WELCHE VERSICHERUNGEN SICH LOHNEN UND WARUM DAS DIE FALSCHE FRAGE IST

Wenn es eine Fragestellung gibt, die ich zumeist über Instagram immer wieder gestellt bekomme, dann ist es diese: »Lohnt sich Versicherung XY?« Für das »XY« kannst du jede beliebige Versicherung einsetzen. Definitiv am häufigsten wird gefragt, ob sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung lohnt oder nicht. Und die einzig wahre und ehrliche Antwort auf Fragen dieser Art ist, dass das niemand beantworten kann. Es ist schlichtweg mathematisch nicht möglich. Denn um eine Aussage darüber treffen zu können, ob sich eine Versicherung lohnt, braucht es verschiedene Variablen, die aber unbekannt sind. Und dann wird es eben rechnerisch unmöglich, die Frage nach dem Lohnen zu beantworten. Ich versuche das Ganze mal am Beispiel der Berufsunfähigkeitsversicherung zu erklären. Du müsstest wissen, wie viel an Beiträgen du in die Versicherung bis zum Eintritt der Berufsunfähigkeit eingezahlt hast. Entsprechend müsstest du exakt wissen, wann du berufsunfähig wirst (oder ob du überhaupt berufsunfähig wirst). Weiterhin ist relevant, wie lange du dann deine vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente ausgezahlt bekommst. Das allein sind einfach schon viel zu viele Unbekannte, wodurch es einfach nicht möglich ist, diese Frage zu beantworten. So sehr sich das die meisten Menschen auch wünschen.

Die richtige Frage wäre also: »Ist Versicherung XY für mich, in meiner individuellen Situation und mit meinem individuellen Risikoempfinden, sinnvoll oder nicht?« Oder sehr plakativ ausgedrückt: »Kannst du nachts besser schlafen, wenn du weißt, dass das finanzielle Risiko XY abgesichert ist?«

Einzig bei diversen Krankenzusatzversicherungen ist es möglich, die Frage nach dem Lohnen zu beantworten. Wenn du zum Beispiel weißt, dass du monatlich 17 Euro für die Krankenzusatzversicherung bezahlst, du jedes Jahr Vorsorgeuntersuchungen für 200 Euro durchführst, dir jedes zweite Jahr eine Brille für 500 Euro holst und die Krankenzusatzversicherung eben genau diese Kosten zu 100 Prozent übernimmt, dann kannst du Kosten und Leistungen exakt gegenüberstellen. In diesem Beispiel würdest du also über zwei Jahre 408 Euro (24 Monate mal 17 Euro) an Beitrag zahlen. Im gleichen Zeitraum erhältst du Leistungen in Höhe von 900 Euro (2x200 Euro plus 500 Euro). Diese Versicherung würde sich also definitiv lohnen. Ich habe hier übrigens ein sehr realistisches Beispiel gewählt. Tarife dieser Art gibt es tatsächlich. Wahrscheinlich fragst du dich, wie das sein kann? Der Versicherer ist doch nicht dumm, wieso sollte er solche Tarife anbieten, bei denen es tatsächlich im Vorfeld rechnerisch wahrscheinlich ist, dass er mehr bezahlen muss, als er einnimmt? Ich nenne dies das »Fitnessstudio-Konzept«. Ein Fitnessstudio verdient sein Geld in der Regel nicht durch die Leute, die sich anmelden und auch trainieren gehen, sondern durch die Leute, die sich anmelden und kaum oder gar nicht trainieren gehen. Und genauso ist es eben auch bei diesen Versicherungen. Viele Menschen schließen derartige Versicherungen ab, nutzen diese dann aber schlichtweg nicht. Aus den verschiedensten Gründen. Meistens, weil sie einfach vergessen haben, dass sie so eine Versicherung haben, aber monatlich weiter brav den Beitrag zahlen. Eher suboptimal.

Das zeigt eben auch, dass es essenziell ist, dass du nur die Versicherungen abschließt, die wirklich wichtig sind und ein für dich relevantes finanzielles Risiko absichern.