Natürlich stand Kanes Motorrad in der Einfahrt und Sams Auto nicht.
Ich atmete tief durch, starrte auf die Fassade ihres Hauses und dann auf das Bündel Kleidung, das ich auf dem Beifahrersitz neben mir hatte. Ich musste nur die Klamotten abgeben und dann verschwinden. Das war einfach genug. Aber was ich Kane angetan hatte, war absolut nicht fair gewesen. Er hatte mir vertraut, und ich hatte ihn zurückgewiesen, ohne auch nur darüber nachzudenken. Er verdiente eine Entschuldigung und eine Erklärung.
Und mehr noch als das , vermisste ich es, Zeit mit Kane zu verbringen. Mit Sam war es lustig, aber mit Kane gab es etwas Tieferes, etwas, das ich jetzt, da es weg war, vermisste. Verdammt, wann war das nur so kompliziert geworden?
Ich flirtete gern, hatte gern verschiedene Männer und genoss mein Leben. Sicher, ich würde den Richtigen nicht abweisen, wenn ich ihn fände, aber ich glaubte fest daran, dass man viele Dinge ausprobieren sollte, bevor man sich für das beste entschied. Damit war ich offenbar das komplette Gegenteil von Kane, der gesagt hatte, dass er das nie machte. Ich konnte mir nicht vorstellen, lange Zeit nicht zu küssen oder zu berühren, was uns zu absoluten Gegensätzen machte. Ich sehnte mich nach Berührung, während er so vorsichtig schien, was das anging.
Es musste ein trauriges, einsames Leben sein, zumal ich wusste, wie sehr ihn die Krankheit seines Vaters, sein Job und die Sorge um Sam unter Druck setzten. Ohne Zeit, um abzuschalten, um im Bett Druck abzubauen … Nein, ich würde es nicht schaffen.
Jetzt fühlte ich mich noch schlechter, wenn das überhaupt möglich war. Verdammt! Ich hätte zuerst mit ihm reden sollen, ihn vielleicht erklären lassen sollen, was in seinem Kopf vorging – oder vielleicht hätte ich ihm einfach erklären sollen, warum mein erster Impuls gewesen war, wegzulaufen. Ich hatte solche Angst, verletzt zu werden, dass ich vergessen hatte, dass meine Reaktion auch ihn verletzen könnte.
Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und richtete sie dann wieder. Es gab keinen Grund, so auszusehen, als wäre ich um vier Uhr nachmittags aus dem Bett gekrochen. Ich wollte Kane nicht verschrecken, obwohl es ihn wahrscheinlich nicht mal stören würde, wenn ich ein bisschen unordentlich aussähe. Immerhin hatte er mich gesehen, wie ich aussah, wenn ich nach dem Motorradfahren den Helm abnahm.
Die Erinnerung daran, wie ich mich an seinen Körper schmiegte, so hart und stark und sexy, überfiel mich und ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er musste wegen seines Jobs fit sein, und ich hatte ausreichend Gelegenheit, genau das zu bestätigen, als er mich mitgenommen hatte.
Endlich schaffte ich es, das Auto zu verlassen, und ging mit der Tasche in der Hand zur Haustür. Auf mein Klopfen stand ich vor Kanes und Sams Mutter. Verdammt! Ich hatte nicht erwartet, sie zu sehen. Für Sam hatte ich mir eine blöde Ausrede zurechtgelegt, falls er zu Hause wäre, aber nicht für Kanes Mutter.
„Hey, Finn! Schön, dich wiederzusehen.“ Bevor ich überhaupt reagieren konnte, zog sie mich in eine Umarmung und drückte mich fest an sich.
„Hey, Mrs Stiles. Danke. Es ist auch schön, Sie wiederzusehen. Wie geht es Ihnen?“ Ich atmete tief durch, als sie mich losließ, denn ich hatte angefangen, mich klaustrophobisch zu fühlen. Diese Art von mütterlicher Umarmung war ich definitiv nicht gewöhnt.
„Oh, mir gehts gut, wie immer.“ Sie winkte meine Frage ab, aber sie sah überhaupt nicht gut aus. Die Falten um ihre Augen und Lippen erzählten mir von schlaflosen Nächten und Sorgen. „Sam ist aber nicht hier.“
„Eigentlich wollte ich mit Kane sprechen, falls er da ist?“ Ich schluckte. Würde sie es akzeptieren, oder würde sie peinliche Fragen stellen?
Sie zögerte einen Moment, dann nickte sie. „Klar, komm rein. Er ist oben in seinem Zimmer. Er hatte heute Frühschicht.“
„Oh, glauben Sie, er schläft? Ich will ihn nicht wecken.“ Warum hatte ich das nicht bedacht? Wenn er wirklich früh aufgestanden war, schlief er vielleicht noch. Ich hätte ihm wenigstens eine Nachricht schicken sollen, um ihm zu sagen, dass ich vorbeikam, und nicht einfach unangemeldet vorbeischauen. Aber da ich in den nächsten Wochen komplett frei hatte, hatte ich einfach nicht an seine Arbeit gedacht.
Manchmal war ich wirklich ein Idiot, nicht wahr? Ein egozentrischer, oberflächlicher Idiot.
Zum Glück unterbrach Kanes Mutter meine Gedanken. „Komm rein. Geh einfach hoch in sein Zimmer und klopf an, wenn die Tür geschlossen ist, aber normalerweise schläft er nicht. Wenn er schläft, kannst du später vorbeikommen, wenn du willst.“ Sie lächelte mich sanft an. „Und ich bin mir sicher, dass es ihm sowieso nichts ausmachen würde, von dir geweckt zu werden.“ Bevor ich überhaupt darauf kam, was sie mit diesen Worten meinte, fügte sie hinzu: „Oben, zweite Tür rechts.“
Ich nickte, bedankte mich und ging die Treppe hinauf. Ich klopfte zaghaft an die Tür und verlagerte nervös das Gewicht von einem Bein auf das andere.
Ein paar Sekunden später hörte ich Kanes Stimme. „Herein.“
Er schlief also nicht. Gut.
Schlecht.
Nein, es war gut. Ich musste das tun.
Mit der Tasche mit den Kleidern und Schuhen in der Hand – meine Ausrede für meine Anwesenheit – öffnete ich die Tür und schaute ins Zimmer.
Kanes Kopf flog hoch. Er saß im Schneidersitz auf dem Bett, einen Laptop auf dem Schoß. Er trug kein T-Shirt, und die Decke war bis zur Taille hochgezogen.
Oh Gott, hatte er überhaupt eine Hose an? Mein Mund wurde plötzlich sehr, sehr trocken, und alle Gedanken an ein nüchternes, ernsthaftes Gespräch verschwanden im Nichts. Was zur Hölle? Wie … Ich konnte nicht einmal Worte finden. Stark, sexy, tätowiert, verletzlich … Himmel hilf, ich war so am Arsch.
„Ich –“ Ich hielt inne.
„Du kannst reinkommen, wenn du willst.“ Kane schien seine Gedanken besser im Griff zu haben als ich.
Immerhin war ich bekleidet.
„Tut mir leid.“ Ich wusste immer noch nicht, was ich sagen sollte, und mein Blick schaffte es nicht, auch nur einen Moment lang seinen Oberkörper zu verlassen. Verdammt, er war wunderschön.
„Es muss dir nicht leidtun. Lass mich ein T-Shirt anziehen.“ Kane legte seinen Laptop zur Seite, wobei er noch mehr von seinen festen Muskeln zeigte, als er sich bewegte, und stand dann auf. Zum Glück trug er eine Jogginghose, aber das hielt mich trotzdem nicht davon ab, ihn anzustarren, als er sich ein T-Shirt von der Lehne seines Schreibtischstuhls schnappte und es sich über den Kopf zog. Das ließ natürlich seine Muskeln noch mehr hervortreten, bevor sie ganz bedeckt waren und nur noch seine Unterarme frei lagen.
Ich schluckte und versuchte, meine Zunge wieder zum Arbeiten zu bringen.
Stille legte sich über uns, und ich schaffte es nur noch, die Tür hinter mir zu schließen. Keine gute Idee, wie sich herausstellte, denn jetzt fühlte es sich an, als wäre er mir noch näher. Die Tatsache, dass wir allein waren und niemand uns sehen oder hören konnte … Scheiße. Ich musste mein Gehirn unter Kontrolle bringen. Ich musste mich darauf konzentrieren, mich zu entschuldigen, zu erklären, es wiedergutzumachen – und nicht darauf, mir zehn Möglichkeiten auszudenken, wie ich Kane ficken oder von ihm gefickt werden konnte.
Wenn jetzt nur mein Gehirn das Memo auch bekommen würde … und mein Schwanz, denn der war definitiv bei der Idee „Lass uns Kane ficken“ mit an Bord. Als wäre nie etwas zwischen uns passiert, als hätte ich es nicht total vermasselt. Als wäre er wirklich dafür zu haben.
Ich schluckte erneut, aber es half nichts.
Kane sah mich mit einem Ausdruck an, den ich nicht deuten konnte. „Was führt dich hierher?“
„Ich –“ Ich räusperte mich. „Ich habe Sams Kleidung mitgebracht. Ich habe sie auch gewaschen.“ Ich hielt die Tasche hin, als würde ich ein Geschenk überreichen.
„Du hättest sie Mom geben können.“ Kanes Gesichtsausdruck veränderte sich ein wenig, aber das sagte mir nichts über seine Gefühle. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es anstellen sollte, dass er nicht mehr wütend auf mich war.
„Das hätte ich tun können, aber ich wollte dich sehen. Ich wollte sehen, ob wir … du weißt schon … reden können.“
Kane hob eine Augenbraue.
„Ja, ich wollte mit dir reden. Und ich wollte dir nicht vorher eine Nachricht schicken, weil ich nicht sicher war, ob du antworten würdest. Ich war … ich war ein Arschloch und wollte mich dafür entschuldigen, wie ich dich behandelt habe.“ So. Ich hatte es gesagt.
Kane sah mich an, als hätte ich ihm gerade erzählt, dass ich zum Spaß Marathons lief. „Es tut dir leid? Was denn? Ich meine, ich …“ Er unterbrach sich, seufzte und sah weg. Nach einem Moment sah er mir wieder in die Augen und klopfte auf den Platz neben sich auf dem Bett, als er sich wieder hinsetzte. „Komm her und lass uns reden, okay? Ich würde ja vorschlagen, dass wir uns ein Eis holen oder nach unten gehen, aber ich fände es besser, wenn wir etwas Privatsphäre hätten.“
Ein nervöses kleines Lachen entwich mir. „Ja, denke ich auch.“ Nachdem ich tief durchgeatmet hatte, ging ich zum Bett hinüber und ließ mich neben Kane plumpsen, wo ich sofort von seinem Geruch umhüllt wurde, einer Mischung aus seinem Duschgel und einfach … ihm . Verdammt lecker.
Konzentrier dich, Idiot. Er hat dich noch nicht rausgeschmissen. Nutze deine Chance, ohne dich ablenken zu lassen.
„Fangen wir noch mal an, bitte. Ich habe nämlich versucht, einen Grund zu finden, dich zu kontaktieren und dir ein paar Dinge zu erklären. Aber es scheint, als hättest du den gleichen Plan gehabt“, sagte er misstrauisch.
„Willst du anfangen?“, fragte ich. Ich konnte es immerhin hoffen, oder?
„Das hast du schon. Aber ich kann anfangen, wenn du willst.“ Kane sah mich gelassen und ruhig an.
Ich wandte meinen Blick ab, denn ich war bei Weitem nicht so selbstbewusst wie er. „Ich glaube, das wäre besser, aber ich … Ja, ich glaube, ich muss es hinter mich bringen. Ich will es nicht … will es nicht in die Länge ziehen.“ Ich wollte wirklich nicht damit anfangen, aber wenn ich nicht bald loslegte, würde ich nie die richtigen Worte finden. Es hieß jetzt oder nie.
„Also gut.“ Kane nickte mir zu.
Ich seufzte. „Ich wollte dir noch einmal sagen, wie leid es mir tut. Ich wollte dich nie verletzen. Es ist nur … ich dachte, du wärst hetero, und das hast du auch immer wieder gesagt, und dann warst du plötzlich nicht mehr so hetero. Und ich … ich bin in Panik geraten. Ich kann mit vielem umgehen, aber nicht damit, dass Leute mich benutzen, um herauszufinden, ob sie bi sind oder so. Ich bin in der Vergangenheit verletzt worden, und ich habe es nie wirklich geschafft, darüber hinwegzukommen. Als du mich geküsst hast, war das … Es war toll, wirklich. Aber ich habe Angst, dass ich dich zu sehr mag, weil wenn du dann herausfindest, dass du gar nicht auf Männer stehst und ich …“
Kane legte einen Finger auf meine Lippen, um mein Geschwafel zu stoppen. „Ich glaube, ich muss dich hier unterbrechen.“
Ich sah ihn an. Sein Finger war warm an meinen Lippen, ein bisschen rau, und ich wollte die Fingerkuppe küssen.
„Ich war schon ein paar Mal mit Leuten zusammen, aber ich habe mich nie besonders zu ihnen hingezogen gefühlt. Nicht so, wie es andere Menschen tun. Ich hatte Sex, aber es hat nichts bedeutet, und es hat mich nicht interessiert.“ Das fing ja gut an – nicht. „Und die Wahrheit ist, ich habe mich nie zu einem Mann hingezogen gefühlt. Nicht einmal wirklich zu einer Frau. Ich habe nachgeforscht, und ich schätze, ich bin demisexuell? Ich brauche eine Verbindung zu jemandem, damit ich mich zu ihm hingezogen fühle. Als wir anfingen, miteinander abzuhängen, haben wir diese Verbindung wohl aufgebaut. Ich mochte dich von dem Moment an, als wir uns wieder trafen, ich habe deine Gesellschaft absolut genossen, und was immer ich sah, ich … Nun, ich mochte es. Dann, eines Tages, stellte ich mir vor, dich zu küssen.“
Ich saß da und war völlig sprachlos. Was Kane mir erzählte, ergab keinen Sinn. Nun, das tat es, aber mein Gehirn weigerte sich, einfach zu verstehen, was es für ihn bedeutete – für uns beide.
Er biss sich auf die Lippe. „Kein Kommentar?“ Jetzt war er derjenige, der sich unsicher anhörte.
Ich deutete auf seinen Finger, der immer noch auf meinen Lippen lag. Natürlich hätte ich auch so sprechen können, aber es wirkte unhöflich.
„Tut mir leid. Das wollte ich nicht tun.“ Er zog sich zurück und legte seine Hand unbeholfen in seinen Schoß.
„Kein Problem. Ich war mir nur nicht sicher, ob du fertig bist.“
„Das bin ich. Zumindest für den Moment.“
Ich atmete tief durch und versuchte, meine Gefühle zu sortieren. „Du sagst also, du hast dich noch nie zu jemandem hingezogen gefühlt … so wie jetzt.“
Kane nickte.
„Ich bin damit grade irgendwie überfordert. Es tut mir leid“, sagte ich. Es ergab für mich keinen Sinn.
„Lass mich raten, du bist nicht demi“, kommentierte Kane trocken.
Ich schnaubte. „Nein, deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen, was du gerade fühlst.“ Ich sah ihn an, in sein schönes Gesicht. „Ich glaube, dann schulde ich dir sogar mehr als eine Entschuldigung. Ich war nicht nur unhöflich, ich war ein totales Arschloch. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was es dich gekostet haben muss, den ersten Schritt zu tun, und meine Reaktion war, dich wegzustoßen.“
„Warum sagst du mir nicht, warum du das getan hast?“ Kanes Stimme war sanft, so viel sanfter, als ich es verdient hätte.
Dadurch fühlte ich mich nur noch schlechter, weil er so verdammt verständnisvoll war. „Ich habe dir gesagt, dass ich verletzt worden bin, also war das … der Hauptgrund.“ Meine Wangen wurden heiß. „Und ich mag dich, vielleicht ein bisschen zu sehr, also habe ich Panik bekommen, weil ich dachte, du würdest nur mit mir experimentieren. Mit ein bisschen Flirten und ein paar Scherzen konnte ich umgehen, aber ich war so erschrocken, als du mich geküsst hast. Ich war so verwirrt.“
Kane legte einen Arm um meine Schultern. „Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid, dass ich dir wehgetan habe, weil ich nicht vorher mit dir gesprochen habe. Ich hätte dich vorwarnen sollen. Zu meiner Verteidigung: Du hast mit mir geflirtet, also dachte ich irgendwie, du willst mich, weißt du?“
Ich lachte und lehnte mich näher an ihn, legte meinen Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen, als ich seinen Duft einatmete. „Es tut mir leid, dass ich so ausgeflippt bin, wie ich es getan habe. Ich habe das völlig falsch verstanden, und ich muss zugeben, dass es beschissen war … mit dir zu flirten und dich dann wegzustoßen, als es zu etwas führte.“
Kane hielt mich fest, und ich entspannte mich noch mehr. „Ich schätze, ein offenes Gespräch vor dem Kuss hätte geholfen?“
Ich nickte. „Ja. Wahrscheinlich.“
„Also und jetzt? Ich meine … Die Karten liegen doch auf dem Tisch, oder? Ich … Ich mag dich immer noch, aber sicher bin ich mir nicht, was die ganze Sache angeht. Ich war noch nie mit einem Mann zusammen. Ich kann nicht versprechen, dass es mir gefallen wird, wenn es hart auf hart kommt –“ Er schnaubte. „Das war jetzt nicht beabsichtigt – und ich kann dir nicht versprechen, dass ich das bin, was du brauchst, was du willst, irgendetwas davon“, antwortete Kane.
Ich konnte meine Augen nicht öffnen, weil ich mich an seiner Schulter zu wohl fühlte und mich entspannte, als die Anspannung der letzten Tage abzufallen begann. Aber eine Sache stach in Kanes Worten hervor. „Warum machst du dir nur Sorgen, dass du nicht das bist, was ich will oder brauche? Warum machst du dir keine Gedanken darüber, ob es das Richtige für dich ist? Du bist derjenige, der noch nicht weiß, was er mag. Vielleicht bin ich ja der Falsche für dich.“ Ich biss mir auf die Lippe und wusste nicht einmal, woher die Worte kamen.
„Weil ich im Moment nur daran denken kann, dich wieder zu küssen, und ich weiß, dass ich damit glücklich wäre. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du das bist, was ich brauche, denn ich kann mir nicht einmal vorstellen, mit jemand anderem zusammen zu sein.“
Der perfekte Weg, das Herz eines Mannes total durcheinanderzubringen.
Besagtes Herz, das erst stehen blieb und dann weiterraste, als hätte ich gerade das intensivste Training meines Lebens absolviert. „… noch eine Sache dazu, warum ich so reagiert habe. Ich war mit einem Typen zusammen, der dachte, er könnte bi sein, oder er wollte vielleicht auch nur experimentieren, und er hat mich ziemlich verletzt. Ich hatte einfach … Angst, dass sich die Geschichte wiederholen würde.“
Er sah mich stirnrunzelnd an. „Ich kann dir nicht versprechen, dass ich dir nicht wehtun werde, Finn“, sagte er langsam. „Aber ich benutze dich nicht einfach nur.“
Es fühlte sich an, als wäre mir eine Last von den Schultern genommen worden. Dann öffnete ich meine Augen und sah zu ihm auf. „Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll.“
„Das muss das erste Mal sein, oder?“, neckte er mich.
Ich schnaubte, dann grub ich meine Finger in seine Rippen, um ihn zu kitzeln. Oder versuchte es zumindest, denn diese Muskeln machten es verdammt schwer.
Kane lachte immer noch und rollte sich zurück, bis ich auf ihm endete und seinen Körper unter meinem spürte.
Oh. Mein. Gott.
Zu wissen, dass ich ihn wollte, war eine Sache. Zu wissen, dass er mich wollte, war eine andere. Zu wissen, dass ich die einzige Person war, zu der er sich auf diese Weise hingezogen fühlte? Das war das Beste überhaupt, auch wenn es die Dinge komplizierter machte.
„Können wir es noch einmal versuchen? Oder willst du es langsamer angehen?“, fragte Kane.
Ich schaute auf ihn herab, in seine Augen, auf seine Lippen. „Warum bist du derjenige, der mich fragt, ob ich es langsam angehen will, wenn du es bist, der noch nie mit einem Mann zusammen war?“
„Weil ich weiß, was ich will. Du bist derjenige, der zögert – und das aus gutem Grund, versteh mich nicht falsch. Aber ich will dich nicht drängen.“
Wann hatte er den Spieß umgedreht? Wann war ich der Unsichere geworden?
Ich war es nicht. Nicht wirklich. Ich wusste, was ich wollte. Abgesehen von der Angst, verletzt zu werden, gab es nichts, was mich zurückhielt. Ich wollte Kane, ich wollte ihn so sehr, dass es wehtat. Das machte es noch schwieriger zu sehen, dass er Gefühle für mich hatte, aber es erleichterte auch meine Entscheidung für den Moment.
Ich senkte meinen Kopf und küsste ihn. Diesmal hatte ich nicht die Absicht, zu gehen oder davonzulaufen.
Diesmal würde ich bleiben.