Fotografie: Ein Junge hockt neben Pilzen, die er im Dickicht gefunden hat.

Als die Welt noch nichts von Baal Schem Tovs wahrer Größe wusste, lebte er in den Bergen, irgendwo zwischen Kuty und Kosiw. An einem Freitagabend im Winter drang der Opryschky-Anführer Oleksa Dowbusch in Baal Schem Tovs Haus ein: Seine Anhänger und er litten in letzter Zeit Hunger, es fehlte ihnen am Nötigsten, dort, in ihren ungemütlichen Höhlen hoch in den Bergen. Weil es so kalt war, reisten die Menschen wenig und der Schnee hinderte die Reichen, die Wirte, die Grundbesitzer, die Viehbauern und die Händler daran, den Opryschky die üblichen Gaben zu bringen, mit denen sie sich ein ruhiges Leben erkauften. Das machte die Opryschky böse und sie beschlossen, die jüdischen Häuser zu überfallen, in denen an jenem Abend der heilige Schabbat gefeiert wurde und es demnach reichlich Wein und Essen gab.

Als Dowbusch in Beschts Haus eindrang, hielt der gerade einen Kelch mit Wein in der Hand und sprach darüber ein Gebet. Dowbusch zog seine huzulische Axt, die vom Tod selbst geweiht worden war; diese Axt hatte niemals ihr Ziel verfehlt und stets zum Tod geführt. Mit starker Hand lenkte Dowbusch seine Todesaxt auf Beschts Kopf, doch plötzlich wurde seine Hand schwach und die Axt streifte nur leicht die Schulter des Bescht. Wein schwappte aus dem Kelch und besprengte Dowbuschs Axt. Sosehr der sich auch bemühte, er konnte seinen Arm nicht mehr bewegen, er blieb in der Luft erstarrt, die Waffe fest in der Hand.

Baal Schem Tov betete die ganze Nacht und den ganzen Schabbat hindurch und vollzog heilige Rituale, der bewegungslose Dowbusch stand daneben und beobachtete ihn. Erst als der Schabbat zu Ende war, wurde der Anführer der Opryschky befreit. Die Hände auf das Herz gelegt verneigte er sich tief vor Bescht, und der heilige Weise verneigte sich ehrfurchtsvoll zur Antwort.

So trennten sie sich. Dowbusch verließ Baal Schem Tovs Haus und zog wieder los, um zu rauben und zu töten, ohne einen Hauch von Mitleid, vom Tod selbst dazu berufen.