Viertes Kapitel

Der erste Eindruck von Amerika war ernüchternd. Statt als Welt aus glänzenden Palästen empfing Batterfield Park die Einwanderer mit verrotteten Holzverschlägen, windschiefen Schuppen und mürrischen Beamten, die die Schiffspassagiere wie Vieh vor sich hertrieben, Stempel auf Papiere drückten, die Leute weiterschoben zu einer Armee von Ärzten, die mit merkwürdig geformten Instrumenten die Augenlider der Einwanderer nach oben klappten, sie genau beschauten und ihnen, wenn alles in Ordnung war, ein weißes Kreidekreuz auf den Mantel malten. Einige wurden bei dieser Prozedur aussortiert, wurden von der Familie getrennt, ganz gleich, ob sie weinten und schrien, schimpften und fluchten oder sich stumm in ihr Schicksal – die Rückreise nach Deutschland – schickten. Annett atmete auf, als sie die demütigende Prozedur endlich hinter sich hatte. Doch als sie den Holzschuppen verließ, fand sie sich zwar endlich in New York, betrat endlich mit eigenen Füßen ihre neue Heimat, doch von der Heimat selbst sah sie nichts. Vor ihr ragte ein Schilderwald auf, ein unbeschreiblicher Lärm drang auf sie ein. Eine ziemliche Menschenmenge hatte sich vor Batterfield Park eingefunden. Pensionsbetreiber brüllten ihre Angebote nach billigen Zimmern in die Luft, Schuhputzjungs wirbelten mit ihren Kisten durcheinander, Geldwechsler reckten Papierplakate mit den gängigen Wechselkursen in die Höhe, zwei Werber der Armee hielten nach jungen Männern Ausschau, und der Rest hielt kreidebeschriebene Tafeln in die Höhe, auf denen Namen standen. Annett kniff die Augen zusammen, suchte nach ihrem Namen, doch vergeblich. Der Lärm brandete über sie hinweg wie eine Meereswoge. Drei Schritte von ihr entfernt hielt ein Gemüsekarren, dessen Besitzer seine Waren ausrief. Daneben brüllten zwei Zeitungsjungs lauthals die Schlagzeilen des Tages. Ein Wasserverkäufer schleppte seine schwere Last durch die Menge. Etwas weiter weg standen unzählige Mietdroschken. Gelangweilte Pferde wieherten, Geschirre klirrten, Karren mit Gepäck rumpelten über das Kopfsteinpflaster, aufgeregte, laute Menschen drängelten an ihr vorüber, rempelten ihr dabei die Ellbogen in die Seite. Andere, die sich gerade gefunden hatten, lagen sich lachend und weinend in den Armen. Annett hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, doch sie musste Ausschau halten. Emily Roebling hatte ihr geschrieben, dass sie abgeholt werden würde. Aber da war niemand. Keiner kam auf sie zu, keiner hielt ein Schild mit ihrem Namen in die Höhe. Was sollte sie jetzt tun? Gerade wollte sie sich erschöpft auf ihrem Koffer niederlassen, als ein großer, schwarzer Mann auf sie zukam. Er lächelte nicht, fragte nur: «Are you Miss Singer? Annett Singer from Germany?», und Annett nickte und suchte in ihrem Kopf nach den richtigen englischen Vokabeln, die sie zwar gelernt, aber nie ausgesprochen hatte. «Yes, I am Annett Singer. How are you?» Der Hüne antwortete nicht, sondern pfiff auf zwei Fingern ein paar schmale Kofferjungs herbei und wies diese an, Annetts Gepäck zu einer Kutsche zu bringen. Dann legte er ihr eine schwere Hand auf den Rücken und schob sie durch die tosende Menge. Als sie in der Kutsche saß, atmete sie auf. Der Hüne bestieg den Kutschbock, setzte sich einen Zylinder auf, der zuvor über der Kutschenlaterne gehangen hatte, pfiff wieder mit den Fingern, und die Pferde setzten sich in Trab. Annett schaute aus dem Fenster, doch sie war noch immer so überwältigt von den Eindrücken ihrer Ankunft, dass sie eher beiläufig wahrnahm, was draußen geschah. Da war die Pferdebahn der New-York-und-Harlem-Eisenbahngesellschaft, die die New Yorker von Süd nach Nord brachte, da standen Männer mit riesigen Koteletten in der Höhe der Wallstreet und lasen auf offener Straße Zeitungen. Da war ein Geschäft, in dem man sich fotografieren lassen konnte, Wände, die mit Plakaten beklebt waren, Menschen mit schwarzer Haut, Menschen mit gelber Haut, dazwischen von Hunden gezogene Karren, auf denen Blechtöpfe standen und die wohl so etwas wie Garküchen darstellen sollten. Die meisten Menschen trugen Überschuhe aus Gummi, weil die Straßen vom Regen der letzten Tage noch schlammig waren. An einigen Geschäften hingen Schiefertafeln, auf denen zu lesen war, dass ein Viertelliter Milch heute nur vier Penny kostete. Annett schwirrte der Kopf. Doch als sie an der Trinity Church vorüberkamen, dem höchsten Gebäude von ganz New York City, da staunte sie mit offenem Mund. Die Kirche warf einen so langen Schatten, dass die Straße, an der sie stand, über viele hundert Meter im Dunkel lag. Bettler hockten auf den Stufen, junge Männer in Militärkleidung, abgerissen und mit filzigen, langen Haaren, streckten den Vorübereilenden ihre zerschossenen Gliedmaßen entgegen, um ein wenig Mitleid in Form von Nickel und Penny zu ernten.

Am Ufer des East River befanden sich Kräne und Dampfmaschinen, riesige graue Hallen, Trockendocks und Eisenwerke, die meterhohe Rauchsäulen durch ihre Schornsteine in die Luft bliesen. Graue Lagerschuppen lehnten sich an Gebäude aus Brownstone, ramponierte Lattenzäune und grün gestrichene Wasserfässer ragten an den Straßen auf, auf einer rostigen Feuerspritze hockte ein halbes Dutzend Tauben.

Doch schon bog die Kutsche ab, rumpelte auf ein Boot der Brooklyn-Ferry-Line und überquerte den East River, der eigentlich kein richtiger Fluss, sondern ein Meeresarm war und den Gezeiten unterlag. Auf dem Fluss herrschte ein unbeschreibliches Gewimmel. Wieder fuhren Boote aller Art vorüber, beladen mit allen möglichen Dingen. Rechter Hand aber erblickte Annett eine riesige Baustelle. Die größte Baustelle, die sie jemals gesehen hatte. Es war die Baustelle der Brücke über den East River von Manhattan nach Brooklyn. Annett kam aus dem Staunen nicht heraus, selbst als die Fähre am Brooklyner Ufer hielt und die Kutsche wieder auf eine feste Straße rollte.

Das Erste, was Annett in Brooklyn auffiel, war, dass es, anders als in Manhattan, nicht überall Straßenlaternen gab. Auch hier zogen sich am Flussufer Fabrikgebäude, Lagerhallen und rußende Schornsteine dahin, unterbrochen nur von brachliegenden Flächen, auf denen Ziegelsteine oder Drahtrollen oder Holz lagerten. Die Kutsche überholte einen Pferdeomnibus, an dessen hinterer Tür ein Emailleschild mit der Aufschrift «Für Schwarze verboten» hing. Dann endlich ging es einen Hügel hinauf, und schon bald hielt die Kutsche vor einem geräumigen Haus, fast schon einer Villa.

Annett ließ sich von dem Hünen aus dem Wagen helfen und sah sich um. Das hier, so viel stand fest, war ein vornehmes Viertel. Überall ragten zwei- bis dreistöckige Häuser mit Veranden aus gutgepflegten Gärten. Die Vorgärten waren getrimmt, mit Rosenbüschen bewachsen und die Einfahrten mit weißem Kies bestreut. Das Haus der Roeblings war aus rotbraunem Sandstein gebaut und zog sich über zwei Etagen, denen ein Dachgeschoss auflag. In der Mitte befand sich eine rot gestrichene große Holztür mit einem eindrucksvollen Türklopfer aus Messing. Die großen Fenster waren von Vorhängen umrahmt, die sich in der leisen Brise, die vom Meer kam, sanft bewegten. Nur in zwei Fenstern im oberen Stock gab es keine Vorhänge, stattdessen konnte Annett ein riesiges Teleskop erkennen.

«Sie sollten klopfen», empfahl der Hüne.

Annett, noch immer verwirrt von all den Eindrücken der Ankunft und der Fahrt durch die laute, alles überwältigende Stadt, tat wie ihr geheißen. Doch noch bevor sie den Klopfer betätigen konnte, öffnete sich die Tür, und Emily Warren Roebling stürzte heraus. «Annett, meine Liebe. Wie schön, dass du endlich bei uns bist.» Sie nahm Annett in die Arme, küsste sie einmal auf die rechte, hernach auf die linke Wange und strich ihr über den Rücken. «Ich freue mich wirklich wahnsinnig, dass du gekommen bist.»

Annett runzelte leicht die Stirn. Ja, sie hatten sich beim ersten Kennenlernen in Mühlhausen sehr gut verstanden, sie und Emily, aber mit einem so herzlichen Empfang hatte sie doch nicht gerechnet. Annett war hier, so war es ausgemacht, um Emily als Sekretärin zu dienen. Als Sekretärin für die umfangreiche tägliche Korrespondenz und als Gesellschafterin, die immer dann gebraucht wurde, wenn Emily Warren Roebling sich in der Öffentlichkeit präsentieren und dabei auf die Anwesenheit ihres Mannes verzichten musste.

«Ich bin auch sehr froh, endlich hier zu sein», erklärte Annett und bemerkte erst in diesem Augenblick, wie unglaublich müde und schmutzig sie war. Seit der Abfahrt aus Bremen hatte sie nicht mehr gebadet, sondern sich nur hin und wieder mit dem brackigen Wasser aus dem Fass gewaschen. Ihr Haar war ein wenig verfilzt und löste sich in Strähnen aus dem Knoten. Ihre Kehle war staubtrocken, und die Augen brannten ihr vor Müdigkeit. Trotzdem lächelte sie Emily an.

«Ach Gott, wie unhöflich von mir.» Emily betrachtete ihren Gast. «Du musst ja vollkommen erschöpft sein. Komm mit, ich zeige dir dein Zimmer, und dann bitte ich das Hausmädchen, dir ein Bad einzulassen. Was trinkst du lieber? Kaffee oder Tee?»

Dankbar bat Annett um einen Kaffee, der ihr auch sofort serviert wurde, und als sie eine Stunde später gebadet und mit frischer Kleidung im Salon der Roeblings Emily gegenübersaß, hatte sie ihre Müdigkeit schon fast vergessen.

«Bist du mit deinen beiden Zimmern zufrieden? Ist alles da, was du brauchst?»

«Danke. Ja. Sie sind perfekt.» Ihre Zimmer waren wunderschön. Das größere war ganz in einem sonnigen Gelb bemalt, hatte einen glänzenden Dielenboden, auf dem gewebte Läufer in Beige, Orange und Braun lagen. Ein großes breites Bett mit einer unglaublich dicken Matratze und einem orangeroten Überwurf stand an der einen Wand, an der anderen befand sich ein Kleiderschrank mit drei Türen aus Kirschbaumholz. Unter dem Fenster war ein Sessel, daneben ein Tischchen mit Zeitschriften, Konfekt und einer Leselampe. Das Überwältigendste aber war das angrenzende Badezimmer mit fließendem Wasser und einer Wassertoilette. Annett hatte so etwas noch nie gesehen und hatte es kaum gewagt, sich auf den weißen Porzellanrand zu setzen.

Neben dem Badezimmer befand sich eine kleine Kammer, ebenfalls mit hohen Fenstern, in der nur ein großer Schreibtisch und zwei noch leere Bücherregale standen. Hier, das wusste Annett auf Anhieb, würde sie wunderbar arbeiten können.

«Es ist alles im Überfluss vorhanden», fügte sie hinzu. «Ich glaube, ich werde mich hier sehr wohlfühlen.»

«Nun, das ist schön!» Emily lächelte, aber Annett bemerkte ihre rot geweinten Augen und die fahle Gesichtshaut.

«Ist alles in Ordnung?», fragte sie. «Ist der kleine John gesund und munter?»

Emily schluckte und strich sich über die Stirn, als hätte sie Kopfschmerzen. «Mit dem Söhnchen ist alles in Ordnung», erzählte sie. «Ich habe leider viel zu wenig Zeit für John, aber die Kinderfrau kümmert sich rührend um ihn. Er wächst von Tag zu Tag.» Annett betrachtete Emily genauer. Sie war eine schöne Frau. Das Gesicht schmal und edel, der Mund nicht zu breit, nicht zu dünn, das nussbraune Haar zu einem ordentlichen Knoten aufgesteckt. Ihre blasse Haut unterstrich das rauchige Grau ihrer Augen und die dunklen Brauen. Aber Emily sah erschöpft aus. Dunkle Ringe zogen sich unter ihren Augen dahin, die Lippen wirkten blutleer. Sie war 33 Jahre alt, genau fünfzehn Jahre älter als Annett, wirkte aber wesentlich älter. Nein, nicht älter, aber reifer und auf eine Art wissender, die Annett nicht genau benennen konnte. So, als wüsste sie Dinge von der Welt, von denen Annett sich keine Vorstellungen machte.

«Ist etwas passiert?» Annett rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, setzte die Kaffeetasse klirrend auf den Teller.

Wieder lächelte Emily schmerzlich, ihre Züge wurden härter, die Stimme ein wenig greller. «Washington. Ich dachte, nach der langen Kur in Deutschland würde es ihm besser gehen, aber das Gegenteil ist der Fall. Er ist nun für immer an den Rollstuhl gefesselt.»

Emily hob eine Hand, ihre Augen glühten vor Zorn. «Diese verdammte Taucherkrankheit.» Dann seufzte sie und entspannte sich ein wenig. «Aber er lebt», sagte sie. «Und das ist die Hauptsache.»

Annett nickte und wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Taucherkrankheit, auch Dekompressionskrankheit oder Caissonkrankheit genannt, war das gefürchtetste Übel aller Brückenbauer. «Wie genau ist es passiert?» Annett wusste, dass Washington mit riesigen Caissons arbeiten wollte. Mit Caissons, die größer waren als alle, die es bisher gegeben hatte. Ihr Vater hatte ihr erklärt, wie so ein Ding funktionierte. Ein Caisson, oder auch Senkkasten genannt, war ein hohles, meist rechteckiges Holzgebilde, das als Arbeitsplatz im Wasser versenkt wurde, beispielsweise bei Tätigkeiten am Fundament der Brückenpfeiler. Durch die Wasserverdrängung im Caisson konnten die Arbeiter trocken und mit Sauerstoff versorgt am Grunde des East River arbeiten. Die größte Schwierigkeit war der Druckausgleich beim Auftauchen. Hier kam es in der Folge von Überdruck häufig zu der gefürchteten Krankheit.

«Wie schlimm ist es?», wollte Annett nun wissen.

Wieder hob Emily eine Hand und ließ sie ein wenig flattern. «Nun, das erste Stadium mit den Blasen auf der Haut, in den Muskeln und Gelenken und dem ungeheuren Juckreiz hat er gleich ausgelassen. Washingtons Beschwerden sind stärker. Er hat seinen Gleichgewichtssinn verloren, sein Rückenmark ist geschädigt, und …», sie wurde leiser und brach dann ab, seufzte tief, wischte sich über die Augen und seufzte noch einmal, ehe sie weitersprechen konnte. «Sein Kopf. Auch er ist in Mitleidenschaft gezogen.»

Annett riss die Augen auf und presste sich eine Hand auf den Mund. «So schlimm?»

Emily nickte. «Er kann kaum noch sprechen», erklärte sie. «Und er sitzt im Rollstuhl, an vielen Stellen gelähmt, muss gefüttert und gewindelt werden wie ein Kleinkind. Das Schlimmste aber ist, dass er bei vollem Verstand ist.»

Annett schluckte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, außer: «Es tut mir furchtbar leid.»

Emily erwiderte: «Uns allen tut es furchtbar leid.» Und leiser fügte sie hinzu: «Manchmal glaube ich, die Brücke ist unser aller Untergang. Zuerst John und jetzt sein Sohn Washington.»

Annett erinnerte sich noch gut an den Unglücksfall des berühmten Brückenkonstrukteurs im Sommer 1869. Sie war damals noch ein kleines Mädchen gewesen, und ihr Vater hatte ihr von John August Roebling erzählt, vom berühmten Sohn Mühlhausens. John A. Roebling war die Idee zum Bau der East River Bridge gekommen, als er an einem frostigen Wintertag mit der Fähre von Manhattan hinüber nach Brooklyn fahren musste. Der Wind blies eisig, die Kälte kniff in die Haut, die Augen tränten, und seine Knochen fühlten sich so spröde an, als könnten sie mittendurch brechen. In diesem Augenblick beschloss John Roebling, der schon viele Brücken gebaut hatte, dass es höchste Zeit war, sich um eine Brücke über den East River zu kümmern. Und weil er immer tat, was er beschlossen hatte, weil es niemals jemandem gelang, ihn von einer einmal gefassten Idee abzubringen, schaffte er die Gelder zusammen, erstellte Zeichnungen und Pläne und begann im Sommer 1869 mit den Vermessungsarbeiten. Am 6. Juli geschah das Unglück. John stand auf einem Fähranleger, um einen zukünftigen Pfeiler zu vermessen, als die Fähre anlegte und ihm den Fuß mörderisch zerquetschte. Sechzehn Tage später starb er an einer Tetanusinfektion, und sein Sohn Washington Roebling übernahm die weiteren Arbeiten. Und jetzt war auch er nicht mehr Herr der Lage.

«Was soll nun werden?», fragte Annett bang. «Was soll aus der Brücke werden?»

In diesem Augenblick straffte Emily die Schultern. Sie richtete sich kerzengerade auf, warf den Kopf in den Nacken und verkündete: «Ich werde die Brücke fertig bauen.»

«Tatsächlich?» Annett hatte sich damals in Deutschland von den mathematischen Fähigkeiten Emilys überzeugen können. Sie wusste auch, dass Emily ebenso viel über die Konstruktion von Hängebrücken wusste wie der Chefingenieur, aber sie war eine Frau!

«Ich weiß alles, was ich wissen muss», erklärte Emily. «Und was ich nicht weiß, das wird mir Washington sagen. Ich arbeite genau nach seinen Anweisungen. Unsere Ingenieure unterstützen mich so gut sie nur können. Und auch auf unseren Maschinenmeister kann ich zählen. Ich werde nicht zulassen, dass der Traum meines Mannes und meines Schwiegervaters an körperlichen Malaisen scheitert. Alles, was ich jetzt noch benötige, ist eine tüchtige Assistentin, der ich blind vertrauen kann und die in der Lage ist, die Abläufe des Baus zu verstehen.» Sie hielt inne, beugte sich nach vorn, ergriff Annetts Hände. «Willst du diese Assistentin sein? Willst du mir beim Bau der East River Bridge helfen? Du müsstest die Verbindung zwischen der Baustelle und Washington und mir bilden, müsstest vielleicht mehrmals pro Tag zur Brücke und zurücklaufen. Du müsstest Zeichnungen kopieren und vielleicht sogar Berechnungen prüfen. Was wir von dir verlangen, wird nicht leicht sein. Willst du es trotzdem probieren?»

Und Annett spürte einen Kloß in ihrem Hals, fühlte die Tränen in sich aufsteigen, dann nickte sie und sagte mit rauem Ton: «Ja, das will ich.»