Die Regierung achtet sehr scharf auf die Tischreden, die Beamte in offizieller Eigenschaft halten, und man sieht es auch an höherer Stelle nicht gern, wenn Beamte in ihrer Mußezeit zuviel über den Dienst sprechen. Aber auf keinen Fall gestattet man offene Kritik an Vorgesetzten, und Inspektor Mander ging entschieden zu weit, als er auf dem Festessen der Polizei bei dem Toast auf die Damen den Hexer erwähnte.
»Die Leute üben manchmal an uns Kritik, weil berüchtigte Verbrecher nicht gefaßt werden. Ich möchte nicht sagen, daß wir unsere Pflicht nicht voll und ganz getan haben, aber vielleicht wurden noch nicht die richtigen Methoden angewandt, um ihn zu verhaften. Der Hexer ist stets eine Bedrohung der menschlichen Gesellschaft gewesen, und in gewisser Weise ist seine Tätigkeit auch ein Vorwurf für Scotland Yard.«
Wenn Bliss Inspektor Mander nicht zu sehr verachtet hätte, würde er ihm bei dieser Gelegenheit das Genick gebrochen haben. Trotzdem wurde Mander zu einem der höchsten Beamten von Scotland Yard gerufen und mußte einen höchst unangenehmen Verweis entgegennehmen.
Drei Tage nachdem Manders Tischrede in einem Unterhaltungsblatt abgedruckt worden war, erhielt Bliss einen Brief vom Hexer.
Dieser Mander geht mir auf die Nerven, und ich werde ihn deshalb dorthin bringen, wohin er gehört. Solche Narren haben trotz ihrer Dummheit immer noch ein kolossales Glück, und das halte ich direkt für ungerecht. Bitte, bestellen Sie Mr. Mander von mir, daß ich ihn noch vor Ende der Woche erwische.
Bliss ließ seinen Untergebenen kommen.
»Lesen Sie das«, sagte er kurz.
Mander las die Zeilen durch und zwang sich zu einem Lächeln, aber Bliss wußte ganz genau, daß der Mann nur Komödie spielte.
»Früher hat er Sie doch noch nie bedroht?«
Mander lachte, aber es klang nicht überzeugend.
»Um solchen Blödsinn kümmere ich mich nicht! Es haben mich schon mehr Leute bedroht –«
»Auch der Hexer?« fragte Bliss scharf.
Mander wurde unruhig.
»Nein, der Hexer noch nicht, aber – ich kümmere mich trotzdem nicht darum.« Plötzlich kam wieder ein zuversichtlicher Ausdruck in sein Gesicht. »Sie sehen doch, daß sich der Mann vor mir fürchtet –«
»Entschuldigen Sie, daß ich lache! Der Hexer fürchtet sich vor Ihnen? Womit sind Sie denn augenblicklich beschäftigt?«
Mr. Mander hatte gerade die Aufgabe, verschiedene Autodiebstähle aufzuklären. Er war einer wichtigen Organisation auf die Spur gekommen, die zwar nicht für die Diebstähle selbst verantwortlich zu machen war, aber immerhin als Hehler fungierte. Bliss hörte den Bericht und nickte.
»Nun, da sind Sie ja in Sicherheit. Sergeant Crampton arbeitet mit Ihnen zusammen, und der ist im großen und ganzen ein intelligenter Mann.«
Mander ärgerte sich.
»Der Herzog von Kyle –«, begann er, aber Bliss schnitt ihm wieder das Wort ab.
»Der Herzog von Kyle ist eine große Autorität für Schweinezucht, aber sonst versteht er nichts. Ja, ich habe den Brief gelesen, den er an den ›Monitor‹ schrieb und in dem er sich so lobend über Ihre Tischrede äußert. Beinahe hätten Sie deshalb den Dienst quittieren müssen. Aber der Herzog weiß sehr wenig vom Hexer.«
Der Herzog von Kyle gehörte zu den Menschen, die nichts zu tun haben. Deshalb hatte er sich auf die Schweinezucht verlegt. In seinen Mußestunden schrieb er aus Langerweile oft Briefe an die Zeitungen. Auch über den Hexer hatte er sich ausgelassen, und die phantastischsten Pläne vorgetragen, um ihn zu fangen. Bliss hatte es gelesen und fürchtete für die Sicherheit des Mannes.
Am Abend befand sich Mander auf der Polizeiwache in Notting Dale, um weitere Nachforschungen über die gestohlenen Autos anzustellen. Als er das Haus gerade verlassen wollte, hielt eine prächtige Limousine vor der Tür, und eine Dame im Abendkleid stieg aus. Sie hatte blonde Haare und war sehr schön. An ihren Händen blitzten mehrere Diamantringe, und auch sonst trug sie wundervollen Schmuck.
»Können Sie mir sagen, wo ich Inspektor Mander treffen kann?« fragte sie.
Mander, der weiblichen Reizen sehr zugänglich war, nahm sofort den Hut ab.
»Ach, sind Sie es selbst? Mr. Bliss sagte mir, daß ich Sie hier finden würde.«
»Kann ich etwas für Sie tun?«
»Ich bin wegen meiner Limousine gekommen, die mir heute nachmittag gestohlen wurde, als ich Einkäufe in der Bond Street machte. Jemand hat es verstanden, den Chauffeur fortzulocken ... aber es ist weniger der Verlust des Wagens. Ich möchte gern einmal im Vertrauen mit Ihnen sprechen. Könnten Sie wohl mit mir zum Berkeley Square fahren?«
Mander gab seinem Assistenten einige Weisungen und folgte dann der Dame in den luxuriösen Wagen.
Sie schwieg einige Zeit.
»Es handelt sich eigentlich nicht um den Wagen«, begann sie schließlich wieder. »Dummerweise habe ich meine Handtasche darin liegenlassen, und in der Handtasche befinden sich Briefe, die ich unter allen Umständen wiederhaben muß. Darf ich offen zu Ihnen sein?«
»Aber selbstverständlich«, entgegnete Mander beglückt. Die Nähe dieser schönen Frau berauschte ihn.
»Der Herzog und ich stehen gerade nicht im besten Einvernehmen, aber immerhin ist noch niemals die Frage der Scheidung aufgetaucht. Es wäre deshalb sehr schlimm für mich, wenn diese Briefe in falsche Hände kämen. Ist es wahr, daß sie durch Verbrecher wieder beschafft werden können?«
Mander lächelte.
»In Büchern kann man das lesen, und es ist wohl auch schon in Wirklichkeit passiert. Haben die Briefe einen kompromittierenden Inhalt?«
»Ja, sie stammen von einem jungen Mann – meinem Vetter. Ach, es ist schrecklich!« Sie rang verzweifelt die Hände.
»Ich will versuchen, sie wieder zu beschaffen, Durchlaucht«, sagte Mander liebenswürdig. Er wußte nicht, welche Herzogin er vor sich hatte, da er mit dem höheren Adel selten in Berührung kam.
Sie öffnete eine kleine Tasche und nahm ein juwelenbesetztes Zigarettenetui heraus. Die Diamanten, mit denen das Monogramm geschmückt war, blitzten auf.
Er nahm eine Zigarette und reichte ihr dann höflich ein Streichholz. An der Seite des Wagens befand sich ein kleines Mikrophon. Sie drückte auf den Knopf, und der Chauffeur näherte sein Ohr dem Hörer.
»Fahren Sie ein wenig im Park auf und ab, bevor Sie zum Berkeley Square zurückkehren.«
Als Mander das Streichholz ansteckte, sah er die Herzogskrone und ein »K« auf dem Zigarettenetui, und nun ging ihm ein Licht auf. Es war die Herzogin von Kyle.
»Es ist entsetzlich, daß Bertie so indiskret ist. Er schreibt Briefe...«
Mander, der es sich in der Ecke des Wagens bequem gemacht hatte, schlief plötzlich unvermutet ein.
*
Schrilles Telefonklingeln schreckte Bliss aus seiner Nachtruhe. Er mußte in das kalte Nebenzimmer gehen, in dem der Apparat stand.
Auch berühmte und erfolgreiche Detektive sind schließlich nur Menschen und ärgern sich, wenn sie morgens um halb vier aus dem Bett geholt werden.
»Mander? Was soll ich denn von Mander wissen? Rufen Sie doch bei ihm selbst an!«
»Er ist aber doch nicht zu Hause. Wir haben ihn nicht mehr gesehen, seitdem er mit der Dame fortfuhr.«
Das Interesse des Chefinspektors erwachte plötzlich.
»Von welcher Dame sprechen Sie denn?«
Der Beamte erzählte ihm von dem eleganten Auto, das bei der Polizeiwache in Notting Dale vorgefahren war.
»Es ist der Wagen des Herzogs von Kyle«, sagte Sergeant Crampton. »Wir fanden ihn verlassen in Hampstead Heath. Er war aus der Garage des Herzogs gestohlen worden.«
»Haben Sie ihn durchsucht?«
»Jawohl. Wir fanden auch einen wichtigen Anhaltspunkt die Visitenkarte einer Dame, auf die ein paar Worte mit Bleistift geschrieben waren.«
»Holen Sie mich mit dem Wagen ab«, sagte Bliss und wartete schon unten auf der Straße, als das Auto in Sicht kam. Beim Licht der Scheinwerfer betrachtete er dann die Karte genau. Eine Dame mußte die Worte geschrieben haben: ›The Leek. Erst links, dann rechts – Stillman.‹
»Aber sehen Sie einmal hierher«, sagte der Sergeant.
Er drehte das Licht im Wagen an, der mit hellgrauem Plüsch gepolstert war. Die Matte auf dem Fußboden war von derselben Farbe, aber in der Nähe der linken Tür zeigte sich ein großer, roter Fleck, desgleichen an der Stelle, wo der Kopf des Passagiers gelehnt haben mochte.
»Es ist Blut«, erklärte Crampton. »Ich sah, wie Inspektor Mander abfuhr, und auf diesem Platz hat er gesessen.«
Der Polizeiinspektor des Bezirks war auch zugegen.
»Was ist denn ›The Leek‹? Gibt es einen solchen Platz?«
Der Sergeant schüttelte den Kopf.
»Nein. Aber Stillman ist der Name eines Häusermaklers. Er wohnt in der Shardeloes Road. Ich habe schon einen Beamten hingeschickt, um ihn zu wecken.«
Sie fuhren zusammen nach der Shardeloes Road und fanden einen schläfrigen Herrn mittleren Alters.
»›The Leek‹ ist der Name eines leerstehenden Hauses«, erklärte er. »Es liegt am Rande des unbebauten Landes.«
Er nahm die Visitenkarte, betrachtete sie und nickte.
»Ja, das stimmt. Eine Dame wollte das Haus sehen, und ich gab ihr die Richtung an, in der sie fahren müsse. Das ist die Handschrift meiner Stenotypistin.«
»Haben Sie die Schlüssel?«
»Ja, in meinem Büro. Wenn Sie einen Augenblick warten, komme ich mit.«
Sie begleiteten ihn zu seinem Büro und fuhren dann zu dem angegebenen Platz. Als sie angekommen waren, ließ Mr. Stillman halten, und die Detektive sprangen aus dem Wagen.
Das kleine Haus, das hinter einer hohen Umfassungsmauer lag, machte einen düsteren Eindruck. Durch ein Lattentor traten sie in den Garten. Sergeant Crampton, der mit seiner Taschenlampe leuchtete, ging voraus. Plötzlich blieb er stehen.
»Sehen Sie einmal hierher«, sagte er.
Auf den Steinplatten, die den Weg bedeckten, sah man mehrere rote Flecken, die noch feucht waren. Als sie weitergingen, fanden sie dauernd neue Spuren. Die Haustür stand halb offen.
Bliss trat mit Crampton ein und leuchtete die Wände sorgfältig ab. Auch hier zeigten sich auf dem Fußboden und an den Wänden Blutspuren.
In einem Zimmer des oberen Stockwerks sah es besonders schrecklich aus. Sie fanden zwar keinen Toten darin, aber offenbar hatte hier ein Kampf stattgefunden. Die eine Wand war über und über mit Blut bespritzt, und in der Nähe der Tür entdeckten sie den Abdruck eines blutigen Handschuhs.
Als sie das Haus wieder verließen, fuhr gerade ein Wagen vor. Ein Herr stieg aus, und Crampton ging auf ihn zu. Bald darauf kam er mit der Nachricht zurück, daß es Mr. Whistle, der Privatsekretär des Herzogs von Kyle, sei.
»Ich mußte wegen der gestohlenen Limousine an Seine Durchlaucht telegrafieren. Der Herzog ist sehr aufgeregt, denn der Hexer war am vergangenen Abend bei ihm.«
»Wo?« fragte Bliss schnell.
»Auf der Clane Farm – das liegt in der Nähe von Seven Oaks. Der Herzog besitzt dort eine große Schweinezucht«, berichtete der Sekretär. »Er hatte sich schon für die Nacht zurückgezogen, als jemand an das Fenster seines Studierzimmers klopfte. Er öffnete und sah einen Fremden mit abstoßenden Gesichtszügen. Der Mann war bewaffnet und bedrohte Seine Durchlaucht. Er sagte, daß er Mr. Mander zu ihm bringen werde, der die Nacht bei ihm bleiben solle. Am nächsten Morgen würde man sie dann beide in demselben Zustand auffinden.«
»Hat er denn die Polizei benachrichtigt?«
»Nein. Der Herzog ist sehr mutig. Es war merkwürdig, daß ich in demselben Augenblick zu ihm kam, als er mich rufen lassen wollte. Er sagte mir, daß er die ganze Nacht aufbleiben werde und daß er schon mehrere geladene Pistolen zurechtgelegt habe.«
Der Chefinspektor erkundigte sich noch genauer nach der Lage der Farm.
»Können Sie dem Herzog telefonieren, daß wir so bald als möglich zu ihm hinausfahren? Die Straße, die dorthin führt, interessiert mich.«
Nachdem der Sekretär gegangen war, begab sich Bliss auf die systematische Suche nach Anhaltspunkten und machte auch fünfzig Schritte von dem Haus entfernt eine Entdeckung. Er fand dort ein großes Stück blutiger Leinwand, das zusammengerollt und auf die Seite geworfen worden war. Von hier aus führte eine ununterbrochene Blutspur quer über die Heide zu einem Teich.
Bliss bemerkte, daß das Wasser nahe der Stelle lag, wo man den Wagen gefunden hatte, und darüber wunderte er sich. Wenn Mander ermordet worden war, warum hatten die Täter dann seine Leiche nicht sofort beiseite geschafft, sondern erst zu dem Haus mitgenommen?
Aber das war nicht die einzige Tatsache, die ihn in Erstaunen setzte.
Die Beamten untersuchten den Teich mit Stangen, aber die Stelle, zu der die Blutspur hinführte, war sehr tief. Bliss ordnete an, daß das Wasser abgelassen werden sollte, wartete aber das Resultat selbst nicht ab.
Zehn Minuten später raste der Polizeiwagen über die große Westminster Bridge nach Süden.
Der Tag dämmerte, bevor sie die Clane Farm erreicht hatten. Sie war schwer zu finden, und Bliss bedauerte, daß er den Sekretär des Herzogs nicht mitgenommen hatte. Aber endlich kamen sie ans Ziel. Auf der schmalen Straße, die zum Haus führte, trafen sie drei Leute, die alle Gebüsche durchstöberten und offenbar etwas suchten. Bliss ließ das Auto halten, und einer der Leute sprach ihn an.
»Sind Sie von der Polizei? Sie sind aber schnell zur Stelle es ist ja kaum eine Viertelstunde her, daß ich den Wachtmeister angerufen habe!«
»Ich bin von Scotland Yard. Was gibt es denn?«
»Was es gibt? Der Stolz von Kent ist gestohlen worden!« rief der Mann laut.
»Wer ist denn der Stolz von Kent?«
»Ein prämiiertes Schwein – das beste in der ganzen Gegend. Bei jeder Ausstellung hat es den ersten Preis bekommen. Ich würde viel darum geben, wenn es noch da wäre. Wenn der Herzog davon hört, wird es einen großen Spektakel geben.«
»Wann haben Sie denn den Verlust entdeckt?«
»Gestern abend. Das Schwein war noch im Stall, und allein konnte es nicht heraus. Ein niederträchtiger Kerl aus dem Dorf muß es gestohlen haben. Wenn wir den Schuft fassen, geht es ihm schlecht! Sollte mich nicht wundern, wenn die aufgeregten Leute ihn umbringen.«
»Wo ist denn der Herzog?«
»Der Herzog? Der ist in Schottland.«
»In Schottland?«
»Ja, natürlich«, erwiderte der Mann ungeduldig. »Gestern habe ich noch einen Brief von ihm bekommen, das heißt nicht direkt von ihm, sondern von seiner Sekretärin, Miss Erford.«
Chefinspektor Bliss verriet seine Bestürzung nicht durch das geringste Zeichen.
»Ist denn nicht ein Mr. Whistle Sekretär des Herzogs?«
Aber der Mann hatte noch nie von einem Mr. Whistle gehört.
Bliss bedauerte jetzt noch viel mehr, daß er den Sekretär nicht mitgenommen hatte.
»Wo ist denn der Stall?« fragte er.
›Stall‹ war nicht die richtige Bezeichnung für das Haus, in dem das Schwein untergebracht war. Viele der Landarbeiter des Herzogs beneideten es um seine Wohnung. Es war ein niedriges Gebäude, vor dem ein großer Hof lag, damit sich das Tier bewegen konnte. Das Stahlgitter stand offen, und der Mann erklärte, wie schwer es sei, das Schwein herauszuholen.
»Es muß gestern abend passiert sein. Verschiedene Leute haben ein großes Transportauto auf der Straße gesehen –«
»Was ist denn das?« Bliss bückte sich und nahm ein rundes Blechgefäß auf, das mit einer zähen, braunen Flüssigkeit gefüllt war. »Haben Sie das schon vorher hier gesehen?«
Der Mann schüttelte den Kopf.
Auf dem kleinen Etikett stand ›Gift‹.
»Der Hexer denkt tatsächlich an alles«, sagte Bliss bitter, als er die Schrift Henry Arthur Miltons erkannte. »Wir müssen den Inhalt untersuchen lassen. Wahrscheinlich fraß das Preisschwein gern Süßigkeiten? Das dachte ich mir. Sieht ganz nach Sirup oder etwas Ähnlichem aus. Nun kann ich auch verstehen, daß das Schwein keinen Lärm gemacht hat, als man es entführte. – Was liegt denn dort hinten?« Er hob die Hand und zeigte auf eine Reihe von Gebäuden, die alle einen kleinen, abgezäunten Vorhof hatten.
»Da sind die Ferkel untergebracht.«
Die äußeren Vorhöfe wimmelten von kleinen Tieren, die gerade ihr Morgenfutter erhielten.
Bei dem zweiten Stall blieb der Chefinspektor stehen, denn er sah in der Ecke einen runden, zerbeulten Filzhut liegen. »Ich möchte mich hier einmal genauer umschauen«, sagte er und trat mitten unter die kleinen Schweine, die auseinanderstoben. Aber eine Richtung vermieden sie, und zwar gingen sie nicht in den Stall zurück, wo sie über Nacht schliefen. Eines oder zwei näherten sich der Tür, liefen aber sofort wieder davon.
Bliss bückte sich und ging durch die Tür. In einer Ecke saß Mander, gebunden und außerdem geknebelt.
»Kommen Sie hierher«, rief Bliss zurück, und die Polizeibeamten, die ihn begleitet hatten, folgten ihm.
Es dauerte einige Zeit, bis sie die Fesseln des Inspektors gelöst hatten. Mr. Mander erhob sich taumelnd, und man gab ihm einen Schluck Kognak, um ihn zu kräftigen.
Er konnte keine Erklärungen geben und wußte nur noch, daß er mit einer schönen Dame gefahren war und daß ihn jemand auf dem Rücken getragen hatte. Als er aufwachte, hatte er die vielen Ferkel gesehen, die ihn anstarrten, weil er in ihr Schlafquartier eingedrungen war.
»Ist es nicht merkwürdig?« sagte Bliss nachdenklich. »Der Hexer hat doch geschrieben, daß er Sie dorthin bringen wolle, wohin Sie gehörten. Ich will nicht so unhöflich sein, ihm recht zu geben.«
»Die Dame war eine der schönsten Frauen, die ich jemals gesehen habe –«
»Ich habe Cora Ann Milton schon früher getroffen, aber ich wußte nicht, daß sie sich wieder in England aufhielt. Ich glaube auch, daß sie im Lauf der Nacht das Land verlassen hat.«
Ein Diener des Hauses eilte auf ihn zu.
»Sie werden am Telefon verlangt.«
Bliss machte eine gleichgültige Handbewegung.
»Ich weiß schon, was ich hören werde. Die Leute haben natürlich den Stolz von Kent aus dem kleinen Teich in Hampstead gezogen. Ich erkannte gleich, daß es kein Menschenblut war, und ich weiß auch, wo das unglückliche Tier umgebracht worden ist.«