„Guten Morgen,
Mr. Stone. Ich hoffe, es geht Ihnen gut. Mein Name ist Riley Manning und ich kümmere mich heute um Sie.“
Hunter lugte um den Wandschirm des Behandlungszimmers herum und traute seinen Augen nicht. Anstatt des kahlköpfigen Physiotherapeuten, der mindestens sechzig Jahre auf dem Buckel hatte, betrat eine zierliche Blondine den Raum, die das Paar weißer Hosen sowie das blaue, knappe Poloshirt sehr viel besser auszufüllen wusste als Fred, der sich sonst um seine Wehwehchen kümmerte.
Die Kleine besaß nicht nur einen hübsch gerundeten Po, sondern auch eine schmale Taille und ganz besonders schön anzusehende Beine. Hunter hatte eine Vorliebe für schlanke und leicht muskulöse Frauenbeine, seit er sich im zarten Alter von sechzehn Jahren davon hatte überzeugen dürfen, dass Tammy Bishops Leidenschaft fürs Dressurreiten ihr nicht nur Pokale einbrachte, sondern ihre Beine so muskulös machte, dass sie seine Hüften fest umschließen konnte, wenn sie beide zugange waren. Das war zwar schon einige Jährchen her, aber Hunter bevorzugte seither Frauenbeine, die nicht wie Streichhölzer geformt waren. Als er zum ersten Mal Beyoncés Musikvideo zu dem Song Single Ladies
gesehen hatte, war er anschließend unter die Dusche gehüpft, um sich selbst einen runterzuholen, obwohl er mit dieser Geschichte nicht hausieren gehen würde.
Auch jetzt bemerkte er, dass sich seine Lippen zu einem breiten Lächeln verzogen, als er seine Augen über die Rückseite ihrer Beine wandern ließ. Es gab nicht viele Frauen, die eine enge weiße Hose tragen konnten, unter der sich alles abmalte. Die Frau namens Riley Manning konnte es definitiv. Und wie sie es konnte! Beinahe hätte Hunter glauben können, dass ihr nackter Allerwertester in Schlagsahne getaucht wäre, was in ihm ein Füllhorn an heißen Ideen hochsteigen ließ.
Eigentlich war er kein Fan von Süßkram und hatte leere Kohlenhydrate sowie industriell hergestellten Zucker längst von seiner Speisekarte gestrichen, weil Profisportler nicht sehr lange Profis blieben, wenn sie sich mit ungesundem Zeug vollstopften, aber hier hätte er mit Freuden eine Ausnahme gemacht und eine Großpackung Schlagsahne besorgt.
Langsam ließ er seine Augen höher wandern und betrachtete den schlanken Rücken sowie die schmalen Schultern. Ihr Haar, das verschiedene Blondtöne besaß und von Natur aus gelockt zu sein schien, trug sie zu einem unordentlichen Pferdeschwanz, dessen Ende auf ihre Schulter fiel. Das war ein weiterer Punkt, den Hunter an Frauen schätzte – unordentliches Haar, das aussah, als hätte man nachts unartige Dinge im Bett getan.
Ihr Gesicht hatte er noch nicht gesehen, aber er war sich sicher, dass eine Frau mit einem granatenmäßigen Körper wie Riley Manning nicht das Gesicht einer Vogelscheuche haben konnte.
Als hätte sie Gedanken lesen können, drehte sie den Kopf nach links und schaute ihn über ihre Schulter hinweg an. Der Blick aus ihren schräg stehenden blauen Augen ließ ihn unerklärlicherweise stocken.
Eine Vogelscheuche war sie wirklich nicht, auch wenn sie keine Schönheit im klassischen Sinn war. Dafür fehlte ihr eine Stupsnase, wie sie sich seine Cousine Amanda hatte operieren lassen, sobald sie achtzehn geworden war, sowie eine volle Oberlippe, die sich seine Mom hatte machen lassen, indem sie sich Fett aus ihrem Hintern in den Mund spritzen ließ. Noch heute wurde Hunter den Gedanken nicht los, dass sein Stiefvater jedes Mal den Arsch seiner Mom küsste, sobald die beiden auf Tuchfühlung gingen, aber das war eine andere Geschichte.
Riley Manning besaß eine volle Unterlippe, aber ihre Oberlippe war sehr viel schmaler, was tatsächlich hübscher und interessanter wirkte als der Anblick all der froschmäuligen Weiber, die aussahen, als würden sie einem Mann einen Blowjob anbieten, sobald sie den Mund öffneten. Das würde ihr nicht passieren. Sie besaß nicht jenen pornomäßigen Schmollmund, den Schönheitschirurgen ihren Patienten bestimmt schon standardmäßig verpassten. Dafür war ihr Mund zu breit. Genauso wie das Kinn, das energisch wirkte und ein winziges Grübchen zeigte. Noch faszinierender waren ihre blauen Augen, über denen beinahe gerade, dunkle Augenbrauen lagen. Die blauen Augen mit den dichten Wimpern waren schräg und am äußeren Rand etwas höher als innen. Solche Augen hatte Hunter noch nie gesehen. Er fand sie derart interessant, dass er nicht einmal auf den Gedanken kam, auf ihre Brüste zu schauen, als sie den Blickkontakt abbrach und zur Behandlungsliege ging, um darauf ein Handtuch auszubreiten.
Das kleine Muttermal à la Cindy Crawford gleich über ihrem Wangenknochen hatte er jedoch zur Kenntnis genommen.
„Machen Sie sich in Ruhe frei, Mr. Stone“, erklärte sie ihm mit ihrer rauchigen Stimme, die eher zur Telefonistin einer Erotikhotline gepasst hätte als zu einer Physiotherapeutin. „Ich bin in einer Minute zurück. Dann können wir anfangen.“
Ohne ihn noch einmal anzuschauen, hatte sie den Raum verlassen.
Und Hunter grinste breit, weil er ahnte, was Riley Manning hier wirklich zu suchen hatte.
Er hatte bereits im Winter den Vertrag mit den Titans unterschrieben, auch wenn halb Denver deshalb seinen Kopf forderte, während die andere Hälfte den Generalmanager der Broncos feuern lassen wollte, weil der Hunter hatte gehen lassen und ihm kein besseres Angebot gemacht hatte.
Hunter war nicht bescheiden, was kein Footballspieler war, der als Wunderkind des Sports gepriesen wurde, seit er in der Highschool von unzähligen Scouts aller guten Collegeteams umgarnt worden war, als wäre er ein alter Kerl mit einem dicken Bankkonto und die Scouts ein paar Stripperinnen, die sich darum prügelten, ihm einen Lapdance zu geben. Er wusste, was er wert war – und das war mehr als ein halbwegs vernünftiger Quarterback, der zu viele Interceptions verursachte und eine Vorliebe für Laufspielzüge hatte. Hunter wusste auch, dass sein Weggang aus Denver für sein altes Team nicht so einfach auszugleichen war, aber das war ihm – ehrlich gesagt – scheißegal. Seine Karriere stand an erster Stelle, und die kam nicht voran, wenn er weiterhin in einem Team spielte, dessen Mannschaftsführer kein überragender Quarterback war.
Anstatt sein Talent zu vergeuden, indem er in Denver blieb und zuschauen musste, wie sein Quarterback den Ball lieber dem Runningback zuspielte, weil er Schiss vor Interceptions hatte, und Hunter Woche für Woche Däumchen drehend auf dem Feld stand, war er nach New York gegangen.
Er hatte endlich mit einem überragenden Quarterback spielen wollen.
Mit einem Quarterback wie Brian Palmer oder Kelly Slade.
Tatsächlich kannte er kein Team, das in der glücklichen Lage war, zwei der besten Quarterbacks der gesamten Liga zu haben und Rob Savage für sich gewonnen zu haben, dem mit Anfang zwanzig bereits eine großartige Karriere vorausgesagt wurde. Der Kleine würde sicherlich zu einem ähnlich fantastischen Spieler avancieren, wie es die aktuellen Quarterbacks der Titans waren. Ja, dieses Team besaß eine glänzende Zukunft, und Hunter war ganz scharf darauf, Teil davon zu sein.
Er war siebenundzwanzig. Er war heiß darauf, den Superbowl zu holen. Und er war davon überzeugt, zu einem der besten Spieler der NFL zu werden.
Leider war sein neuer Coach ein dickschädeliger Idiot, der Hunter nicht so oft aufstellte, wie der es verdiente.
Mit John Brennan war Hunter, dem bereits seine Kindergartenbetreuerin ein explosives Temperament attestiert hatte, deshalb das eine oder andere Mal aneinandergeraten. Was sollte er auch machen, wenn sein Coach offenbar Tomaten auf den Augen hatte und nicht sah, dass Hunter wendiger als Ian Carlisle und gewitzter als Graham Carter war? Hunter schätzte und bewunderte die anderen Wide Receiver des Teams und mit Julian Scott, der seit der Highschoolzeit sein Vorbild gewesen und vor wenigen Jahren ausgeschieden war, hatte er vor Kurzem auf einer Party ein Bierchen gezischt, was so ungefähr das Highlight des Jahres für ihn gewesen war, wenn er jene Nacht in Vegas vergaß, in der sich eine nicht ganz unbekannte Sängerin erst für ihn nackig gemacht und sich dann vor ihn hingekniet hatte. Aber das alles hieß nicht, dass Hunter sich in die zweite Reihe verbannen ließ.
Mit siebenundzwanzig Jahren war er kein Rookie mehr, der seine erste Saison in der NFL bestritt, sondern er war ein Profi. Wie ein Anfänger behandelt zu werden, gefiel ihm nicht. Überhaupt nicht.
Mit seinem Wechsel nach New York hatte er ganz nach oben aufsteigen und den nächsten Superbowl holen wollen, aber er würde niemals den mit Diamanten besetzten Ring tragen, den alle Superbowlgewinner einheimsten, wenn er ständig auf der Ersatzbank saß und nur sporadisch eingewechselt wurde. Das würde ihm sein Stolz verbieten. Davon besaß er leider ziemlich viel. Sein Stolz hatte auch nicht zugelassen, dass er mit sechzehn das BMW-Cabrio angenommen hatte, das ihm sein Stiefvater schenken wollte, und sein Stolz hatte auch verhindert, Mary O’Ryan anzuflehen, nicht mit ihm Schluss zu machen, als sie beide vierzehn waren und er sich in sie verknallt hatte. Sein Stolz würde ihn jetzt davon abhalten, die Lorbeeren für etwas zu kassieren, was er nicht verdient hatte, wenn er nicht aufgestellt wurde.
Wenn man Hunter fragen würde, wie es ihm in New York gefiel, und wenn er ehrlich wäre, würde er sagen, dass er John Brennan gerne in den Arsch getreten hätte, weil der ihm derart wenig Spielzeit gab, aber dass er sich ansonsten ziemlich wohlfühlte. New York gefiel ihm viel besser als Denver, außerdem hatte er eine schöne, wenn auch wahnsinnig teure Wohnung gefunden, in der es sich aushalten ließ. Abgesehen davon gab es auch noch sein neues Team, das im Großen und Ganzen sehr okay war. Die Jungs hatten allesamt das Herz am rechten Fleck, waren umgänglich und behandelten ihn wie einen lieb gewonnenen, leicht zurückgebliebenen jüngeren Bruder, was bedeutete, dass sie ihn ins Team aufgenommen hatten. Das eigentliche Aufnahmeritual stand jedoch noch aus.
Und hier kam Riley Manning ins Spiel.
Hunter kannte mittlerweile so ziemlich jeden Vereinsangehörigen, aber die heiße blonde Physiotherapeutin war ihm neu. Auch hatte er nichts davon gehört, dass das medizinische Personal einen Neuzugang in Form einer hübschen Therapeutin erwartete. Nicht einmal Fred hatte ein Wort von sich gegeben, dass ein Kollege ihn in Zukunft betreuen würde. Und von einer Kollegin war erst recht keine Rede gewesen. Daran würde sich Hunter erinnern – und jeder andere im Verein vermutlich auch, denn so eine Nachricht hätte sich in Windeseile herumgesprochen.
Vor allem Blake O’Neill, das liebenswerte Großmaul, hätte jedem, den er kannte, von der heißen Physiotherapeutin mit der Sexstimme erzählt, was Hunter ein bisschen wunderte, immerhin hatte er Blakes Verlobte kennengelernt und war sich ziemlich sicher, dass sie in der Beziehung das Sagen hatte. Jedenfalls wirkte Blake immer ein wenig eingeschüchtert, sobald die Sprache auf seine Verlobte Madison kam. Dennoch wäre er der Erste gewesen, der ihnen von der Blondine berichtet hätte. Hunter hatte in der Zeit, in der er bei den Titans war, nämlich herausgefunden, dass Blake alles andere als subtil war.
Nein, Blake O’Neill war ungefähr genauso subtil wie Donald Trump, wenn er sich auf einem Schönheitswettbewerb herumtrieb oder vor den Vereinten Nationen eine Rede halten sollte. Deshalb konnte Hunter nur zu einem Schluss kommen – Riley Manning musste das Aufnahmeritual ins Team sein, von dem Blake die ganze Zeit faselte.
Jeder von uns musste da durch.
Es wird dann kommen, wenn du es am wenigsten erwartest.
Du wirst dich ziemlich blamieren, Kumpel, aber keine Sorge – wir behalten es für uns.
Seit Wochen hörte Hunter wieder und wieder, dass ihn ein Aufnahmeritual besonderer Art erwartete, wann immer Blake den Mund aufmachte. Für den Runningback schien dieses Ritual immens wichtig zu sein, weil er ständig Andeutungen machte, die auch noch ziemlich schmutziger Natur waren.
Mit Aufnahmeritualen kannte sich Hunter aus, schließlich hatte er bereits in der Highschool seinen nackten Arsch aus einem fahrenden Auto halten müssen, um von seinem Team akzeptiert zu werden, während er auf dem College im unbekleideten Zustand einen Spaziergang über den Campus machen und für sein Team eine Familienpackung Donuts kaufen sollte. In seinem Rookiejahr hatte ihm dagegen sein damaliger Nose Guard kurzerhand eine Glatze rasiert, als Hunter nichtsahnend aus der Mannschaftsdusche gekommen war.
Wenn er es recht bedachte, war er bei jedem einzelnen Aufnahmeritual nackt gewesen. Offenbar war Nacktheit zwingend erforderlich, wenn man Football spielen wollte.
Zwar war er davon ausgegangen, dass er längst aus dem Alter raus war, in dem er sich beweisen musste, aber wenn seine Teamkameraden sogar eine heiße Blondine in den Verein geschmuggelt und als Physiotherapeutin ausgegeben hatten, um ihn aufs Glatteis zu führen, wollte er ihnen den Spaß nicht verderben.
Man konnte viel über Hunter Stone sagen – er war stur, überheblich und nachtragend, aber er war kein Spielverderber. Jedoch würde er ihnen nicht den Gefallen tun, sich reinlegen zu lassen, damit sie sich auf seine Kosten lustig machen konnten, sondern würde ihnen zuvorkommen. Wie gesagt – er war kein Anfänger mehr. Blake musste früher aufstehen, um Hunter eine Falle zu stellen, schwor er sich, während er aus seinen Klamotten schlüpfte.
Nackt, wie Gott ihn erschaffen hatte, hüpfte Hunter auf die Behandlungsliege, zog ein Handtuch über seinen Schoß und ließ fröhlich gestimmt die Beine baumeln, während er auf Riley Manning, die Physiotherapeutin
, wartete. Er konnte es kaum erwarten, zu erfahren, was sich seine Teamkollegen hatten einfallen lassen, um ihn auf die Schnauze fallen zu lassen.
Es dauerte vielleicht eine Minute, bis es leise an der Tür klopfte und sie anschließend hineinschlüpfte. Angesichts dieser fantastischen Beine in den weißen Hosen musste er ein weiteres Mal lächeln. Hunter hätte gleich wissen müssen, dass sie nicht etwa zur therapeutischen Zunft gehörte, sondern mit diesem Körper ihr Geld auf andere Weise verdiente. Wer sollte ihr daraus auch einen Vorwurf machen?
Einen kurzen Moment wirkte sie verwirrt, als sie den Raum betrat, zur Liege sah und ihn bemerkte, aber dann schenkte sie ihm ein freundliches Lächeln, schloss die Tür hinter sich und griff nach seiner Akte, bevor sie näher an die Behandlungsliege trat. Den Blick hielt sie starr auf sein Gesicht gerichtet.
Hunter streckte ihr seine Hand entgegen, die sie automatisch nahm.
Das lief besser als gedacht.
„Schön, Sie kennenzulernen, Riley“, begrüßte er sie mit einem Lächeln, von dem seine Cousine behauptete, es würde ihm Türen und BHs öffnen, womit sie nicht einmal unrecht hatte. „Ich darf doch Riley zu Ihnen sagen?“
„Äh … Ja. Natürlich.“ Sie zwinkerte und machte einen schwachen Versuch, ihre Hand aus seiner Pranke zu befreien. „Natürlich dürfen Sie das.“
Mit einer betont liebenswerten Miene erwiderte Hunter ihren Blick und hielt ihre Hand weiterhin in seiner. Vermutlich wirkte er wie ein junger Burt Reynolds, wie er mit leicht gespreizten Beinen und lasziv zurückgelehntem Oberkörper sowie seinem Schlafzimmerblick vor ihr aufragte, aber das war schließlich auch Sinn und Zweck der Sache.
„Mich dürfen Sie gerne Hunter nennen, Riley.“
„Äh … Okay.“ Wieder zog sie an ihrer Hand, die Hunter ihr nur sehr langsam zurückgab. Er konnte sich täuschen, aber ihre Wangen nahmen eine dunklere Färbung an, was er mit Befriedigung registrierte. „Ebenfalls schön, Sie kennenzulernen.“
„Ich wusste ja gar nicht, dass sich jemand anderer als Fred um mich kümmert.“
„Fred … genau“, antwortete sie und verhaspelte sich dabei sichtlich. „Ich bin sozusagen ganz frisch dabei.“
„Darauf wette ich“, erwiderte er träge.
„Mhm. Ich werfe einen kurzen Blick in Ihre Akte“, informierte sie ihn. „Um ehrlich zu sein, ist die Handschrift von … von …“
„Von Fred“, half er ihr großzügig auf die Sprünge.
„Ja.“ Sie lachte sichtlich nervös auf und wich seinem Blick aus. „Freds Handschrift ist nur schwer zu entziffern, aber verraten Sie ihm nicht, dass ich das gesagt habe.“
Feierlich legte er seine rechte Hand auf seine linke Brust. „Von mir erfährt er kein Sterbenswörtchen.“
Hunter konnte sehen, wie ihre Augen seiner Handbewegung folgten, wie sie blinzelte und wie sie seinen Oberkörper betrachtete, bevor sie rasch ihre Nase in seiner Akte vergrub. Es war irgendwie niedlich, dass sie vorgab, seine Krankenakte zu studieren und zu verstehen, was dort stand.
„Okay“, erklärte sie nach einigen Augenblicken. „Wenn es für Sie okay ist, würde ich mir Ihre alte Verletzung gerne selbst ansehen.“
„Ich bitte darum“, antwortete er fröhlich und verfolgte, wie sie die Akte auf den an der Wand angebrachten Tisch legte, ihre Hände desinfizierte und sich dann ihm näherte. Sie wirkte ein wenig angespannt und zurückhaltend, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen war, dass die Jungs ihr genaue Anweisungen gegeben hatten, was sie mit ihm tun sollte. Hunter wüsste zu gern, wie sie ihn aufs Glatteis führen wollten.
Sie holte sich einen kleinen Hocker heran, setzte sich auf diesen und bat Hunter anschließend, seinen linken Arm auszustrecken.
Feixend gehorchte er und ließ es sich gefallen, dass sie seinen Arm untersuchte
. Das Gefühl ihrer Fingerspitzen auf seiner Haut gefiel ihm.
„Die Sehnenscheidenentzündung scheint gut verheilt zu sein. Haben Sie Probleme beim Krafttraining?“
„Überhaupt nicht.“
„Das ist gut. Fred hat Ihnen sicherlich Aufbau- und Kräftigungsübungen verordnet. Haben Sie es schon mit Yoga versucht? Es gibt in diesem Bereich einige Übungen, mit denen man die Handgelenke und Unterarme schonend lockern und auf das Krafttraining vorbereiten kann.“
Offenbar hatten seine Teamkollegen ihr vorher gesagt, was sie sagen und wie sie sich verhalten sollte, um als echte Physiotherapeutin durchzugehen, ohne dass er Verdacht schöpfte. „Nein, mit Yoga habe ich es nicht so.“
Ihre Mundwinkel kräuselten sich. „Die meisten Sportler wehren sich gegen Yoga, bis sie merken, welche Vorteile es hat.“
„Aha“, entgegnete er schlicht und merkte, dass er wie auf heißen Kohlen saß, weil er endlich wissen wollte, wann die große Show begann.
„Für die Elastizität der Bänder und für das untere Muskelgewebe wirken Übungen aus dem Pilatesbereich Wunder, glauben Sie mir. Schmerzhafte Versteifungen können damit sehr gut therapiert werden.“
Das war sein Stichwort.
Hunter räusperte sich. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich heute eine besonders schmerzhafte Versteifung der unteren Extremitäten.“
„Wo genau?“, wollte sie von ihm wissen und runzelte dabei die Stirn – distanziert und gespielt professionell. Seinen Arm ließ sie langsam los. „Wadenkrämpfe können sehr schmerzhaft sein und kommen bei Hochleistungssportlern häufig vor. Nehmen Sie Magnesium?“ Sie beugte sich etwas nach vorn und kniete nun förmlich zwischen seinen Beinen, während sie nach seiner rechten Wade griff und ihre Fingerspitzen abwechselnd in seinen Muskel grub. Hunter hatte damit einen fabelhaften Blick auf ihren Scheitel.
Aus der schmerzhaften Versteifung, die er gerade erfunden hatte, wurde plötzlich Realität. Ungefähr so musste jeder Porno anfangen, dessen Hauptdarstellerin eine versaute medizinische Fachangestellte war.
„Ja, ich nehme Magnesium“, brachte er mühsam hervor und schielte auf sein Handtuch. Wenn er nicht aufpasste, würde sich dort in null Komma nichts ein Zelt bilden.
„Vielleicht sollten Sie die Dosis erhöhen. Ist diese Stelle richtig?“
„Ein bisschen höher“, entgegnete er und konnte beobachten, wie ihre Hand zu seinem Knie fuhr.
„Hier?“
„Nicht ganz. Noch etwas höher.“
„Ist es der Quadrizeps?“ Suchend glitt ihre Hand über seinen Oberschenkel, was Hunter nun doch zusammenzucken ließ. Als Sportler war er es zwar gewohnt, ständig Massagen zu bekommen oder von den betreuenden Ärzten untersucht zu werden, aber diese Ärzte sahen auch nicht aus wie Riley Manning und weckten in ihm nicht das Verlangen nach einer heißen Nummer auf dieser Liege.
„Nicht ganz“, antwortete er und ächzte beinahe, als sie dazu überging, mit ihren Fingern seinen sehnigen Oberschenkel zu erkunden.
Ratlos runzelte sie die Stirn und sah ihn an. „Können Sie die Stelle Ihrer Versteifung lokalisieren?“
Lokalisieren?
Anscheinend hatte sie vor diesem Auftritt ein paar medizinisch klingende Fachbegriffe gelernt. Hoffentlich gaben Blake und Konsorten ihr ein fettes Trinkgeld, wenn sie sich vorher schon so viel Mühe gemacht und vermutlich ein paar Folgen Grey’s Anatomy geschaut hatte. Erst der Begriff Quadrizeps
und jetzt lokalisieren
. Was kam als Nächstes? Würde sie sich Latexhandschuhe überziehen, um ihm weiszumachen, dass sie wirklich eine Physiotherapeutin war?
„Ja, das kann ich.“ Mit seiner rechten Hand umfasste er ihre Finger und zog ihre Hand zu seiner Leistengegend. „Es ist schon den ganzen Tag sehr steif
. Tatsächlich ist diese Stelle bereits so hart, dass es schmerzt.“
„Das kann ich mir vorstellen“, erwiderte sie unsicher.
Hunter seufzte gespielt verzweifelt. „Ich glaube, ich brauche professionelle Hilfe, damit kein bleibender Schaden entsteht.“ Entschlossen zog er ihre Hand unter das Handtuch. „Mit einer solchen Sache ist nicht zu spaßen.“
Bevor sie etwas sagen oder tun konnte, hatte er ihre Hand umfasst und presste diese auf seinen harten Schwanz. Gleichzeitig schaute er ihr lasziv in die Augen. „Jetzt können Sie sich ein Bild davon machen, wie
ernst diese Versteifung wirklich ist.“