Katharina saß vor dem PC und legte die CD wieder ein. Man hörte das Einschalten des Aufnahmegeräts.
Ich muss kurz ohnmächtig geworden sein.
Einmal komme ich zu Bewusstsein, ich höre die Männer in der Ferne lachen, sie sind am Bach und waschen sich. Es dämmert schon. Lu liegt vor mir im Gras und verblutet. Überall ist Blut.
Die Männer kommen zurück und einer von ihnen versetzt mir einen Fußtritt in den Magen. Ich werde bewusstlos. Von da an weiß ich nichts mehr.
Wirklich, ich weiß nichts mehr von der Zeit danach. Da ist nur ein großes Loch, wie ein Nebel, der alles verschluckt hat.
Ich erinnere mich nur an das Krankenhaus von Magadan, zwei Monate später. Ich liege im Bett und eine Schwester beugt sich über mich. Zuerst denke ich, dass es Lu ist, und ich brauche eine Weile, bis ich merke, dass es jemand anderer ist. Ich fange an zu schreien und zu toben, bis Sanitäter kommen und mich ans Bett binden.
Mehr weiß ich nicht. Ich weiß nicht, was dazwischen passiert ist und wie ich überhaupt nach Magadan gekommen bin. Auch danach bleibt alles für sehr lange Zeit verschwommen, irgendwie ist da nur eine große Lücke.
Ich weiß noch, dass ich viele Jahre als Sanitäter im Krankenhaus von Magadan arbeite und im September 1964 mit dem Schiff und Zug nach Moskau komme. Jurij ist dabei. Ich wohne monatelang bei ihm und seiner Familie in der Nähe des Kreml. Auf der Botschaft bekomme ich einen Reisepass und ein Zugticket nach Wien.
Am 14. März 1965 komme ich in Wien an und ein paar Tage später zu Hause.
Thomas hatte aufgehört zu sprechen, wieder war das Aufnahmegerät aus- und eingeschaltet worden.
Ich weiß von den ersten Jahren in Magadan fast nichts. Manches erzählen mir Jurij und Nadja viel später.
Ich bleibe mehr als ein Jahr im Krankenhaus, sitze und liege die meiste Zeit nur teilnahmslos herum. Ärzte bemühen sich freundlich um mich, aber ich rede nicht mit ihnen, ich rede mit niemandem, nur mit Lu flüstere ich. Sie besucht mich manchmal, wenn ich alleine bin. Dann trägt sie immer das lange rote Kleid. Wenn sie zu lange bleibt, beginnen ihre Hände zu bluten.
Besonders ein russischer Arzt aus Moskau kümmert sich aufmerksam und verabreicht mir Medikamente und Spritzen. Wofür, weiß ich nicht. Es kommt zu einem heftigen Streit zwischen ihm und einer jungen Ärztin, die ihm vorwirft, dass er mich für Experimente missbraucht. Der Arzt wird kurz darauf versetzt.
All das erzählt mir später Nadja. Sie stammt aus einem kleinen Dorf in der Ukraine, wurde wegen angeblicher Spionage verhaftet und arbeitet hier als Krankenschwester. Im Krieg verlor sie ihre ganze Familie. Wie eine energische Schwester kümmert sie sich um mich. Oft empfinde ich sie wie eine lästige Fliege, die sich nicht abwehren lässt.
Jurij sagt einmal: »Sie war von Anfang an in dich verliebt.«
Allmählich beginnt man mich zu kleineren Aufgaben auf der Station heranzuziehen, ich helfe beim Austeilen der Mahlzeiten und beim Reinigen des Geschirrs. Schließlich werde ich als Patient aus dem Krankenhaus entlassen und als Sanitäter eingestellt. Ich wohne in der Sanitäterbaracke auf dem Krankenhausgelände. Meine Schicht beginnt um sechs am Abend und endet um sieben Uhr morgens. Ich bin für das Abendessen zuständig, teile es aus, sammle das schmutzige Geschirr ein und wasche es. Anschließend schrubbe ich die Böden. Tagsüber rolle ich mich auf meiner Pritsche ein und schlafe. Ich bin froh, wenn mich die Leute in Ruhe lassen. Manchmal schaut Nadja vorbei und bringt mir das Mittagessen, ich würde sonst den ganzen Tag nichts essen. Sie ist es auch, die sich darum kümmert, dass ich regelmäßig meine Tabletten nehme.
»Ohne sie bist du nicht du selbst, es ist wichtig, dass du sie jeden Tag nimmst, Thomas«, sagt Nadja, »sie beruhigen dich.«
An einem Abend, als es mir gut geht, erzählt sie mir leise, dass man mich todkrank aus dem Karzer eines kleinen Goldlagers zerrte, nachdem sich dort der Lagerkommandant eine Kugel in die Schläfe geschossen hatte. Warum wusste niemand, er hinterließ keinen Brief, gar nichts. Mit anderen Schwerkranken überstellte man mich ins große Krankenhaus in Magadan, im Lazarett des kleinen Lagers hätte ich keine Überlebenschance gehabt. Die Zustände dort waren katastrophal gewesen. Zahlreiche Gerüchte gingen um, hatten doch einige gesehen, wie zwei Flüchtende, ein Mann und eine Frau, zurückgebracht wurden, man mit beiden in die Tundra hineinging und nach vielen Stunden nur mit einem Gefangenen zurückkam.
»Möchtest du es mir erzählen?«, fragt Nadja, »sie war diese Pianistin, nicht wahr, mit der du schon früher einmal geflohen bist?
Ich schüttle den Kopf.
Im März 1953 stirbt Stalin. Trauerfeierlichkeiten werden von oben verordnet, doch viele hier auf der Insel der Vergessenen feiern vor lauter Freude, wollen es aber nicht zugeben. In den folgenden Jahren bricht eine neue Zeit an. Die deutschen und österreichischen Häftlinge, deren Urteil weniger als zehn Jahre lautet, werden begnadigt und dürfen in die Heimat zurückkehren. Diejenigen, die fünfzehn oder zwanzig Jahre bekommen haben, müssen vorerst bleiben. Doch alles wird lockerer gehandhabt, auch in den Lagern herrscht ein neuer Wind, ein menschlicherer, zumindest wird das herumerzählt. Kaum einer, der misshandelt oder in den Karzer geworfen wird.
Eines Tages steht Jurij vor mir und umarmt mich. Er ist immer noch derselbe wie vor drei Jahren, groß, hager, fröhlich und gleichzeitig melancholisch.
Er ist zwar frei, muss aber auf Kolyma in der Verbannung bleiben, man händigt ihm seinen Reisepass nicht aus. Auch ohne Verbannung erleben russische Staatsbürger noch tagtäglich die reinste Willkür, was die Aushändigung ihrer Dokumente betrifft. Dadurch werden sie gezwungen zu bleiben.
»Ich glaube, sie wollen die Leute einfach hierbehalten, damit das, was bis jetzt an Zivilisation errichtet wurde, nicht verloren geht. Sie brauchen Arbeitskräfte hier, Leute, die heiraten und Kinder bekommen!«, meint Jurij.
Er findet Arbeit in der Stadtbücherei, die gerade neu aufgebaut werden soll, und Unterkunft bei einem älteren Ehepaar. Jurij besucht mich so oft er kann. Er ist es auch, der mich wieder zum Reden bringt.
»Möchtest du nicht deinen Eltern endlich einen Brief schreiben?«, fragt er mich einmal.
»Nein, das möchte ich nicht«, antworte ich und Jurij schaut mich erstaunt an, »ich bin tot für sie. Offensichtlich haben sie sich keine Mühe gemacht, mich mithilfe des Roten Kreuzes zu finden. Ich fühle mich auch wie tot, verstehst du.«
Meine Stimme ist brüchig und hört sich fremd an.
»Du sprichst ja! Das feiern wir gleich mit Wodka, der wird auch deine eingerosteten Stimmbänder ölen!«, sagt er.
1958 werde ich in einem schnellen Verfahren begnadigt, Papiere erhalte ich keine, auch meinen Pass nicht. Angeblich sind meine Dokumente unauffindbar. Hilflos zuckt man mit den Schultern, ich bin kein Einzelfall. Ich erhalte ein Papier, das mich zur Arbeits- und Wohnungssuche berechtigt. Bei der Botschaft in Moskau soll ich mit einem Ansuchen einen neuen Pass beantragen. Ich stelle keinen Antrag, Jurij und Nadja schütteln den Kopf.
Wir drei ziehen zusammen in eine kleine Wohnung, Jurij schläft gemeinsam mit mir im winzigen Schlafzimmer, Nadja auf dem Sofa der Wohnküche. Alles ist sehr klein und bescheiden, doch uns ist es genug. Nadja arbeitet weiterhin im Krankenhaus, Jurij und ich in der Bibliothek. Den ganzen Tag lang registriere ich Bücher auf Karteikarten, gebe Bücher aus, nehme sie zurück und ordne sie wieder im Regal ein. Jurij nimmt es mit der Registrierung der ständig neu eintreffenden Bücher sehr genau, er kontrolliert am Anfang jeden Buchstaben, jede Zahl, die ich vermerke.
Ich beginne wieder viel zu lesen, so wie früher, daheim in der Mühle. Ich lese die russischen Klassiker, Puschkin, Dostojewski, Tolstoi, Gogol, Tschechow. Raskolnikow, Natascha Rostowa, Onkel Wanja und viele andere erscheinen mir in der Nacht, dazwischen kommt Lu zu mir und küsst mich. Es fällt mir nicht mehr schwer, auf Russisch zu lesen. Ich ertappe mich oft dabei, dass sogar meine Gedanken in dieser Sprache kommen. Aber denke ich überhaupt etwas? Nein, ich funktioniere nur wie ein Schlafwandler. Einmal deutet ein Schüler einer Klasse, die sich Bücher ausleiht, auf mich und sagt zu seinem Freund: »Uh, schau mal den an, der macht so komische langsame Bewegungen, schaut aus wie ein lebendiger Geist.«
Eines Nachts, während eines Schneesturms im Jänner 1959, kriecht Nadja zu mir ins Bett und verführt mich. Ihre Haut fühlt sich weich an, ihre schwarzen Haare riechen nach Brennnessel. Lu sieht uns zu. Danach weine ich.
Eines Nachts wache ich auf und sehe Jurij und Nadja gemeinsam auf dem Sofa. Es ist gut so.
Die Jahre gehen dahin, ich schleppe mich dahin, ich empfinde nicht viel. Warum bin damals nicht ich gestorben?, denke ich oft. Das Leben selbst bedeutet mir nichts, es bedeutet mir so wenig, dass es mir nicht der Mühe wert ist, es zu beenden.
Ich will für immer hier in Magadan bleiben, Jurij schimpft deswegen oft mit mir. Wozu nach Europa zurückkehren? Es gibt keine Pianistin mehr, die an meiner Seite über den Stephansplatz spazieren wird. Es gibt nur furchtbare Albträume, von denen ich schreiend aufwache, bis mich Jurij und Nadja wecken und beruhigen. Oft schlafen wir dann zu dritt im breiten Bett.
Die kurzen Sommer hier sind schön, wir machen Ausflüge ans Meer oder ins Landesinnere, wir veranstalten Picknicke im hohen Gras, inmitten von Schafgarben, Margeriten, Kuckucksnelken, Klee, Gänseblümchen. Wir besuchen Kino- und Theatervorstellungen. Immer sind wir zu dritt. Nadja, Jurij und ich. Die Krankenschwester, der Bibliothekar und der Verrückte. So werden wir genannt.
Die langen Winter sind trostlos.
1961 sehen wir Chruschtschow und Kennedy händeschüttelnd in der Zeitung.
Jurij bedrängt mich wieder und wieder, endlich einen Brief an die Botschaft in Moskau zu schreiben.
»Du musst nach Hause, Thomas, das bist du deiner Familie schuldig!«, sagt er.
Er tut es schließlich für mich, ich setze nur meine Unterschrift darunter. Erst nach zwei Monaten erhalte ich Antwort: Mein Reisepass wird vorbereitet, ich soll ihn abholen kommen. Irgendeine Bestätigung liegt bei, dass ich österreichischer Staatsbürgerschaft bin und mir die Fahrtkosten rückvergütet werden.
Jurij jubelt und beschließt mit mir gemeinsam nach Moskau zu fahren, er hat vor Kurzem seinen Pass zurückbekommen. Er will endlich seine Familie wiedersehen. Nadja wollen wir überreden, mitzukommen, um ihre Verwandten in der Ukraine zu besuchen, doch sie lehnt ab.
»Meine Heimat ist hier und meine Station ist ohne mich verloren«, lacht sie und verschränkt ihre Arme vor dem Bauch, »mich bekommt ihr hier nicht weg!«
Ich merke, dass Jurij schwer von ihr Abschied nimmt. Die Zugfahrt dauert dieses Mal nur zwei Wochen. Von Tag zu Tag geht es mir miserabler. Der furchtbare Transport vor neunzehn Jahren ist allgegenwärtig, Lu ist allgegenwärtig. Am Bahnhof in Omsk ist kurzer Aufenthalt und hier breche ich zusammen. Jurij schafft es kaum mich zu beruhigen, er hält mich von hinten fest, stundenlang. Man hätte uns fast beim nächsten Halt aus dem Zug geworfen.
Bei Jurijs Schwester und ihrer Familie fühle ich mich wohl, alle sind herzlich zu mir, auch zu dem totgeglaubten Bruder. Nach einigen Tagen spüre ich, dass es nicht nur Herzlichkeit ist, die man uns entgegenbringt, sondern auch etwas anderes. Ich kann es lange nicht benennen, bis ich weiß, dass es eine Mischung aus Verlegenheit, Hilflosigkeit und Mitleid ist. Sie wissen nicht, wie sie mit den Gulag-Überlebenden umgehen sollen. Wir sind die Gezeichneten.
Jurij merke ich an, dass er das Gleiche empfindet.
»Nie lässt sie mich mit meinen Neffen allein! Hat sie Angst, dass ich ihnen Grauenhaftes von dem Ort erzähle, an dem ich die letzten zwanzig Jahre verbracht habe? Oder Angst, dass ich gemein zu ihnen bin, weil ich nach so viel erlebter Unmenschlichkeit nicht anders kann? Oder hält sie mich für ein Wrack, das nervlich überfordert ist mit ihnen?«, jammert er mir vor, als wir eines Tages spazieren gehen.
Es ist Jänner, wir stapfen durch den Schnee.
»Das ist doch kein richtiger Winter!«, schimpft Jurij, »nur zehn Grad minus, mein Gott!«
Plötzlich fangen wir an zu lachen und können gar nicht mehr aufhören. Wir lachen so fest, dass uns Tränen über die Wangen laufen und sich Leute nach uns umdrehen.
»Ich vermisse die Kälte auf Kolyma«, sagt er.
»Ich glaube, du vermisst eher den Körper, der dich in der Kälte gewärmt hat«, lache ich.
Jurij bleibt stehen und sagt: »Du hast recht, ich vermisse unsere kleine Krankenschwester. Und weißt du was? Ich fühle mich hier verloren. Ich werde zurück nach Magadan gehen und sie heiraten. Ich werde mein Leben dort verbringen und versuchen, in die Kälte der Menschen ein bisschen Wärme zu bringen, mit perfekt registrierten Büchern in der Bibliothek!«
Wir krümmen uns wieder vor Lachen.
In der Botschaft erhalte ich meinen Pass und auch etwas Geld, damit ich die Fahrt nach Wien bezahlen, mich dort neu einkleiden und die ersten Wochen in Österreich leben kann. Man will unbedingt meinen Eltern Bescheid geben, ebenso den Behörden in Wien, damit ein Empfang vorbereitet werden kann, doch ich lehne alles strikt ab. Dass ich meine Eltern überraschen will, finden sie seltsam und befremdend. Auch dass ich ihnen nie geschrieben habe.
Beim Abschied auf dem Bahnsteig umarmen Jurij und ich uns lange.
Am 14. März komme ich in Wien an und schlendere durch die Straßen. Ich bin erstaunt, wie farbenprächtig hier alles ist, in Magadan wirkte alles grau und eintönig. Und wie gut es den Menschen geht! Ich habe noch nie so viele Autos gesehen, so viele Geschäfte, so viele Pelzmäntel, noch nie eine Straßenbahn.
Ich nehme mir ein Zimmer in einer billigen Pension und kaufe mir Kleidung. Vier Tage streune ich in der Stadt, in der Lu aufgewachsen ist, herum, besuche die Plätze, von denen sie mir erzählt hat. Einmal sitze ich stundenlang in einer Kirche, an einem Abend besuche ich ein Klavierkonzert. Dort wirft man mich hinaus, weil ich mich nicht ruhig verhalte. Am dritten Tag gehe ich in die Straße, in der Lu gewohnt hat. Vor dem Haus bleibe ich stehen. Als eine ältere Frau herauskommt, frage ich sie, wobei ich mich zwingen muss, Deutsch zu sprechen: »Wohnt hier eine Susanna Steiner? Die Familie hat hier früher gewohnt.«
Die Frau sieht mich überrascht an und sagt: »Das stimmt. Mein Mann und ich haben Frau Steiner das Haus abgekauft. Wir haben ihre Eltern gut gekannt.«
Dann erklärt sie mir, dass Susanna gleich nach dem Krieg nach Tirol gezogen ist, zu Freunden ihrer Eltern, später hat sie nach Kitzbühel geheiratet. Ich frage sie, ob sie die Adresse weiß, und sie hat sie tatsächlich. Sie schreibt sie mir auf.
Am vierten Tag fahre ich nach Hause zu meinen Eltern, ich komme in der Nacht an. Der Schock und die Freude meiner Eltern sind groß, doch ich bleibe nur ein paar Tage. Sie bedrängen und bestürmen mich mit vielen Fragen, vielen Erwartungen. Mein Vater hat schon am nächsten Tag Vorschläge, wie ich die Mühle modernisieren und weiterführen könnte. Meine Mutter meint, ich sei trotz allem noch jung genug für eine Familiengründung.
Die Schreibmaschine finde ich in meinem alten Zimmer, ich streichle über die Tasten. Das U ist kaputt. Ich denke an den Jungen zurück, der in die Tasten hämmerte und eine Geschichte nach der anderen anfing. Ein ganzes Leben liegt dazwischen.
Mein Leben mit Lu.
Mein Leben ohne Lu.
Ich putze die Schreibmaschine und beginne zu schreiben. Das U wird schnell schwächer, man kann es auf dem Papier kaum erkennen. Es ist mir gleichgültig. Ich schreibe dennoch.
Meinen Roman ohne U.
Das waren die letzten Worte, die auf der CD zu hören waren: »Meinen Roman ohne U.« Mehr war offensichtlich nicht aufgezeichnet worden.
Todmüde ging Katharina ins Bett. Sie wollte Thomas unbedingt kennenlernen, auch wenn er dement und nicht ansprechbar war. Sie hoffte, dass Julius mit Frau Mangold telefoniert und etwas herausgefunden hatte. Falls er es vergessen hatte, würde sie selbst im neuen Jahr anrufen.
Zwei Tage später verunglückte Julius tödlich bei einem Autounfall. Katharina zog es den Boden unter den Füßen weg, nur wegen der Kinder stand sie weiterhin am Morgen auf und funktionierte.
Als sie vor dem offenen Grab stand und der Sarg hinuntergelassen wurde, durchzuckte sie unwillkürlich der Gedanke:
Jetzt beginnt mein Roman ohne U.