Du hast nun ja bereits gelernt, wie du an eine Versicherungsentscheidung herangehen solltest, um für dich persönlich abzuwägen, welche Versicherungen für dich Sinn machen und welche nicht. Nichtsdestotrotz möchte ich in diesem Kapitel konkret auf ein paar Versicherungen eingehen, die grundsätzlich für die meisten Menschen sinnvoll sind. Ja, es gibt Ausnahmen.
Deswegen solltest du auch die nachfolgenden Versicherungen für dich selbst ausloten und entscheiden, ob sie dir wirklich finanzielle Sicherheit bieten oder nicht. Man könnte diese Versicherungen in zwei Kategorien aufteilen: in »für deine finanzielle Existenz heute« und in »für deine finanzielle Existenz in der Zukunft«. Erstere sorgen quasi dafür, dass du im Hier und Jetzt und an allen nachfolgenden Tagen abgesichert bist, und Letztere sorgen dafür, dass dein Zukunfts-Ich in 30, 40 oder 50 Jahren eben auch finanziell gut leben kann. Wie du deine finanzielle Existenz in der Zukunft absichern kannst, bespreche ich im Kapitel »Altersvorsorge oder: Dein finanzielles Ich in der Zukunft«.
Ich werde versuchen, dir einen guten Überblick und ein Verständnis für diese Versicherungen zu vermitteln. Da es Hunderte verschiedene Versicherer mit noch mal mehr unterschiedlichen Tarifen gibt, ist es unmöglich, jeden einzelnen Leistungsbaustein zu beschreiben oder zu erklären. Das wäre auch zu viel des Guten. Wichtig ist, dass du weißt, welche wirklich wichtigen Versicherungen es gibt und wie sie grundsätzlich funktionieren, sodass du dich dann entscheiden kannst, welche für dich persönlich Sinn macht, und dir dann zum Beispiel einen entsprechenden Versicherungsexperten mit dazuholen kannst, um die richtigen Versicherer und Tarife auszuwählen. Das wäre in meinen Augen zumindest der Königsweg. Der sicherste Weg. Warum du die Auswahl von Versicherern und Tarifen nicht unbedingt immer auf eigene Faust treffen solltest, wirst du auch noch in diesem Buch erfahren.
Über die private Haftpflichtversicherung hast du ja bereits ein wenig erfahren. Da sich aus Paragraf 823 Absatz 1 BGB eine gesetzliche Haftung ergibt, wenn du einer anderen Person oder dem Eigentum einer anderen Person einen Schaden zufügst, macht es durchaus Sinn, die möglicherweise sehr hohen Kosten auf eine Versicherung abzuwälzen.
Hast du keine private Haftpflichtversicherung und verursachst zum Beispiel einen Personen- oder Sachschaden, haftest du im Zweifel mit deinem kompletten privaten Vermögen. Egal ob mit dem Geld auf dem Bankkonto oder deinem vor Kurzem abbezahlten Haus. Alles steht dann plötzlich auf dem Spiel. Das heißt, dass im schlimmsten Fall deine komplette finanzielle Existenz, dein Lebensstandard, alles, was du dir bis zu diesem Zeitpunkt aufgebaut hast, im Eimer ist. Nur wegen eines dummen Missgeschicks, das dir passiert ist und durch das eine andere Person geschädigt wurde. So weit sollte es also nie kommen. Zum Glück kostet dieser Schutz im Verhältnis zu den versicherten Leistungen relativ wenig. Je nach Single- oder Familientarif musst du hier mit 50 bis 100 Euro Beitrag im Jahr rechnen. Und genau deshalb ist die private Haftpflichtversicherung ein absoluter »No-Brainer«. Heißt, hier braucht man nicht großartig darüber nachzudenken, ob diese Versicherung Sinn macht oder nicht. Selbst wenn ich unglaublich reich wäre, würde ich diese Versicherung immer abschließen. Weil sie eben so wenig kostet und so viel absichert.
Was ebenfalls ganz cool ist: Deine private Haftpflichtversicherung prüft immer, ob gegen dich gerichtete Schadensersatzansprüche auch wirklich rechtens sind. Wenn dies nicht der Fall ist, wehrt sie diese Ansprüche für dich ab. Somit agiert die private Haftpflichtversicherung auch als eine Art »passiver« Rechtsschutz.
Jetzt noch ein paar allgemeine wichtige Infos zur privaten Haftpflichtversicherung:
Eine private Haftpflichtversicherung versichert dich grundsätzlich gegen Personen-, Sach- und echte beziehungsweise unechte Vermögensschäden, die du einer anderen Person unbeabsichtigt zugefügt hast. Vor allem Personenschäden können sehr schnell sehr teuer werden, wenn du zum Beispiel lebenslang für den Unterhalt der geschädigten Person aufkommen musst. Geleistet wird dann immer im Rahmen der jeweiligen Versicherungssumme. Diese sollte mindestens bei 10 Millionen Euro liegen. Oft kostet eine maximale Versicherungssumme von 50 oder 100 Millionen Euro aber nicht viel mehr. Meine eigene private Haftpflichtversicherung hat eine maximale Deckungssumme von 50 Millionen Euro.
Auch hier möchte ich kurz ein paar Leistungsbausteine aufführen, die unbedingt enthalten sein sollten in deiner privaten Haftpflichtversicherung. Die Aufzählung ist keinesfalls abschließend, da natürlich immer wieder neue, sinnvolle Leistungen hinzukommen können.
Stell dir vor, dass dir jemand einen teuren Sachschaden oder Personenschaden zufügt. Und nun stellt sich heraus, dass diese Person keine eigene private Haftpflichtversicherung hat und auch selbst nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um für diesen Schaden aufzukommen. Genau in solch einem Fall würde dann deine eigene private Haftpflichtversicherung einspringen und den Schaden übernehmen. Da immer noch Millionen von Menschen ohne den Schutz einer privaten Haftpflichtversicherung durch Deutschland laufen, ein wirklich wichtiger Baustein. Deine private Haftpflichtversicherung wird dann versuchen, den Schädiger in Regress zu nehmen (die geleistete Zahlung für den Schaden von ihm zurückzufordern). Ob das dann funktionieren wird oder nicht, soll nicht dein Problem sein. Du bist auf alle Fälle nicht auf dem Schaden sitzen geblieben.
Vielleicht hast du mal nachgeschaut, was das Austauschen einer kompletten Schließanlage in einem Haus kostet. Ja, genau. Das ist richtig teuer. Und wenn du zum Beispiel den Schlüssel für das Bürogebäude deines Arbeitgebers oder den Wohnungsschlüssel zu deiner Mietwohnung verloren hast, dann müsstest du für diese Kosten aufkommen. Oder eben deine private Haftpflichtversicherung, wenn diese Leistung mitversichert ist. Hier solltest du unbedingt auch auf mögliche Leistungsobergrenzen achten. Dies gilt übrigens nicht für die Schlüssel deiner Eigentumswohnung beziehungsweise deines eigenen Hauses. Denn dies wären ja deine eigenen Schlüssel und keine fremden Schlüssel, die dir zur Nutzung überlassen wurden.
Sehr oft wird angenommen, dass Kinder immer automatisch in der privaten Haftpflichtversicherung der Eltern mitversichert sind. Wenn es sich um einen Familientarif handelt, ist dies grundsätzlich auch der Fall – sofern das Kind alt genug ist. Denn laut Gesetzgeber sind Kinder unter sieben Jahren (unter zehn Jahren im Straßenverkehr) nicht deliktfähig. Nachlesen kannst du dies im Paragrafen 828 BGB.10
Und wenn dann dein fünfjähriges Kind zum Beispiel den teuren Fernseher vom Nachbarn versehentlich von der Kommode stößt, dieser danach kaputt ist und du als Elternteil deine Aufsichtspflicht nicht verletzt hast, dann bleibt dein Nachbar tatsächlich auf diesem Schaden sitzen. Klingt irgendwie unfair, ist aber so. Nur sieht das dein Nachbar vielleicht nicht unbedingt so wie der Gesetzgeber, und das gute Nachbarschaftsverhältnis erfährt einen ziemlichen Dämpfer. Es sei denn, du hast deliktunfähige Kinder mitversichert. Dann würde auch hier deine private Haftpflichtversicherung den Schaden übernehmen. Ein durchaus sinnvoller Baustein für Eltern mit kleinen Kindern.
Wenn du Mieter bist und in der Mietwohnung einen Schaden am Eigentum des Vermieters verursachst, zum Beispiel an Wänden oder Fliesen in der Küche, dann würde auch hier deine private Haftpflichtversicherung für den Schaden aufkommen, wenn Mietsachschäden mitversichert waren (sofern der Schaden nicht mutwillig verursacht wurde, beispielsweise durch Bohren von Löchern in der Wand).
Vereinfacht ausgedrückt sorgt dieser Leistungsbaustein dafür, dass du immer die bestmögliche Leistung bei einer privaten Haftpflichtversicherung bekommst, die in Deutschland existiert. Bietet also eine andere deutsche private Haftpflichtversicherung in einem bestimmten Bereich mehr Leistungen als deine eigene, dann würde auch deine private Haftpflichtversicherung entsprechend dieser Höhe leisten. Aber Achtung: Dies ist kein Freifahrtschein für alle möglichen Leistungen. Auch hier gibt es Beschränkungen, dass zum Beispiel weiterhin deine (eventuell) vereinbarte Selbstbeteiligung oder die maximale Versicherungssumme gilt. Ebenso wären zum Beispiel deliktunfähige Kinder wirklich nur dann versichert, wenn dies ausdrücklich in deinem Vertrag vereinbart wurde, weil dies eine Leistung ist, die über die gesetzliche Haftpflicht (Paragraf 823 BGB) hinausgeht.
Dies sind in meinen Augen die wichtigsten Bausteine, die du beim Abschluss einer privaten Haftpflichtversicherung beachten solltest. Prüfe wirklich immer genau, welche Leistungen in welcher Höhe mitversichert sind. Ich selbst schaue vor allem bei dieser Versicherung nicht auf jeden Euro, den ich vielleicht noch sparen kann, sondern möchte hier wirklich einen top Schutz für mich haben. Mit einer möglichen Selbstbeteiligung pro Schaden (zum Beispiel 150 Euro) kannst du allerdings den Beitrag noch ein wenig senken.
Es gibt wohl kaum eine Versicherung, um welche sich so viele Mythen und falsche Aussagen ranken, wie die Berufsunfähigkeitsversicherung. Genau deshalb musste ich ihr auch ein weiteres, komplett eigenes Kapitel widmen. Dort schauen wir uns dann mal die echten Fakten an und werden einige Vorurteile und Mythen auf den Prüfstand stellen. Jetzt geht es aber erst mal um das Basiswissen zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Nämlich wie diese funktioniert und was genau abgesichert ist.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sorgt quasi dafür, dass du weiterhin ein monatliches Einkommen hast, wenn du aufgrund von Krankheit, Unfall oder sogenanntem mehr als körperlichem Kräfteverfall deinen zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr ausüben kannst. Und zwar zu mindestens 50 Prozent für voraussichtlich mindestens sechs Monate. Dann wird die vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente in voller Höhe ausgezahlt.
So oder so ähnlich wird es auch in den Versicherungsbedingungen deiner Berufsunfähigkeitsversicherung stehen (falls du schon eine hast). Natürlich gibt es auch hier Unterschiede, vor allem wenn es sich um einen sehr alten Tarif handelt. Noch mal in anderen, ganz einfachen Worten: Es gibt Geld in Form von monatlichen Zahlungen, wenn du nicht mehr in deinem Beruf arbeiten kannst und zum Beispiel eine Krankheit oder ein Unfall der Grund dafür war. Ob du im Sinne der Versicherungsbedingungen berufsunfähig bist, stellen in der Regel ein Arzt und die Leistungsprüfer der Versicherer anhand verschiedener Fragebögen fest. Hier kommt es übrigens nicht nur darauf an, wie lange du noch arbeiten kannst, sondern auch darauf, welche bestimmte Tätigkeiten du nicht mehr ausführen kannst und inwieweit diese einen maßgeblichen Einfluss auf das Ergebnis deiner Arbeit haben. Während ich diese Zeilen schreibe, merke ich, dass ich ein komplettes Buch nur über das Thema Berufsunfähigkeitsversicherung schreiben könnte. Überhaupt kein Problem, damit 200 Seiten zu füllen. So komplex ist diese Versicherung. Und das ist auch der Grund, warum du diese Versicherung niemals allein angehen solltest. Das Risiko ist einfach zu groß, dass du hierbei Fehler begehst, vor allem bei den Gesundheitsfragen, die bei Antragstellung zu beantworten sind, was zur Folge haben kann, dass der Versicherer dann später nicht leisten muss. Und zwar zu Recht. Und ich weiß auch, dass du hier nur schwer den Gedanken beiseiteschieben kannst, dass der Versicherungsmensch, der ich ja bin, das genau so schreiben muss. Andernfalls würde sein Job ja überflüssig werden und er kein Geld verdienen. Dazu dann im Kapitel »Denn du weißt nicht, was du nicht weißt« mehr. Jetzt schauen wir uns erst einmal noch ein paar wichtige Leistungen an, die deine Berufsunfähigkeitsversicherung enthalten sollte.
Natürlich ist diese Versicherung extrem individuell und es kommt – wie der Name schon sagt – auch sehr auf deinen ausgeübten Beruf bei Abschluss an. Aber es gibt ein paar Punkte, die du grundsätzlich immer bei einer »BU« oder »BUV« (umgangssprachlich für Berufsunfähigkeitsversicherung) beachten solltest.
Diese Klausel klingt so abstrakt, wie sie im wahrsten Sinne des Wortes auch ist. Manchmal habe ich echt das Gefühl, dass mein Job zu 70 Prozent daraus besteht, Versicherungsdeutsch in normales, verständliches Deutsch zu übersetzen … »Abstrakte Verweisung« bedeutet, dass dich der Versicherer, obwohl du eigentlich im Sinne der Definition berufsunfähig wärst, an einen anderen Beruf verweisen kann, der deiner bisherigen Lebensstellung und Qualifikation entspricht.11
Eine Berufsunfähigkeitsrente muss dann nicht gezahlt werden, weil du eben theoretisch noch einen anderen Beruf ausüben könntest. Auf diese Klausel wurde vor allem in älteren Verträgen nicht verzichtet, sodass einige Menschen eben keine Berufsunfähigkeitsrente bekommen haben, da sie abstrakt verwiesen wurden. Das sind dann übrigens auch meist die Fälle, von denen du hörst, dass die BU-Versicherung nicht geleistet hat. Es stand eben genau so im Vertrag. Dennoch war das natürlich keine coole Nummer der Versicherer, so eine Klausel in den Verträgen zu haben. Heutzutage verzichtet aber zum Glück nahezu jeder gute Versicherer auf die abstrakte Verweisung.
Über die sogenannten Nachversicherungsgarantien (anlassbezogen oder nicht anlassbezogen) kannst du deine Berufsunfähigkeitsrente ohne erneute Gesundheitsfragen erhöhen. Dies ist vor allem dann von Vorteil, wenn nach Abschluss deiner Berufsunfähigkeitsversicherung einige Erkrankungen hinzugekommen sind, welche verhindern würden, dass du deine BU-Rente erhöhen kannst. Anlassbezogene Nachversicherungsgarantien wären zum Beispiel, dass du nach einer Heirat, der Geburt eines Kindes, dem Abschluss deines Studiums oder nach einer größeren Gehaltserhöhung deine Berufsunfähigkeitsrente zum Beispiel um 500 Euro monatlich erhöhen kannst. Hier gibt es natürlich Grenzen, um wie viel du monatlich erhöhen kannst und welche maximale Berufsunfähigkeitsrente durch die Nachversicherungsgarantien erreicht werden kann.
Eine nicht anlassbezogene Nachversicherungsgarantie wäre zum Beispiel, dass es dir der Versicherer ermöglicht, deine BU-Rente nach dem fünften und nach dem zehnten Versicherungsjahr ohne Gesundheitsfragen nach oben anzupassen.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung bringt dir in vielen Fällen absolut gar nichts, wenn die abgesicherte Berufsunfähigkeitsrente nicht an dein Einkommen oder vielmehr deine Ausgaben angepasst ist. Es geht ja immer darum, dass du im Fall der Fälle von der BU-Rente weiterhin ein Leben in Würde führen kannst, und zwar auf dem Level, welches du bis dahin erreicht und dir erarbeitet hast. Das muss ja immer das Ziel sein. Die Absicherung deiner aktuellen finanziellen Existenz. Zig Verträge haben in Deutschland eine Berufsunfähigkeitsrente von unter 1.000 Euro. Und so einen Vertrag kannst du dir in den meisten Fällen einfach komplett sparen. Wenn du nämlich so einen Vertrag hast, berufsunfähig wirst und sagen wir mal 750 Euro BU-Rente abgesichert sind und du sonst keine weiteren Einkommensquellen hast, dann wird Folgendes passieren: Es wird festgestellt, dass dir diese 750 Euro nicht zum Leben reichen. Du musst Sozialleistungen beantragen und bekommst, weil du möglicherweise auch voll erwerbsgemindert bist, Grundsicherung. Nehmen wir mal an, dass die Grundsicherung in deinem Fall 900 Euro betragen würde. Dann würde eine BU-Rente von 750 Euro komplett angerechnet werden auf die Grundsicherung und du würdest nur 150 Euro vom Staat bekommen. Aber du hättest ja sowieso 900 Euro bekommen. Somit waren die Beiträge für deine Berufsunfähigkeitsversicherung komplett umsonst. Und genau deshalb ist es so wichtig und sollte auch immer dein Anspruch sein, deinen tatsächlichen Lebensstandard so gut wie möglich abzusichern und auch regelmäßig zu prüfen, ob die versicherte BU-Rente tatsächlich noch ausreichend ist oder angepasst werden sollte – zum Beispiel über die bereits erwähnten Nachversicherungsgarantien.
Das aktuelle Renteneintrittsalter liegt in Deutschland (noch) bei 67 Jahren. Und genau dies sollte auch die Benchmark für die Laufzeit deiner Berufsunfähigkeitsversicherung sein. Einfach damit es keine finanzielle Versorgungslücke gibt. Wenn du mit 50 Jahren berufsunfähig wirst, deine Berufsunfähigkeitsversicherung aber nur bis zum 62. Lebensjahr läuft, wie finanzierst du dann die Jahre bis zum Renteneintritt? Das muss dir immer klar sein.
Oft werden beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung einfach ein paar Jahre »weggelassen«. Warum wird das gemacht? Je länger eine Berufsunfähigkeitsversicherung läuft, desto teurer ist sie. Macht natürlich auch Sinn, denn je älter du bist, desto höher ist das Risiko, dass du berufsunfähig wirst. Was wiederum klarmachen sollte, dass eine Laufzeit bis 67 doch recht sinnvoll ist. Solltest du aus irgendwelchen Gründen bereits vor dem 67. Lebensjahr finanziell frei sein und den Schutz der BU-Versicherung nicht mehr brauchen, dann kannst du diese ja einfach kündigen. Gar kein Problem. Aber du solltest dich nicht im Vorfeld mit einer zu kurzen Laufzeit limitieren. Denn niemand weiß, was genau das Leben bringen wird. Auch wenn du noch so tolle Pläne hast. So viel rationaler Realist sollte man dann doch sein.
Wenn es eine Versicherung gibt, auf die der Titel dieses Buches perfekt passt, dann ist es die Berufsunfähigkeitsversicherung. Es ist wirklich traurig, wie viele – teilweise noch sehr junge – Menschen wir schon bei uns in der Beratung hatten, welche einfach keine Berufsunfähigkeitsversicherung mehr bekommen. Einfach weil die ein oder andere Vorerkrankung zu viel in der Krankenakte steht oder ein dummer Unfall passiert ist. »Hätte ich das nur mal früher gewusst …«, das ist dann genau der Satz, der hier sehr oft fällt. Ich wünsche mir sehr, dass du – auch mithilfe dieses Buches – niemals (mehr) diesen Satz beim Thema Versicherungen sagen musst. Je jünger du bist, desto gesünder bist du in der Regel auch und die Chancen, dass du eine BU-Versicherung bekommst, sind relativ hoch. Dies ist einer der Gründe, warum man diese Versicherung schon als Schüler oder Student abschließen sollte, wenn dies finanziell möglich ist. Auch wirst du dann in vielen Fällen vermutlich einen günstigeren Beitrag zahlen, da du zum Beispiel als Student um einiges besser eingestuft wirst als in deinem späteren Beruf, welcher dann eventuell doch risikoreicher ist. Versicherer stufen dich, je nachdem was du bei Abschluss der BU-Versicherung beruflich machst, in bestimmte Risikogruppen ein. Und hier gibt es eben Berufe, die ein kalkulatorisch geringeres Risiko haben als andere. Und auch wenn du vielleicht nicht arbeitest, gibt es die »Berufsgruppe« Student/-in oder Schüler/-in, welche in vielen Fällen wirklich sehr günstig ist. Und dadurch kann es sein, dass du dir über die Laufzeit mehrere Tausend Euro an Beitrag sparst.
Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig das ist. Neben schlechten Vertragsbedingungen – welche du aber mit einer ordentlichen Beratung vermeiden kannst – sind die Gesundheitsfragen die Achillesferse deiner BU-Versicherung. Wenn du die Gesundheitsfragen nur fahrlässig beantwortest oder keine wahrheitsgemäßen Angaben machst, dann kann dir später mal der komplette Vertrag um die Ohren fliegen, wenn du Leistungen aus deiner Berufsunfähigkeitsversicherung beantragst. Der Versicherer wird prüfen, ob du ihn damals bei Vertragsschluss angeflunkert hast. Und wenn das der Fall ist, dann kann der Versicherer komplett leistungsfrei sein. Denn dann hast du eine sogenannte vorvertragliche Anzeigepflichtverletzung begangen.12
Und wenn du deine Pflichten verletzt, dann muss der Versicherer seine Pflichten eben auch nicht erfüllen. Beide Seiten müssen sich an die Pflichten aus dem Vertrag halten. Mir ist vollkommen bewusst, dass es unglaublich nervig und aufwendig sein kann, Unterlagen von Ärzten und Krankenkassen zu besorgen, da ja niemand auswendig weiß, wo man die letzten drei, fünf oder zehn Jahre beim Arzt war und was dort genau gemacht wurde. Aber nur so gehst du auf Nummer sicher, dass der Versicherer später nicht sagen kann, dass du bestimmte Behandlungen, Diagnosen etc. nicht angegeben hast, obwohl diese schwarz auf weiß in deinen Akten stehen. Bitte nimm dieses Thema ernst und gib jedem Vermittler/jeder Vermittlerin eine Ohrfeige von mir, wenn er oder sie sagt, dass du einfach mal überall »Nein« ankreuzen sollst. »Das passt schon.« Nix passt! Solche Berater bitte umgehend hochkant aus dem Haus werfen oder den Laptop zumachen, wenn es sich um eine Onlineberatung gehandelt hat. Bei diesem Thema reagiere ich unglaublich empfindlich, weil genau hier das Vertrauen des Kunden in den Vermittler missbraucht wird. Viele Kunden werden dann einfach den Aussagen des Vermittlers Glauben schenken. »Er muss es ja wissen. Wenn er sagt, das passt dann schon so, wenn ich bei den Gesundheitsfragen einfach mal Nein ankreuze, dann machen wir das halt so …« Auf der anderen Seite bist natürlich auch du als Kunde in so einer Situation in der Verantwortung und es sollte dir doch spanisch vorkommen, wenn ein Berater so was sagt. Ich meine, für was werden die Gesundheitsfragen denn sonst gestellt?
Wie bereits erwähnt könnte ich hier noch unzählige weitere Seiten zur Berufsunfähigkeitsversicherung schreiben. Aber das Buch soll eben kein Versicherungsratgeber sein, sondern dir ein Grundverständnis zu Versicherungen vermitteln. Eine Basis, von welcher aus du dann weitere Entscheidungen für die Absicherung deiner finanziellen Existenz treffen kannst. Und die wichtigsten Punkte und auch die Funktionsweise einer BU-Versicherung kennst du jetzt schon mal. Mehr dann aber wie gesagt später noch im Kapitel »Berufsunfähigkeit – Mythen, Unwahrheiten und wer eine BU abschließen sollte«.
Diese Versicherung ist zum Glück relativ einfach zu erklären und sie ist auch in ihrer Funktionsweise recht simpel. Wenn du während der Vertragslaufzeit stirbst, wird die vereinbarte Versicherungssumme an deine Hinterbliebenen ausgezahlt. Hier wird schnell klar, dass diese Versicherung natürlich nur dann Sinn macht, wenn es im Fall deines Todes wirklich Hinterbliebene gibt, die finanziell von dir abhängig sind. Andernfalls brauchst du diese Versicherung eher nicht. Sind aber Kinder vorhanden, die noch nicht auf eigenen Beinen stehen, ein Partner/eine Partnerin oder auch eine Finanzierung für das Haus, dann kann man dieses finanzielle Risiko über eine Risikolebensversicherung absichern.
Versichert ist der Todesfall der versicherten Person. Die vereinbarte Versicherungssumme kommt dann zur Auszahlung. Je nach Vertragsart ist diese Versicherungssumme konstant gleich oder sie sinkt mit der Zeit. Letzteres wird oft für die Absicherung von Krediten genutzt, da hier die verbleibende Summe, die du der Bank zum Beispiel für die Finanzierung deines Hauses zurückzahlen musst, ebenfalls mit der Zeit sinkt. Ehepartner sollten sich zudem auch immer gegenseitig absichern. Meist wird nur der Hauptverdiener abgesichert, da er oder sie den größten Teil des Einkommens besorgt und ein Ausfall hier finanziell am stärksten zum Tragen kommen würde. Vergessen wird hierbei aber meist, dass, wenn die andere Person – die vielleicht zu Hause auf die Kinder aufpasst – aus dem Leben scheidet, es nicht einfach so ist, dass der Hauptverdiener einfach zu Hause bleiben kann und die Kinder betreut. Sondern dann muss eventuell eine Betreuung für die Kinder bezahlt werden und so weiter. Darüber sollte man unbedingt nachdenken.
Auch bei der Risikolebensversicherung gibt es ein paar Punkte, die du grundsätzlich kennen und beachten solltest.
Wähle eine sinnvolle Laufzeit für deine Risikolebensversicherung. Anders als bei der Berufsunfähigkeitsversicherung macht es wohl selten Sinn, hier eine Laufzeit bis zum Renteneintrittsalter zu wählen. Das macht diese Versicherung unglaublich teuer. Denn es steht ja fest, dass der Versicherungsfall – der Tod der versicherten Person – definitiv irgendwann eintreten wird. Vielmehr solltest du schauen, wie lange tatsächlich zum Beispiel deine Kinder finanziell auf dich angewiesen sein werden. Solltest du also heute ein Kind bekommen, dann wäre eine Laufzeit der Risikolebensversicherung von circa 25 Jahren wahrscheinlich ein guter Wert. Bis dahin steht dein Kind vermutlich finanziell auf eigenen Beinen und kann für sich selbst sorgen. Bist du heute 30 Jahre alt, dann würde die Risikolebensversicherung in diesem Beispiel bis zu deinem 55. Lebensjahr laufen.
Ich persönlich finde diesen Baustein wirklich sehr spannend. Übersetzt bedeutet dies, dass du die Versicherungssumme auch dann ausbezahlt bekommst, wenn dir ein Arzt eine Krankheit diagnostiziert, welche in zum Beispiel sechs oder zwölf Monaten zum Tod führen wird. Warum finde ich dies so interessant? Du könntest dann das Geld hernehmen und – in Rücksprache mit deinen Angehörigen, welche ja eventuell von diesem Geld finanziell abhängig sind – zum Beispiel in die USA oder ein anderes Land reisen und dich dort behandeln lassen. Wir haben in Deutschland zwar ein extrem gutes Gesundheitssystem, aber in anderen Ländern gibt es durchaus Behandlungsmethoden oder Medikamente, die bei uns (noch) nicht zugelassen sind. Solche Verfahren dauern teilweise recht lange. Oder die Krankenversicherung in Deutschland bezahlt eine entsprechende Behandlung nicht, weil diese noch nicht in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen wurde, die Erfolgschancen wären aber vielversprechend. In anderen Worten: Die Versicherung, die eigentlich erst leistet, wenn du stirbst, könnte dir das Leben retten.
Und weil die Frage interessanterweise in der Vergangenheit oft kam: Nein, du musst das Geld nicht zurückzahlen, wenn du nicht – wie vom Arzt prognostiziert – nach zwölf Monaten stirbst.
An dieser Stelle möchte ich dir noch einen kleinen Steuertrick verraten. Je nach Höhe des Erbes des Verstorbenen kann auch auf die Auszahlung der Risikolebensversicherung Erbschaftssteuer fällig werden, sofern die Freibeträge dafür überstiegen wurden. Umgehen kann man dies, wenn sich die Partner »über Kreuz« absichern. Das heißt, du bist in deinem Vertrag zwar Versicherungsnehmer, aber dein/-e Partner/-in ist die versicherte Person und umgekehrt. So wandert die Auszahlung quasi an der Erbschaftssteuer vorbei. Du solltest aber darauf achten, dass die Beiträge für die Versicherung nicht unbedingt von einem Gemeinschaftskonto geleistet werden, sondern von jeweils separaten Konten. Das könnte sonst Probleme geben.
Setze die Höhe der versicherten Summe unbedingt realistisch an. Viel zu oft werden einfach mal 100.000 Euro abgesichert im Glauben, dass das reicht. 100.000 Euro sind in den meisten Fällen einfach zu wenig. Viel zu wenig! Was nach einer hohen Zahl klingt, wird in der Realität unglaublich schnell aufgebraucht sein. Rechne dir also unbedingt durch, wie viel Geld bei deinem Ableben wirklich gebraucht werden würde. Auch hier empfiehlt sich das Heranziehen eines Experten. Und vergiss bitte nicht, dies für beide Partner zu machen.
Auch bei dieser Versicherung und allgemein bei jeder Versicherung mit Gesundheitsfragen gilt, dass du diese wahrheitsgemäß beantworten solltest. Alles andere wäre fahrlässig und würde eine spätere Leistung aus der Versicherung gefährden.
Auch wenn die Risikolebensversicherung vom Prinzip her relativ unkompliziert ist, solltest du auch hier einen Abschluss nicht überstürzen, sondern wirklich genau prüfen, ob und vor allem auch in welcher Höhe diese Versicherung für dich und deine Familie Sinn macht.
Wenn du im Urlaub krank wirst und zum Arzt musst, dann macht es durchaus Sinn, dass du die Behandlungskosten, die hier entstehen, nicht selbst tragen musst. Innerhalb der EU leistet in der Regel deine gesetzliche Krankenversicherung. Für Reisen außerhalb der EU ist eine Auslandsreisekrankenversicherung definitiv zu empfehlen. Diese kostet dich meist auch nur zwischen 10 und 15 Euro im Jahr. Also wieder so ein »No-Brainer«.
Grundsätzlich kann man sagen, dass medizinisch notwendige Behandlungen von deiner Auslandsreisekrankenversicherung übernommen werden. Das heißt, wenn du akut im Urlaub krank wirst und zu einem Arzt oder ins Krankenhaus musst, werden diese Kosten erstattet. Dies gilt für ambulante Behandlungen genauso wie für stationäre Behandlungen oder Behandlungen beim Zahnarzt. Auch ein medizinisch notwendiger Rücktransport nach Deutschland kann hier versichert werden. Natürlich kannst du nicht einfach ins Ausland gehen und dich dort geplant behandeln lassen. Diese Kosten würde die Versicherung dann nicht übernehmen. Ich selbst musste meine Auslandsreisekrankenversicherung nach dem Tauchen in Mexiko nutzen. Dabei hatte ich mir eine Mittelohrentzündung eingefangen und war dann in den USA beim Arzt. Die Kosten für Behandlung und Medikamente haben insgesamt circa 250 Dollar betragen. Meine Auslandsreisekrankenversicherung hat alles zu 100 Prozent übernommen. Nicht schlecht bei nur circa 12 Euro Jahresbeitrag.
Du solltest immer im Vorfeld prüfen, für wie lange die Auslandsversicherung dir auch einen Schutz auf Reisen beziehungsweise im Urlaub bietet. Dies ist je nach Anbieter unterschiedlich. Bei manchen können es 30 zusammenhängende Tage sein, bei anderen sogar über 60 Tage.
Auslandsreisekrankenversicherungen sind sehr gut vergleichbar und oftmals hast du diese bei bestimmten Kreditkarten schon automatisch mit dabei und brauchst keine separate Versicherung abzuschließen.
Lass dich bitte auch nie über Angst manipulieren und dadurch in den Abschluss einer Versicherung drängen. Eine nüchterne, rationale und emotionslose Herangehensweise an Versicherungen ist hier meiner Meinung nach die beste Strategie.