Einunddreißigstes Kapitel

Es war Herbst geworden. An der Ostküste Amerikas verfärbte sich das Laub, brannte in lodernden Farben an den Bäumen, strahlte und glänzte wie Gold, ließ jeden Park, jede Allee in New York in den schönsten Tönen leuchten. Auch im Garten hinter dem Roebling’schen Haus in Brooklyn hatte der Indian Summer Einzug gehalten. Die Büsche flammten in allen Rot-, Orange- und Gelbtönen, die die Natur zu bieten hatte. Der Gärtner verbrannte das erste Laub, das von den Bäumen herabgefallen war und dafür sorgte, dass die Luft würzig und herbstlich roch. Annett konnte nun nicht mehr lange Zeit ohne Umhang oder Tuch am offenen Fenster stehen und auf die Baustelle hinausblicken. Und wenn sie zur Brücke lief, brauchte sie jetzt einen Mantel. Der Wind blies heftig am Ufer, einzig die Krähen, die für Annett so zum Bild der Brücke gehörten wie die beiden Tower, schwankten unter der Brise kein Stück.

«Wie geht es dir mit Arthur Munroe?», fragte Emily an einem Morgen im Oktober. «Ihr trefft euch regelmäßig, oder? Es scheint mir ganz, als würde eure Beziehung langsam ernsthaft werden.»

Annett lächelte, wurde rot und zuckte verlegen mit den Schultern.

«Du bist wohl ein wenig verliebt in ihn?», forschte Emily weiter.

«Ich bin noch immer gern mit ihm zusammen», antwortete Annett vage.

Emily lächelte. Ihre warmen braunen Augen glitzerten amüsiert. «Hat er dich schon geküsst?», wollte sie wissen. «Ich meine, richtig geküsst?»

«Richtig geküsst?» Annett runzelte die Stirn. «Er küsst mich zum Abschied. Zuerst hat er mich nur auf die rechte Wange geküsst, später auf beide Wangen und …» Sie blickte zu Boden. Die Verlegenheit trieb ihr eine noch tiefere Röte auf die Wangen. «Und nun küsst er mich auf den Mund.»

«Und? Gefällt es dir?» Emily lächelte leicht und legte sanft eine Hand auf Annetts Arm.

Annett blickte auf. «Ich weiß es nicht», sagte sie. «Auf eine Art ist es schön, aber es kommt mir auch ein wenig rau vor.»

Emily nickte. «Nun, Arthur ist noch jung, keine dreißig Jahre alt. Ich wette, er hat noch nicht viel Erfahrung mit Frauen. Junge Männer sind mitunter ein wenig stürmisch. Die Zärtlichkeit, die sich Frauen wünschen, müssen sie erst noch lernen.»

Annett nickte, knüllte den Ärmelsaum ihres linken Arms mit der rechten zu einer Wurst und entrollte ihn dann wieder.

«Aber du bist gern mit ihm zusammen, sagst du. Kannst du dir auch vorstellen, für den Rest deines Lebens mit ihm zusammen zu sein?»

Annett seufzte. «Für den Rest meines Lebens? Das kommt mir so unendlich lange vor. Ich möchte studieren, möchte mich mit Technik befassen. An anderes habe ich bisher noch nicht gedacht.»

Jetzt wurde Emily ernst. Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht, die Augen verdunkelten sich. «Das wird eine schwere Entscheidung. Aber vielleicht auch nicht. Arthur Munroe ist ein aufgeschlossener, moderner Mann. Es ist gut möglich, dass er dir bei deinen Interessen entgegenkommt. Aber du darfst dich nicht an unserer Familie messen. Wäre Washington nicht krank geworden, so hätte ich jetzt vermutlich nicht nur den einen Sohn, sondern ein halbes Dutzend weitere Kinder und wäre mit ihrer Aufzucht mehr als ausgefüllt. Wir sind kein normales Ehepaar.» Sie brach ab, betrachtete ihre Finger, an denen Tintenflecken zu sehen waren. Leise, beinahe wie zu sich selbst, fuhr sie fort: «Und wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich nicht, ob mir das Dutzend Kinder nicht lieber wäre. Ich bin ziemlich allein, weißt du. Eigentlich bist du die einzige Freundin, die ich habe. Die anderen Frauen mögen mich nicht, weil sie sich nicht mit mir unterhalten können. Ich habe keine Zeit für den Besuch von Schneiderateliers und Kaufhäusern, und ich kann mich mit ihnen nicht über die Kinder unterhalten, weil ich meinen eigenen Sohn kaum sehe.»

Annett streichelte Emilys Hand. Es war das erste Mal, dass diese tapfere Frau Schwäche zeigte. Es war das erste Mal, dass sie anklingen ließ, mit ihrem Leben nicht immer hundertprozentig glücklich zu sein. Sie war Annett immer so stark und zuversichtlich erschienen, so zufrieden und ausgefüllt. Sollte sie sich so in Emily getäuscht haben?

«Vielleicht sind Frauen doch nicht für dieses Leben gemacht», sprach Emily weiter. «Sie sind es ganz bestimmt nicht. Denn wenn Frauen dasselbe leisten könnten wie Männer, dann müssten die Männer ja im Gegenzug auch Kinder bekommen können. Nun, das können sie nicht.»

«Du bist eine tolle Frau», erklärte Annett leise. «Ich bewundere dein Leben, bewundere deine Arbeit. Wenn es jemals ein Vorbild für mich gab, dann warst und bist du es.»

«Nein.» Emily schüttelte energisch den Kopf. «Suche dir besser ein anderes Vorbild. Mein Leben taugt dafür nicht. Es gibt darin zu viel, auf das ich verzichten muss.»

«Du meinst die Kinder? Du vermisst deinen Sohn, nicht wahr?»

Emily senkte den Kopf, ein paar Tränen liefen ihr über die Wange. «Du weißt nicht, wie sehr», sagte sie leise und mit zitternder Stimme. «Du ahnst nicht, wie oft ich neben Wash im Bett liege und weine, weil ich anders bin als die anderen Frauen. Weil ich irgendwie nicht dazugehöre. Weder zu den Männern noch zu den Frauen. Ja, ich habe Wash, und ich liebe ihn. Aber trotzdem bin ich so oft einsam, weil es niemanden sonst gibt, mit dem ich reden kann.»

«Du kannst mit mir reden.» Die inzwischen neunzehnjährige Annett blickte die nun vierunddreißigjährige Emily an und wusste in diesem Augenblick, dass sie beide nicht nur fünfzehn Jahre Leben trennten, sondern auch fünfzehn Jahre Erfahrung. Plötzlich kam sie sich klein vor.

«Ja. Ich weiß. Aber es gibt eben einiges, das du noch nicht nachvollziehen kannst, Annett. Du bist noch jung. Dennoch, deine Freundschaft bedeutet mir sehr viel. Ohne dich, ohne deine Arbeit, ohne deine Anwesenheit sähen die Dinge hier heute anders aus.»

Sie stand auf, umarmte Annett. «Und deshalb, weil ich dich so gern habe, weil Wash dich ebenfalls so gern hat, möchten wir, dass es dir gutgeht. Du sollst das beste Leben haben, das es gibt.»

Annett war so gerührt von diesen Worten, dass sie in Tränen ausbrach. Aber dann, als sie eine kleine Weile geweint hatte, merkte sie, dass es nicht nur die Rührung war, die ihr die Tränen in die Augen trieb. «Ich werde immer da sein, wenn du mich brauchst», versprach sie.

«Und ich werde für dich da sein, wann immer du mich brauchst», versprach Emily.

 

Am Abend holte Arthur sie zu einem Spaziergang ab. Doch statt in einem Park oder auf einer Promenade zu flanieren, brannte Annett darauf, mit Arthur zur Brücke zu gehen. Die Dämmerung hatte ihre Herrschaft bereits an die Dunkelheit übergeben, doch seit kurzem waren auch Brooklyns wichtige Straßen mit Gaslaternen ausgestattet. Um das gelbe Licht flatterten ein paar späte Falter. In den Häusern waren die Petroleumlampen angezündet, die Kutscher, die vorüberfuhren, hatten Lichter an ihren Wagen, sodass Brooklyn trotz der Dunkelheit strahlte und glänzte wie ein junges Mädchen bei seinem ersten Ball. In der Luft lag noch der Geruch des verbrannten Laubes, und vom Fluss kam eine salzige Brise, die so kühl war, dass sie an den nahenden Winter gemahnte.

«Ist dir nicht zu kalt?», fragte Arthur und legte seinen Arm um Annetts Schulter, zog sie an sich.

«Nein. Ich mag den Herbst.» Sie blieb stehen, schaute zur Brücke, die vor ihnen lag, und betrachtete hingerissen den riesigen Tower, von dem nun die ersten Seile bis rüber nach Manhattan reichten. «Schau, wie schön die Brücke ist», sagte sie leise.

«Hm. Sie ist groß, sie ist gewaltig, sie hat zwei Tower und mehrere Seile, aber sie ist eben nur eine Brücke.»

Annett blickte ihn bestürzt an, dann lächelte sie. Er machte Spaß, oder? Er musste doch die Schönheit dieses Bauwerks sehen, seine Eleganz, die Kraft und die Erhabenheit!

«Und eine Brücke, das meine ich jedenfalls, sollte ganz gewiss nicht ständiges Thema zwischen zwei verliebten Menschen sein, wie wir es sind.»

Annett blickte noch bestürzter drein. Er hatte «verliebt» gesagt. Einfach so, als enthielte dieses Wort keinerlei Sprengstoff. Betroffen blickte sie zu Boden, schämte sich und wusste nicht, wofür.

«Komm.» Er nahm ihre Hand, führte sie zum Mund, küsste sie. «Schau nur, wie kalt dir ist. Wir müssen schleunigst ins Warme. Ich habe einen Tisch in der Lincoln Lounge reserviert.»

«In der Lincoln Lounge?» Annett schüttelte den Kopf. «Aber das ist doch viel zu teuer.» Die Lincoln Lounge galt als das exklusivste Lokal in ganz Brooklyn. Und jeden Freitag wurde dort von einer Kapelle zum Tanz aufgespielt. Manchmal waren Emily und Washington dorthin gegangen. Selbstverständlich vor seinem Unfall. Und es hieß, dort verkehre die Crème de la Crème. Sogar den Bürgermeister von New York, William Wickman, wollte man dort schon gesehen haben.

Plötzlich wurde sie blass, schaute an sich herab, auf ihr dunkles Kleid mit dem kleinen Spitzenkragen und den Perlenknöpfen, auf die kalbsledernen Stiefeletten, fasste sich an den Hut. «Dafür bin ich doch gar nicht angezogen!»

Arthur lachte. «Doch. Natürlich bist du das.» Er betrachtete sie wohlgefällig von oben bis unten. «Du gewinnst immer mehr an Stil, je länger du in New York bist. Wahrscheinlich berät Emily dich. Jedenfalls siehst du schon ganz so aus wie eine junge Dame aus Manhattan.»

«Oh, wirklich? Danke!» Noch einmal strich Annett sich über das Kleid, biss sich heimlich auf die Lippen, damit die ein wenig röter wurden, dann strahlte sie Arthur an. «Also los. Gibt es etwas zu feiern?»

Arthur machte ein geheimnisvolles Gesicht. «Und ob! Du wirst schon sehen.» Dann nahm er ihre Hand, und sie liefen durch die Straße wie übermütige Kinder.

Das Lokal befand sich in einer herrschaftlichen Villa, die in einem wundervollen Park lag. Die Auffahrt war von brennenden Fackeln erhellt. Hand in Hand gingen die beiden diese Auffahrt entlang, immer wieder von heranrollenden Kutschen an die Seite gedrängt. «Eigentlich kommt man nicht zu Fuß in die Lincoln Lounge», gab Arthur ein wenig zerknirscht zu. «Das ist nicht vornehm genug.» Sein Gesicht verdüsterte sich ein wenig. Doch als sie endlich bei der Villa angelangt waren, ihre Mäntel einem Diener überlassen hatten und von einem Herrn im Frack gefragt worden waren, ob sie vor dem Essen noch einen Aperitif nehmen wollten, da verwandelte sich Arthur vor Annetts Augen in einen Mann, den sie bisher noch nicht kennengelernt hatte. Er trug den Kopf hoch erhoben, antwortete kurz und sehr knapp auf die Fragen, die ihm die Bediensteten stellten, dankte nur mit einem Kopfnicken und wandte alle Aufmerksamkeit ihr zu. Zuerst führte er sie in eine kleine Bar mit bequemen Sesseln und Sofas. «Lass uns hier den Aperitif nehmen. Was möchtest du?»

Annett blickte sich um, betrachtete die holzgetäfelten Wände, an denen Stiche vom alten Brooklyn hingen, und die dunkelgrünen Samtvorhänge vor den Fenstern, die von goldenen Kordeln zusammengehalten wurden. Sie strich über das weiche Leder ihres Sessels, bewunderte den riesigen Lüster an der Decke, der mit unzähligen Kerzen bestückt war. An der Seite des Raumes spielte ein Pianist leise auf seinem Klavier. «Ich weiß nicht», erwiderte sie, eingeschüchtert von der Eleganz des Raumes und seiner Gäste. «Was trinkt man denn als Aperitif?»

Arthur lehnte sich zurück, stützte die Ellbogen auf die Lehnen des Sessels und faltete die Hände auf dem Bauch. «Nun, ich werde einen Whiskey on the rocks nehmen.»

«On the rocks?» Annett lachte.

Ein wenig beleidigt hob Arthur die Augenbrauen. «Das heißt auf Eis. On the rocks ist ein Whiskey, der über Eiswürfel gegossen wird.»

Beschämt verstummte Annett, sah schüchtern zu dem Kellner, der am Nebentisch ein blaues Getränk in einem hohen Glas servierte. Annett hatte noch nie in ihrem Leben ein blaues Getränk gesehen!

«Was ist das?», fragte sie.

«Ich weiß es nicht», gab Arthur zu, «aber ich finde, es sieht nicht aus wie etwas, das du trinken solltest. Vielleicht nimmst du besser ein Glas Weißwein.»

Annett hätte das blaue Getränk zu gern gekostet, doch sie hatte Angst, dass es ihr nicht schmeckte und dass Arthur in diesem Falle vielleicht viel zu viel Geld für sie ausgab. Also stimmte sie ihm zu. «Ja, ein Glas Weißwein wäre nicht schlecht. Ich mag die süßen Weine lieber als die sauren.» Es war nicht so, als hätte Annett schon oft in ihrem Leben Wein getrunken. Ganz im Gegenteil. Zu Hause, in Thüringen, da hatte es an den hohen Feiertagen zum Essen ein Glas Wein aus dem Saale-Unstrut-Gebiet gegeben, und Annett erinnerte sich mit Grausen an dessen sauren Geschmack. Aber hier, in Amerika, hatte sie schon süßeren Wein getrunken, der ihr besser geschmeckt hatte, allerdings wusste sie nicht, wie er hieß.

Jetzt kam der Kellner in klassisch-formvollendeter Pose, den linken Arm vor der Brust angewinkelt, auf dem Unterarm ein weißes Tuch, den rechten Arm auf dem Rücken. Er verbeugte sich leicht, wünschte einen guten Abend und wandte sich direkt an Arthur: «Was darf ich den gnädigen Herrschaften bringen?»

Arthur lehnte weltmännisch in seinem Sessel und sagte beinahe barsch: «Ich hätte gern einen Whiskey on the rocks.»

«Sehr wohl, gnädiger Herr. Darf es ein Scotch oder ein Bourbon sein?»

«Gern ein Scotch.»

«Sehr wohl. Und das gnädige Fräulein?»

«Das Fräulein hätte gern einen Weißwein.»

«Sehr wohl. Wir hätten da einen Riesling aus Deutschland, einen Grauburgunder aus Österreich, einen Chablis aus Frankreich, Frascati aus Italien oder einen Pardillo aus Spanien.»

Arthur zog für einen Augenblick die Unterlippe zwischen die Zähne und erinnerte Annett an einen kleinen Jungen, der vor der unlösbaren Aufgabe steht, sich aus einem ganzen Glas mit Murmeln die schönste herauszusuchen.

«Ich hätte gern einen süßen Wein», erklärte Annett und lächelte fein.

Jetzt lächelte auch der Kellner. «Einen süßen, ja? Sehr wohl, die Dame. Aber ich hätte da auch noch eine Art Wein, der auf der Zunge sprudelt. Man nennt ihn Sekt, und in Frankreich sagt man Champagner dazu. Möchten Sie davon vielleicht ein Glas probieren?»

Annett hatte natürlich schon von Champagner gehört, aber noch nie davon getrunken. Sie wusste, dass Champagner der Gipfel der Vornehmheit war, und also nickte sie. Sie sah nicht, dass Arthur bei dieser Bestellung die Gesichtszüge ein klein wenig entgleisten und dass sich der Kellner ein winziges hämisches Lächeln nicht verkneifen konnte.

«Stets zu Diensten, die Herrschaften!» Der Kellner eilte davon.

«Was ist mit dir?», fragte Annett. «Du bist mit einem Mal so blass.»

Arthur lächelte schwach. «Ach, es ist nichts weiter. Du hast nur eben das teuerste Getränk der Welt bestellt. Ungefähr den Monatslohn eines Journalisten, und jetzt hoffe ich, du genießt jeden einzelnen Tropfen davon.»

Für einen Augenblick starrte Annett Arthur verblüfft an. Aber dann prustete sie los, um sich ebenso rasch wieder zu beruhigen. Sie beugte sich über den Tisch, blitzte Arthur verschwörerisch an und sagte: «Los, lass uns schnell abhauen.»

Jetzt war es Arthur, der die Augen vor Überraschung aufriss. «Du meinst, wir sollen die Zeche prellen?»

«Ach, was. Die Zeche prellen. Du kannst nur die Zeche prellen, wenn du etwas verzehrt hast. Na los, komm schon!» Sie fasste nach seiner Hand und zog ihn hoch.

Der Kellner war gerade in einem der hinteren Räume verschwunden. Sie huschten durch den schummrigen Saal in die hell erleuchtete Diele. Dort wurden sie von einem Diener empfangen. «Was kann ich für die Herrschaften tun? Sie sind ja gerade erst gekommen», sagte der Mann.

«Oh, mir ist so furchtbar schlecht geworden», versicherte Annett mit zitternder Stimme. «Ich glaube, ich muss mich auf der Stelle hinlegen.»

«Soll ich einen Arzt kommen lassen?», erkundigte sich der Diener.

«Nein, nein, es geht schon. Ein paar Tropfen Laudanum, ein kühler Lappen auf der Stirn und ein wenig Ruhe, mehr brauche ich nicht.» Sie schlüpfte in den Mantel, den der Mann ihr hinhielt, dann stützte sie sich auf Arthurs Arm und taumelte hinaus.

Draußen, als sie die Hälfte der vornehmen Einfahrt hinter sich gelassen hatten, brach Annett in so übermütiges Lachen aus, dass sie sich einen Schluckauf holte. Und auch Arthur lachte und lachte. Dann, als sich beide beruhigt hatten, sank Arthur plötzlich vor ihr auf die Knie. Er kramte in seiner Rocktasche, holte ein winziges Kästchen hervor, öffnete es und hielt es Annett hin. «Sag, willst du meine Frau werden?»

Annett blickte auf den goldenen Ring, der in der Mitte mit einem funkelnden Stein gekrönt war. Obwohl sie nur bei Emily einmal einen echten Diamanten gesehen hatte, wusste sie sogleich, dass dieser Ring wertvoll war. Wertvoller als alles, was sie je besessen hatte. Ihr stockte der Atem.

«Es ist der Ring meiner Mutter», sprach Arthur Munroe leise. «Und du bist die einzige Frau, an deren Finger ich ihn mir vorstellen kann.»