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Mr. Bliss entkommt mit knapper Not

Inhaltsverzeichnis


Der traurige Zustand der Kapelle von Standstead, die aus der Zeit der Normannen stammt, war eine Schande für die ganze Gegend. Aber dank der Großzügigkeit eines Amerikaners wurde sie schließlich aus verschiedenen Gründen wieder renoviert.

Sie hatte in einem sumpfigen Gelände gestanden, aber als die Wollingford–Ziegelei–Gesellschaft in der Nähe die Lehmlager abbaute und die Verwaltung des Wollingford–Distrikts den kleinen Fluß regulieren ließ, wurde das Land dadurch automatisch trockengelegt.

»Mr. Bliss, Sie sollten sich die Kapelle doch einmal ansehen«, sagte der Pfarrer von Wollingford. »Sie ist wirklich sehr hübsch. Die Wiederherstellungskosten haben nur tausend Pfund gekostet. Mr. Mountford aus Amerika hat die Summe gezahlt und obendrein noch einen Wächter angestellt, der ebenso interessant ist wie der alte Bau selbst. Mein Vikar hält nächsten Sonntag dort einen Gottesdienst ab. Gehen Sie doch einmal hin und sehen Sie sich die Kapelle und den alten Silas an.«

Aber der Chefinspektor war kein besonders kirchlich gesinnter Herr. Er ging nur nach Wollingford, um dort das Wochenende zu verleben und sich zu erholen.

Von jeher hatte er die Gewohnheit, das Wochenende außerhalb Londons zu verbringen. Er besaß ein kleines Häuschen zwischen Oxford und Newbury und ein Stück unbebautes Land, das er von einer Tante geerbt hatte. Außerdem war er berechtigt, in der Gegend zu jagen.

Am Sonnabendmorgen konnte man ihn mit einer Flinte unter dem Arm und einem Jagdhund sehen. Er hatte eine kurze Pfeife im Mund und einen alten, abgetragenen Hut auf. Bei der Jagd fand er Erholung vom aufreibenden Dienst in Scotland Yard.

Manchmal traf er dann auch den Pfarrer von Wollingford, einen älteren Herrn, der aber ein tüchtiger Weidmann war, und oft begegnete er auch Mr. Selby Grout, der vor kurzem das Gut Wollingford käuflich erworben hatte. Dieser war ein ziemlich schweigsamer Mann von etwa fünfzig Jahren, dessen Hauptinteresse der Jagd gewidmet zu sein schien.

Zuweilen erzählte Bliss von seiner beruflichen Tätigkeit, wenn sie zusammensaßen. Sie sprachen auch von einem Mr. X., weil Mr. Selby Grout an einer Bank interessiert war, in der vor kurzem ein Einbruch verübt worden war.

Der Gutsherr war direkt empört über die Renovierung der kleinen Kapelle.

»Es ist tatsächlich schade, daß diese Amerikaner nichts Besseres mit ihrem Geld anzufangen wissen«, brummte er. »Ich habe die Kirche zwar noch nicht gesehen, aber neulich bin ich diesem halbverrückten Kirchenwächter begegnet, den der Yankee dort angestellt hat. Er hat einen ganz komischen Namen, ich glaube, er heißt Silas. Sehen Sie sich das Scheusal nur einmal an. Er ist ebenso verrückt oder noch verrückter als der Yankee, der ihm die Stellung gegeben hat.«

Eine Woche nach dieser Unterhaltung traf Mr. Bliss mit Silas Maginnis zusammen.

Am folgenden Freitag nachmittag kam Inspektor Mander in das Büro seines Vorgesetzten und breitete eine sorgsam bearbeitete Karte von England auf dem Tisch aus. Außerdem hatte er sich wieder eine neue Theorie über den Hexer gebildet. Mr. Bliss war aber gerade im Begriff, zu seinem Wochenendhaus zu fahren, und hatte andere Wünsche, als große Landkarten zu studieren oder neue Theorien von Mr. Mander zu hören. Sein kleiner Wagen wartete schon unten im Hof.

Da er unabhängig von Eisenbahnzügen und Fahrplänen war, setzte er sich resigniert in seinen Sessel zurück, um Mr. Mander zuzuhören.

»Also los, machen Sie es aber möglichst kurz!«

»Seit drei Monaten hat man nichts vom Hexer gesehen oder gehört«, begann der Inspektor mit Nachdruck. »Meiner Meinung nach ist er aber noch in England –«

»Ihre Ansicht wird allerdings durch einen Brief bestätigt, den ich gestern von ihm erhalten habe. Ich besinne mich auch darauf, daß ich Ihnen das erzählte«, erwiderte Bliss ärgerlich. »Die schwarzen Tintenkreuze auf der Karte sollen wohl die Orte seiner Tätigkeit andeuten? Und die roten die Schauplätze, an denen er in der nächsten Zeit auftreten wird?«

»Sie liegen alle in der Nähe von Eisenbahnstationen«, entgegnete Mr. Mander, der schon fürchtete, daß Bliss seine Theorie sofort in Grund und Boden verdammen würde.

»Jeder Ort liegt in England in der Nähe einer Eisenbahnstation«, sagte sein Vorgesetzter kühl.

Er warf einen Blick auf die Karte und mußte wider Willen lächeln, als er sah, daß ein Dorf in der Nähe von Oxford durch ein besonders großes rotes Kreuz markiert war.

Mr. Mander strahlte, denn nun konnte er seine Theorie erklären.

»Sie haben in der letzten Zeit drei Briefe von ihm erhalten«, erwiderte er und warf sich in die Brust, als ob er eine große Entdeckung gemacht habe. »Einer war in Paddington aufgegeben, einer in Reading und einer in Cheltenham. Ich habe die Poststempel genau untersucht und sie mit dem Kursbuch verglichen. Und das hat mich zu der Schlußfolgerung gebracht, daß dieser Mann irgendwo in der Nähe von Oxford sein Hauptquartier aufgeschlagen hat.«

Bliss sah auf die Daten, die Mander auf ein Blatt Papier geschrieben hatte. Es stimmte allerdings, daß er in letzter Zeit drei Briefe von Milton erhalten hatte. Sie waren alle mit der nicht zu verkennenden Maschine geschrieben.

Da alle Schriftstücke, die sich auf den Hexer bezogen, auf dem Dienstweg automatisch zur Kenntnis von Inspektor Mander kamen, hatte er auch diese Briefe gesehen und mehr nach den äußeren Merkmalen als nach dem Inhalt seine große Theorie entwickelt.

Bliss schob den Zettel mit den Notizen zurück und schüttelte den Kopf.

»Ich ersehe daraus nur, daß Sie kolossal viel Zeit und Mühe aufwenden, wenn Sie auf einer falschen Spur sind«, sagte er verächtlich.

Aber Mr. Mander ließ sich nicht im mindesten beirren.

*

Scotland Yard war im Augenblicke weniger an den Taten des Hexers interessiert als an einer Bande, die es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, Kreditbriefe in großem Maßstab zu fälschen.

Meisterverbrecher existieren gewöhnlich nur in der Phantasie von Romanschriftstellern, aber irgendwo in England saß doch ein sehr schlauer Mann, der sich mit Hilfe einer kleinen Druckerei auf unrechtmäßige Weise viel Geld zu schaffen wußte.

Seit achtzehn Monaten kamen aus allen möglichen Gegenden der Welt Beschwerden und Anzeigen zu Scotland Yard. Zweimal hatte man Agenten dieses unbekannten Mr. X festgenommen, aber die Polizei war nicht in der Lage, den eigentlichen Führer der Bande selbst zu entdecken. Man hatte nur herausbekommen, daß er seine Haupttätigkeit in England entfaltete und eine Art Chefagenten in Paris unterhielt.

Bliss dachte an diesen Mr. X, als er mit seinem schnellen Wagen die Great West Road entlangfuhr. In der letzten Woche hatte er eine Nachricht bekommen, daß er durch eine gewisse Elizabeth Hineshaft möglicherweise auf die Spur des Fälschers kommen werde. Aber als man diese Frau verhaftete und im Holloway-Gefangnis verhörte, machte sie keine Aussagen. Unglücklicherweise war sie bei ihrer Verhaftung gerade im Besitz einer großen Menge Rauschgift. Auch ergab die nähere Untersuchung, daß sie einen bedeutenden Abnehmerkreis dafür hatte.

Obgleich sie noch ziemlich jung war, hatte sie doch schon mehrfach gegen das Gesetz über unerlaubten Handel mit Rauschgiften verstoßen. Siebenmal war sie deshalb angezeigt und fünfmal verurteilt worden. Unter solchen Umständen war eine neuerliche Verurteilung unvermeidlich. Sie bekam eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren, und als das Urteil verkündet wurde, brach ein Herr auf der Galerie in Tränen aus.

»Stellen Sie die Personalien des Mannes fest,« sagte Bliss, als ihm davon berichtet wurde.

Aber die Nachforschungen blieben ohne Erfolg. Durch Gerüchte aus der Unterwelt Londons erfuhr er, daß Elizabeth einen freigebigen Verehrer hatte. Sie lebte auf so großem Fuß, daß sie über ein bedeutendes Einkommen verfügen mußte. Ihr Schmuck hatte einen Wert von vielen tausend Pfund, und ihre Wohnung war mit jedem Luxus und Komfort eingerichtet, den man sich nur denken konnte.

Es war daher erstaunlich, daß sie mit Rauschgift handelte.

*

Bliss dachte noch über diese merkwürdigen Inkonsequenzen nach, als er seinen Wagen vor einer kleinen Garage in der Umgebung von Colnbrook zum Stehen brachte. Er hielt auf seinen Weekendfahrten jedesmal hier, um zu tanken. Der Inhaber kannte ihn und kam mit einem Brief in der Hand aus dem Haus.

»Er wurde vor einer Stunde für Sie abgegeben«, sagte er.

»Für mich?« fragte Bliss erstaunt. »Wer hat ihn denn gebracht?« erkundigte er sich dann rasch, als er einen Blick auf das Kuvert geworfen hatte.

Der Mann wußte es nicht. Der Brief war mit einer Stecknadel an der Tür befestigt worden, und dort hatte er ihn gefunden.

Bliss riß den Umschlag auf und las die wenigen Zeilen, die mit der bekannten Maschine geschrieben waren.

 

Nehmen Sie die Straße nach Reading. Es ist zwar ein großer Umweg, aber sicherer. Ich weiß nicht genau, was man gegen Sie plant, aber es ist bestimmt nichts Gutes. Und ich wünsche nicht, daß Sie vorzeitig sterben.

 

Der Brief stammte natürlich vom Hexer, daran bestand nicht der geringste Zweifel. Bliss lächelte grimmig. Mander hatte also doch mehr oder weniger recht. Das Hauptquartier des Hexers mußte sich hier in der Nähe befinden.

Nachdem er getankt hatte und einige Reservekanister in den Wagen geladen waren, nahm Bliss seine Fahrt wieder auf. Westlich von Maidenhead hatte er die Wahl zwischen zwei Wegen. Er konnte durch Henley fahren oder die Hauptstraße nach Reading wählen, wie ihm der Hexer geraten hatte. Aber er entschied sich für Henley und alle Gefahren, die dort auf ihn lauern mochten.

Es war vollkommen dunkel geworden, als er aus Henley hinausfuhr, und er schaltete seine großen Scheinwerfer ein. Kurze Zeit hielt er den Wagen an, nahm seinen Browning aus der Tasche und legte ihn auf den Sitz neben sich.

Wollingford liegt nicht an der Hauptstraße. Er kam zu der Stelle, wo er von der breiten Chaussee abbiegen mußte, und verlangsamte die Fahrt. Der Weg war schmal und führte etwa eine Meile zwischen hohen Hecken hindurch. Gleich darauf tauchte die normannische Kapelle im Licht seiner Scheinwerfer auf, und in ihrem Schatten sah er das kleine Haus, in dem der verrückte Kirchenwärter wohnte. Bliss fuhr daran vorbei und folgte dann einer scharfen Biegung der Straße. Aber plötzlich bremste er mit aller Gewalt.

Mitten im Weg stand im hellen Schein der Autolampen ein Mann mit ausgestreckten Armen. Bliss starrte auf das verzerrte Gesicht und packte schon den Browning.

»Was wollen Sie?« fragte der Chefinspektor und stieg aus. Ein blödes Lächeln zeigte sich in dem Gesicht des anderen.

»Der große Herr auf dem Rad sagte mir, daß ich Sie anhalten müsse. Er holte mich aus dem Haus und sagte, daß ich mich hier auf der Straße aufstellen solle.«

Seine Stimme klang unheimlich schrill, und als er lachte, schauderte Bliss.

»Er kam auf einem Rad. Es knatterte wie der Teufel. Und er sagte, daß ich mich hierherstellen solle – weil er den Draht nicht durchschneiden könne!«

»Den Draht?«

Der merkwürdige Mann drehte sich um, zeigte ins Dunkel und lachte wieder unheimlich.

Bliss nahm seine Taschenlampe und machte sich auf den Weg.

Er brauchte nicht weit zu gehen. Schon nach kurzer Zeit fand er einen starken Draht, der wenige Fuß über dem Boden quer über die Straße gespannt war. Die Höhe war so genau berechnet, daß der Draht über die niedrige Windschutzscheibe weggleiten und den Mann am Steuer fassen mußte.

Als er zum Wagen zurückkam, war der halbverrückte Kirchenwächter verschwunden. Bliss fuhr zu dem Häuschen des Mannes zurück. Er klopfte an die Tür, aber es rührte sich niemand.

Nachdenklich fuhr er wieder zu der Stelle, wo der Draht über die Straße gespannt war, schnitt ihn ab und warf ihn über die Hecke. Bald darauf erreichte er sein kleines Wochenendhaus.

Sorgfältig verschloß er alle Türen, bevor er sich zur Ruhe legte, und schlief dann bis weit in den nächsten Morgen hinein.

Der erste, den er nach dem Frühstück sah, war Mr. Selby Grout. Der Mann hatte eine große Pfeife im Mund und lehnte sich über das Gartentor. Das Jagdgewehr hatte er neben sich gestellt.

»Hallo!« rief er Bliss zu. »Kommen Sie heute mit nach Henfield Wood?«

Bliss erinnerte sich, daß er eine Einladung des Gutsherrn angenommen hatte, in dessen Revier mit ihm zu jagen.

Auf dem Weg über die Felder erzählte er, was ihm in der vergangenen Nacht begegnet war, und Mr. Selby Grout hörte stirnrunzelnd zu.

»Ich glaube, daß der verrückte Kerl den Draht selbst über die Straße gespannt hat. Heute morgen traf ich ihn in meiner Bibliothek, als ich vom Schlafzimmer herunterkam. Ich möchte nur wissen, wie er dorthin gekommen ist. Als ich ihn faßte, sagte er, er habe sich geirrt und sei durch eine falsche Tür ins Haus gegangen. Er kommt nämlich häufig und bettelt um Essen bei den Dienstboten. Aber sehen Sie, dort ist dieser Kerl schon wieder!«

Bliss drehte sich um. Der Mann lief über eine Lichtung zu einem Weg, der die Grenze des Gutes bildete. Der Chefinspektor sah gerade noch, wie er über eine Hecke sprang und verschwand, als ob ihn die Erde verschlungen hätte.

»Ich möchte dem Burschen tatsächlich eine Kugel auf den Pelz brennen«, brummte der Gutsbesitzer.

Sie gingen tiefer in das Gehölz hinein, blieben dann stehen und luden beide ihre Jagdflinten.

»Ich wette, daß er alles Wild verjagt hat«, meinte Mr. Selby Grout. »Haben Sie jemals von einer gewissen Elizabeth Hineshaft gehört?« fragte er dann unvermittelt.

»Ja. Ich sehe, Sie haben die Zeitungen gelesen«, entgegnete Bliss lächelnd. »Diese Woche habe ich ihr eine Gefängnisstrafe verschafft.«

»Ach – Sie haben das getan?«

Klick!

Es klang, als ob der Hahn eines Gewehres aufschlüge, aber Bliss sah sich nicht um.

Klick!

»Was ist denn los?« fragte der Chefinspektor jetzt.

Selby starrte auf das Gewehr, das er mit zitternder Hand hielt. Er war kreidebleich, und Schweiß stand auf seiner Stirn.

»Ich weiß nicht ... dieser verdammte Kerl hat mich ganz nervös gemacht«, erwiderte er heiser.

»Um Himmels willen, sagen Sie doch, was mit Ihnen los ist!«

Der Gutsbesitzer schüttelte nur den Kopf.

»Wir wollen zurückgehen.«

Lange Zeit wanderten sie schweigend nebeneinander her.

»Ich würde viel darum geben, wenn ich wüßte, ob er mit dem Hexer zusammenarbeitet«, sagte Bliss schließlich, der seine Gedanken laut äußerte.

Das Gewehr entglitt der Hand seines Begleiters, und dieser schwankte einen Augenblick. Bliss packte ihn am Arm.

»Der Hexer«, stieß Grout atemlos hervor. »Er war in meiner Bibliothek ... und das Scheckbuch lag auf dem Tisch!«

*

Um elf Uhr dreißig hielt eine elegante Limousine vor der Depositenkasse der Western Counties' Bank in der Leadenhall Street. Ein Chauffeur in Livree stieg aus und überreichte dem Direktor ein Schreiben. Das Papier trug den Briefkopf von Wollingford Hall.

Mr. Selby Grout hatte in seiner charakteristischen Handschrift geschrieben. Er bat um dreiunddreißigtausend Pfund in Banknoten. Es war nicht ungewöhnlich, daß er so große Summen abhob, und der Scheck, der dem Brief beilag, wurde auch tatsächlich ohne jegliche Beanstandung honoriert.

Der Direktor der Depositenkasse sagte nachher nur zu seinem Assistenten, daß es eigentlich keinen Zweck mehr habe, das Konto Mr. Selby Grouts weiterzuführen, denn sobald große Einzahlungen erfolgten, würden sie gleich darauf wieder abgehoben. Später wiederholte er diese Bemerkung gegenüber Chefinspektor Bliss und zeigte ihm auch verschiedene Kontoeintragungen, um seine Aussage zu beweisen. Bliss war inzwischen nach Scotland Yard zurückgekehrt und hatte dort einen langen, mit Maschine geschriebenen Brief vorgefunden:

Mein lieber Mr. Bliss,

Sie sind mir zu großem Dank verpflichtet, denn ich habe Ihnen zweimal das Leben gerettet! Ich war davon überzeugt, daß Ihr Mr. X, alias Mr. Selby Grout, auf der Henley Road wartete, um Sie zu erschießen. Sie sehen, daß ich über seine romantische Liebesgeschichte mit Elizabeth vollkommen unterrichtet bin.

Ich habe den Draht zu spät entdeckt, um ihn noch entfernen zu können. Ich vermutete dann, daß er einen Jagdunfall vortäuschen wolle. Seit einer Woche hat er die Sache erprobt, indem er sein Gewehr erst in der einen, dann in der anderen Richtung hielt.

Schließlich kam er wohl zu dem Entschluß, Sie zu erschießen, während er sein Gewehr unter dem Arm hatte. Er hat große Übung in dieser Methode. Gewisse Bäume im Wald sind direkt von Schüssen durchsiebt.

Ich war meiner Sache so sicher, daß ich heute – Sonnabendmorgen – einen ganzen Sack voll leerer Patronen in seine Bibliothek brachte. Er verwahrt nämlich seine Jagdgewehre und seine Munition in diesem Raum. So hat er dann sein Gewehr mit leeren Patronen geladen. Sonst wären Sie nicht mit dem Leben davongekommen.

Ich habe auch einen Scheck aus seinem Bankbuch entnommen. Das Briefpapier hatte ich mir schon vor einer Woche besorgt.

Ich war der Amerikaner, der die Kirche renovieren ließ. Den Auftrag habe ich schriftlich gegeben und mich dann selbst als Wächter angestellt. Ich mußte hier in der Nachbarschaft leben, ohne Verdacht zu erregen, weil ich hinter dem berüchtigten Mr. X her war, der eigentlich Whotby heißt. Meine Nachforschungen haben fast ein ganzes Jahr gedauert. Die Druckerpresse finden Sie in seinem Ankleidezimmer.

Sie fragen, warum ich einen anderen Verbrecher verrate? Nur um Ihretwillen habe ich es getan. Ihr Leben ist zu wertvoll. Denken Sie manchmal freundlich an Ihren Wohltäter.

P.S. Mander hätte ich nicht gerettet.

Mr. Bliss fühlte sich durch diese Zeilen nicht so geschmeichelt und war nicht so dankbar, wie man hätte annehmen können. Nur die Nachschrift betreffend Mander billigte er voll und ganz.