Als Darby und Blake den voll ausgestatteten Entbindungsraum eingerichtet hatten, war nicht geplant gewesen, dass sie ihn als Erste ausprobieren würden.
„Bist du sicher, dass es dir gut geht?“, fragte Blake nach Darbys letzter Wehe und küsste sie auf die Schläfe.
Sie lächelte ihren besorgten Ehemann an. Sowohl der werdende Vater als auch der behandelnde Arzt zu sein war vielleicht nicht die klügste Entscheidung gewesen. Aber Darby hätte es nicht anders haben wollen. Zusammen hatten sie dieses wunderbare Baby gezeugt, und jetzt halfen sie ihm gemeinsam auf die Welt. Nur sie beide.
Natürlich würde ihre Familie sie heimsuchen, sobald sie nicht zum Sonntagsessen kamen.
„Mir geht es gut.“
Und im Moment stimmte das auch. Wenn er sie das allerdings bei der nächsten Wehe fragte, würde sie ihm etwas ganz anderes sagen. Bei der letzten hätte sie beinahe seine Männlichkeit verflucht.
Was eine echte Schande wäre, wo ihr doch alles, was zu ihrem Ehemann gehörte, sehr ans Herz gewachsen war.
Jeden Morgen, wenn sie an ihn geschmiegt aufwachte, in seine dunklen Augen sah, wollte sie sich kneifen. Nie hätte sie gedacht, dass sie so glücklich sein könnte.
Blake liebte sie. Von ganzem Herzen, mit ganzer Seele.
Als er ihr letzten September auf ihrem Steg den goldenen Ring angesteckt hatte, während ihre Familien vom Ufer aus zusahen, hatte er ihr sein Versprechen gegeben. Liebe, heller als der Sonnenschein auf dem See, hatte in seinen Augen geleuchtet. Echte Liebe, wunderbar und allumfassend.
Die Haut über ihrem Bauch zog sich zusammen, warnte sie, dass die nächste Wehe begann. Es war fast so weit. Bald konnten sie ihr Baby begrüßen.
„Vielleicht hätten wir nach Pea Ridge fahren sollen.“
Darby schüttelte den Kopf. Solange sie denken konnte, hatte sie dieses Haus geliebt und davon geträumt, es eines Tages zu besitzen. Während der letzten Monate hatten sie und Blake es zu ihrem Zuhause gemacht, das Kinderzimmer neben ihrem Schlafzimmer eingerichtet. Ihren Sohn hier zur Welt zu bringen machte ihren Traum perfekt.
Zumindest hatte sie das gedacht, weil sie sowieso natürlich entbinden wollte.
Als sich der Druck in ihrem Bauch weiter aufbaute, musste sie zugeben, dass eine Epiduralanästhesie doch sehr verführerisch war.
Ihr Magen zog sich zusammen. Schweiß trat ihr auf die Stirn.
Blake sah von dem Monitorausdruck auf Darbys zusammengebissene Zähne. „Atme.“
Unfähig zu sprechen, nickte sie. Der intensive Schmerz war beinahe unerträglich.
„Pressen, Darby. Er ist fast da. Nur noch einmal pressen.“
Darby presste. Und presste.
Blakes ehrfürchtigem Ausruf folgte ein anderer Schrei, ihre Belohnung.
„Er ist wunderschön, Darby!“
Ihr Blick fiel auf das rote Gesicht ihres Sohnes, der auf ihrem Bauch lag. Blake klemmte die Nabelschnur ab und durchtrennte sie, dann wickelte er ihren Sohn in eine weiche Baumwolldecke und reichte ihn Darby.
„Er ist perfekt, Darby. Wie du.“
Darby war viel zu begeistert von dem wertvollen Bündel in ihren Armen, um über Blakes Kommentar zu lachen. Irgendwann würde sie ihn an ihre „Perfektion“ erinnern, aber im Moment konnte sie nur ihr Baby anschauen. Kohlrabenschwarze Haare bedeckten seinen kleinen Kopf. Zehn Finger. Zehn Zehen. Der süßeste bogenförmige Mund. Perfekt.
„Victor Charles Di Angelo.“ Darby sprach den Namen ihres Sohnes laut aus und hielt ihn so, dass Blake ihn auch sehen konnte.
„Es ist noch nicht zu spät, um ihn Dillon zu nennen.“
„Niemals.“ Gespielt erschauerte sie, weil sie wusste, wie sehr es Blake gefreut hatte, als sie vorschlug, ihren Sohn nach seinem Großvater und ihrem Vater zu benennen.
„Sag nicht, ich hätte es dir nicht angeboten.“ Er zwinkerte ihr liebevoll zu.
„Werde ich nicht“, versprach sie. „Du hast schließlich die letzten sechs Monate davon gesprochen, obwohl ich dir immer wieder gesagt habe, dass wir unseren Sohn nicht nach einem Highschoolmaskottchen benennen.“
Das Baby gähnte in ihren Armen. Sie konnte nicht widerstehen, seine weiche Wange zu streicheln. Der unscharfe Blick seiner blauen Augen war auf sie gerichtet und stahl ihr Herz.
„Willkommen in deinem neuen Zuhause, Liebling.“
„Wahrscheinlich hat ihm sein altes Zuhause besser gefallen“, neckte Blake, beugte sich über Darby und küsste ihre Wange. „Mir würde es bestimmt so gehen.“
Darby schüttelte den Kopf. „Du bist verrückt, Stadtjunge.“
„Verrückt nach dir. Vielleicht braucht Victor einen kleinen Bruder.“
Lächelnd erwiderte sie seinen Blick, weil sie wusste, worauf er hinaus wollte. „Der Dillon heißt?“
Vergnügt nickte er.
Darby lachte. Sie war glücklicher als je zuvor. Vielleicht bis auf ihren Hochzeitstag. Ihre Hochzeitsnacht. Und einige andere Tage und Nächte seitdem.
„Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch, Darby. Von ganzem Herzen.“ Er küsste sie, dann legte er seine Hand über das Händchen des Babys, das ihren Finger umklammerte. „Danke.“
Sie musste nicht fragen, was er meinte. Sie wusste es. Wusste es und war Blake genauso dankbar. Sie erinnerte sich, was er ihr an dem Nachmittag auf dem Bootssteg gesagt hatte, und konnte nur zustimmen.
Zu Hause ist, wo dein Herz ist – und sie war endlich nach Hause gekommen.
– ENDE –