Bevor wir über irgendwas anderes sprechen, müssen wir erst mal klären, was eine Versicherung überhaupt ist. Was genau verbirgt sich hinter dem Konzept »Versicherung«? Vermutlich hast auch du das Wort »Versicherung« schon zigtausend Mal benutzt, aber wohl noch nie so richtig hinterfragt, was genau das eigentlich ist. Schon mal vorab: Ich persönlich finde, dass Versicherungen eines der genialsten Dinge überhaupt sind, die wir Menschen je entwickelt haben. Warum ich dieser Meinung bin – und nein, das liegt nicht daran, dass ich zum Teil mit Versicherungen eben auch mein Geld verdiene –, wirst du in den nächsten Zeilen erfahren.
Wenn du im Internet nach einer Definition von »Versicherungen« suchst, dann wirst du verschiedene Auslegungen des Begriffs finden. Es gibt zum Beispiel rechtliche und wirtschaftliche Definitionen. Für mich persönlich bringt es die wirtschaftliche Definition des Gabler Wirtschaftslexikons richtig gut auf den Punkt:
»Deckung eines im Einzelnen ungewissen, insgesamt geschätzten Mittelbedarfs auf der Grundlage des Risikoausgleichs im Kollektiv und in der Zeit.«4
Oder in anderen Worten:
Du hast ein individuelles finanzielles Risiko, von dem kein Mensch sagen kann, ob, wann und in welcher Schadenshöhe es eintreten wird. Auf viele Menschen und einen längeren Zeitraum bezogen lassen sich durch Schätzung allerdings Wahrscheinlichkeiten ableiten, ob, wann und in welcher Schadenshöhe Risiken für dich als Einzelperson eintreten könnten. Und wenn man dies weiß, kann man an die Absicherung dieser Risiken für den Einzelnen ein Preisschild hängen. Fertig ist eine Versicherung. Natürlich waren Versicherungen nicht immer so gestaltet, wie wir sie heute kennen. Aber es wurde und wird immer dem gleichen Konzept gefolgt. Nämlich, dass eine Gruppe von Menschen (ein Kollektiv) gemeinsam ein finanzielles Risiko trägt, das für den Einzelnen, wenn es einträte, finanziell nicht tragbar wäre und seine Existenz vernichten würde. Wenn man sich die Ursprünge der ersten Versicherungen anschaut, dann merkt man sehr schnell, dass es hier scheinbar fast schon in der menschlichen Natur liegt, dass, wenn man in einer sozialen Gemeinschaft lebt, man auch dafür Sorge trägt, dass jedes einzelne Mitglied der Gruppe entsprechend abgesichert ist. Wenn zum Beispiel eine Karawane durch die Wüste zog, so wurde vorher schon vereinbart, dass, wenn etwa der Versorger einer Familie unterwegs stirbt, die restlichen Karawanenmitglieder sich um die Hinterbliebenen kümmern und sie mit Wasser und Nahrung versorgen. Später entstanden – wieder nach dem gleichen Konzept – Handwerkergilden und Zünfte. Diese sorgten dann dafür, dass die Mitglieder bei Krankheit, Todesfall oder auch Abbrennen des Kuhstalls finanziell unterstützt wurden. Dies waren die ersten Formen von Lebens- und Sachversicherungen, wie wir sie heute kennen.5
Das älteste Versicherungsunternehmen der Welt kommt übrigens aus Deutschland: die Hamburger Feuerkasse Versicherungs-AG. Diese ist eine Schadensversicherung, welche am 30. November 1676 gegründet wurde.6
Mit der Zeit wurde aus dem Thema Versicherung eines der größten Geschäftsmodelle der Welt – und das ist auch gut so. Stell dir mal vor, du müsstest dich heute noch mit deinen Nachbarn zusammensetzen und eine Gemeinschaft gründen, in der ihr alle monatlich einen gewissen Beitrag zahlt für den Fall, dass eines eurer Häuser abbrennt. Wer errechnet hier den passenden und auch gerechten Beitrag? Jedes Haus hat ja einen anderen Wert. Wer verwaltet das Geld? Vertraust du dieser Person auch? Du merkst, dass das gar nicht so einfach ist, und ich persönlich bevorzuge dann doch die Variante, mit der wir heutzutage leben.
Gefühlt kann man sich heute gegen fast alles versichern. Dabei sind doch einige sehr fragwürdige Versicherungen mit dabei, die man vielleicht nicht unbedingt abschließen sollte. Einige andere dagegen sind unglaublich wichtig und sichern deine finanzielle Existenz ab. Wie du eine Entscheidung für oder gegen eine Versicherung fällen solltest, erkläre ich dir später natürlich ebenfalls.
Für mich persönlich – wie bereits erwähnt – sind Versicherungen eine der genialsten »Erfindungen« überhaupt. Ohne Versicherungen hätte sich unsere Welt niemals so (schnell) entwickeln können. Denn Menschen wären niemals verschiedene Risiken eingegangen, wenn diese nicht irgendwie finanziell abgesichert gewesen wären (vor allem auch Unternehmen). Deshalb verdienen Versicherungen eigentlich einen viel besseren Ruf als den, den sie haben. Vielleicht denkst du am Ende dieses Buches genauso. Wobei den schlechten Ruf vielleicht nicht unbedingt die Versicherungen an sich haben, sondern eher die Versicherungsvermittler und die Versicherer dahinter? Aber auch dazu im Verlauf des Buches mehr.