Auf dem Hügel

«Blüh, mein Mäulchen, blühe,

bald komm’ ich zu Dir.

Blühen in der Sonne,

Dann kommt Nacht … herfür.»

Richard Dorn ging mit eigenen Verslein seiner Arbeit nach. Der alte Gärtner hatte beide Gießkannen gefüllt und gönnte den Löwenmäulchen einen behutsamen, aber ergiebigen Guss. Die prächtigen Stauden gaben sich so tollkühn, ihre roten und lachsfarbenen Blütenmünder schienen in die Luft schnappen zu wollen, um den Gärtner und sein Revier in Angst und Schrecken zu versetzen. «Aber ihr bleibt da, wo ihr seid», belehrte Dorn die nun unzufrieden wankenden Mäulchenblumen, «wenn ich euch irgendwo anders erwische, dann setzt’s was.» Vor allem ein gelbes Löwenmaul schaute ihn einigermaßen zornig an. «Ich warne dich, schau mal nach, ob du Zähne hast.» Das gelbe Sonnenkind wirkte verstimmt. Diese Schar von jungen Gartengästen mochte Dorn besonders. Sie waren ungestümer als die Veilchen, die vornehmlich schmachteten, nach Schutz und Licht. «Kommt gut durch den Tag», verabschiedete er sich von der bunten Kohorte, die trotz des kühlen Gießwassers noch auf Unterhaltung erpicht zu sein schien. – «Habe die Ehre. Natürlich, hier wird geprunkt, und jeder soll sich niederwerfen. Geht mit meinen Knochen nicht.» Mit Respekt trat Dorn vor die Rosen, die in diesem Frühjahr üppig gediehen. Wie aus dem Erdreich solcher Fürstenzug entlang der Terrassenmauer erwuchs, blieb ein Rätsel, selbst wenn es erklärt würde. «Ihr braucht mich nicht, meint ihr. Aber wenn die Läuse kommen, bin ich gut genug, um euch wieder ausgehfein zu machen.

«Dank erwart von keiner Rose,

sieh sie an, das ist genug.»

Ein Aufatmen ging durch die Rabatten, als das Wasser über die Blätterroben der Adelsdamen perlte. Dorn brummte, solche Luxusgeschöpfe hielten ihn auf Distanz. «Dann langweilt euch doch mit euch selbst.»

Am Haus wurde nicht mehr gehämmert, sondern geschabt. In seiner Manchesterhose und blauen Arbeitsjacke spähte der Agnetendorfer die Leiter hinauf und trat ein paar Schritte beiseite. Auf den obersten Sprossen werkte Metzkow und reinigte die Dachrinnen von Laub und Nadelmatsch. Klumpen landeten im schütteren Gras des felsigen Bodens. Aus den Kellerfenstern des Swimmingpools duftete es reinlich. Friedrich Use hatte sich, als der eigentliche Hausmeister, daran gemacht, mit einer bemessenen Portion der Schmierseife Becken und Kacheln zu säubern. Wenngleich dort unten ausschließlich das Archiv verwahrt worden war, wusste offenbar niemand auf der Welt, woher immer wieder Flecken und Schlieren herrührten. Das einmalige Archiv Gerhart Hauptmanns war irgendwo in Flammen aufgegangen. Dessen war man sich gewiss, darüber wurde wenig gesprochen. Aber man sah es vor sich, wie Herr Behl nach einem Beschuss verzweifelt brennendes Papier zu retten versuchte, mit seinem Jackett Glut ersticken wollte. Bei einem Volltreffer auf den Wehrmachts-Tatra wäre es nicht einmal zu diesem Versuch gekommen. Friede der Seele des hingebungsvollen Kulturbeamten. Ade, Briefe der Prominenten, Tagebücher und Entwürfe großer Dramen.

«Schon bei den Tomaten gewesen?», fragte der Masseur von oben.

«Gemüse kennt Geduld.»

Dorn war es egal, nachzuforschen, was es mit diesem rührigen, ja beinahe umtriebigen Heilpraktiker auf sich hatte. Stammte er wirklich aus Berlin oder nur aus Brandenburg? Wer in Dresden desertierte, der mochte auch schon andere Haken geschlagen haben. Spekulationen liefen ins Leere. Der agile Mann brachte Kreisläufe in Schwung, er las aus den Werken vor. Metzkow und Fräulein Pollak hatten vielleicht schon mehr als Worte gewechselt, sogar Schwester Maxa ließ sich von ihm gern bei den Augenkompressen für Frau Doktor beraten, und Paul Metzkow hatte sich nach Hirschberg gewagt.

«Werden wir noch ernten, Dorn?»

Der verabschiedete sich mit einem Nicken und spähte in den Keller, wo Use schrubbte. Nur nicht an Minna und Wilma Köstritz denken, die auch in düsteren Zeiten das halbe Tal auf Hochglanz gebracht hatten. Aber manchmal vernahm man ihre Fahrradklingeln, wie aus einem Massengrab.

Use grüßte aus dem Schwimmbecken.

Spielte man den Frieden, oder kehrte er ein?

«Lass das Silber am besten im Versteck», riet Richard Dorn aufs Geratewohl ins Souterrain, wo hinter Gitterstäben das Gesicht Uses deutlich wurde. «Welches Silber?»

«Zum Beispiel das unterm Koks.»

«Weiß ich nicht.»

Dorn ergriff wieder seine Gießkannen. Das Getue des Langen, der schon vor dem Krieg ein Hungerhaken gewesen war, war ihm zu affig. Da Use sich nicht mehr in sein Gebirgsdorf wagte, nächtigte er auf einer Pritsche im Keller und vermehrte, bei aller Zurückhaltung, die Zahl der Esser im Haus.

Trotz der Sommerhelle lag die Küche im Dämmerschein.

Durch die Ritzen zwischen den Brettern vor den Fenstern leckte Licht über den Tisch, die handgefertigten Einbauschränke und den Herd. Hauptsächlich durch die geöffnete Tür strömten Luft und Tag herein.

«Immerhin frische Milch. Da ist alles Lebenswichtige drinne. Daraus back ich zum Nachtisch einen Ofenschlupfer.» Alma Guth schob einen Teller über den vollen Krug. In der Düsternis konnte sie Fliegen schlechter erkennen als sonst.

«Ich hatte nicht gewusst, dass Sie melken können.» Elvira Zerbst hatte sich ein Viertelglas von der Kostbarkeit einschenken lassen.

«Ich wusste auch nicht, dass ich’s noch kann. Ich bin auf einem Hof aufgewachsen. Du musst zuerscht Dauma und Zeigefinger schließen und dann mit Gefühl eine Faust um die Zitzen. Nie quetscha, sondern mit Liebe.»

«Aha.»

«Und du wirst noch das Buttern lernen.»

«Never.» Die Zofe hatte manches Kauderwelsch bei den Herrschaften aufgeschnappt. Sie nippte am Glas und genoss die schier sahnige Süße.

«Wann arbeitest du eigentlich?» Die Köchin erkundigte sich nicht zum ersten Mal, und es war ihr ganz recht, dass es beim Du und Sie zwischen ihr und dem Hausmädchen geblieben war. Dass andere im Haus beide quasi als Mutter und Tochter klassifizierten, stand auf einem anderen Blatt.

«Madame ist angekleidet. Die Betten sind gemacht. Die Maxa rasiert den Chef. Da darf man wohl verschnaufen. Außerdem gibt es keinen Lohn mehr. Das wird sich auf die Rente auswirken.»

«Rente!» Die Köchin fasste es nicht. «So jung, und wenn du drei Schritte vors Haus gehst, bist du tot.»

Irgendwie gewann man den Eindruck, die zierliche Zofe am Tisch würde sich gleich die Nägel feilen. Ihr Häubchen saß korrekt. Auch die Schmuckschürze über dem schwarzen Satinkleid war stets – das musste man ihr lassen – tadellos gebunden. Mitunter musste eine Zofe auch gar nicht viel tun, hektisch umherlaufen, in Schweiß geraten, sondern sollte vornehmlich das Auge erfreuen, zuhören, den Herrschaften unter dem Gebot der Verschwiegenheit Geheimnisse des Personals zutragen und, nicht zuletzt, von Wohlstand künden.

«Ich bin für ein großes Haus und schöne Zeiten geboren.»

«Ersteres hast du.»

«Ich heirate einmal höher hinaus.»

«Gott mir dir», empfahl die Köchin, «ich bin jedenfalls froh, dass Herr Benvenuto bei seinen Elternbesuchen die Finger von dir gelassen hat. Das ist beim junga Herrn Hauptmann keene Selbstverständlichkeit.»

«Hat er vielleicht gar nicht.»

«Sodom.»

«Pah. Ihre Jugendsünden kommen auch noch auf den Tisch.»

Die Köchin wollte sich empören. Doch sie war klug genug, sich nicht mit einer zu faden Sittsamkeit oder einem Mangel an Gelegenheit bloßzustellen: «Es goab genug Rübezahlfeste.»

«Der Chauffeur des Grafen Schaffgotsch hätte mir sehr gefallen.»

«Du bist wahllos.»

«Bin ich nicht», muckte die unfreiwillige Ziehtochter auf, «und jetzt sehen wir, wie knapp Freude ist.»

«Trink deine Milch.»

Beide blickten von Herd und Tisch zur Tür hinaus. Passend zu der Aufforderung meldete sich die gerettete Kuh aus der Garage. Wo vor seiner Beschlagnahmung der Mercedes geparkt gewesen war, wurde nun Clotilde gefüttert und gemolken. Kurz vor seinem Verenden hatten Pohl und Use das geschwächte Tier niedergedrückt, Metzkow hatte ihm einen riskanten Betäubungsschlag zwischen die Hörner versetzt, und auf der Stelle hatte Alma Guth Hand an das tödlich pralle Euter gelegt. Nachdem die Schwarzscheckige benommen wieder auf die Beine gekommen war, hatten alle zusammen sie in die Garage manövriert und geschoben. «Schlachten», hatte der Masseur vorgeschlagen. «Wie?», hatte Use entgegnet. Außerdem mochten die Eigentümer überlebt und sich auf die Suche gemacht haben. Die Scharrspuren der Hufe waren kaum zu tilgen. «Kühe heißen Clotilde», hatte Pohl festgestellt und vorsichtig ihre Brandwunden abgetupft. Jetzt war man auf dem Wiesenstein auch ohne Bargeld reich. Allein das gelegentliche Muhen war gefährlich.

Nun wiederkäute Clotilde still.

Alma Guth zerkleinerte ein Büschel Brennnesseln. Zwiebel, Liebstöckel lagen parat. Das Sonnenblumenöl stammte noch von der Krim. Nach den Genüssen des Wochenendes, früher, war der Montag stets einer Art von Diät vorbehalten gewesen. Doch auf ein Rezept für Unkrautauflauf aus dem ersten Krieg oder aus der Zeit der Webernöte hatte die Köchin bislang noch nicht ausweichen müssen.

«Das russische Brot wird kumma», sagte sie, «der Major hoat’s versprochen.»

«Wir betteln um Brot.»

«Zumindest können wir noch betteln», vernahm die Zofe.

«Er wirkte eigentlich recht nett. Und er sprach Deutsch.»

«Karischnikow.» Die Köchin setzte Salzwasser für das Unkraut auf, «was für Namen man sich jetzt merken soll.»

«Kalaschnikow. Vielleicht ist das so was wie Schulze auf Russisch. Ich ging nicht gleich aus dem Zimmer, als er sich dem Herrn Doktor vorstellte.»

«Ein Lichtblick», befand Alma Guth.

«Er war sehr respektvoll. Und versprach Brot.»

«Nur noch darum geht’s. Essen. Schloofa. Und wieder aufwachen. Werden auch Frauen zum Wiederaufbau nach Russland verschleppt?»

Elvira Zerbst erschrak. Das hatte sie nicht bedacht. Im morgendlichen Zwielicht hatte sie ihr Glas geleert. «Davor werde ich Polin.»

«Was?»

«Es heißt, man könne polnischer Staatsbürger werden und sich einen neuen Namen aussuchen. Elvira ist vielleicht international, und dann Czczerpczstowa … mit vielen C und Z. Klingt gar nicht schlecht, exotisch.»

Nun reichte es der Köchin. Sie schob den Hackhobel beiseite: «Du labst doch nicht in Polen. Oder willst du auswandern? In doas vielleicht noch grißere Elend.»

«Warschau.»

«Da steht nichts mehr. Die Polen plündern, rächan sich. Dann ziehen sie heem. Und kumma irgendwann wieder, zum Arbeiten in der Kursaison, wie seit altersher. Die, die kama, waren immer zuverlässig.»

«Und bis dahin müssen wir durchhalten?»

«Ja», stellte die Köchin klar.

«Keine Zeitung. Kein Strom. Kein Radio. Furchtbar. Man verkommt. Man verkommt ganz schnell.» Die Augen der Zofe röteten sich, sie schluchzte. «Wo ist denn noch Leben? Und Zukunft? Und alle sprechen von Schuld. Wir waren doch nur fanatisch. Und ich habe niemandem wehgetan.» Alma Guth war entsetzt, wie sich das Mädchen trotz allen Zuspruchs in Tränen auflöste. Sie trat an den Tisch und legte der Erschütterten die Hand auf den Arm: «Es kommt alles wieder ins Lot. Ee Krieg is nich mit nem Federstrich vorbei. Auch der Chaffeur des Grafen wird wieder auftauchen … Am besten, du gehst jetzt zur Frau Doktor und fragst, ob ihr Ofenschlupfer zum Dessert recht sind. Ich könnte auch einen Grießbrei macha.»

Elvira Zerbst erhob sich. Sie schniefte, aber sie zog ihre Schürze zurecht. Aus der verdeckten Tasche zog sie eine kleine Dose Nivea hervor, die ihr Margarete Hauptmann zu Weihnachten geschenkt hatte. «Ganz spröde die Hände, vom Kummer.» Sie verrieb ein Quäntchen der Creme. «Übrigens, wenn noch mehr Flüchtlinge außer Use und Herrn Pohl kommen, werde ich deren Betten keinesfalls machen. Never. Wir sind ja kein Hafen. Ich räume schon drei Mal mehr Geschirr weg als sonst. Wenn noch mehr kommen, gehen wir selbst unter. Die Herrschaften müssen Nein sagen. Die eine hat sich sogar in meine Kammer verirrt. Fremde bringen alles durcheinander und kosten noch mehr Nerven. Ich schau schon nicht mehr auf die Straße. Ich hasse Flüchtlinge. Sie machen einem ein schlechtes Gewissen, weil man ein Dach überm Kopf hat und eine Kuh in der Garage. Sollen sie sterben. Dann verschwindet eine Sorge.»

«Kind!»

«Ist doch wahr.»

«Wenn ma schon betont, dass etwas wahr ist, dann stimmt doaran meist woas nich, Kind.»

«Da hocken wir verbarrikadiert. Das Brot kommt nicht. Ich habe hier jahrelang gearbeitet, und wer weiß, wer morgen wieder Suppe will. Das sind doch nicht alles Apotheker aus Breslau. Ja, die einen müssen leiden. Sie dürfen deswegen doch nicht die anderen in die Tiefe ziehen.»

Da hatte sich etwas aufgestaut.

«Ach, all die abgerissenen Gestalten mit ihren traurigen Geschichten. Ich kann sie nicht mehr hören. Dann stirbt eben ein Kind, es sind immer Kinder gestorben. Nein, ein Unmensch will ich nicht sein. Aber bevor ich mich aufreiben lasse, suche ich mein Heil. Damit ist auf die Dauer allen und mir selbst mehr gedient, als wenn ich mich völlig aufopfere.»

«Durch Bettenmachen?»

«Sie sehen doch: Wo ein paar hier oben im Ort noch Ordnung halten, dorthin zieht’s die meisten. Gute Verhältnisse sprechen sich herum. Man will ja geben, hilfreich sein. Aber was zu viel ist, ist zu viel.»

«Woher hast du das denn alles?»

«Die Hoffmanns haben ihr altes Schild Betteln und Hausieren verboten an die Gartenpforte gehängt.»

«Die Hoffmanns sind morgen vielleicht salber uff der Flucht und betteln.»

«Das glaube ich nicht.»

«Das berede alles mit Fräulein Pollak. Die ist klüger als ich. Du bist uff eemal völlig herzlos.»

«Nein, bin ich nicht.» Elvira Zerbst strich sich einen Rest Nivea auf dem Finger über die Lippen. «Viele vergessen, dass sie für sich selbst verantwortlich sind. Ich will keine Fremde plötzlich in meiner Kammer, im Bad und im Keller. Das ist doch normal. Wenn ich angenehm überrascht werde, bin ich ein Schatz.»

«Dann lass dich überrascha. Und jitze geh. Schwester Maxa soll dir eine Veronal geben, und schloaf dich aus.»

«Wenn Sie finden.»

«Mehr als das.»

«Und ich bleibe doch bei meiner Meinung.»

«Raus. Ofenschlupfer oder Grießbrei, froag nach. Ooch die Kuh eines Nobelpreisträgers gibt nur eemoal täglich Milch. – Grässlich, dieses Dämmerlicht. Ich erkenne kaum doas Salz. Ooch noch Polin werden. Mach, was de willst.»

Elvira Zerbst war durch die Schwingtür bereits in der Halle. Die weißen Bänder über dem Satinpo schwangen.

Alma Guth musste sich beruhigen und lugte durch eine Bretterlücke. «Da quoatscht ar noch moa mit dam Rittersporn … Wird schusselig … Vielleicht doas Beste.» Sie hielt inne. Im Unterschied zum Gärtner führte sie sogar Selbstgespräche.

Er musste Papier sparen. In seiner Dachkammer vermerkte Gerhart Pohl in winziger Schrift zwischen den Notizen seiner Gespräche mit Merlin: Ein Major Kalaschnikow erschien auf dem Wiesenstein. In seiner Begleitung war der kommissarische Bürgermeister von Agnetendorf. Der Major war Soldat und Politiker. Sein Auftrag lautete, Hauptmann zu schützen und nach Kräften zu versorgen. Da er auch leidlich Deutsch konnte (so er wollte, und er wollte nur, wenn das Gespräch angenehm zu werden versprach), war er ohne Dolmetscher erschienen.

«Sie werden Brot bekommen – genug Brot für alle», sagte er. «Brot ist immer gut gegen Hunger. Die Bauern aus diesem Dorf werden Milch und Butter geben. Verstanden?», fragte er den Bürgermeister, der in gemessenem Abstand schräg hinter ihm saß. «Jawohl», rief dieser nach soldatischer Art.

«Na also», sagte der Genosse Major gemütlich. «Und das Haus, groß wie ein Zarenschlösschen, bleibt allein bei Hauptmanns. Verstanden? Keiner wird es betreten – auch nicht unsere Soldaten. Schmeiß sie alle raus.» Und er machte Gerhart Hauptmann die Bewegung des Am-Kragen-Nehmens vor. Der Alte lachte. Er mochte sich vorstellen, wie er einen vierschrötigen bewaffneten Rotarmisten am Kragen packte und aus dem Haus warf. Dann sagte er: «Mir sind Besucher lieb, wobei die Nationalität außer Betracht bleibt, das heißt, es müssen Menschen sein.»

Pohls Hand ruhte auf den Notizmassen. Wer würde sie lesen? Wann und wo würden wieder Bücher gedruckt werden? Sein Blick fiel auf seinen Rucksack, der am Bettpfosten hing. Darin befanden sich noch Socken. Ein Rest seiner Habe aus Wolfshau. So frei war er noch nie gewesen.