hm«, sagte ich zu Walker. »Ich kann nicht sagen, daß mir das irgendwie weitergeholfen hätte. Tut mir leid, daß ich Ihnen solche Mühe gemacht habe.«
Eine entfernte Stimme sagte: »Lee?«
Die Stimme war schläfrig, weiblich und kam von oben.
Vor lauter Portugiesisch-Kassetten war mir entgangen, daß kein Bett im Zimmer stand.
Noch einmal rief die Stimme: »Lee? Bist du das?«
An der Wand neben der Tür, durch die wir gekommen waren, befand sich eine Leiter, die zu einem Hochbett hinaufführte. Ich ließ Walker unten stehen und kletterte hinauf. Es war ein großer, spitz zulaufender Schlafraum mit dem gewaltigen Bett in der Mitte unter einem Glasdach.
Ich sah Marcia Merom, die sich auf dem Bett aalte. Und sie sah mich. Sie riß die Augen auf; ihre Pupillen zogen sich auf Stecknadelgröße zusammen. Dann setzte sie sich auf. »Fassen Sie mich nicht an!« sagte sie.
»Ich werde versuchen, mich zu beherrschen«, sagte ich und setzte mich neben sie auf die Bettkante. Sie schlängelte sich von mir weg, wobei sie die Bettdecke fest umklammert hielt. Sie war überrascht und hatte Angst. Ideale Bedingungen, um sie kooperativ zu stimmen.
»Ich dachte, Sie und Lee wollten zum Polizeihauptquartier gehen und erzählen, wie ich Sie gekidnappt habe«, sagte ich. »War das nicht so geplant?«
»Wir wollten heute nachmittag gehen«, sagte sie.
»Wenn Sie dahin kommen«, sagte ich zu ihr, »werden Sie eine Überraschung erleben.«
Sie wiederholte ihr Repertoire an mißbilligenden Gesichtsausdrücken.
»Ich habe heute schon mit der Polizei geredet«, sagte ich. »Und wie Sie sehen, bin ich immer noch frei.« Tatsachen nebeneinandergestellt. »Ich hoffe, Sie können dasselbe von sich sagen, nachdem Sie mit denen geredet haben.«
Ich ließ ihr einen Augenblick Zeit, um das zu verdauen. Daß ich von ihrer Anschuldigung, sie entführt zu haben, wußte, bedeutete, daß ich mit der Polizei geredet haben mußte. Sie konnte kaum auf die Idee kommen, daß ich auf der Flucht vor ihr war. Ich konzentrierte mich darauf, entspannt und voll himmlischer Zuversicht zu sein: Das fällt mir leicht, wenn ich weiß, daß ich drauf und dran bin zu lügen.
»Sie und Ihr großer, impulsiver Freund werden eine kleine Überraschung erleben, wenn Sie heute beim Polizeihauptquartier auftauchen«, sagte ich noch einmal. »Die Cops wissen, daß diese FBI-Geschichte ein einziger Schwindel ist. Und sie sind überhaupt nicht erfreut darüber.«
»Wie meinen Sie das, ein Schwindel?« Jetzt mit einem Anflug von Panik.
Unwillkürlich wurde ich lauter. »Daß die ganze Geschichte faul ist. Lügen. Eine Tarnung. Daß ihr Leute euch bereichert mit Hilfe der Geheimhaltung, die verdeckte Regierungsoperationen umgibt. Daß Sie genausowenig für das FBI arbeiten wie ich.«
»Das stimmt nicht!«
Ich sah weg, hinauf, und aus dem gläsernen Dach hinaus. Mein Blick fiel auf die Blätter, die an den Bäumen raschelten, aber ich konnte sie nicht hören. Dann wandte ich mich wieder zu ihr um. »Können Sie beweisen, daß Sie für das FBI arbeiten? Haben Sie irgendwelche Papiere oder Ausweise bei sich?«
Sie schüttelte den Kopf. Sie war beunruhigt. »Diese Leute haben mir Briefe gezeigt«, sagte sie.
»Wer war das?«
»Henry Rush und Tommy Walker, als sie mich in ein Büro brachten und mit mir über die ganze Sache sprachen.«
»Wann war das?«
»Ungefähr sechs Monate, nachdem ich bei Loftus angefangen hatte. Ich war es schon ziemlich leid.«
»Was?«
»Der Job war eine Sackgasse. Ich sah auf Jahre hinaus keine Möglichkeit für mich, vorwärtszukommen. Ich wußte, daß Lee ebenfalls festsaß, und das schon seit langer Zeit. Wir sind zu viele.«
»Wir?«
»Wissenschaftler. Eine ganze Generation junger Leute kam in den sechziger Jahren dazu, und sie hindern alle, die ein paar Jahre später geboren wurden, am Weiterkommen. Damals hatte die Jugend Hochkonjunktur in den Firmen, und alle, die zu spät jung waren, haben jetzt das Nachsehen.« Sie schien ehrlich verbittert zu sein. Ich verstand ihren Groll nicht ganz. Meine Generation war mit der Erwartung groß geworden, daß die Reise zum Erfolg ein langsames Boot war.
»Was haben sie in diesem Büro zu Ihnen gesagt?«
»Henry und Tommy Walker waren furchtbar ernst, haben mich Geheimhaltung schwören lassen. Und ich wußte überhaupt nicht, was eigentlich vorging.«
»Und dann?«
»Sie haben mich gefragt, wie ich zu meinem Land stehe, ob ich Patriotin sei, ob ich Geheimnisse für mich behalten könne, ob es Leute gebe, die mich kennen und sich für meinen Charakter verbürgen würden. Ich habe ihre Fragen beantwortet, und dann wollte ich wissen, worum es eigentlich ging.«
»Eine vernünftige Frage.«
»Woraufhin Henry sagte: ›Ich werde Ihnen etwas sehr Wichtiges erzählen. Ich werde mein Leben in Ihre Hände legen.‹ Und er gab mir einen Brief vom FBI, in dem von einer Antidrogen-Operation namens Bagtag die Rede war; es war alles unterschrieben und offiziell.«
»Wer hat es unterschrieben?«
»J. Edgar Hoover. Nachdem ich den Brief gelesen hatte, zeigte mir Tommy seine Ausweistasche mit Fotos und solchen Sachen. Er sagte: ›Ich bin als Agent für das FBI tätig.‹«
»Und was haben Sie gesagt?«
»Was konnte ich sagen? Ich wußte ja gar nicht, worum es eigentlich ging.«
»Hielten Sie den Brief und die Ausweise für echt?«
»Ich bin sicher, daß sie echt waren«, sagte sie mit Überzeugung. »Aber wer hat schon jemals solche Dinge zu Gesicht bekommen!«
»Was passierte weiter?«
»Sie wollten, daß ich für sie arbeite. Ich fühlte mich geschmeichelt und wichtig. Das hat die ganze Sache für mich verändert, die Arbeit bei Loftus. Und was wir tun, ist auch wirklich wichtig.«
»Was genau tun Sie denn?«
»Wir stellen Drogen her, hauptsächlich Heroin, und dann markieren wir sie mit radioaktiven Substanzen.«
»Und wie geht es weiter?«
»Tommy Walker nimmt das, was wir machen, an sich und liefert es an die Organisationen, mit denen wir zu tun haben. In Detroit, glaube ich. Es hat Jahre gedauert, aber heute geht der größte Teil der Drogen im Mittelwesten durch unsere Hände. Wenn wir eines Tages endlich alle Verteiler erfaßt haben, die wir kriegen können, dann -peng - zieht das FBI die Schlinge zu, und diese Leute befinden sich im Besitz leicht zu identifizierender Drogen. Auf diese Weise können sie das ganze Vertriebsnetz aufdecken.«
»Sie versorgen also den ganzen mittleren Westen mit Stoff?«
»Tommy hat den Kontakt zu den Leuten. Er macht die wirklich gefährliche Arbeit.«
»Und John Pighee?«
»Nun ja«, sagte sie, »nun ja.« Sie rollte den Saum ihres Bettlakens zusammen.
»Warum«, fragte ich, »hat Lee John Pighee getötet?«
»Das war gar nicht sein Auftrag«, sagte sie.
»Was war denn sein Auftrag?«
»Er sollte nur einen Unfall arrangieren, damit wir ihn in die Klinik bekamen. Wir wollten ihn unter Beruhigungsmitteln halten.«
»Unter Beruhigungsmitteln? Monatelang? Vielleicht jahrelang?«
»Es war besser, als ihn zu töten.«
»Aber warum?« fragte ich. Mein ewiger Refrain in dem ganzen Fall. »Er war doch einer der… Gruppe.«
»Das war er«, sagte sie, wobei sie die Vergangenheit betonte. »Er hat die Regeln gebrochen.«
»Welche Regeln?«
»Ich möchte wirklich nicht…«
»Hören Sie, Lady«, sagte ich bestimmt. »Es geht nicht mehr länger darum, was Sie möchten oder nicht möchten.«
»John ist bei uns eingeschleust worden. Oder die Dealer haben ihn gekauft, nachdem er zu uns gekommen ist«, sagte sie.
»Welche Regeln hat er denn gebrochen, daß er… eliminiert werden mußte?« sagte ich. Meine Stimme wurde lauter.
»Wir durften nichts aufschreiben«, sagte sie. »Ich… habe gesehen, daß er manchmal ein Buch bei sich hatte.«
»Ein Buch?«
»Ein Notizbuch. Mit irgendwelchen Sachen über das Labor. So etwas hätte er nicht tun dürfen. Und als ich dann sah, daß er etwas von dem Kalzium hatte…«
»Kalzium?«
»Kalzium 45. Das ist einer unserer Markierstoffe.«
»Radioaktiv?«
»Ein aktives Isotop, ja.«
»Bekommen Sie das in so einer kleinen Metalldose mit einem Radioaktivitätssymbol darauf geliefert?«
»Das ist der äußere Behälter, ja.«
»Und Pighee hatte so einen?«
»Wir dürfen nichts - absolut gar nichts - aus dem Labor mitnehmen. Keine Notizen, nichts.« Sie hielt inne. »Also mußte ich Henry davon erzählen.«
»Und Henry beschloß, daß Pighee getötet werden mußte?«
»Nein«, sagte sie, »nicht getötet. Nur - nur außer Gefecht gesetzt. Wir hatten eine Versammlung. Wir beschlossen, ihn irgendwie in die Klinik zu bekommen und ihn unter Beruhigungsmitteln zu halten, damit wir wenigstens mehr Zeit hatten, über die Sache nachzudenken.«
»Wann war diese Versammlung?«
»Am Nachmittag - nein, am Morgen. Na ja, irgendwann gegen Mittag.«
»Am Tag des Unfalls?«
»Unfall, jawohl«, sagte sie.
»Mein Gott«, sagte ich.
»Es war schon vorher jemand bei ihnen eingeschleust worden«, sagte sie, »sie meinten, sie dürften keine Zeit verlieren.«
»Also ging Lee hin und brachte den Mann um.«
»Ich glaube, es war ein Unfall«, sagte sie.
Ich schüttelte den Kopf. »Lee war voller Blut, als er an diesem Abend hierher zurückkam. Er war da, ich meine bei Pighee, und wahrscheinlich hat er es mit einem Hammer getan, und dann hat er selbst die Explosion ausgelöst.«
»Davon weiß ich nichts«, sagte sie. »Aber sie wollten nicht, daß er getötet wurde. Es gab Probleme wegen der Versicherung. Die Detektive draußen halten und solche Dinge.«
»Ich glaube wohl, daß es Probleme gegeben hat«, sagte ich. »Ihr Freund Lee, ihr Kollege - er ist nicht gerade ein Mensch mit großer Selbstbeherrschung, wie?«
»Nein«, sagte sie.
»Hat er Simon Rackey getötet? Den Chemiker, der wahrscheinlich der Spion davor gewesen war?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie, verbarg aber ihr Gesicht in ihrer Decke. Für mich hieß das, daß er ihr davon erzählt hatte. In allen Einzelheiten.
»Also«, fragte ich, »wie hat das mit Seafield und Ihnen angefangen? Gleich, als Sie in das Team kamen?«
»Nein«, sagte sie, »er hatte andere… andere Arrangements, nehme ich an.«
»Und?«
»Ich glaube nicht, daß er auf diese Weise an mich gedacht hat. Aber eine Woche nach Johns… Unfall kam Lee eines Abends zu mir. Ich ließ ihn hinein. Er war sehr nett. Wir sprachen darüber, wie die Dinge in der Klinik liefen. Ich bot ihm etwas zu trinken an.« Sie blickte auf, durch das Glas hindurch, hinauf zu den Bäumen in den sommerlichen Himmel. »Er sagte, daß ich auf der Suche nach einem neuen Liebhaber sein müsse, jetzt, da John… nicht mehr da war. Er sagte, er würde einspringen, wenn ich wollte, solange bis ich jemanden fände, der ihn ersetzen konnte. Ich sagte nein danke. Ich würde schon zurechtkommen, und dann…« Sie schüttelte den Kopf, und Tränen stiegen ihr in die Augen. »Es… er… es…«
»Was ist passiert?«
»Er hat es getan.«
»Er hat Sie vergewaltigt?«
Sie nickte, sagte jedoch: »Beinahe.«
»Was haben Sie getan?«
»Was konnte ich schon tun?« fragte sie brüsk zurück. »Ich konnte gar nichts tun. Nicht wo das Projekt immer noch lief. Ich konnte nichts…« Sie hielt inne.
»Es passierte immer wieder?«
»Ja.«
»Und Sie wollen es nicht?«
»Nein«, sagte sie. Und korrigierte sich dann: »Nicht wirklich. Ich… ich denke nicht gern dran, außer wenn wir, wenn er…«
»Sie haben Angst vor ihm?«
»Ja«, sagte sie entschieden. »Er ist so - so grob. Und überhaupt nicht nett zu mir. Er tut mir weh, und er ist niemals dankbar oder zufrieden oder… oder eben nett. Nein, ich denke nicht gern dran.«
»Aber wenn es passiert?«
»Dann ist es anders.«
»Sie haben sich einen Revolver gekauft. Um ihn einzuschüchtern?«
»Ja.«
»Hat es funktioniert?«
»Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, ihn zu benutzen, ich meine, ihn zu zeigen, ich meine… na ja. Ich weiß nicht, ob es ihn abhalten wird.«
»Oder anziehen. Das scheint mir nicht der Typ zu sein, der vor Gewalt zurückschreckt.«
»Nein«, sagte sie, »der Typ ist er nicht.«
»Glauben Sie«, fragte ich, »daß das FBI zuläßt, daß seine Agenten Leute vergewaltigen - vor allem, wenn es sich dabei um andere Agenten handelt?«
»Ich glaube nicht, daß sie davon wissen.«
»Oder Leute ermorden?«
Sie zuckt die Achseln.
Ich ging.