Vampire

Der sicherste Ort der Welt

Dr. Mörser hatte Silvania und Daka in seine Werkstatt geführt. Auch wenn das, was sie dabeihatten, sicher nichts zum Reparieren war. Er sah die Vampirschwestern mit großen Augen an und zeigte auf Franz. „Was ist das?“

„Ein Baby“, sagte Daka. „Hat zwei Beine, zwei Arme, einen Kopf. Es futtert, schläft und kackt.“

„Manchmal schwebt es auch, nicht wundern“, fügte Silvania hinzu. „Das kommt von den vielen Pupsen in der Windel.“

„Es schwebt.“ Dr. Mörser musterte das Baby mit neuem Interesse.

„Bitte, bitte, Dr. Mörser, können wir Franz bei Ihnen lassen?“, fragte Daka.

„Er ist in größter Gefahr und Sie sagten doch, Ihr Wohnwagen sei der sicherste Ort der Welt“, erklärte Silvania.

Dr. Mörser trat näher an die Schwestern heran. Er beugte sich über das Baby. Es grinste. „Zähnchen hat er auch schon!“

„Er ist ziemlich reif für sein Alter und macht bestimmt keinen Unfug“, sagte Silvania.

„Geben Sie ihm bloß keinen Knoblauch, sonst ist in seiner Windel die Hölle los!“, sagte Daka.

„Und er ist in Gefahr?“ Dr. Mörser sah die Vampirschwestern seltsam forschend an.

„Das ist eine lange Geschichte“, sagte Silvania.

„Eine sehr alte, lange Geschichte“, sagte Daka. „Die Kurzfassung ist: Jemand meint, Franz gehört ihm, gehört er aber gar nicht.“

„Und wie kommt ihr zu diesem Baby?“, fragte Dr. Mörser.

„Franz ist unser Bruder“, sagte Silvania.

„Haben Sie uns nie gesehen? Wir schieben ihn doch ständig im Kinderwagen durch die Gegend“, sagte Daka.

„Ach, wisst ihr, ich bin hier ja immer ganz gut beschäftigt“, erwiderte Dr. Mörser. Dann machte er ein Gesicht, als müsste er eine sehr komplizierte Sache reparieren. „Euer Vater … Das ist also Mihai Sanguro Furio Tepes?“

„Sie kennen ihn?“ Silvania sah Dr. Mörser erstaunt an.

„Er hat mal eine … Zahnbürste zur Reparatur gebracht. Hat er euch geschickt?“, fragte Dr. Mörser.

„Nein, der hat gerade ganz andere Sorgen“, sagte Daka. „Die lösen wir jetzt einfach mal für ihn.“

„Er weiß nicht, dass ihr hier seid?“

Silvania und Daka schüttelten die Köpfe.

„Verstehe. Eltern müssen nicht alles wissen, was?“ Dr. Mörser richtete sich plötzlich auf, nahm Silvania das Baby aus dem Arm und deutete auf die Tür. „Ihr könnt jetzt gehen. Ich passe auf euren Bruder auf. Bestens passe ich auf.“

„Hier ist sein Fläschchen mit Rote-Bete-Saft!“ Silvania stellte das Fläschchen schnell noch im Wohnwagen ab, bevor Dr. Mörser sie zur Tür drängte.

„Keine Sorge, ich kann gut mit kleinen Kindern. Ich habe schon oft … äh … auf Babys aufgepasst. Ich weiß, was sie mögen.“

„Franz mag Musik. Aber bloß keine Volksmusik!“, rief Daka, kurz bevor Dr. Mörser die Wohnwagentür schloss und die Schwestern ohne ihren Bruder auf dem Lindenweg standen.