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Zerklüftete Bergwelt aus moosbewachsener Lava und reißenden Flüssen
■ Tourist-Information: in Hvolsvöllur an der N1, nur wenige Kilometer von der Abzweigung nach Thorsmörk entfernt: Hliðarvegur 14, Tel. 487 80 43, www.south.is, im Sommer tgl. 9–18 Uhr
Zwischen der bizarren Berglandschaft Thorsmörk, wo der Legende nach der Gott Thor zu Hause ist, und der viel befahrenen Ringstraße liegt die Krossá, ein tosender Fluss, der selbst für große, allradbetriebene Fahrzeuge eine Herausforderung darstellt. Besser ist es, das Auto sicher abzustellen und auf einer der Fußgängerbrücken von einem Ufer zum anderen zu gelangen. Die Thorsmörk ist ein betörend schönes Fleckchen Erde. Der 458 m hohe Aussichtsberg Valahnúkur bietet ein grandioses Panorama auf Gletscher und Schmelzflüsse und ist von der zentral gelegenen Wanderhütte aus zu erklimmen. Diese Wanderhütte ist auch der Ausgangspunkt zweier berühmter Wanderwege: Zum einen der Laugarvegur, der vier Tage lang von Hütte zu Hütte bis Landmannalaugar führt, zum anderen geht der Fimmvörduháls an einem langen Tag bis Skógar an der südlichen Ringstraße. Wem das zu viel ist, sollte eine Stunde lang durch ein verwunschenes Tal auf der Rückseite des Valahnúkur spazieren. Dort wachsen kleine, krumme Birken und bunte Blumen, vor allem der Storchenschnabel. An einer Felswand wurde vor langer Zeit ein historisches Graffiti in den Tuff geritzt.
Bus ab Reykjavik.
Die Klimawissenschaft und Humangeschichte arbeiten in der Forschung immer enger zusammen und schaffen neue geschichtliche Zusammenhänge. Der Ausbruch eines isländischen Vulkans im 18. Jh. galt bis vor wenigen Jahren noch als regionales Ereignis. Tatsächlich aber haben die weltweiten Folgen der Laki-Ausbrüche von 1783 und 1784 zu einem Umdenken beigetragen. Der Ausbruch war ohnehin gigantisch: 42 Milliarden Tonnen Lava strömten von bis zu 800 m emporschießenden Lavafontänen nach Südisland. 12 Millionen Tonnen Schwefeldioxid erreichten die Atmosphäre. Das allein entspricht aktuell der gesamten SO2-Luftverschmutzung Europas in zwei Jahren. Unmengen anderer giftiger Gase entwichen. Die Folgen waren nicht nur auf Island spürbar, wo fast ein Viertel der Bevölkerung starb, sondern weltweit. Die Temperaturen sanken, die Monsune in Indien und Afrika schwächten sich ab, der Nil führte kaum Wasser und einsetzende Dürren kosteten Millionen von Menschen das Leben. In Nordamerika war das Wetter so kalt, dass die Unterzeichnung des Friedensvertrags im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg aufgeschoben werden musste. Gewaltige Schneestürme führten dazu, dass der Mississippi in New Orleans zufror und nach der Schmelze Eisberge bis weit in die Karibik hinein transportierte. In ganz Europa starben die Menschen an giftigen Gasen und an der Folge von Missernten. Das unberechenbare Wetter führte dazu, dass immer mehr Menschen in Armut lebten und hungerten. So war der Ausbruch des Laki-Vulkans (natürlich neben vielem anderen) auch Nährboden für die Französische Revolution.