Zu wissen, dass ich Vater werde, war ein berauschendes Gefühl. Es festigte nicht nur die Familiengemeinschaft, die Wally und ich gemeinsam aufbauten, sondern es zwang uns auch dazu, in Rivers Edge zu bleiben. Und dafür war ich sehr dankbar. Ich brauchte den Tritt in den Hintern, um zu akzeptieren, was ich bereits wusste: Wir gehörten hierher.
Eine starke Gruppe von Alphas zu haben, die sich um Wally kümmerte, war eine große Erleichterung, vor allem, weil es für ihn wichtig war, ein Stück weit unabhängig von mir zu sein. Ich wollte nie von ihm getrennt sein, aber ich respektierte, dass er seinen Job liebte und allein zurechtkommen wollte. Genauso wie er dasselbe bei mir respektierte.
Das bedeutete aber nicht, dass ich nicht nach Ausreden suchte, um so oft wie möglich mit ihm zusammen zu sein. Wenn er mir sagte, er wolle mit mir und den Tieren arbeiten, zeigte ich ihm gerne, wie es geht. Es war nicht seine Berufung, aber die Vorstellung, jeden Tag mit ihm zu verbringen, klang für mich wie ein Stück vom Himmel auf dem Bauernhof. Bedeutete das, dass ich Hals über Kopf in ihn verliebt war? Auf jeden Fall, und damit hatte ich kein Problem.
„Klopf, klopf.“ Ich lehnte mich ins Büro und sah mich nach Wally um. „Darf ich reinkommen?“
Korgen saß an seinem Schreibtisch und nahm einen Bissen von einem Sandwich. „Ja, natürlich. Wally ist im Pausenraum.“
Ich ging durch das Büro und betrat den Pausenraum und war überrascht, Wally auf der Couch ausgestreckt mit einem halb gegessenen Müsliriegel zwischen den Fingern vorzufinden. Mein erster Instinkt war, mein Handy zu zücken und ein Foto zu machen, weil er so süß aussah.
Doch dann hörte ich eine Stimme aus dem Vorzimmer, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
„Ich glaube, sein Name war Wally. Er sagte, er wüsste ein Haus, das mir gefallen könnte. Ist er hier?“
Korgen war ein guter Mann und offensichtlich über die Situation, in der Wally und ich uns befanden, informiert worden. „Er ist heute nicht da. Er hat sich krankgemeldet. Aber ich helfe Ihnen gerne.“
Ohne ihn zu wecken, schob ich meine Arme unter Wallys Rücken und Knie und hob ihn hoch. Wir mussten schnell von da verschwinden.
Seine Arme legten sich instinktiv um mich, aber seine Augen blieben geschlossen, selbst als er tief einatmete und lächelte. „Sean.“
„Ja, Baby. Ich bin hier, aber wir müssen los.“ Ich ging sofort zur Hintertür und betrat den Mitarbeiterparkplatz. Es gab keine Zeit für Diskussionen. Sie hatten uns gefunden.
Zwei Typen, die ich aus dem Rudel erkannte, waren sofort an uns dran. „Wir haben ein Auto um die Ecke. Steigt ein und wir übernehmen.“
Ich drehte mich nicht um, als sie hineinrannten. Ich vertraute darauf, dass sie die Situation unter Kontrolle hatten. Offensichtlich wussten sie fast schon vor mir, was los war, und so konnte ich, nachdem Wally und ich sicher im Auto saßen, Wallys in seiner schläfrigen Verwirrung ansprechen und ihm das wenige erzählen, das ich wusste.
Ich hasste den ängstlichen Blick in seinen Augen, als ich ihm erzählte, was passiert war, aber er musste es wissen. Wir waren nicht so sicher, wie man uns hatte glauben lassen.
Das Labor war hinter uns her. Es war nicht länger eine Hypothese. Sie hatten uns gefunden.
* * *
„Sie haben also versucht, Wally zu entführen?“ Er sah zwischen mir und Alden hin und her, der den großen Geländewagen fuhr.
„Wir sind uns nicht sicher.“ Alden warf über den Rückspiegel einen Blick auf uns. „Er wurde aufgegriffen und wird jetzt verhört. Wir werden herausfinden, was er von dir will, Wally, aber bis dahin möchten wir dich bitten, vorsichtig zu sein.“
Meine Antwort kam sofort und ließ keinen Raum für Diskussionen oder Missverständnisse. „Das wird er sein.“
„Wir werden es sein.“ Wally kniff die Augen zusammen. „Wenn sie mich wollen, wollen sie dich. Wenn ich also im Lockdown bin, bist du es auch.“ Er hatte Recht, aber ich sorgte mich nicht annähernd so sehr um mich wie um ihn. Er war mit unserem Baby schwanger, und seine Sicherheit hatte für mich oberste Priorität.
„Danke.“ Alden nickte, als er in die Einfahrt zur Farm einbog. „Aber ein kompletter Lockdown ist wahrscheinlich nicht nötig. Bleibt einfach zusammen, wenn ihr das Grundstück verlasst. Und eure Wachmannschaft wird für eine Weile besser sichtbar sein.“
Aldens Handy klingelte, als wir gerade anhielten. Anstatt mit dem Bluetooth-System des Geländewagens zu antworten, ging er direkt ran, sodass wir den Anrufer nicht hören konnten. Alles, was wir hören konnten, waren seine Grunzlaute und Ein-Wort-Fragen, bis er schwer seufzte und den Anruf beendete.
„Alles in Ordnung?“ Wallys Handfläche zog sich auf meinem Oberschenkel zusammen. „Hat er geredet?“
Aldens Blick traf sich mit meinem, er bat mich stumm um die Erlaubnis, frei sprechen zu dürfen.
Ich nickte leicht und hoffte, dass Wally es nicht bemerkte.
„Die gute Nachricht ist, dass wir sicher sind, dass er allein war. Wir haben seine Fährte fünfzig Meilen weit verfolgt, und es gab keine andere Spur, die sich mit seiner vermischt hätte. Er war also nicht Teil einer größeren Gruppe.“
Ich schluckte schwer. „Und die schlechte Nachricht?“
„Er hatte einen Giftzahn. Bevor wir richtige Informationen aus ihm herausbekamen, biss er hinein und war tot.“ Alden sah mich an. „Und er hatte weder ein Handy noch einen Ausweis bei sich, als wir ihn fanden, also sind wir wieder am Anfang.“
Mir lief es kalt den Rücken herunter. Den gleichen Zahn hätte man auch bei meinem Gefährten einsetzen können.
Wally ergriff meine Hand, als ich die Tür öffnete, um aus dem Geländewagen auszusteigen. „Werden noch mehr kommen?“
Ich zog ihn zu mir und half ihm beim Aussteigen. „Vielleicht. Aber jetzt wissen wir, nach wem wir suchen. Und es ist genauso gut möglich, dass er ein Kundschafter war, der keine Ahnung hatte, ob du hier bist oder nicht. Also lass uns darüber nachdenken, wer da draußen sein könnte, Schätzchen.“
Ich hatte genug Sorgen für uns beide und noch einige mehr.
„Er hat recht.“ Alden kam uns auf der anderen Seite des Fahrzeugs entgegen. „Wir werden eine größere Absperrung einrichten, sodass ihr in der Stadt keine Probleme haben solltet. Wir werden alle nach unerwarteten Besuchern Ausschau halten, aber es sieht nicht so aus, als ob er Verstärkung unterwegs gehabt hätte, sonst hätte er noch etwas länger durchgehalten.“