D ie Wände schwarz. Der Boden schwarz. Es riecht nach Moder und Schimmel und nassem Stein. Mein Atem geht hektisch, stoßweise.
Finde den Ausgang.
Ich bin auf allen vieren, schon wieder. Ich habe Platzangst. Etwas kriecht mir über die Hand, und ich reiße sie so erschrocken hoch, dass sie gegen den Fels schlägt. Schmerz schießt in meine Finger, bis in die abgeschabten Fingernägel. Ich schüttele hektisch mein Handgelenk. Was auch immer es war, es ist weg, versuche ich mich zu beruhigen. Sicher nur ein Tausendfüßler. Eine Schabe. Ein Spinnenläufer. Es gibt hier nichts, was du nicht kennst.
Eine Lüge, die ich mir erzählen muss, um vor lauter Panik nicht vollends den Kopf zu verlieren. Die Wahrheit nämlich ist, dass ich hier gar nichts kenne. Die Höhle ist mir fremd. Dieses Labyrinth im Berg, aus dem es angeblich einen zweiten Ausgang geben soll.
Finde den Ausgang.
Ein einfacher Auftrag. Selbst Ratten finden den Weg aus einem Labyrinth. Aber hier gibt es nur Schwärze. Egal, in welche Richtung ich mich vortaste: Schwärze. Irgendwo tropft es.
Ein plötzlicher Ruck an meinen Beinen, meinen Fußgelenken. Zuerst ganz leicht.
Nicht jetzt schon , flehe ich in Gedanken.
Der zweite Ruck kommt so heftig, dass ich vor lauter Schreck vergesse zu schreien. Plötzlich fehlen die Knie unter meinem Körper, ich lande auf dem Bauch, werde nach hinten gerissen, als wäre da ein Sog, der mich rückwärts durch den Tunnel zieht. Diesen Tunnel, durch den ich gerade so mühsam gekrabbelt bin. Mit den Armen versuche ich meinen Kopf zu schützen. Zu schnell , denke ich, zu schnell , und schlage in der nächsten Sekunde schon mit dem Rumpf gegen eine Ecke, die ich in der Dunkelheit nicht kommen sah. Ich schreie nun doch, meine Füße werden um die Ecke herumgerissen, mein Körper knallt gegen die gegenüberliegende Wand, ich werde rückwärts durch den nächsten Tunnelgang geschleift. Ich schreie lauter, greife um mich, will mich irgendwo festhalten. Aber der Stein ist glatt und der Zug an meinen Füßen stark. Ich weiß, was dort draußen steht und an mir zerrt und dass ich ihm nichts entgegenzusetzen habe.
Meine Knie, mein Bauch, mein ganzer Körper brennt. Ich lege die Arme wieder schützend um den Kopf, lasse mich widerstandslos ziehen, wie eine Puppe.
Was für eine Ironie, dass ich dem Berg entkommen wollte.
Und jetzt stecke ich mittendrin.