Zum Abendessen trafen wir uns in einer Ramen-Bar am von Kolonnaden eingefassten Platz von Davos. Während wir auf unsere Tantanmen mit Onsen-Ei warteten, überlegte ich, ob ich Suki, die herausgeputzt neben mir saß, von Klabund und Carola Neher erzählen sollte – von dieser unkonventionellen Liebe, die sich alle Freiheiten zugestand und leidenschaftlich blieb bis in den Tod. Würde ich ihr über diese Geschichte meine Gefühle für Emma plausibler machen können? Doch während ich an meinem Sake nippte, beschlichen mich Zweifel: Zum einen war Emma nicht meine Carola Neher, zum anderen bot sich Zurückhaltung an. Emma war mein Rätsel, meine Aufgabe, das hatte Suki richtig erkannt. Ich musste darauf achten, dass ich in ihr keine Unsicherheiten weckte, die dann ihr eigenes Beziehungsleben betreffen könnten, das demnächst starten würde. Ich musste, so kam es Eltern nun einmal zu, souverän wirken, auch wenn ich es in Wirklichkeit vielleicht gar nicht war.
»Alles okay, Papsi?«, fragte Suki mich in diesem Augenblick, da sie wohl mein Grübeln bemerkte.
Ich nahm sie in den Arm, drückte sie: »Absolut«, antwortete ich – und fühlte das auch. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dass wir diese Reise zusammen unternommen haben.«
»Aber Skifahren warst du noch nicht so oft …«
»Das kommt!«, rief ich. »Vielleicht schon morgen. Und ich kann dir sagen: Das Schreiben hier in den Bergen gefällt mir richtig gut.«
»Na dann«, sagte sie, hob dabei skeptisch ihre Brauen.
Vor uns auf den Tisch wurden die dampfenden Ramen-Suppen gestellt. »Lasst es euch schmecken!«, rief Anne enthusiastisch in die Runde, und so war es dann auch.