Kapitel 10
Jennifer starrte auf ihr Handy. Das kann doch nicht sein Ernst sein!, dachte sie. Da hatte Daniel ihr doch tatsächlich einen Heiratsantrag gemacht! Per SMS! Wie kam er nur zu so was!
Daniel, du spinnst total, ehrlich!, tippte sie in ihr Handy, wartete aber einen Moment, bis sie es abschickte. Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, konnte das einfach nicht ernst nehmen.
Anders erreiche ich dich ja nicht, antwortete er innerhalb von zehn Sekunden. Sie wusste genau, was er meinte. An
ders erreichte er ihr Herz nicht, wollte er eigentlich sagen.
Du meinst es also gar nicht ernst? Du willst nur meine Aufmerksamkeit?, fragte sie.
Seit vier Jahren trafen sie sich nun bereits, hatten sich in dieser Zeit ein paarmal getrennt und waren wieder zusammengekommen. Jennifer schätzte Daniel sehr, er war nicht nur ziemlich gutaussehend, sondern hatte auch was im Kopf. Mit ihm konnte man sich unterhalten, über beinahe alles. Natürlich wusste er nichts von den Dingen ihrer
Kindheit, die erzählte sie niemandem außer ihrer Therapeutin. Daniel hatte ihr jedoch einiges aus seiner Vergangenheit erzählt, und sie hatten sich schon mehrmals mit seiner Schwester Nora zum Essen verabredet, wenn sie in Atlanta war. Seine Eltern hatte sie bisher allerdings noch nicht kennengelernt, da diese in Kansas wohnten. Doch vor einer Woche fing er plötzlich von einer Familienfeier an, auf die er sie mitnehmen wollte – in Wichita!
»Wichita, Kansas? Dein Heimatort?«, hatte sie schockiert gefragt.
Daniel hatte gelacht. »Kennst du noch ein anderes Wichita? Natürlich dieses Wichita. Mein Dad wird siebzig. Es wird ganz groß gefeiert, und da dachte ich, das wäre doch die perfekte Gelegenheit, dich ihnen allen endlich mal vorzustellen. Es wird höchste Zeit, findest du nicht?«
»Ich … Daniel, ich weiß nicht, warum du das auf einmal möchtest. Bisher schien es dir doch auch nicht wichtig.«
»Ich finde einfach, wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir diese Spielchen sein lassen sollten, Jen. Ich möchte mit dir zusammen sein. Ich liebe dich«, hatte er mit diesem Welpenblick gesagt, dem sie nie standhalten konnte.
»Daniel, das kommt jetzt wirklich alles sehr spontan«, hatte sie erwidert und sich von ihm abgewandt, körperlich wie emotional. »Ich habe an dem Wochenende auch schon etwas anderes vor. Du kannst mich doch nicht einfach so verplanen.«
»Kannst du die Arbeit denn nicht einfach mal Arbeit sein lassen? Für ein einziges Wochenende? Für mich?«, hatte Daniel gefragt und ihre Hände in seine genommen. So schnell hatte er sich nicht geschlagen geben wollen.
»Nein, tut mir leid, das geht nicht«, hatte sie kühl erwidert. »Es geht um etwas Wichtiges.« Sie hatte Daniel bisher
nie mitgeteilt, wenn sie übers Wochenende nach Hause gefahren war. Von den Orangentagen hatte er keine Ahnung.
Er hatte ihre Hände fallen gelassen. »Tja, was immer es ist … Wenn es dir wichtiger ist als ich, muss ich das akzeptieren«, hatte er gekränkt gesagt und nach seiner Aktentasche gegriffen, die er auf ihrem Couchtisch abgelegt gehabt hatte. »Du hast übrigens nicht einmal gesagt, dass du mich auch liebst.« Dann war er weg gewesen, und Jennifer hatte fünf Tage nichts von ihm gehört, bis er am Donnerstag erneut bei ihr aufgetaucht war – unangekündigt hatte er am Abend vor der Tür gestanden.
Sie war gerade am Packen gewesen. Daniel hatte auf ihren Koffer gestarrt und sie fragend angesehen. »Du verreist?«, hatte er wissen wollen.
»Ich fahre nur übers Wochenende weg. Ich habe dir doch gesagt, dass ich etwas vorhabe.«
»Ich hatte angenommen, dass du das Wochenende im Büro verbringen und an einem Fall arbeiten würdest.«
»Nein.«
»Und wohin fährst du nun?«
»Weg. Warum bist du hier, Daniel?« Sie hatte geglaubt, dass es mal wieder aus war mit ihm. Und eigentlich war es ihr auch ganz recht gewesen. Sie wollte keinen Klotz am Bein, wollte Karriere machen, ihr Leben so leben, wie sie es für richtig hielt. Sie wollte nicht nach Wichita und einen auf happy Family machen. Das Thema Familie hatte sie vor Ewigkeiten abgehakt.
»Weil ich dachte, dass ich dich vielleicht doch noch umstimmen kann. Da wusste ich allerdings noch nicht …« Er hatte mit dem Finger auf ihren Koffer gedeutet, der offen auf dem Bett gelegen hatte, voll bepackt mit Klamotten, Sonnencreme, einer Kulturtasche, zwei Büchern, von denen Je
nnifer natürlich klar gewesen war, dass sie sie eh nicht anrühren würde, und ihrem Nackenkissen.
»Du hast dich seit letzter Woche nicht gemeldet«, hatte sie gesagt, sich aufrecht hingestellt und die Arme vor der Brust verschränkt. »Ich hatte angenommen, dass es wieder mal vorbei ist.«
»Ich dachte, ich hätte dir deutlich gemacht, dass ich mit dir zusammen sein will.«
»Du bist einfach abgehauen, Daniel«, hatte sie ihn erinnert.
»Ich war in meinem Stolz verletzt. Ich wollte dich mit nach Hause nehmen, und du …«
Sie hatte geseufzt und sich aufs Bett gesetzt. »Ich kann nicht, Daniel, weil ich nämlich selbst nach Hause fahre.«
»Du willst nach Kalifornien? Ist etwas mit deinem Dad?« Alles, was er von Kalifornien wusste, war, dass sie dort noch einen Vater hatte, zu dem sie keinen Kontakt hatte. Dass der aber keinesfalls ein Dad, sondern lediglich ihr Erzeuger war, konnte Daniel nicht ahnen.
»Nein. Den habe ich seit sechzehn Jahren nicht gesehen, das weißt du doch.« Das hatte sie ihm nämlich sehr wohl erzählt, einfach, damit er sie nicht mehr auf das Thema ansprach.
»Was willst du dann in Kalifornien?«, hatte er verwundert gefragt. »Ich dachte, du hättest dort sonst niemanden mehr.«
»Ich habe dort die überhaupt wichtigsten Menschen in meinem Leben. Drei liebe Freundinnen aus Schultagen.«
»Und die hast du vor zu treffen? Das freut mich ja für dich, dass du sie nach so langer Zeit mal wiedersiehst, aber warum sagst du das nicht einfach?«
»Eigentlich … treffe ich sie in jedem Sommer«, hatte sie gestanden
.
Daniel hatte sie ungläubig angestarrt. »In jedem …?«
»Ich fliege jedes Jahr im Juli nach Lamont, um ein paar Tage mit ihnen zu verbringen, auf der Orangenfarm, die meine Freundin Lucinda bewirtschaftet.«
»Soll das heißen, du bist, seit wir zusammen sind, jedes Jahr auf einer … auf einer Orangenfarm in Kalifornien gewesen, ohne mir etwas davon zu erzählen?« Daniel hatte wütend geklungen.
»So ist es.«
»Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll«, hatte er gesagt. Und hiernach hatte der Streit erst so richtig begonnen, der die halbe Nacht lang angedauert hatte, weshalb sie am Morgen ihr Flugzeug verpasst hatte. Und jetzt hatte er ihr mir nichts, dir nichts einen Antrag gemacht.
Ich will keine Aufmerksamkeit, schrieb Daniel nun zurück.
Ich möchte es verstehen.
Ja, was denn?
Warum du nicht ehrlich zu mir warst.
Meine Heimat und meine Kindheit sind kein leichtes Thema für mich, antwortete sie.
Du weißt, dass du mir alles sagen kannst.
Das weiß ich. Ich bin aber gerade auf einem Fest. Ich melde mich morgen wieder, okay?
Dann viel Spaß auf dem Fest
.
Sie steckte das Handy zurück in die Handtasche und gesellte sich wieder zu ihren Freundinnen.
»Alles okay?«, fragte Rosemary, die bisher wirklich noch niemand erkannt zu haben schien.
»Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung.« Verwirrt schüttelte sie den Kopf. »Das war gerade Daniel. Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht.«
»Er hat was
?«, fragte Rosemary mit großen Augen.
»Ich gratuliere!«, rief Michelle so laut, dass sie die Musik übertönte und Lucinda sich zu ihnen umdrehte. Sie entschuldigte sich bei ihren Bekannten und kam zu ihnen zurück.
»Was gibt es denn Schönes?« Fragend sah sie von einer zur anderen.
»Daniel hat um Jennifers Hand angehalten«, informierte Michelle sie sofort.
»Nein!«
»Doch!«
»Immer langsam«, sagte Jennifer. »Ich weiß noch nicht mal, ob er das auch ernst gemeint hat.«
»Warum sollte er dir aus Spaß einen Antrag machen?«, fragte Lucinda.
»Es ist zurzeit ein bisschen kompliziert mit uns«, gab Jennifer preis.
»Er meint das ganz bestimmt ernst«, schwärmte Michelle. »Wer würde dich nicht heiraten wollen? Oh! Oh! Darf ich deine Brautjungfer sein?«
»Ich auch!«, rief Rosemary.
»Jetzt beruhigt euch mal wieder. Selbst wenn der Antrag ernst gemeint war, wüsste ich nicht, was ich erwidern sollte.«
»Warum? Liebst du Daniel denn nicht?«, wollte Rosemary wissen
.
»Ehrlich gesagt, bin ich mir im Moment überhaupt nicht mehr sicher. Gebt mir ein bisschen Zeit, um nachzudenken, okay?«
»Okay. Aber falls du Ja sagst, darf ich dann …?«
Sie seufzte. »Ja, Michelle, dann darfst du. Und ihr anderen auch.«
Einen Augenblick lang standen alle still und sahen Jennifer nur an, dann jedoch fielen sie ihr alle miteinander um den Hals.
»Es wird bestimmt alles gut«, sagte Lucinda. »Und jetzt lasst uns noch was trinken. Nüchtern tanze ich bestimmt nicht zu Bluegrass.«
»Das ist ein Wort!«, fand Rosemary und lief in ihrer Hillbilly-Montur hinüber zur Bar.
»Kennst du schon meine Cousine Annabelle?«, stellte Lucinda einem Tomaten-Farmer aus Wasco Rosemary vor. Sie standen seit gut einer Stunde an der Bar und wippten zur Musik, während sich immer mal wieder ein neugieriger Bekannter zu ihnen gesellte.
»Nein. Es freut mich sehr, dich kennenzulernen, Annabelle.« Der Mann namens Harry lächelte sie an und schien ganz fasziniert von ihr zu sein.
Lucinda fragte sich, wie er wohl reagiert hätte, wenn er erfahren hätte, wer da tatsächlich vor ihm stand. Sie war schwer beeindruckt von Rosemary. Nur eine richtig gute Schauspielerin konnte ihre Rolle so brillant spielen, dass wirklich niemand dahinterkam, dass sie eben nur eine Rolle spielte. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, aber bisher schienen sie wirklich damit durchzukommen.
»Annabelle« machte nun einen Knicks und sagte: »Hi-de-ho! Freut mich, dich kennenzulernen.
«
Lucinda musste sich das Lachen verkneifen, und sie sah, dass es den anderen genauso ging.
»Du kommst nicht von hier, oder?«, fragte Harry, der groß und hager war und mit seinem Outfit perfekt zu Annabelle passte.
»Nee. Ich komm aus Kentucky«, sagte sie mit einem typischen Südstaatenakzent.
»Sehr schön. Was gibt es so in Kentucky? Was magst du besonders gern?«, fragte Harry neugierig.
»Annabelle« rieb sich das Kinn, dann hielt sie den Zeigefinger in die Höhe und sagte: »Frittierte Schweinefüße!«
Lucinda, Michelle und Jennifer brachen in schallendes Gelächter aus. Lucinda liefen sogar die Tränen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt so heftig gelacht hatte.
»Ich muss mal kurz für kleine Mädchen, sonst mach ich mir noch in die Hose«, entschuldigte sie sich und verschwand durch die Menge.
Auf dem Weg zu den Toiletten in der riesigen alten Scheune, in der auch die Bar aufgebaut war, stellte sich ihr plötzlich jemand in den Weg. Und er lächelte sie zuckersüß an.
»Jonah! Was machst du denn hier?«, fragte sie überrascht.
Er grinste breit. »Dasselbe wie du, nehme ich an.«
»Ach, du machst auch einen drauf mit deinen Freundinnen, von denen du eine als Hillbilly verkleidet hast und die gerade den Farmern der Umgebung den Kopf verdreht?«
Er lachte. »Ähm … nicht so ganz. Ich genehmige mir nur ein paar Bier mit meinen Jungs.«
»Wie klein die Welt doch ist.« Sie strahlte Jonah an. »Du, ich muss echt ganz dringend mal verschwinden. Ich komme gleich wieder, geh nicht weg, ja?«
Sie ließ ihn stehen und rannte nach hinten, wo sie mit
Schrecken feststellen musste, dass da schon eine ganze Schlange von Frauen dasselbe vorhatte wie sie. Ob die auch alle aufs Klo müssen vor Lachen?, fragte sie sich.
Als sie endlich an der Reihe war, ließ sie ein lautes, erleichtertes Stöhnen aus und kümmerte sich nicht darum, was die anderen Frauen dachten.
Im Spiegel wischte sie sich noch die zerlaufene Wimperntusche ab und atmete einmal tief durch, bevor sie zu Jonah zurückging.
Er hatte sich tatsächlich nicht vom Fleck bewegt, stand noch immer da, inmitten der Tische und Stühle aus Holz, auf denen die halbe Stadt Platz genommen zu haben schien. Die Scheune war von außen wie von innen mit Gräsern und Blumen geschmückt, über der Bar hingen zwei Hirschgeweihe. Man konnte die Musik der Bluegrass-Band, die draußen auf der Bühne spielte, laut hören. Ein paar Leute tanzten sogar hier drinnen.
Jonah begrüßte Lucinda mit einem strahlenden Lächeln. Dann nahm er ihre Hand und führte sie hinaus. »Können wir irgendwo hingehen, wo wir ungestört sind?«, fragte er.
»Klar.«
Er brachte sie hinter die Scheune, wo bereits zwei Pärchen standen und knutschten.
»Ich hatte gehofft, dich hier zu treffen«, sagte er und sah ihr tief in die Augen.
»Ehrlich?« Sie errötete ein wenig.
»Ja. Ich habe nämlich vorhin vergessen, dir etwas zu sagen, und habe mich schon den ganzen Tag darüber geärgert.«
»Du hättest anrufen können.«
»Hätte ich. Es ist aber etwas, das ich dir lieber persönlich sagen wollte.« Seine himmelblauen Augen ließen sie
dahinschmelzen, und deshalb wurde sie nicht nur immer nervöser, sondern begann auch, wie immer, wenn sie nervös war, dummes Zeug zu reden.
»Du willst mich darum bitten, am Montag nicht wieder einen Braten zu machen, weil du eigentlich Vegetarier bist?«, fragte sie und grinste schief. Gleichzeitig fragte sie sich, wo sie nur ihren Drink gelassen hatte. Sie hätte jetzt gut was zur Auflockerung brauchen können.
Jonah lachte. »Nein, dein Braten war köstlich.«
»Dann muss es wohl etwas anderes sein.« Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Bein aufs andere und kaute auf ihrer Lippe herum.
Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich mag dich, Lucinda Gordon.«
Ihr Herz machte einen Hüpfer.
»Ich mag dich auch, Jonah Porter«, erwiderte sie.
»Das freut mich. Wäre ganz schön peinlich, wenn es einseitig wäre, oder?« Jetzt war er dran mit schief Grinsen.
»Peinlich für dich, ja.« Sie kicherte und fühlte sich auf einmal ganz schwindlig. War es das Bier, oder waren es Jonahs Worte? Seine Nähe? »Du kannst aber ganz unbesorgt sein.«
»Ja?«
Sie nickte und sah ihm dabei zu, wie er immer näher kam. Millimeter um Millimeter. Sie stand mit dem Rücken an der Scheune und hatte keine Ausweichmöglichkeit, als er plötzlich eine Hand an der Wand über ihrer rechten Schulter abstützte und so nah an sie herankam, dass sie nicht nur seinen Atem auf ihrem Gesicht fühlen, sondern auch riechen konnte, dass er irgendetwas mit Zitronenmelisse gegessen hatte. Oder war das sein Parfüm? Auf jeden Fall roch es frisch, nach Zitrus, und sofort fühlte sie sich geborgen
.
Bitte, küss mich doch endlich, dachte sie.
Jonah biss sich auf die Unterlippe und sah sie mit einem Blick an, der fragte: Darf ich?
Sie schloss die Augen und streckte ihm den Mund leicht entgegen. Und dann spürte sie ihn, den ersten Kuss seit über drei Jahren. Den ersten Kuss von Jonah.
Innerlich machte sie Luftsprünge. Ein warmes Gefühl machte sich in ihr breit, das sich anfühlte, als würde heiße Orangenmarmelade ihre Kehle hinunterlaufen. Sie wusste kaum, wie ihr geschah, ließ es einfach zu und hoffte, dieser Kuss würde niemals enden.
Als Lucinda eine ganze Weile später zu ihren Freundinnen zurückkehrte, sahen diese sie verschmitzt an.
»Wo warst du denn so lange? Wolltest du nicht nur kurz auf die Toilette?«, fragte Rosemary.
»War ich auch. Und dann ist mir Jonah über den Weg gelaufen.«
»Uuuh!«, machte Michelle.
»Und?« Rosemary sah sie neugierig an.
»Wir haben uns geküsst«, teilte sie ihren Freundinnen mit, weil sie viel zu aufgeregt war, um es für sich zu behalten.
»Oh mein Gott, wie romantisch!«, schwärmte Michelle.
»Ich sag’s doch. Diese Bluegrass-Feste sind perfekt geeignet für einen ersten Kuss«, meinte Rosemary.
»Da muss ich dir recht geben. Wo ist eigentlich Jennifer?«
»Die ist weg«, sagte Michelle. »Nun sag schon, wie war es?«
Lucinda strahlte. »Es war umwerfend. Und was meinst du eigentlich mit weg?«
»Sie ist vor einer Weile mit einem Typen abgezogen«, klärte Rosemary sie auf
.
Lucinda fiel die Kinnlade herunter. »Was heißt abgezogen?«
»Na, abgezogen halt. Sie ist Arm in Arm mit einem Cowboy weggegangen.«
»Mit einem Cowboy? Wo sind sie denn hin?«
»Das weiß nur der liebe Gott!«
»Sie zieht mit einem Fremden los, nachdem Daniel ihr einen Antrag gemacht hat?« Sie war schockiert.
»Sie ist erwachsen, Süße. Lass sie, wir können sie eh nicht aufhalten, wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hat.«
Ja, so war Jennifer schon immer gewesen. Stur wie ein Esel.
»Sollen wir auf sie warten? Ich müsste langsam zurückfahren, ich muss doch morgen früh auf den Markt«, fiel ihr ein, auch wenn sie eigentlich noch gar nicht gehen wollte.
»Sie weiß doch, wo die Farm ist. Sie wird schon allein zurückfinden«, meinte Rosemary.
Nicht gerade begeistert über Jennifers Verhalten, aber noch immer viel zu glücklich, um sich darüber aufzuregen, verließ Lucinda wenig später den Festplatz, gefolgt von Michelle und Rosemary, die noch immer kicherten.
»Frittierte Schweinefüße? Wie kamst du nur darauf?«, fragte sie Rosemary lachend.
»Ich weiß auch nicht. Es war halt das Ekligste, was ich mir vorstellen konnte.«
»Hi-de-ho«, rief Michelle vergnügt und setzte sich hinters Steuer.