VII

Exodus

632: Karthago

Im Frühjahr 632 segelte ein Schiff in den großen Hafen Karthagos(9), das einen Brief des Caesar mitbrachte. Seit den Zeiten des Augustus waren solche Schiffe in Karthago angekommen. Noch Generationen nach der Auflösung der römischen Herrschaft im Westen lasteten die Schatten der Vergangenheit schwer auf Afrika. Karthago lag wie Rom am Rand einer umfangreichen Anhäufung von Provinzen, die sich noch immer über den östlichen Mittelmeerraum erstreckten und als Hauptstadt Konstantinopel(4) hatten, das zweite Rom. Über mehrere Jahrzehnte hin war Karthago – wie es auch für Rom der Fall gewesen war – an erobernde Barbaren verloren; und wiederum ebenso wie Rom war Karthago vor fast einem Jahrhundert zurückerobert worden. Anders als Italien(9), wo die Herrschaft des Kaisers(27) heruntergekommen und umkämpft war, befand sich die Provinz Afrika aber noch sicher in römischer Hand. Der Kaiser selbst, ein kampfgestählter Kappadokier namens Herakleios(1), hatte den Thron bestiegen, nachdem er von dort(10) aus einen Putsch unternommen hatte. Im Jahr 632 war er seit zweiundzwanzig Jahren an der Macht. Die Befehle eines solchen Mannes ließen sich schlecht ignorieren. Als der Präfekt von Afrika das kaiserliche Sendschreiben öffnete, machte er sich also sicherlich ohne Umschweife daran, sie zu befolgen. Am 31. Mai wurde der Befehl des Herakleios(2) in die Tat umgesetzt. Sämtliche Juden(94) Afrikas – »Besucher ebenso wie Ansässige, ihre Frauen, ihre Kinder, ihre Sklaven«[1] – wurden der Zwangstaufe unterzogen.

Diese Aktion stellte die brutale Lösung eines Problems dar, das schon immer eine Quelle des Verdrusses gewesen war. Seit der Zeit des Paulus hatten Christen sich über die hartnäckige Weigerung des ursprünglichen erwählten Volks Gottes aufgeregt, den Sohn ihres Gottes als Messias anzuerkennen. Die Bestürzung der Christen wurde noch durch den Umstand vertieft, dass die Juden(95), wie es zweifelsfrei aus den Evangelien hervorging, die Verantwortung für den Tod Christi ja bereitwillig übernommen hatten. »Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!«[2] Warum hatte der Allmächtige, als er mit diesem eklatanten Akt des Gottesmordes konfrontiert wurde, keine fürchterliche Rache geübt? Die Antwort der Theologen lautete, dass er das durchaus getan habe. Schließlich gab es keinen Tempel mehr, und das ursprüngliche Heimatland der Juden(96), das von den Römern schon vor langer Zeit von Judaea(4) zu Palaestina(1) umbenannt worden war, erhielt eine neue Weihe durch die christliche Bezeichnung »Heiliges Land«. Währenddessen lebten die Juden(97) als Vertriebene, »Zeugen ihrer Ungerechtigkeit und der Wahrheit«.[3]

Die Beweise göttlicher Missbilligung waren eindeutig und schrecklich, und so hatten die regierenden Autoritäten in ihrer Beflissenheit, dem Willen des Allmächtigen nachzukommen, natürlich eigens noch einige Verfeinerungen hinzugefügt. Der Ort, wo der Tempel gestanden hatte, war zu einer Müllhalde umgewidmet worden, einem Abladeplatz für tote Schweine und Exkremente; die Juden(98) waren vollständig aus Jerusalem(31) verbannt, mit Ausnahme nur eines Tages im Jahr, an dem es ihnen gestattet war, den Berg Morija(7) zu ersteigen, um dort zu klagen und zu weinen; die legalen Einschränkungen ihres rechtlichen Status wurden immer repressiver. Es war ihnen verboten, Militärdienst zu leisten; christliche Sklaven zu besitzen; neue Synagogen zu bauen. Im Austausch war es ihnen gestattet, nach ihren eigenen Traditionen zu leben – allerdings nur zu dem Zweck, dass sie dem christlichen Volk besser als Schauspiel und Mahnung dienen konnten. Und mit seinem abrupten politischen Richtungswechsel hatte Herakleios(3) ihnen selbst das noch genommen.

Man muss sagen, dass viele Christen entsetzt waren: Einige fürchteten den Schaden, den unwillige Konvertiten in der Kirche anrichten konnten; andere glaubten – so die Formulierung Gregors(12) –, dass »Demut und Freundlichkeit, Unterricht und gutes Zureden die Mittel sind, mit denen man die Feinde des christlichen Glaubens gewinnen kann«.[4] Doch bereits vor dem Erlass des Herakleios(4) hatte viele schon die Angst gepackt, dass es für einen solchen Ansatz zu spät war. Dasselbe Bewusstsein, in der Endzeit zu leben, das Gregor(13) so bedrängte, hatte bereits manche Bischöfe im Frankenreich(4) veranlasst, die Juden(99) vor Ort der Zwangstaufe zu unterziehen. 612 war in Spanien(2) der König der Westgoten(2) ihrem Beispiel gefolgt. Auch Herakleios hatte während seiner gesamten Regierungszeit mit dem Bewusstsein gelebt, dass die Welt aus den Fugen geriet. »Das Reich wird untergehen.«[5] So lautete die Prophezeiung, die Theodor(2), der von Salat lebende Asket aus Galatien, im Jahr der Thronbesteigung des Herakleios geäußert hatte – und so war es ja auch fast eingetroffen. Krieg hatte das römische Reich verwüstet. Die Wogen einer gewaltigen persischen Invasion waren bis an die Mauern Konstantinopels(5) gebrandet. Syrien, Palaestina, Ägypten: Alle waren gefallen. Jerusalem war gestürmt worden.

Lediglich einer spektakulären, von Herakleios(5) selbst angeführten Abfolge von Feldzügen war es zu verdanken, dass sein Reich noch einmal vom Rand des Abgrunds zurückgerissen wurde. Während er die an die Perser(25) verlorenen Provinzen zurückholte, durch Syrien(1) ritt und nach Jerusalem(32) kam, waren ihm immer wieder Geschichten von jüdischem Verrat zu Ohren gekommen – bis hin zu dem einen oder anderen an Christus selbst verzweifelten verzagten Christen, der sich der Beschneidung unterzogen hatte. Die Juden(100) waren also nicht lediglich von Gott verflucht, sie waren schlicht und ergreifend eine reale Bedrohung. Erschöpft von seinem langen Kampf, das christliche Volk vor dem Untergang zu retten, war Herakleios(6) nicht dazu aufgelegt, den Juden(101) Milde zu zeigen. Nun, da die Perser besiegt waren, war sein nächstes Ziel die Eliminierung des Feindes im Inneren. Ihm ging es um die Bildung eines ausschließlich und unüberwindlich christlichen Reiches.

So kam es, dass in Karthago(11) die kaiserliche Politik penibel umgesetzt wurde. Jeder Jude, der in die Stadt kam, riskierte es, verhaftet und zwangsgetauft zu werden. Er musste nur laut auf Hebräisch klagen, wenn er sich den Fuß vertrat, oder sich im Bad sehen lassen, um eine Anzeige zu riskieren. Die meisten Juden(102) blieben in ihren Herzen eisern ungetauft; einige gab es jedoch, die sich durch Argumente oder gelegentlich eine Vision überzeugen ließen und wirklich das Gefühl hatten, nun zu Christus zu gehören.[6] Solche Konvertiten müssen im Sommer des Jahres 634 mit Entsetzen die erstaunlichen Nachrichten aus Palaestina(2) vernommen haben. Es hieß, dort würden die Juden(103) eine neue Beleidigung des Herakleios(7) bejubeln. Die Provinz war von »Sarazenen(1)« überfallen worden: von Arabern(1). Sie hatten einen wichtigen Beamten umgebracht. Sie wurden von einem »Propheten« (1) angeführt. Einige Juden(104) bezweifelten, dass er sich als Prophet bezeichnen durfte, »denn Propheten kommen nicht mit Schwert und Streitwagen«.[7] Sehr viel mehr Juden(105) jedoch waren hellauf begeistert. Ebenso wie die Christen konnten sie in den Umwälzungen ihrer Zeit das offensichtliche Bevorstehen der Endzeit erkennen. Sie wagten zu hoffen, dass ja vielleicht das Auftauchen eines sarazenischen Propheten nun endlich die Befreiung von Gottes auserwähltem Volk, den Wiederaufbau des Tempels, die Ankunft des Messias einleitete.

Mit Sicherheit eingeleitet wurde ein Erdrutsch in den Angelegenheiten des Nahen Ostens, wie man ihn seit der Zeit Alexanders nicht mehr erlebt hatte. Palaestina(3) war zwar das erste Ziel der Eindringlinge gewesen, aber nicht das letzte. Provinzen der von langen Kämpfen erschöpften Reiche der Römer und Perser lösten sich wie verkochtes Fleisch, das vom Knochen abfällt, im Zugriff arabischer Kriegerbanden auf. Von Mesopotamien bis Zentralasien wurden die vom König der Könige regierten Länder komplett von den Eroberern geschluckt, und diejenigen, über die Caesar herrschte, auf einen blutigen Stumpf zurückgehauen. Der gerade erst so triumphal siegreiche Herakleios(8) war kaum dazu in der Lage, den Feind in den Bergen seiner Heimat Kappadokien(6) zu stoppen. Das Schicksal Galliens und Spaniens – die Herrschaft barbarischer Oberherren – suchte jetzt Syrien(2) und Ägypten(9) heim.

Die Araber(2) wurden zwar von den Einwohnern sesshafterer Regionen inbrünstig verachtet, waren aber keineswegs unzivilisiert. Der Einfluss von Rom und Persien hatte sich bis tief nach Arabien(3) hinein erstreckt. Selbst jene Stämme, die an den Grenzen der rivalisierenden Reiche nicht als Söldner angeworben worden waren, hatten irgendwann den verführerischen Reiz vom Gold der Supermächte verspürt – und den Reiz von deren Göttern. Gerade die Araber hatten einen besonderen Grund, sich von den jüdischen und christlichen heiligen Schriften geschmeichelt zu fühlen. Einzig und allein sie unter all den Barbarenstämmen, die jenseits der Grenzen des römischen Reiches lauerten, wurden in diesen Schriften erwähnt. Isaak(2), so überlieferte es die Genesis, war nicht Abrahams(7) einziger Sohn gewesen. Der Patriarch hatte mit einer ägyptischen Sklavin noch einen zweiten Sohn, Ismael(1), gezeugt. Das bedeutete, dass die Araber(4) – die von Kommentatoren schon seit Langem mit den Nachkommen Ismaels(2) identifiziert wurden – sich auf eine direkte Abstammung von Abraham berufen konnten, dem Ersten, der sich vom Götzendienst abgewandt hatte. Und nicht nur das, sie waren Vetter der Juden(106).

Christliche Gelehrte brauchten nicht lange, um sich die ungemütlichen Implikationen dieses Umstands klarzumachen. Als Paulus die Galater vor der Beschneidung gewarnt hatte, hatte er erklärt, dass sämtliche Völker, wenn sie nur Christus als ihren Herrn anerkannten, Erben Abrahams waren. Jetzt aber, als wäre es eine unmittelbare Reaktion auf dieses Diktum, hatte ein beschnittenes Volk die Weltherrschaft an sich gerissen – und darüber hinaus hatte es das getan, indem es Anspruch auf ein »von Gott seinem Vorfahren verheißenes« Erbe erhob. Das berichtete jedenfalls ein in Armenien lebender Christ rund drei Jahrzehnte nach der Eroberung Palaestinas(4) durch die Sarazenen(2). Ihr mysteriöser »Prophet«, der in dem Bericht für die Juden(107) von Karthago(12) noch keinen Eigennamen hatte, wurde jetzt als ein Mann namens Mohammed(2) identifiziert. Es hieß, er habe gesagt: »Keiner wird euch in der Schlacht widerstehen können. Denn Gott ist mit euch.«[8]

Nicht dass das nicht auch eine den Christen wohlbekannte Feststellung gewesen wäre. Konstantin(18) hatte eine gleichlautende Zusicherung gegeben, und Herakleios(9) während seinen Feldzügen gegen die Perser ebenso. Selbst in den abgelegensten Regionen der Welt, in den vom Regen umtosten Klöstern und Mönchszellen Irlands, wären viele der von den Sarazenen(3) für ihren Propheten erhobenen Ansprüche nichts Ungewöhnliches gewesen: Dass ihm ein Engel(7) erschienen war. Dass er im Unterschied zu den Juden Jesus(20) als den Messias anerkannte und Maria(3) eine spezielle Verehrung entgegenbrachte. Dass er ihnen Visionen von Himmel und Hölle offenbart und das unmittelbare Bevorstehen des Jüngsten Gerichts angekündigt hatte. Wie Columban hatte Mohammed die Bedeutung des Pilgerns, des Gebets und der Nächstenliebe gepredigt. »Was wird dir erklären, was der steile Weg ist? Es ist: einen Sklaven befreien, zur Zeit des Hungers einem verwaisten Verwandten Nahrung geben oder einem Armen in Not, und bei denen zu sein, die glauben und sich gegenseitig zu Standhaftigkeit und Barmherzigkeit anhalten.«[9] Das waren Lehren, die Gregor von Nyssa ohne Zögern unterschrieben hätte.

Nun war Mohammed(3) allerdings kein Christ. Im Jahr 689 begann man auf dem Berg Morija(8) mit der Arbeit an einem Bauwerk, das diese Tatsache in der öffentlichkeitswirksamsten Weise darstellte. Der Felsendom(1), wie er später genannt wurde, erhob sich genau über dem Ort, wo, wie man annahm, das Allerheiligste gestanden hatte, und erneut ging es darum, den Juden(108) mit allem Nachdruck das Scheitern all ihrer Hoffnungen unter die Nase zu reiben: der Hoffnung, dass ihr Messias kommen würde; der Hoffnung, der Tempel werde wieder aufgebaut. Noch unverblümter fiel allerdings die Lektion aus, die den Christen erteilt wurde: dass sie sich nämlich an einen verderbten, überholten Glauben klammerten. Entlang beider Seiten der Galerie schmähte eine Reihe von Versen die Lehre von der Dreifaltigkeit. »Der Messias, Jesus, Marias Sohn, war nur ein Bote Gottes.«[10]

Das war nicht nur eine Neuauflage theologischer Streitfragen, von denen die Christen annahmen, sie seien seit Jahrhunderten geklärt und beigelegt, sondern damit wurde auch das gesamte Neue Testament, die Evangelien und alles andere, als Menschenwerk abgetan. Das Gezänk unter denen, die es verfasst hatten, so die strenge Erklärung am Felsendom(2), habe die ursprünglichen Lehren Jesu verunreinigt. Diese seien wie die Offenbarungen, welche die Propheten vor Jesus – Abraham, Mose, David – empfangen hatten, ursprünglich identisch mit denen gewesen, die vom Propheten Mohammed(4) verkündet wurden. Es gab nur den einen wahren Din, den einen wahren Ausdruck der Bindung an Gott, und das war die Unterwerfung unter ihn: im Arabischen, Islam(1).[11]

Mit dieser Lehre waren die »Muslime(1)« – jene, die Islam(2) praktizierten – bereits wohlvertraut. Sie prangte nicht nur als Aufschrift an Gebäuden. Die meisten Verse am Felsendom(3) gingen auf eine Reihe von Offenbarungen zurück, die, wie die Anhänger Mohammeds(5) glaubten, diesem von keinem anderen als dem Engel Gabriel(2) gebracht worden waren. Nach Mohammeds Tod in einer einzigen »Rezitation« zusammengestellt, einem Koran(1), bedeuteten sie für seine Anhänger das, was Jesus den Christen war: ein Eindringen des Göttlichen in die sterbliche Welt, in das Irdische, das Alltägliche. Mohammed(6) hatte diesen wundersamen Text nicht verfasst. Er war nur sein Mundstück gewesen. Stattdessen stammte jedes Wort, jeder Buchstabe des Koran von einem einzigen Autor: von Gott. Das verlieh seinen Aussagen über Christen wie auch überhaupt über alles eine ehrfurchtgebietende, unumstößliche Gewalt.

Im Unterschied zu den Heiden schuldete man den Christen, ebenso wie den Juden, Respekt als einem Volk, das seine eigenen heiligen Schriften hatte – als einem »Volk des Buchs«. Selbstverständlich garantierten jedoch die in diesen Schriften enthaltenen Irrtümer, dass Gott keine andere Wahl hatte, als die permanente Unterwerfung derer anzuordnen, die daran glaubten. Genau derselbe Handel, den die römische Verwaltung den Juden(109) vorgesetzt hatten, wurde nun zur Bestürzung der Christen auch diesen selbst auferlegt. Beiden Völkern des Buches, so stand es im Koran(2) geschrieben, war Toleranz entgegenzubringen; allerdings nur im Austausch gegen die Zahlung einer Steuer, der Dschizya, und die unterwürfige Anerkennung ihrer Minderwertigkeit. Starrsinn konnte nicht ungestraft hingenommen werden. Wenn beispielsweise schlüssig im Koran offenbart war, dass Jesus(21) keine Hinrichtung erduldet hatte, sondern nur scheinbar gekreuzigt worden war, wie konnten dann Christen weiterhin an ihrer Kreuzesverehrung festhalten? Paulus, die Verfasser der kanonischen Evangelien, Irenaeus, Origenes, die Väter des Nizäischen Glaubensbekenntnisses, Augustinus – alle hatten sie sich getäuscht; Basilides hingegen hatte recht gehabt. »Die dem widersprechen, wissen nichts, sondern folgen lediglich einer Vermutung.«[12]

Noch bedrohlicher für die christlichen Grundannahmen als die glatte Ablehnung der Kreuzigung Jesu durch den Koran(3) war jedoch der herrische, um nicht zu sagen bedrohliche Ton der Autorität, in dem das geschah. Damit konnte kaum etwas weder im Alten noch im Neuen Testament mithalten. Die Christen hatten ein ehrfürchtiges Verhältnis zu ihrer heiligen Schrift, und sie waren überzeugt, dass sie von der Flamme des Heiligen Geistes erleuchtet war, doch sie konnten sehr gut damit leben, dass das meiste, auch die Evangelien, von Sterblichen verfasst war. Nur der auf den Steintafeln festgehaltene Bund, der Mose(13) in Feuer und Rauch auf dem Gipfel des Berges Sinai gegeben und »mit dem Finger Gottes geschrieben« worden war,[13] verdankte menschlicher Vermittlung nichts. Vielleicht war es daher keine Überraschung, dass ausgerechnet Mose(14) von allen Gestalten des Alten und Neuen Testaments im Koran die dominanteste Rolle spielte. Er wurde insgesamt 137 Mal erwähnt. Viele der ihm zugeschriebenen Worte dienten Mohammeds(7) Anhängern als eine direkte Inspirationsquelle. »Mein Volk! Betritt das heilige Land, das Gott für dich bestimmt hat!«[14] Die arabischen(5) Eroberer bezeichneten sich in den ersten Jahrzehnten ihres Reichs demonstrativ selbst als Muhajirun: »jene, die einen Exodus unternommen haben«.

Hundert Jahre nach Mohammeds Tod, als die ersten Versuche von muslimischen(2) Gelehrten unternommen wurden, seine Biographie zu verfassen, war das Vorbild, für das sie sich instinktiv entschieden, eben Mose(15). Das Alter, in dem der Prophet seine erste Offenbarung von Gott erhalten hatte; die Flucht seiner Anhänger aus einem Land der Götzen; der Umstand, dass er – in direktem Widerspruch zu den 634 nach Karthago übermittelten Informationen – angeblich starb, bevor er das Heilige Land betrat: all diese Elemente waren ein Widerhall des Lebens von jenem Propheten der Juden, den Gott vor allen anderen bevorzugt hatte.[15] Muslimische Biographen bedienten sich bei der Palette der über Mose(16) erzählten Traditionen so ausgiebig, dass die verblassenden Konturen des historischen Mohammed(8) unter ihren breiten Pinselstrichen praktisch verschwanden. Als letzter und begnadetster der Propheten, die Gott gesandt hatte, um die Menschheit auf den rechten Weg zu bringen, gab es nur einen Vorgänger, mit dem er angemessen vergleichbar war. »So ist wahrhaftig das größte Gesetz zu ihm gekommen, wie es zu Mose kam, und er ist wahrlich der Prophet dieses Volkes.«[16]

Zwei Jahre vor dem Überfall der Araber(6) auf Palaestina(5) hatte Herakleios(10) die Zwangstaufe der Juden angeordnet, weil er um die Sicherheit des christlichen Reichs bangte. Nicht einmal in seinen finstersten Albträumen hätte er die Katastrophen vorhersehen können, die dann rapide aufeinanderfolgten und Konstantinopel seiner reichsten Provinzen beraubten. Doch war die von den Sarazenen(4) auf die christliche Herrschaft ausgehende Bedrohung nicht nur militärischer Art. Die Herausforderung war sehr viel größer. Es war im Wesentlichen dieselbe, die Jahrhunderte zuvor Paulus veranlasst hatte, in verzweifelten Wendungen an die Galater zu schreiben. Das Prinzip, für das Paulus gekämpft hatte und durch das sich das Christentum unwiderruflich vom Judentum abgehoben hatte, war jüdischen Konvertiten wahrscheinlich klarer als Christen – von letzteren hatte wohl keiner je einen Juden(110) getroffen, ganz zu schweigen davon, dass er mit einem gesprochen hätte. Christus akzeptieren bedeutete, dass man akzeptierte, dass Gott seine Gebote ins Herz schreiben konnte. Wieder und wieder war das unter den Juden(111) in Karthago(13), auf deren Zwangstaufe eine echte Bekehrung gefolgt war, jener Gedanke, jener Umschwung in ihrem Weltbild, der für sie am überwältigendsten gewesen war. »Nicht aufgrund des Gesetzes des Mose wurde die Schöpfung errettet, sondern weil ein neues und anderes Gesetz erschienen ist.«[17] Der Tod Christi am Kreuz schenkte der Menschheit eine allumfassende Versöhnung. Es war für Juden(112) – oder andere – nicht länger nötig, sich der Beschneidung zu unterziehen, Schweinefleisch zu vermeiden oder ausgeklügelten Opferregeln zu folgen. Die einzigen Gesetze, die zählten, waren jene, die Gott in das Gewissen des Christen geschrieben hatte. »Liebe und tu, was du willst.«[18]

So hatte es Augustinus(15) verkündet. Nirgends im lateinischen Westen waren die Konsequenzen dieser christlichen Lehre brillanter erklärt worden als in Afrika – oder mit so weitreichenden Auswirkungen. Dass es in Karthago(14) Juden(113) gab, die dazu gebracht werden konnten, sie anzunehmen, war vielleicht der angemessene Ausdruck für die besondere Qualität des dortigen Christentums: streng und leidenschaftlich, autokratisch und stürmisch. Es war das Selbstbewusstsein einer Kirche, die sicher war, dass sie tatsächlich die Gesetze Gottes ergründet hatte.

Doch nun hatte sich ein neues Verständnis der Gesetze Gottes herausgebildet – und denen, die es verkündeten, stand im Unterschied zu den Juden die Schlagkraft eines mächtigen, expandierenden Reichs zur Verfügung. Im Jahr 670 trafen in Karthago(15) schockierte Berichte von einem Angriff auf Afrika ein, in dessen Verlauf tausende Christen in die Sklaverei verschleppt worden waren. In den folgenden Jahrzehnten wurden immer neue Übergriffe verzeichnet. Festungen, Städte, ganze Landstriche der Provinz: Alles geriet unter permanente Besatzung. Schließlich machten im Herbst 695 Wachen auf den Mauern Karthagos(16) einen Staubfleck am Horizont aus – und er wurde größer. Dann das Glitzern von Waffen in der Sonne. Dann erschienen aus dem Staub Männer, Pferde, Belagerungsmaschinen.

Die Sarazenen(5) waren da.

Engelsgleich

Es waren dann zwei Belagerungen nötig, um Karthago(17) der christlichen Herrschaft abzutrotzen. Nachdem die Stadt ein zweites Mal eingenommen worden war, ihre Bewohner entweder abgeschlachtet oder versklavt, machten die Eroberer ihre Gebäude dem Erdboden gleich. Die Trümmer wurden anschließend auf Fuhrwerke geladen und entlang der Bucht davontransportiert. Dort stand auf einem Hügel die kleine Stadt Tunis(1). Lange hatte sie im Schatten Karthagos gelebt; jetzt war ihre Stunde gekommen. Der Bau einer neuen Hauptstadt aus dem Schutt der alten verkündete den Triumph des Islam(3) in einer der Festungen des christlichen Westens: der Heimat von Cyprian, von Donatus, von Augustinus. So etwas hätte nicht passieren dürfen.

Über Jahrhunderte hinweg hatten die Christen Afrikas die Flamme ihres Glaubens gehütet. So wie die Israeliten Mose durch die Wüste gefolgt waren, so waren sie als Angehörige der pilgernden Kirche vom Heiligen Geist durch die Jahrhunderte geführt worden. Doch jetzt hatte ein neues Volk, Krieger, die von sich behaupteten, dass sie sich auf einem Exodus befanden, die Herrschaft über Afrika ergriffen; und die Afrikaner wurden erstmals seit vierhundert Jahren von Herrschern regiert, die den Begriff christlich verachteten. Wie in Jerusalem, so zögerten die Eroberer auch in Tunis(2) nicht zu verkünden, dass eine neue Offenbarung, gottgegeben und unverfälscht, die alte Offenbarung abgelöst habe. Aus den zerstörten Mauern und Säulen Karthagos(18) wurden keine Kirchen gebaut, sondern Gebetsstätten, die von den Arabern(7) Masgid genannt wurden: »Moscheen«.

Doch während alte Kerngebiete des Christentums sich sarazenischer(6) Herrschaft unterwerfen mussten, standen neue Grenzen offen. Menschen, die vor den Muhajirun geflohen und sich in Rom(42) niedergelassen hatten, blieben nicht unbedingt dort. Ungefähr drei Jahrzehnte vor dem Untergang Karthagos brach ein Grieche(1) aus Tarsos, der Heimatstadt des Paulus, ein gefeierter Gelehrter, der sowohl in Syrien(3) als auch in Konstantinopel(6) studiert hatte, zu Schiff nach Marseille auf. Theodor(2) brachte die Kenntnis antiker Horizonte mit. Er konnte von mit Wassermelonen beladenen Kamelen in Mesopotamien erzählen, von dem Geschirr, das die Perser benutzten, von den Städten, die Paulus besucht hatte. Je weiter nördlich er kam – er reiste mit königlicher Genehmigung durchs Frankenreich(5) –, desto prägnanter riefen seine Erinnerungen Assoziationen an die Heilige Schrift wach. Doch Theodor, der vom Papst auf einen weit entfernten, schwierigen Posten versetzt worden war, war nie nur ein Fremder. Die Bindungen der universalen Kirche(10) blieben solide. In Paris(1) wurde Theodor über den Winter vom Bischof der Stadt aufgenommen. Dann, mit Frühlingsbeginn, setzte er seine Reise in nördliche Richtung fort. Er war schon weit über sechzig und spürte die Anstrengungen der Reise, als er zu seinem letzten Ziel aufbrach: »einer Insel im Ozean weit außerhalb der Welt«.[19] Theodor(3) war unterwegs nach Britannien(2).

Genauer: in das Königreich Kent(1). Canterbury(1), ein Siedlungskomplex aus römischen Ruinen und strohgedeckten Hallen im äußersten Südosten der Insel, war vielleicht auf den ersten Blick nicht der geeignete Standort für einen Bischof, der den Primat über ganz Britannien(3) für sich in Anspruch nahm. Allerdings lag es geographisch günstig im Verhältnis zu Rom, und von Rom war zuvor, im Jahr 597, eine Gruppe von Mönchen in Kent(2) eingetroffen, die Papst Gregor(14) geschickt hatte. Britannien, Heimat von Pelagius und Patrick, rühmte sich weit zurückreichender christlicher Wurzeln; doch viele dieser Wurzeln waren in den Jahrhunderten nach dem Zusammenbruch der römischen Herrschaft entweder verdorrt, oder man hatte sie herausgerissen und mit Füßen getreten. Germanisch sprechende Warlords, die sich Königreiche herausgeschnitten hatten, beherrschten das reichste Drittel der Insel. Sie bezeichneten sich unterschiedlich – als Angeln(2), Sachsen(2) oder Jüten(1) –, und sie waren mit Stolz und geradezu angeberisch heidnisch. Statt wie die Franken das Christentum von den eroberten Einheimischen zu übernehmen, hatten sie es verächtlich von sich gewiesen. Gleichzeitig aber hatten sie ein aufmerksames Auge auf die Welt jenseits ihrer Ufer. Sie waren sich der Macht des fränkischen Königtums und der Anziehungskraft Roms bewusst.

Dem päpstlichen Gesandten war bei seiner Ankunft in Britannien(4) ein zurückhaltender Empfang bereitet worden. Der König von Kent(3) hatte über die ihm von Augustinus offenbarten Geheimnisse nachgedacht und sich nach Erwägung der diversen Möglichkeiten, die ihre Annahme verhieß, der Taufe unterzogen. In den anschließenden Jahrzehnten hatten in ganz Ostbritannien mehrere Warlords in Folge dasselbe getan. Natürlich war dabei nicht alles glatt gegangen. Immer wieder war die Flut von einer Ebbe unterbrochen worden: Gelegentlich wurde ein Bischof von einem abrupten Wechsel in der Politik des Königs überrascht und zur Flucht gezwungen; gelegentlich wurde ein König von einem heidnischen Rivalen erschlagen und rituell zerlegt. Als jedoch Theodor(4) in Canterbury(2) eintraf, hatte eine Mehrheit der sächsischen(3) und anglischen(3) Eliten den christlichen Gott hinreichend getestet und für gut befunden. Wie ein Spatz, der schnell durch eine Halle und wieder ins Freie fliegt, in die Stürme des Winters, so war diesen Lords das kurze Leben des Menschen erschienen. »Was folgt und was vorausgeht, das wissen wir überhaupt nicht. Wenn aber diese neue Lehre etwas Gewisseres bringt, scheint sie zu Recht befolgenswert zu sein.«[20]

Die Dimensionen, die sich aufgrund dieser Entscheidung eröffneten, bezogen sich allerdings nicht nur auf das Leben nach dem Tod. Dass ein Gelehrter, der in Syrien studiert hatte, als Erzbischof von Canterbury(3) eingesetzt wurde, bot den Bekehrten in Britannien(5) einen Blick auf eine aufregend exotische Welt. Zusammen mit Theodor(5) war aus Rom ein zweiter Flüchtling gekommen, ein Afrikaner namens Hadrian(1); und gemeinsam gründeten sie in Canterbury(4) eine Schule, die Unterricht sowohl in Latein wie in Griechisch bot. »Eifrig bemühten sich die Menschen um die neu entdeckten Freuden des himmlischen Königreichs; und alle, die lernen wollten, wie man die Heilige Schrift las, fanden hier Lehrer.«[21] Das war die Anerkennung, die Beda(1), ein junger anglischer Mönch, ihnen nach ihrem Tod zollte. Beda selbst, ein Mann von erstaunlicher Bildung, war lebendes Zeugnis für das neue Bewusstsein von Möglichkeiten, für dessen Förderung die beiden Auswanderer so viel getan hatten.

In seinen Kommentaren zur Heiligen Schrift beklagte Beda(2) wehmütig, dass er Arabien oder Indien, Judaea oder Ägypten niemals zu Gesicht bekommen würde; im selben Atemzug aber freute er sich darüber, dass er stattdessen über sie lesen konnte. Auch die Messung und Kalibrierung der Zeit, von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende, lag ihm am Herzen. Er sah sich mit einer verwirrenden Vielfalt an Datierungssystemen konfrontiert und erkannte klarer als jeder christliche Gelehrter zuvor, dass es nur einen Fixpunkt im gewaltigen Dahinströmen der Äonen gab, nur den einen Dreh- und Angelpunkt. Beda nahm Kalendertabellen zu Hilfe, die rund zwei Jahrhunderte zuvor von einem Mönch am Schwarzen Meer zusammengestellt worden waren, und er setzte die Inkarnation, den Eingang des Göttlichen in den Schoß der Jungfrau Maria, als den Augenblick fest, um den sich die gesamte Geschichte drehte. Nun wurden Jahre erstmals danach gemessen, ob sie vor Christus oder anno Domini lagen: im Jahr des Herrn. Diese Großtat war ebenso monumental wie dauerhaft: Die Zeit selbst wurde im eigentlichen Sinne christianisiert.

Nicht weniger als der muslimische Feldherr, der Karthago geplündert hatte, um die Moscheen von Tunis zu bauen, war Beda(3) überzeugt, in einem Zeitalter göttlich gewollten Wandels zu leben. Jarrow(1), das Kloster, in dem er den größten Teil seines Lebens verbrachte, stand dort, wo früher die nördlichsten Grenzen römischer Macht verlaufen waren, und war von fränkischen Architekten aus den Überresten antiker Festungsanlagen erbaut worden. Beda empfand unwillkürlich eine tiefe Ehrfurcht vor der schieren Unwahrscheinlichkeit all dessen, was erreicht worden war. Seit der Gründung von Jarrow war gerade einmal eine Generation vergangen. Und jetzt war neben dem Schlamm und Sand einer ausgedehnten Flussmündung Psalmengesang über den Klagerufen der Meeresvögel vernehmbar; und in einem Land, das erst vor Kurzem zu Christus gebracht worden war, gab es eine Bibliothek, die es an Umfang mit jeder Bibliothek in Rom aufnehmen konnte. Niemals würde Beda aufhören, über dieses Wunder zu staunen.

Man wusste von Königen, die ihr Silbergeschirr zerteilt und die Bruchstücke an die Armen verteilt hatten; von Adligen, die ihre Beute für Reisen zu den großen Zentren christlicher Gelehrsamkeit verwendeten. Jarrows Gründer, ein englischer Lord namens Biscop(1) Baducing, war sechsmal selbst nach Rom(43) gereist und hatte von dort »einen unendlichen Vorrat an Büchern« mitgebracht,[22] sowie bestickte Seidenstoffe, Heiligenreliquien und einen italienischen Gesangslehrer. Als Theodor(6) und Hadrian(2) nach Canterbury reisten, wurden sie von Biscop begleitet. Die Aufforderung, dem neuen Erzbischof als Ratgeber zur Seite zu stehen, war von ganz oben gekommen: vom Papst selbst. Sogar Biscops Name wurde latinisiert zu Benedikt. Schon seit Langem hatte es in Britannien(6) niemanden mehr gegeben, der so römisch gewesen wäre.

Nun wurden Beda(4) und sein Kloster allerdings gleich doppelt in der Flutwelle Christi gewaschen. Nicht alle Segnungen, von denen Jarrow(2) lebte, waren aus den alten Kernlanden der Christenheit hierher geströmt. Sie strömten ebensosehr aus Irland(8). Die Bekehrung Northumbrias(1), des großen anglischen Königreichs, in dem Jarrow lag, verdankte irischen Mönchen mindestens ebenso viel wie Bischöfen aus dem Mittelmeerraum. Derselbe unbezähmbare Geist der Selbstverleugnung, der die Franken(6) so beeindruckt hatte, bewegte und erfüllte jetzt auch die Menschen in Northumbria. Beda hatte zwar sein Leben der Gelehrsamkeit geweiht, doch er schrieb mit Liebe und Ehrfurcht von den Handlungsweisen dieser Mönche, die, inspiriert vom Beispiel der Iren, ein strengeres Leben führten: Sie hielten Nachtwachen im eisigen Meerwasser; trotzten der Pest, um die Kranken zu trösten und zu heilen; kommunizierten in der Wildnis mit Raben, Adlern und Seeottern. Bezüglich des liturgischen Kalenders und der Feste war die Kirche von Northumbria(2) zwar dazu überredet worden, die römische und nicht die irische Praxis zu übernehmen, doch zweifelte Beda(5) nie daran, dass sie aus der Tradition beider Quellen genährt wurde. Dem Geist Columbans begegnete man mit größtem Respekt. Als Theodor(7) sich mit einem Bischof traf, der darauf bestand, alle Wege demütig zu Fuß zurückzulegen, befahl er diesem, ein Pferd zu nehmen, wenn er eine lange Reise zu machen hatte; als er ihm dann jedoch ein Pferd gegeben hatte, half er ihm wie ein Knecht in den Sattel. »Denn der Erzbischof(8)«, so die Erklärung Bedas(6), »hatte seine Heiligkeit genau erkannt.«[23]

Was aber bedeutete dieser Zusammenfluss, diese Mischung aus Römischem und Irischem, im Hinblick auf Gottes Pläne für Bedas(7) eigenes Volk? Eine Antwort auf diese Frage suchte der große Gelehrte in den letzten Jahren seines Lebens. Nachdem er sich ein Leben lang mit der heiligen Schrift befasst hatte, wusste er genau, wo er nachschauen musste. So wie arabische Gelehrte sich am Leben des Mose orientiert hatten, als es darum ging, die Biographie ihres Propheten zu verfassen, so hatte sich auch Beda(8), als er den Sinn der Geschichte seines eigenen Volkes erkundete, an das Alte Testament gewandt. Wie der Pentateuch war sein großes Werk in fünf Bücher aufgeteilt. Darin wurde Britannien(7), eine Insel, reich an Edelmetallen, gutem Weideland und Seeschnecken, als ein gelobtes Land dargestellt. Das Werk erzählte, wie den Briten, nachdem Gott sie beurteilt und für mangelhaft befunden hatte, ihr Erbe genommen wurde. Es berichtete, wie die Angeln(4), Sachsen(4) und Jüten(2) nach einem Exodus – der Überquerung des Meeres – als Geißel des göttlichen Zorns gewirkt und so ihr Erbe angetreten hatten. Es beschrieb wieder und wieder, wie Könige in Northumbria(3), geheilt vom Götzendienst, mit ihren heidnischen Feinden ganz ähnlich verfuhren wie Mose mit dem Pharao – nicht nur, indem sie sie abschlachteten, sondern auch, indem sie ihnen ein nasses Grab zuteilwerden ließen. »Beim Versuch zu entkommen ertranken mehr Männer, als durch das Schwert umkamen.«[24] So die befriedigte Beschreibung Bedas eines besonders entscheidenden christlichen Sieges. Indem die Taufe die Angeln zu Mitgliedern der allgemeinen Kirche gemacht hatte, hatte sie ihnen auch noch ein Weiteres vermittelt: einen Hinweis auf die Möglichkeit, dass sie vielleicht ein auserwähltes Volk waren.

Natürlich konnte sich Beda(9) nicht, wie es arabische Gelehrte getan hatten, auf eine direkte Abstammung von Abraham berufen. Es gab in Northumbria(4) nichts, das sich mit der Vielfalt an Traditionen – jüdischen, samaritanischen, christlichen – hätte vergleichen lassen, die so lange im großen Kessel des Nahen Ostens zusammen vor sich hingebrodelt hatten. Aber Beda nahm, was er kriegen konnte. Warum hatte Gregor(15) eine Mission zur Rettung seines Volkes entsandt? Weil, so Bedas Erklärung, er blonde Knaben zum Verkauf auf Roms(44) Sklavenmarkt gesehen und, ergriffen von ihrer Schönheit, gefragt hatte, wo sie herkamen; nachdem man ihn informiert hatte, dass es sich bei diesen Sklaven um Angeln(5) handelte, machte er einen folgenreichen Wortwitz. »Das passt«, sagte er: »denn ihre Gesichter sind die von Engeln26 – und deshalb sollen sie Anteil am Erbe der Engel im Himmel haben.«[25] Natürlich schätzten die Menschen in Northumbria(5) dieses Wortspiel sehr. Wenn der Tag des Jüngsten Gerichts anbrach, so behaupteten sie, dann würde Gregor(16) an der Seite Christi stehen und sich für sie einsetzen.

Beda(10) ging aber noch weiter. In seiner Geschichtsdarstellung breitete er den Glanz des Anglischen über sämtliche Königreiche aus, die in Britannien(8) von jenen gegründet worden waren, die einen Exodus über die Nordsee vollzogen hatten: Sachsen(5) und Jüten(3) ebenso wie Angeln(6). Das war nicht nur ein neues Israel, sie waren vielmehr erleuchtet von einer Art himmlischer Flamme. So jedenfalls sah Bedas Hoffnung aus. Auf viele dürfte sie aussichtslos gewirkt haben. Die Angeln, von den Sachsen und den Jüten ganz zu schweigen, verstanden sich selbst nicht als ein einheitliches Volk. Nach ihrer Taufe blieben ihre Länder, was sie immer gewesen waren: ein Flickenteppich miteinander rivalisierender Königreiche, beherrscht von ehrgeizigen Warlords. Allerdings leuchtete der Reiz von Bedas Vision zu hell, als dass man ihn einfach hätte auspusten können. Später sollten Sachsen(6) und Jüten(4) für sich tatsächlich eine gemeinsame Identität mit den Angeln(7) annehmen – und sogar deren Namen übernehmen. Nach ihrer Vereinigung würden ihre Königreiche Anglia heißen; in ihrer eigenen Sprache: Englalonde(1). Das Erbe der Heiligen Schrift hatte im Nahen Osten eine weitreichende Umgestaltung der Identitäten inspiriert, und dasselbe war in Britannien(9) geschehen. Die Exodus-Elemente, die in den Geschichten, die Muslime von ihren Ursprüngen erzählten, so deutlich hervortraten, formten am fernen Ende der Welt den Mythen-Kokon, in welchem sich ein anderes Volk herausbildete: die Engländer(2).

Ein Kampf der Kulturen

Beda(11) wusste nichts vom Islam(4). Dessen Reich war viel zu weit entfernt. Nicht einmal die Byzantiner(2), wie die Bewohner Konstantinopels(7) sich selbst nannten, kümmerten sich groß um die Einzelheiten dessen, was ihre muslimischen(3) Feinde eigentlich glaubten. Sie meinten, der Islam sei einfach ein weiteres Haupt, das der Hydra Häresie nachgewachsen war. Als solches verdiente er von Christen nichts anderes als geringschätzige Missachtung. Doch Beda in seinem Kloster an der Küste der entlegenen Nordsee konnte sich nicht einmal dessen sicher sein. Ganz verschwommen hatte er aus seinen Studien und aus den Berichten von Pilgern aus dem Heiligen Land eine Vorstellung von den Sarazenen(7) als einem heidnischen Volk, das den Morgenstern anbetete; was ihn jedoch am meisten beunruhigte, war ihr Talent als Eroberer.

Beda(12) wusste, dass die Zerstörung Karthagos für die Sarazenen(8) nur eine Zwischenstation gewesen war. Für das Jahr 725, den letzten Eintrag einer Chronik, die mit der Schöpfung angefangen hatte, zeichnete er weitere Einzelheiten ihrer Angriffe auf: dass sie selbst Konstantinopel(8) angegriffen hatten und erst nach dreijähriger Belagerung zurückgeschlagen werden konnten; dass sarazenische Piraten seit Kurzem das westliche Mittelmeer unsicher machten; dass der Leichnam des Augustinus(16) im verzweifelten Versuch, ihn vor den Verwüstungen der Sarazenen in Sicherheit zu bringen, nach Italien(10) gebracht worden war. Das Auftauchen von zwei Kometen am Himmel mit Feuerschweifen, als solle der gesamte Norden in Brand gesteckt werden, ließ Beda(13) dann vier Jahre später befürchten, es stehe sogar noch Schlimmeres bevor: dass die Sarazenen(9) näher kamen. Und so war es tatsächlich.

Im Jahr 731 wurde das große, von Columban(8) in Luxeuil(3) gegründete Kloster von arabischen Reitern(8) überfallen. Wer von den Mönchen nicht fliehen konnte, wurde massakriert. Nur zwei Jahrzehnte waren vergangen, seit der erste muslimische(4) Kriegertrupp auf spanischem(3) Boden gelandet war. In diesem kurzen Zeitraum war das Königreich der Westgoten(3) vollkommen zusammengebrochen. Christliche Herren auf der gesamten Iberischen Halbinsel hatten sich der muslimischen Herrschaft unterworfen. Lediglich in der gebirgigen Wildnis des Nordens hatten einige wenige ihren Widerstand aufrechterhalten. Gleichzeitig verlockte auf der anderen Seite der Pyrenäen der Reichtum des Frankenreichs(6) die Araber(9) zu immer weiter ausgreifenden Beutezügen. Die Tochter des Herzogs von Aquitanien(1) war gefangen genommen und als Kriegstrophäe nach Syrien geschickt worden. Dann wurde im Jahr 732 der Herzog selbst in einer Schlacht besiegt. Bordeaux(1) wurde niedergebrannt. Aber die Araber waren noch nicht fertig. In verlockender Nähe lag an der Loire(4) die fetteste Beute im Frankenreich. Die Versuchung war zu groß, als dass man ihr hätte widerstehen können. Obwohl die Kampfsaison schon fast vorüber war, machten sich die Araber im Oktober auf den Weg nach Norden. Ihr Ziel: das Heiligtum des heiligen Martin in Tours(12).

Doch dieses blieb ihnen verwehrt. Martin war kein Heiliger, den man ungestraft bedrohen konnte. Die Perspektive, dass die Hände von Frevlern sich an Martins(27) Heiligtum zu schaffen machen könnten, versetzte jeden Franken(7) in Rage. Nördlich von Poitiers(3) sahen sich die Araber(10) mit einer Streitmacht konfrontiert. Bewegungslos stand die Phalanx da, »wie ein Gletscher im eisigen Norden«.[26] Statt sich zurückzuziehen und dem christlichen Heiligen den Sieg zu überlassen, versuchten die Araber, die Reihen der Franken zu durchbrechen. Und scheiterten. Geschlagen von fränkischen Schwertern und ohne ihren Anführer, der unter den Gefallenen zurückblieb, flohen die Überlebenden im Schutz der Nacht. Plündernd und brandschatzend zogen sie sich nach al-Andalus(1) – ihre Bezeichnung für Spanien(4) – zurück.

Die große Flutwelle ihrer Expansion in westlicher Richtung hatte ihren äußersten Punkt erreicht. Nie wieder sollten arabische Reiter die Ruhestätte des heiligen Martin bedrohen. Obwohl sie(11) noch auf weitere Jahrzehnte hinaus Beutezüge in die Regionen jenseits der Pyrenäen unternahmen, waren jegliche Hoffnungen, das fränkische Königreich ebenso leicht erobern zu können wie al-Andalus(2), endgültig zunichte gemacht. Stattdessen gingen nun die Franken(8) zum Angriff über. Der Sieger von Poitiers(4) hatte eine besondere Begabung dafür, die Gebiete seiner Feinde zu verwüsten. Obwohl Karl »Martel(1)« – »der Hammer« – nicht königlicher Abstammung war, hatte er sich ein Herrschaftsgebiet geschmiedet, das die Erben Chlodwigs nur noch als glücklose Nullen erscheinen ließ. Nördlich der Loire herrschte er über ein Reich, das zwei zuvor getrennte fränkische Königreiche – eines in der Region um Paris(2), das andere am Rhein – vereinte; jetzt, nach den Ereignissen von Poitiers, brachte er auch die Provence(1) und Aquitanien(2) unter seine Herrschaft. Aus den großen Festungsstätten Arles(1) und Avignon(1) wurden die arabischen Besatzer(12) vertrieben. Eine amphibische Entsatzstreitmacht aus al-Andalus wurde in der Nähe von Narbonne(1) vernichtet. Die Flüchtenden, die verzweifelt versuchten, schwimmend ihre Schiffe zu erreichen, wurden von den siegreichen Franken verfolgt und in den Untiefen der Lagunen abgestochen. Als Karl Martel im Jahr 741 starb, waren alle Regionen zwischen den Pyrenäen und der Donau in fränkischer Hand.

Doch es war der Sieg bei Poitiers(5), der den Ruhm des Hammers am nachhaltigsten vergoldete. Zwar war er nicht bei allen Franken(9) beliebt. Einige, denen seine Machtgelüste nicht geheuer waren, behaupteten, sein Leichnam sei von einem Drachen aus dem Grab geholt und in die Unterwelt befördert worden. Aber das war lediglich die Meinung einer Minderheit. Die meisten Franken sahen in der schlichten Masse seiner Erfolge den Beweis für die Lieblingsvorstellung der damaligen Zeit: dass Gott sie zu einem auserwählten Volk gesalbt hatte. Im Jahr 751, als Karls Sohn Pippin(1) das Geschlecht Chlodwigs endgültig entthronte, zehrte sein Umsturz von der Kühnheit seines Vaters. »Der Name eures Volkes ist über alle Nationen erhoben worden.«[27] So bestätigte es dem König der Papst(1) höchstpersönlich. Dass Karl Martel(2) ein zweiter Josua(4) gewesen war, der ein gelobtes Land eroberte, gehörte zum Grundbestand fränkischen Selbstlobs. Die Sarazenen(10) waren nur Stoppeln unter seinem Schwert gewesen. Immer erstaunlichere Zahlen der bei Poitiers(6) Gefallenen wurden verbreitet. Innerhalb weniger Jahrzehnte nach der Schlacht näherte sich die Gesamtzahl bereits der Vierhunderttausendergrenze.

Es gab also vieles, was die Franken(10) mit ihren schrecklichsten Gegnern gemeinsam hatten. Beide waren davon überzeugt, dass Gott sie ermächtigt hatte, andere Völker zu unterwerfen, und beide bezogen sich auf das Erbe der jüdischen Heiligen Schrift, um diese Aufforderung zu kriegerischer Betätigung zu untermauern. Ein heidnischer Reisender, der aus Gebieten jenseits der Ostgrenzen des fränkischen Reichs stammte, ein Sachse oder ein Däne, hätte Probleme gehabt, zwischen den rivalisierenden Kämpfern auf dem Schlachtfeld von Poitiers(7) zu unterscheiden. Christen und Muslime beteten gleichermaßen eine einzige, allmächtige Gottheit an; sie gaben vor, unter dem wehrhaften Schutz von Engeln zu kämpfen; sie glaubten, direkt von Abraham abzustammen.

Allerdings dienten die Ähnlichkeiten zwischen ihnen lediglich dazu, die Unterschiede schärfer hervortreten zu lassen. Bei Poitiers(8) hatte mehr auf dem Spiel gestanden, als die Franken(11) wissen konnten. Weit entfernt von ihrem Königreich, in den großen Städten des Nahen Ostens, arbeiteten muslimische Gelehrte daran, eine wichtige neue Rechtfertigungsgrundlage für den Islam(5) und seinen Anspruch auf die Weltherrschaft zu formulieren. Die Araber(13) waren nach ihrer Eroberung dessen, was über Jahrtausende hinweg weltweit die bedeutendste Konzentration von Herrschafts- und Rechtsüberlieferungen gewesen war, mit einer unausweichlichen Herausforderung konfrontiert. Wie konnte es ihnen gelingen, ein funktionierendes Staatswesen zu begründen? Nicht jede Antwort auf die Fragen im Zusammenhang mit der Organisation eines großen Reichs fand sich im Koran(4). Auch gab es im Koran keine Leitlinien zu einigen der fundamentalsten Aspekte des Alltags: beispielsweise ob ein Gläubiger hinter einem Busch pinkeln durfte, oder ob er Seide tragen oder einen Hund halten durfte, oder ob Männer sich rasieren oder Frauen ihr Haar schwarz färben durften, oder wie man sich am besten die Zähne putzte.

Hätten die Araber(14) einfach nur die Gesetze und Bräuche der von ihnen unterworfenen Völker übernommen, dann hätten sie den Exklusivcharakter ihrer Herrschaft aufs Spiel gesetzt. Schlimmer noch: Ihr Anspruch auf göttlich abgesegnete Autorität wäre in ein sehr schiefes Licht geraten. Als sie also die Gesetzgebung der von ihnen eroberten Völker übernahmen, machten sie den Übernahmeprozess nicht kenntlich, wie es die Franken oder die Westgoten bereitwillig getan hatten, sondern leiteten sie von der anerkanntesten, authentischsten muslimischen Quelle überhaupt ab: dem Propheten selbst. Während bei Poitiers(9) gekämpft wurde, wurden Sammlungen von Mohammed(9) zugeschriebenen Sprüchen zusammengestellt, die im Endeffekt ein komplettes Rechtscorpus bilden sollten: Sunna(1). Jede Einzelheit römischer oder persischer Rechtsnormen, jedes Bruchstück syrischen oder mesopotamischen Brauchtums konnte darin Aufnahme finden. Erforderlich war einzig, dass es überzeugend als Ausspruch des Propheten präsentiert werden konnte – denn bei allem, was Mohammed(10) gesagt hatte, konnte man davon ausgehen, dass es den Stempel göttlicher Billigung hatte.

Das aber stellte für Christen eine folgenreiche Herausforderung dar. Ihre althergebrachte Überzeugung, dass das wahre Gesetz Gottes im Herzen geschrieben zu finden war, hätte nicht entschiedener verneint werden können. Es war nun nicht mehr das Vorrecht nur der Juden, an ein großes Corpus göttlicher Gesetzgebung zu glauben, das jede Einzelheit der menschlichen Existenz mit einbezog und in erschöpfenden Einzelheiten beschrieb, wie Männer und Frauen nach dem Willen Gottes zu leben hatten. Der Talmud(1), ein gewaltiges Rechtscorpus, von jüdischen Gelehrten – Rabbis – in den Jahrhunderten vor der Eroberung des Nahen Ostens durch die Araber zusammengetragen, hatte das Erbe der paulinischen Lehren nie in dem Ausmaß in Frage gestellt, wie die Sunna(2) es tat. Die Muslime(5) waren keine bedrängte Minderheit, die den Schikanen christlicher Kaiser und Könige ausgeliefert war. Sie hatten ein riesiges, wohlhabendes Reich erobert und strebten weitere Eroberungen an. Hätte das Frankenreich(7) ein ähnliches Schicksal erlitten wie Afrika, wäre es also der christlichen Herrschaft endgültig verlorengegangen, dann wären zweifellos auch die Franken(12) früher oder später zum muslimischen Verständnis von Gott und seinem Gesetz gebracht worden. Die grundlegenden Annahmen, die das lateinische Christentum prägten, wären dann auf radikale und folgenschwere Weise verwandelt worden. Nur wenige, wenn überhaupt jemand von denen, die bei Poitiers(10) kämpften, waren sich darüber im Klaren – doch auf dem Spiel stand nicht weniger als das Vermächtnis des Paulus.

»Ihr aber seid ein auserwähltes Volk, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das Gott gehört.«[28] Als der Papst(2) diesen Vers aus der heiligen Schrift in einem Brief an Pippin(2) zitierte, schmeichelte er damit nicht nur den Franken(13), sondern erkannte implizit auch eine brutale Realität an. Zunehmend war es das von den Erben von Karl Martel – den Karolingern(1) – beherrschte Reich, das für das Papsttum den eigentlichen Charakter christlicher Herrschaft definierte. Paul I.(3) hatte im Unterschied zu seinen Vorgängern den Kaiser in Konstantinopel bei seiner Wahl nicht erwähnt. Stattdessen hatte er an Pippin(3) geschrieben. Die Byzantiner(3), die gegen die unablässigen muslimischen Übergriffe ums nackte Überleben kämpften, waren für die Christen in Rom – von jenen im Frankenreich oder Northumbria ganz zu schweigen – ein zunehmend fremdes, fernes Volk. Noch geisterhafter waren die Länder, die über Jahrhunderte hinweg die entscheidenden Quellen des christlichen Glaubens gewesen waren: Syrien und Palaestina, Ägypten und Afrika. Die Tage, in denen ein Mann wie Theodor ungehindert von Tarsos nach Canterbury reisen konnte, waren vorüber. Das Mittelmeer war jetzt ein sarazenisches Meer. Eine Schiffsreise war für die Christen gefährlich. Die Welt war in zwei Teile zerschnitten. Ein Zeitalter war zu Ende.