„Was hast du mit meinem Bruder gemacht?“, fragte Sam, als ich zu ihm trat. Er machte etwas an seinem Auto, und als ich noch näher kam, sah ich, dass er es putzte. Gute Entscheidung. Das Ding sah aus wie ein rollender Mülleimer.
„Wir waren nur ein Eis essen. Er hat mich vorhin auf seinem Motorrad mitgenommen.“ Ich nickte in Richtung von Kanes Motorrad, das dort stand. „Ich bin noch nie auf so einem Ding gesessen, das war echt lustig.“
Sam sah mich mit seinen Händen voller Fast-Food-Tüten an. „Er hat dich auf eine Spritztour mitgenommen? Ich darf das Teil nicht mal anfassen.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Ja. Ich meine, ich …“
„Ich muss ihn wirklich überreden, mich mal wieder mitzunehmen“, sagte Sam. „Ich liebe die Geschwindigkeit.“
„Vielleicht hat er nur Angst, dass sein Motorrad so aussieht wie dein Auto, wenn du in seine Nähe kommst.“ Ich schnaubte und warf einen betonten Blick auf den Müll in seinen Händen und die Sachen, die noch im Auto lagen.
„Arschloch.“ Sam warf eine leere Cola-Dose in meine Richtung, aber sie verfehlte mich. Ich hob sie auf und beförderte sie in den großen Müllsack, den er neben sich stehen hatte.
„Ich weiß. Jedenfalls war es das, was wir gemacht haben. Und du?“ Ich tat mich immer noch schwer damit zu begreifen, dass Kane mich mitgenommen hatte, obwohl er seinen Bruder nicht mitfahren ließ. Andererseits konnte es auch daran liegen, dass Sam sein Bruder war. Ich war ein Einzelkind, konnte aber feststellen, dass die Beziehungen zwischen Geschwistern seltsam waren. Ich hatte zwar nicht den Eindruck bekommen, dass ihre schlecht war, aber ich konnte mich auch irren.
„Ich habe nur Lebensmittel und Sachen für die Schule eingekauft.“ Er verdrehte die Augen. „Eigentlich langweilig.“
Ich lachte. „Du wirst es überleben. Bist du mit dem Autoausmisten fertig?“
„Ja, ich denke schon. Mom hat gesagt, ich soll den Rasen mähen, aber das kann warten. Oder ich lasse es Kane machen. Ich habe keine Lust zu schwitzen.“
Ich runzelte ein wenig die Stirn und sagte: „Du solltest zu Hause ein bisschen mithelfen, weißt du?“ Vor allem, wenn es seinem Vater nicht gut ging und Kane so viel Verantwortung zu tragen schien.
„Ach, das kann ich später machen. Seit wann interessiert dich das?“ Sam sammelte noch ein paar Sachen ein und stopfte sie in den Müllsack.
„Seit … keine Ahnung. Aber es fühlt sich nicht richtig an. Kane arbeitet schließlich, und wir nicht.“
Sam sah auf den Rasen, als hätte ihn der persönlich beleidigt, indem er gewachsen war. „Aber wir haben doch Ferien“, maulte er. Dann ertönte ein Seufzen. „Ich hasse es, wenn du recht hast. Aber erst will ich am See abhängen. Den Rasen mache ich gleich morgen früh, bevor es heiß wird.“
Ich nickte. „See klingt gut. Wollen wir ein paar Snacks mitnehmen? Dann können wir länger bleiben.“
Kane kam aus der Haustür und ich blickte zu ihm auf. Er kam auf dem Weg zu seinem Motorrad an uns vorbei und schenkte mir ein Lächeln. Dabei verzog er das Gesicht, als er Sam ansah. „Gut, dass du das endlich aufgeräumt hast. Mom hat sich darüber aufgeregt.“
„Es ist mein Auto, also halt die Klappe.“ Sam zeigte ihm den Vogel. „Geh weg und spiel den Muskelprotz.“
Mit einem Augenrollen startete Kane das Motorrad und verließ die Einfahrt. Das Grollen des Motors war wie Musik in meinen Ohren und ich wünschte mir, ich könnte mit ihm auf das Motorrad steigen.
Ich drehte mich um und sah Sam an. „Ich würde dir ja meine Hilfe anbieten, aber … Nein. Wer weiß, was ich mir einfange, wenn ich den Müll anfasse.“
„Klingt nicht abwegig.“ Er hob irgendwas auf und verzog das Gesicht. „Ja. Gib mir nur noch ein paar Minuten, dann bin ich fertig.“
Ich ließ mich auf einer niedrigen Mauer nieder und sah ihm zu, während er an seinem Auto arbeitete. Meine Gedanken schweiften zurück zu Kane und seinen Worten von vorhin. Ich hatte mit ihm geflirtet, ja, aber das war sozusagen meine Standardeinstellung. Aber normalerweise war es nicht so heftig. Bei Micah machte ich das nie so sehr, aber das lag vielleicht daran, dass er noch so verdammt unschuldig war. Ich hatte nicht viele andere enge Freunde am College, und wenn ich jemanden ansprach, dann meist, weil derjenige mein Interesse geweckt hatte. Mit meinen anderen Freunden flirtete ich, aber nicht so, wie ich es mit Kane tat. Was hatte es mit ihm auf sich, das mich dazu brachte, alles sexuell und übertrieben zu formulieren?
Nun, abgesehen davon, dass ich wirklich dringend Sex brauchte.
Ich ließ meinen Kopf zurück gegen die Wand fallen. Dringend Sex brauchen war die Untertreibung des Jahres.
Trotzdem dachte ich normalerweise nicht so viel mit meinem Schwanz. Wahrscheinlich war das auch gut so, denn ich hatte es offenbar geschafft, Kane zu beleidigen. Wenn ich so zurückblickte, konnte ich das verstehen. Es hatte Spaß gemacht, mit ihm rumzublödeln und ihn zu ärgern, und es hatte mich verrückt gemacht, nicht die Antworten zu bekommen, die ich haben wollte, ohne ein klares „Verpiss dich, ich bin hetero“ zu bekommen, was mich normalerweise schnell dazu brachte, mich zurückzuhalten.
Es war, als wüsste Kane nicht, was er von meinem Flirt halten sollte, was überhaupt keinen Sinn machte. Er war heiß und er war nett und er war witzig … und er war ein Rätsel, eines, das ich unbedingt knacken wollte. Einerseits hatte er mich zurückgewiesen, mir gesagt, ich solle aufhören, aber dann hatte er sich entschuldigt und wollte weiter flirten. Er hatte auch Zeit mit mir verbracht, mich auf eine Spritztour mitgenommen …
Verdammt, das war der beste Weg, um Kopfschmerzen zu bekommen, oder?
Ich öffnete meine Augen und sah Sam an. Er war mittlerweile dazu übergegangen, etwas im Inneren des Autos abzuwischen. Es glich auch keinem mobilen Mülleimer mehr. Wenn er es so sauber machte, konnte ich vielleicht sogar wieder einen Fuß hineinsetzen, ohne um meine Gesundheit fürchten zu müssen. Na gut, das war vielleicht etwas übertrieben, aber … ich lernte gerade, wie lange sich Pommes frites halten konnten, und es war eine erschreckend lange Zeit. Und was noch schlimmer war: Sie veränderten nicht einmal ihre Farbe. Sie trockneten nur irgendwie … ein.
„Erledigt!“, sagte Sam und warf die benutzten Papiertücher in die grobe Richtung des Müllsacks. Er musterte mich. „Du siehst aus, als wärst du in Gedanken ganz woanders. Worüber denkst du so angestrengt nach?“
Ich blinzelte und versuchte, mich wieder auf ihn zu konzentrieren. Daran, deinen Bruder zu ficken? Ja, das würde gut ankommen. „Äh. College?“
„Ernsthaft? Was zum Teufel stimmt nicht mit dir?“ Sam kickte eines der Papierhandtücher in Richtung Müllsack. Es kam nicht sehr weit, also hob er es auf und steckte es hinein. Wenigstens hatte ich so Zeit, mir eine Antwort zu überlegen.
„Nur meinen Blog, ich muss da weiterschreiben, Urlaub hin oder her.“ So, das klang nach einer vernünftigen Erklärung.
„Aha.“ Sam war endlich damit fertig, den Müll wegzuräumen, und drehte sich zu mir um. „Bist du bereit, zum See zu fahren? Ich hole noch Getränke und dann können wir mein Auto nehmen.“
„Hältst du es sauber? Oder wird es wieder wie eine Müllkippe aussehen, wenn wir zurückkommen?“ Ich konnte mir nicht helfen. Ich musste ihn ein bisschen ärgern.
„Ach, verpiss dich. Ich werde es diesmal sauber halten. Das war echt übel.“
Ich grinste ihn an. Ja, genau. So wie es vor ein paar Minuten noch ausgesehen hatte, stand Sauberkeit nicht weit oben auf seiner Prioritätenliste.
Da ich auf seine Bemerkung nicht antwortete, ging er hinein und kam kurz darauf mit ein paar Flaschen Wasser zurück. Wir fuhren jedoch in meinem Auto. Ich vertraute seinem immer noch nicht.
Sam und ich versanken in ein angenehmes Schweigen, das mich meinen eigenen Gedanken überließ. Ich wollte über Kane reden, aber Sam war vielleicht nicht der richtige, um das zu besprechen. Vielleicht sollte ich Micah später schreiben.
***
„Ich hole dich um 7 Uhr ab.“
Ich starrte auf die Nachricht, die Kane mir gerade geschickt hatte. Sieben! Sieben Uhr morgens. An einem Freitag. Was sollte der Scheiß? „Bist du verrückt?“
„Wir sollten eigentlich früher aufbrechen, aber ich vermute, du willst nicht um 5 Uhr aufstehen.“
„Du solltest deine Lebensentscheidungen überdenken.“ Und ich auch, denn ich sagte nicht Nein zu ihm.
„Das tue ich. Ziemlich viel. Und ich verpasse mindestens 2 Stunden Wanderzeit, damit du deinen Schönheitsschlaf bekommst.“
Ich funkelte das Display an, aber das konnte er offensichtlich nicht sehen. „Ich verpasse vier Stunden Schönheitsschlaf, also könnte es sein, dass du seelische Narben davonträgst. Ich kann nicht garantieren, dass ich so früh schon fabelhaft und strahlend bin.“
„Vielleicht ist es schön, dein wahres Ich zu sehen, unter all dem Make-up? Obwohl das auch schön ist.“
Ich schnappte nach Luft. Ihn mich ungeschminkt sehen zu lassen? Das würde nicht passieren. Niemals. „Tut mir leid, aber das geht nicht. Niemand bekommt mich ohne Make-up zu sehen.“
„Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass du das die ganze Zeit trägst. Es muss anstrengend sein, das durchzuhalten.“
Ich betrachtete mich im Spiegel meines Schlafzimmers. Mein Make-up war immer noch perfekt, wie ich es erwartet hatte. Inzwischen war es nicht mehr so viel Arbeit, sondern eher Routine, wie das Anziehen am Morgen. Bevor ich es auflegte, musste ich meinen Anblick im Spiegel ertragen, aber niemals würde ich mich jemand anderem so zeigen. „Man gewöhnt sich daran. So bin ich nun mal.“
„Willst du dich wirklich schminken, wenn wir wandern??? Du schwitzt es nur runter.“
Ich lachte über die drei Fragezeichen, die er setzte. Irgendwie war er mir nie so vorgekommen. „Es ist wasserfest.“
„Bist du jemals um eine Antwort verlegen? Nur so aus Neugierde?“
Ich schnaubte. „Viele haben es versucht, aber keiner hat es geschafft. Zumindest nicht in den letzten paar Jahren.“
„Ist das eine Herausforderung?“
War es das? Nicht wirklich. Ich mochte ihn, und das Geplänkel machte mir Spaß, also war ich nicht besonders scharf drauf, den Mund zu halten. „Nein, Herausforderungen müssen fair sein. ;-P“
„Oh, du und deine große Klappe. Gibt es überhaupt Möglichkeiten, dich zum Schweigen zu bringen? :-)“
„Keine, die du hören willst, denke ich. Aber ich kann gerne ein paar Vorschläge machen …“
„Benimm dich, du. Oder ich wecke dich um fünf.“
„Verdammt, jetzt fährst du aber schwere Geschütze auf. Na gut, ich werde mich benehmen. So weit es geht.“ Mit Kane zu schreiben, machte viel zu viel Spaß, um mich zu benehmen, aber für den Moment konnte ich mich ja zurückhalten. Ich traute ihm nicht ganz, dass er mich nicht doch um fünf aus dem Bett schmiss, und während es normalerweise in einem solchen Fall einfach wäre, jemandem zu sagen, wohin er sich verpissen sollte, war es mit Kane anders.
„Ich glaube nicht, dass du dich überhaupt benehmen kannst.“
„Normalerweise ist das auch nicht nötig. Alle lieben mich so, wie ich bin. In all meiner Fabelhaftigkeit.“
Ich sah, wie die drei Punkte auftauchten, dann verschwanden und wieder auftauchten, als würde er tippen und seine Meinung ändern. Ich knabberte an meiner Unterlippe. Hatte ich es zu weit getrieben? So schlimm war es doch gar nicht gewesen, oder?
Schließlich antwortete er. „Lass uns anderen auch noch etwas Fabelhaftigkeit.“
Ich grinste. Also war er nicht sauer auf mich. „Meine Fabelhaftigkeit strahlt auf alle um mich herum ab, also solltest du einfach ganz dicht bei mir bleiben, wenn deine nicht reicht.“
„5 Uhr morgens. Egal, wie müde du bist. Dein Mundwerk hat dich wieder in Schwierigkeiten gebracht, Sunshine.“
Mist.
„Äh, nein? Ich meine, bitte nicht? Es tut mir leid?“ Mich so früh aus dem Bett zu werfen, war so ziemlich der einzige Weg, mich zu bremsen.
„Ist das eine Frage oder eine Feststellung?“
„Was muss es denn sein, damit ich zu einer menschlichen Zeit aufstehen kann?“ Ich biss mir wieder auf die Lippe. Ich wollte mit ihm wandern gehen, aber nicht so früh. Das hieß, ich musste ein bisschen vorsichtiger sein.
„Sag, dass es dir leidtut. ;-)“
„Jetzt bist du einfach nur fies!“ War das zu viel? Nein, eigentlich nicht, hoffte ich. Aber mich zu zwingen, mich zu entschuldigen?
„Ich glaube, du willst wirklich um 5 Uhr gehen. Du weißt, wie früh du aufstehen musst, um deine Fabelhaftigkeit so hinzubringen, dass sie auf den Rest von uns strahlt, oder?“
Das konnte nicht sein Ernst sein. Auf keinen Fall würde ich so früh aufstehen. Ich mochte ihn, aber so sehr mochte ich ihn auch wieder nicht. Ich glaubte nicht, dass ich irgendjemanden so sehr mochte.
„Ich bin mir nicht sicher, ob du mich überhaupt so früh sehen willst. Aber okay, es tut mir leid.“ Ich hielt inne. Wofür zum Teufel sollte ich mich überhaupt entschuldigen? Ich scrollte zurück. Okay, ich war wieder frech gewesen. Mist. „Ich werde versuchen, mich zu benehmen, das ist das Beste, was ich tun kann.“
„Braver Junge.“
Braver Junge. Ich wusste gar nicht, was ich zu so etwas sagen sollte. Mein Freund Micah wäre ein sabberndes Durcheinander gewesen, wenn jemand ihn einen braven Jungen genannt hätte, aber ich war nicht er.
„Hattest du einen Herzinfarkt, weil du dich entschuldigen musstest?“
Ich schnaubte. Wie konnte er nur so etwas fragen. „Nein, weil du mich hast versprechen lassen, mich zu benehmen. Mein Herz verträgt nicht so viel Stress.“
„Armes Baby. Hilft es dir, wenn ich dir sage, dass wir uns nicht vor 7 Uhr treffen müssen? Ich würde dich nur ungern umbringen, bevor wir überhaupt mit dem Wandern anfangen.“
„Warte.“ Ich las seine Nachricht noch einmal. „BEVOR wir mit dem Wandern beginnen?“ Das musste doch ein Scherz sein, oder? Eine Wanderung war ein Spaziergang, kein Marathon, oder hatte ich mich da geirrt?
„Na ja … weißt du, das hängt alles von deinem Verhalten ab. Wenn du dich gut benimmst, werde ich es ruhig angehen lassen. Wenn nicht … dann fällt mir sicher etwas ein.“
Ich schluckte und ließ den Kopf in meine Kissen fallen. Was zum Teufel war mit ihm los? Er war mutiger geworden, irgendwie … selbstbewusster? Ich konnte es nicht genau festlegen, aber irgendetwas war anders. Und es drückte so ziemlich alle meine Knöpfe, verdammt.
Es war nicht mehr leicht, mich durcheinanderzubringen, dank jahrelanger Übung, aber Kane? Er brauchte nur ein paar Worte zu sagen, und ich fiel praktisch über meine eigenen Füße.
Und entschuldigte mich.
„Oh oh. Habe ich dich dieses Mal wirklich umgebracht?“
Er hatte meine Gehirnzellen abgetötet.
„Finn? Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verärgern oder so …“
„Tut mir leid, ich war nur abgelenkt. Ja, du hast mich umgebracht und jetzt kann ich nicht vor Sonnenaufgang aufstehen. Das heißt, ich bin gegen neun oder so fertig.“
„Ich glaube nicht, dass ein Herzinfarkt so funktioniert, Sunshine.“
„War einen Versuch wert. Aber um sieben? Echt jetzt?“ So früh wollte ich nicht aufstehen. Ich brauchte mindestens eine Stunde im Bad.
„Wir treffen uns um 7 Uhr. Das bedeutet, dass du sowieso um 5 Uhr aufstehen musst, um dein schickes Make-up aufzulegen. Das brauchst du beim Wandern allerdings nicht, also solltest du einfach ausschlafen. Nur so als Vorschlag.“
Nicht in diesem Leben. Niemand würde mich jemals ohne Make-up sehen, egal, was wir vorhatten. „Es wird kein ausgefallenes Make-up sein, nur ein paar einfache Sachen, also keine Sorge.“ Warum erzählte ich ihm das überhaupt? Wahrscheinlich war es ihm sowieso egal.
„Wenn du das sagst. Ich halte es immer noch für unnötig, aber ich werde dir nicht vorschreiben, was du tun sollst.“
Es war irgendwie heiß, wenn er es versuchte, aber ich konnte ziemlich widerspenstig werden, wenn mir jemand Befehle erteilen wollte.
„Abgesehen davon, dass du mich aus dem Bett schmeißen willst, bevor die Sonne aufgeht …“
„Warum habe ich das Gefühl, dass du gar nicht mit mir wandern gehen willst?“
„Nein, ich will!“ Ich hielt inne und brachte mich wieder unter Kontrolle. Seine Nachricht hatte mich verwirrt. Ich wollte schon, nur nicht so früh.
„Bist du dir sicher? Ich werde nicht böse sein, wenn du nicht mitkommen willst.“
„Nein, ich will.“ Ich hielt inne und merkte, wie das wahrscheinlich klang. „Ich meine, ja, ich möchte gehen, auch wenn ich immer noch denke, dass du nur auf 7 Uhr bestehst, um mich leiden zu lassen. Aber ich werde mir eine Rache ausdenken und dann ist alles wieder gut.“
„Du hast zugestimmt. Also reiß dich zusammen, Butterblümchen, und wenn auch nur ein Stück Glitter in meine Nähe kommt, werde ich derjenige sein, der sich rächt.“
Ich seufzte tief. Irgendwie konnte ich mir vorstellen, wie er mich bestrafte … viel zu sehr. Aber wahrscheinlich dachte er an etwas anderes, wie – ich wusste es nicht einmal. Nichts, was ich als Spaß bezeichnen würde.
„Kein Glitter, das hast du mir schon gesagt, und obwohl ich so aussehe, als wäre mir alles außer meinem Aussehen egal, gibt es einen kleinen Teil meines Gehirns, der nicht dafür gebraucht wird, also kann ich mir solche einfachen Sachen merken.“ Ich grinste, als ich meine Nachricht abschickte. Ich liebte es, ihn so zu ärgern, denn er würde mir wahrscheinlich antworten und mir sagen, dass er das auf keinen Fall andeuten wollte.
„Nur einfache Sachen? Und ich dachte, du wärst hübsch und klug.“
Scheiße, was jetzt? Ich spürte, wie ich rot wurde, etwas, das schon lange nicht mehr passiert war. Und mir fehlten die Worte, denn alles, was ich sagen konnte, war Danke . Aber das war irgendwie lahm und passte nicht, und ich hatte immer noch keine Ahnung, was ich sagen sollte.
Ich rückte mein Kissen zurecht, schüttelte es auf und biss mir auf die Lippe.
„Immer noch da? Oder habe ich etwas Falsches gesagt?“
Ich starrte auf mein Handy, immer noch ratlos, was ich ihm schreiben sollte. „Ja, ich bin noch da. Ich weiß nur nicht, was ich antworten soll, ehrlich gesagt.“
Kane schwieg einen Moment lang, dann kam seine Antwort. „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen oder so.“
„Nicht verletzt, nur tatsächlich sprachlos machen, was echt nicht oft vorkommt.“
Diesmal brauchte Kane einen Moment, um zu antworten. „Das glaube ich gern :-P“
„Arsch. Aber danke. Vermute ich.“
„Deine Dankbarkeit ist direkt spürbar.“
Das brachte mich zum Lachen. „In Ordnung, danke. Aber ich habe nicht nach Komplimenten gefischt.“
„Ich weiß, dass du das nicht hast. Das ist nicht der Grund, warum ich etwas gesagt habe.“
Danach plauderten wir noch ein bisschen weiter, aber nichts Schwerwiegendes mehr. Ich wollte ihm noch ein paar Fragen stellen, ihn besser kennenlernen, aber das würde warten müssen, bis wir uns wieder sehen würden. Wenigstens redete er mit mir. Er hatte akzeptiert, dass ich flirtete, auch wenn ich mich zurückhielt, und wir hatten vor, wandern zu gehen. Alles in allem war das einfach großartig und ich freute mich darauf, den Tag mit Kane zu verbringen. Auch wenn das bedeutete, um 5 Uhr aufzustehen, um rechtzeitig fertig zu sein.
Denn egal, wie sehr ich behauptete, man sollte zu sich selbst stehen, würde ich niemals zulassen, dass mich jemand ohne Make-up sah. Nicht einmal meine Eltern. Und ganz sicher nicht Kane.