Mit einem Satz war ich bei dem Kissen am anderen Ende der Couch. Ich tastete das Polster darunter auf der Suche nach der Waffe ab, die Marcia Merom das letzte Mal, als ich bei ihr in ihrem Apartment gewesen war, dort hingelegt hatte. Sie war nicht da. Ich konnte sie nicht finden.
Aber ich konnte mich doch nicht irren, oder? Ich hechtete nach dem Kissen am anderen Ende. Unter dem konnte der Revolver nicht liegen. Ich erinnerte mich ganz klar. Aber dann stießen meine Finger auf kaltes, hartes Metall.
Ich fingerte daran herum, suchte den Griff. Fand ihn. Drückte auf den Abzug, während ich gleichzeitig versuchte, den Revolver auf Seafield zu richten.
Der Revolver ging los, und zwar in die Armlehne der Couch.
Ich drehte die Trommel, drückte ab. Er ging wieder los, und diesmal nahm er einen Lampenschirm und einen Bilderrahmen mit. Ich riß ihn hoch. Ich sah einen großen Schatten über mir, einen herabfallenden Arm. Ich versuchte noch einmal, auf den Abzug zu drücken. Mit aller Kraft.
Es folgte ein Krachen, mehrere laute Geräusche. Der Schatten fiel hart auf die Waffe und meine Hände. Glas spritzte überall um mich herum. Alles tat weh, brannte. Licht glühte und verblaßte. Seafield - es mußte Seafield gewesen sein - balancierte über mir.
Er schien sich zu erheben, zu taumeln, zu fallen.
Dann ging er direkt neben mir zu Boden. Wieder grelles Licht. Ich sah Marcia Merom hinter der Stelle stehen, an der vorher Seafield gewesen war. Sie hatte zugesehen, halb neugierig, halb entsetzt, halb lächelnd. Sie war mit Blut beschmiert. Alles war mit Blut beschmiert. Die Wände, die Bilder. Ich blickte an mir selbst herab. Auch ich war blutverschmiert.
Meine Beine waren eingeklemmt unter dem gewaltigen Klotz, der früher einmal Lee Seafield gewesen war. Ich wußte, daß er tot war. Aus seinem Rücken spritzte noch eine kleine, pulsierende Blutfontäne, aber ich wußte, daß er tot war. Dann erlosch die Fontäne. Explosionen hatten ihn zerrissen. Explosionen hatten ihm das Leben genommen, meins gerettet. Meins gerettet.
Ich warf noch einen Blick auf Marcia Merom. Sie stand noch immer genau am selben Platz. Nichts passierte. Ich beobachtete sie, fragte mich, ob ich sie getroffen hatte. Ob etwas, was durch Seafield hindurchgegangen war, sie getroffen hatte.
Dann wurde mir klar, daß ich die Waffe nicht mehr in der Fland hatte. Zumindest konnte ich sie nicht mehr in meiner Hand spüren. Ich betrachtete meine Hand. Es war keine Waffe darin. Ich wußte nicht, wo sie war.
Wieder hatte ich Angst. Knurrend schob ich mich vorwärts und versuchte, Seafields Leiche von mir wegzuschieben. Sie ließ sich nicht bewegen. Ich geriet in Panik.
Die Waffe lag neben mir, auf dem Fußboden, in einer Wolke aus Glas. Dankbar griff ich danach. Es war schwer, sie in die Hand zu bekommen, zwischen all dem Glas und dem Blut. Ich benutzte beide Hände und drehte mich wieder zu Marcia Merom um.
Sie hatte sich immer noch nicht von der Stelle gerührt.
Ich hob die Waffe. Ich zielte. Tief in meinem Innern wußte ich, daß es mir freistand abzudrücken, wenn ich den Beschluß dazu faßte. Ich zielte auf ihr Herz.
Dann entspannte ich mich und ließ die Arme sinken. Vor meinen Augen begann Marcia Merom zu fallen. Dann stürzte sie schwer und hart zu Boden.
Es war so, als hätte ich abgedrückt, als ich den Wunsch dazu verspürte. Als wäre ich die Art Mensch gewesen, wie diese beiden es gewesen waren.
Einen Augenblick fragte ich mich, ob ich nicht doch abgedrückt hatte.