WEITERE VERSICHERUNGEN, DIE DU KENNEN SOLLTEST

Wie du dir natürlich denken kannst, gibt es noch zig weitere Versicherungen. Manche werden für dich Sinn machen, manche nicht. Nachfolgend habe ich dir noch mal eine Auswahl an Versicherungen zusammengestellt, von denen du zumindest mal gehört haben und deren grobe Funktionsweise du verstanden haben solltest.

Je nach Situation können diese Versicherungen für dich ebenfalls sinnvoll sein. Aber es sind eben keine pauschalen Empfehlungen. Das funktioniert bei Versicherungen nicht wirklich.

Ich gehe auch hier nicht auf jedes letzte Detail ein. Und wenn du selbst vielleicht sogar Versicherungsexperte bist und dieses Buch liest, wirst du mit Sicherheit an einigen Stellen denken, dass ich noch dieses und jenes hätte ergänzen können. Ja, definitiv. Aber das Buch ist eben kein Versicherungsratgeber im klassischen Sinne und auch kein 1.000-Seiten-Versicherungslexikon, sondern es ist ein Wegweiser, ein erster Impulsgeber beim Thema Versicherungen, um sich danach anhand dieser Informationen auf seine eigene Versicherungsreise zu begeben. Und da ist jede Reise anders, sodass kein Buch der Welt alle möglichen »Versicherungsreiseziele« erfassen könnte. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber mir ist wichtig, dass du eben dies immer im Hinterkopf behältst beim Lesen.

Hausratversicherung

Bei einer Hausratversicherung ist dein persönlicher Hausrat versichert. Was ist Hausrat? Vereinfacht ist Hausrat all das, was aus deiner Wohnung beziehungsweise deinem Haus fallen würde, wenn du das Dach abnehmen und das Haus auf den Kopf stellen würdest. So kannst du dir das gut merken. Alles, was nicht herausfällt und sozusagen fest verbaut ist, gehört in der Regel nicht dazu. Wird nun dein Hausrat beschädigt oder zerstört, dann würde deine Hausratversicherung einspringen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass ein versicherter Schaden vorlag. Und hier gibt es oft Missverständnisse. Wenn du selbst zum Beispiel deinen Fernseher kaputt machst, weil du ihn umgestoßen hast, dann ist das zwar Hausrat, der kaputtgegangen ist, allerdings eben nicht durch eine sogenannte versicherte Gefahr.

Folgende Schäden sind unter anderem in einer Hausratversicherung abgedeckt:

Liegt solch ein Schaden vor, dann kannst du eine Leistung aus deiner Hausratversicherung erwarten. Diese leistet übrigens immer zum Neuwert. Das heißt, dass der Wert bezahlt wird, den die beschädigte Sache jetzt gerade neu kosten würde. Weiterhin solltest du auch darauf achten, dass der Versicherer auf grobe Fahrlässigkeit verzichtet. Das heißt, dass er auch dann leistet, wenn du eigentlich was ziemlich Dummes gemacht hast, bei dem man eigentlich hätte wissen müssen, dass ein Schaden entstehen kann. Klassische Beispiele sind das Fenster, das du gekippt gelassen hast, obwohl du die Wohnung für mehrere Stunden verlassen hast, und über das dann jemand eingebrochen ist, oder eine Kerze, die du vergessen hast zu löschen, wodurch ein Brand entstanden ist.

Ich persönlich habe eine Hausratversicherung abgeschlossen, da es in unserer Wohnung doch einige teure Geräte gibt, bei denen es finanziell echt wehtun würde, sie wiederbeschaffen zu müssen. Auch darfst du den Wert des Inhalts deines Kleiderschranks nicht unterschätzen. Unterm Strich eine Versicherung, die für mich in einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis steht. Empfehlenswert ist hier eine Absicherung auf Basis der vorhandenen Quadratmeter. So vermeidest du eine sogenannte Unterversicherung. Das kann passieren, wenn du nur pauschal eine bestimmte Summe absicherst (zum Beispiel 20.000 Euro), dein Hausrat mit der Zeit aber um einiges mehr wert ist. Die Versicherung würde aber dann nur maximal 20.000 Euro zahlen.

Und als letzter Punkt ist die Außenversicherung in der Hausratversicherung noch ganz praktisch, über welche dein Hausrat auch versichert ist, wenn er sich vorübergehend nicht am versicherten Ort (also deinem Haus beziehungsweise deiner Wohnung) befindet. Zum Beispiel im Hotelzimmer oder der Airbnb-Unterkunft im Urlaub.

Wohngebäudeversicherung/ Elementarschadenversicherung

Spätestens nach den katastrophalen Unwetterschäden in Deutschland im Jahr 2021 mit Starkregen und Überschwemmungen hat wohl fast jeder mitbekommen, dass eine Wohngebäudeversicherung und auch eine Elementarschadenversicherung für Hausbesitzer wirklich wichtig sein können. Leider war dies auch ein Beispiel dafür, dass Menschen dachten, dass ein Schaden über eine vorhandene Versicherung abgesichert ist, dies aber nicht der Fall war. Viele Menschen hatten eben nur eine Wohngebäudeversicherung abgeschlossen, aber nicht den Baustein Elementarschäden mitversichert. Dies hat dann zu extrem viel Frust und zu teilweise extrem großen finanziellen Problemen bei den Betroffenen geführt.

Denn Überschwemmungen (beziehungsweise Starkregen, welcher Überschwemmungen zur Folge hat) oder auch ein Erdrutsch sind nur über eine Elementarschadenversicherung abgedeckt, da sie zu den Naturgefahren zählen.

Die Gründe, warum in vielen Fällen eine entsprechende Elementarschadenversicherung nicht vorhanden war, sind vielfältig. Möglicherweise haben viele darüber nachgedacht, diese aber nicht abgeschlossen, weil sie sich selbst nicht in einem entsprechenden Risikogebiet gesehen haben. Oder weil der Preis dafür einfach zu hoch war. Oder aber, weil man einfach nicht wusste, dass es diese Versicherung gibt, und man der Auffassung war, dass die Wohngebäudeversicherung dafür ausreicht.

Ob du selbst in einem Risikogebiet wohnst, kannst du übrigens über den Naturgefahren-Check (ZÜRS Geohttps://www.dieversicherer.de/versicherer/haus-garten/naturgefahren-check) mit deiner Postleitzahl prüfen. Dort wird dann auch das Risiko für zum Beispiel Hochwasser angezeigt.

Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es natürlich auch hier nicht. Naturgefahren sind sehr oft komplett unberechenbar und können auch in Regionen auftreten, die zuvor als nicht gefährdet gelistet wurden.

Das Eigenheim ist für viele Menschen die größte finanzielle Anschaffung in ihrem Leben. Ich selbst habe zwar noch kein Eigenheim, aber sollte ich eines besitzen, dann werde ich es auch gegen Naturgefahren absichern – egal wie wenig gefährdet die Region ist, in welcher das Haus steht.

Denn im Verhältnis zum Wert des Hauses dürfte der Beitrag bei der Versicherung doch wieder ganz vernünftig aussehen. Auch wenn es im ersten Moment nach einer teuren Absicherung aussehen kann – vor allem dann, wenn du in einem Risikogebiet wohnst. Was aber natürlich direkt zeigt, dass du diese Versicherung dann besser haben solltest.

Auch hier gilt wieder: Prüfe wirklich rational, wie wichtig dir eine entsprechende Absicherung für dein Haus ist. Vor allem, wenn dieses noch nicht komplett abbezahlt ist, kann das durchaus ein enorm großes finanzielles Risiko für dich sein.

Werfen wir jetzt aber noch schnell einen Blick auf die grundsätzlichen Leistungen der Wohngebäudeversicherung. Anders als bei der Hausratversicherung geht es jetzt um Schäden am Gebäude selbst. Zum Beispiel an oder in den Wänden. Entsprechend ist diese Versicherung auch nur für Besitzer von Immobilien relevant, nicht aber für Mieter. Bei Mietwohnungen ist die Absicherung über eine Wohngebäudeversicherung immer Sache des Vermieters oder der Wohnungseigentümergesellschaft.

Dort sind in der Regel folgende Schäden versichert:

Zusätzlich können noch Schäden durch zum Beispiel Vandalismus oder auch Schäden an der Photovoltaikanlage auf dem Dach versichert werden.

Achte zudem darauf, dass du bei Abschluss der Wohngebäudeversicherung den sogenannten gleitenden Neuwert vereinbarst. Damit stellst du sicher, dass die Versicherungssumme immer so hoch ist, dass alle entstandenen Kosten auch versichert sind und keine Unterversicherung entsteht.

Rechtsschutzversicherung

Wenn ich an dieser Stelle mal die Behauptung aufstelle, dass wir Deutschen durchaus ein Volk sind, das gerne recht hat, dann dürfte ich mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Und wenn du dann an jemanden gerätst, der sich selbst und nicht dich im Recht sieht, dann kommt es nicht selten zu einem Rechtsstreit. Klassische Beispiele sind Nachbarschaftsstreitigkeiten, weil der Apfelbaum über den Zaun gewachsen ist oder es auf der Straße mit den Autos gekracht hat und jeder der Beteiligten der Meinung ist, dass die andere Partei schuld war. Wenn sich solche Fälle nicht direkt lösen lassen, dann bleibt oft nur der Weg zum Gericht, damit ein Dritter aufgrund von Faktenlage, Zeugenaussagen und Co. bewerten und entscheiden kann, wer denn nun wirklich die Schuld trägt. Und die Kosten, die so ein Prozess verursacht, können durchaus recht schnell mehrere Tausend Euro betragen.

Hast du eine private Rechtsschutzversicherung, so übernimmt diese die anfallenden Kosten für dich. Meist abzüglich einer vorhandenen Selbstbeteiligung.

Typische Kosten, die eine Rechtsschutzversicherung übernimmt, wären:

Dabei ist es aber auch sehr wichtig, zu wissen, dass Rechtsschutzversicherung nicht gleich Rechtsschutzversicherung ist. Es gibt tatsächlich verschiedene Lebensbereiche abzusichern:

Weiterhin gibt es auch noch zusätzliche Bausteine, die vereinbart werden können, wie zum Beispiel Erbrechtsschutz, Familienrechtsschutz oder Unterhaltsrechtsschutz.

Gängig sind Kombinationen aus den verschiedenen Rechtsschutzbereichen, je nachdem, was individuell relevant und wichtig ist.

Die Rechtsschutzversicherung ist tatsächlich die Versicherung, bezüglich derer ich die meisten Fragen bekomme, ob man sie noch schnell abschließen kann, wenn bereits ein Rechtsstreit im Gange ist. Und dies ist so einfach nicht möglich. Zum einen gibt es auch hier – wie bei vielen anderen Versicherungen – bestimmte Wartezeiten, die erfüllt sein müssen, bevor du die Versicherung in Anspruch nehmen kannst. Zum anderen versichert dir auch niemand ein bereits brennendes Haus. Um solche Fragen zu beantworten, hilft es sehr oft, sich mal ganz kurz in die Lage des Versicherers zu versetzen. Würdest du an seiner Stelle eine Versicherung anbieten, wenn du bereits genau wüsstest, dass definitiv ein Schaden entstehen wird?

Zwar gibt es die ein oder andere Rechtsschutzversicherung, die laut Anbieter auch rückwirkend zahlt (zum Beispiel im Verkehrsrechtsschutz), also wenn der Schaden quasi schon entstanden ist, aber hier sollte man sich dann genau durchlesen, was und in welcher Höhe genau erstattet wird.

Wenn du dir eine Rechtsschutzversicherung zulegen möchtest, dann achte wirklich ganz genau darauf, welche Leistungsbausteine dir wichtig sind und ob diese dann am Ende auch versichert sind. Da die meisten von uns keine Anwälte sind, verliert man sich doch recht schnell im Rechtsschutz-Dschungel.

Private Unfallversicherung

Die gesetzliche Unfallversicherung über den Arbeitgeber leistet nur in der Arbeit oder auf dem direkten Weg dorthin und von dort zurück nach Hause.13

Passiert dir in deiner Freizeit ein Unfall, dann ist dieser nicht über die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert. Und, du ahnst es schon: Der Großteil aller Unfälle passiert eben nicht in der Arbeit, sondern in der Freizeit. Circa 2,8 Millionen Bundesbürger erleiden im Jahr einen Unfall im Haushalt, so das Robert Koch-Institut.14

Sportunfälle und Unfälle allgemein in der Freizeit sind da noch gar nicht eingerechnet.

Und genau hier würde dann eine private Unfallversicherung leisten. Neben vielen zusätzlichen Leistungen ist die Hauptleistung das Zahlen einer Invaliditätssumme, je nach Grad der Invalidität nach einem Unfall. Ich versuche dies mal an einem Beispiel zu verdeutlichen. Mal angenommen, du hast eine private Unfallversicherung mit einer Grundsumme (Versicherungssumme) von 100.000 Euro abgeschlossen und hast nach einem Unfall eine festgestellte Invalidität von 50 Prozent, dann würdest du 50.000 Euro aus deiner privaten Unfallversicherung als Einmalzahlung erhalten. Hast du noch eine sogenannte Progression (Faktor, um welchen sich die Auszahlung erhöht) vereinbart, dann würdest du noch mal mehr Leistung bekommen. Dies macht dahingehend Sinn, dass du bei zum Beispiel einer 100-prozentigen Invalidität und einer vereinbarten Progression von 225 Prozent in unserem Beispiel dann nicht 100.000 Euro erhalten würdest, sondern 225.000 Euro. Je schwerer also der Unfall beziehungsweise der Invaliditätsgrad danach, desto mehr Geld bekommst du zusätzlich durch die vereinbarte Progression.

Weitere Leistungen, die du bei einer privaten Unfallversicherung vereinbaren könntest, sind:15

Inwieweit die einzelnen Leistungen dann für dich Sinn machen oder nicht, ist wieder individuell zu bewerten. In einem späteren Kapitel erkläre ich dir dann auch noch, ob eine private Unfallversicherung eine Berufsunfähigkeitsversicherung ersetzen kann und umgekehrt. Eine Frage, die wirklich unglaublich oft vorkommt.

Krankentagegeldversicherung

Wenn du als Arbeitnehmer gesetzlich krankenversichert bist, dann hast du im längeren Krankheitsfall zuerst Anspruch auf eine Lohnfortzahlung durch deinen Arbeitgeber. Dies sind meist sechs Wochen (42 Tage). Anschließend springt deine gesetzliche Krankenversicherung ein und zahlt dir dann das sogenannte Krankengeld. Dieses kannst du insgesamt für maximal 72 Wochen bekommen. Die Höhe des Krankengeldes richtet sich nach deinem Einkommen. Du bekommst 70 Prozent von deinem Bruttoeinkommen gezahlt, maximal jedoch 90 Prozent von deinem Nettoeinkommen. Allerdings gibt es hier auch einen Höchstbetrag (2021: 112,88 Euro/ Tag).16

Und hier wird dann auch schon deutlich, wer eine Krankentagegeldversicherung brauchen könnte. Zum einen Menschen, die gut verdienen und bei denen das reine Krankengeld bei längerer Krankheit einfach nicht ausreichen würde, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Zum anderen auch die Personen, die erst gar keinen Anspruch auf das gesetzliche Krankengeld haben, zum Beispiel Personen, die privat krankenversichert sind.

Beim Krankentagegeld wird immer ein bestimmter Tagessatz ab einem bestimmten Tag versichert. Also zum Beispiel 150 Euro ab dem 43. Krankheitstag, da man ja bis zum 42. Krankheitstag 100 Prozent Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber hätte.

Übrigens: Wenn du freiwillig gesetzlich krankenversichert bist, zum Beispiel als Selbstständiger, dann musst du einen Anspruch auf Krankengeld in der Regel separat vereinbaren.

Mir fällt es an dieser Stelle echt schwer, nicht einfach weiterzuschreiben und noch weitere Versicherungen aufzulisten, welche situationsbedingt sinnvoll sein könnten. Von diversen Krankenzusatzversicherungen bis zu einer zusätzlichen privaten Pflegeversicherung. Vor allem Letztere wird immer wichtiger werden, da wir immer älter werden, und je älter wir werden, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man selbst mal zum Pflegefall wird. Und die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung reichen jetzt schon vorne und hinten nicht und die Pflegekosten steigen weiter und weiter. Und auch wenn hier nun viele Kollegen und Kolleginnen möglicherweise widersprechen wollen, möchte ich einen Kommentar unter einem meiner YouTube-Videos zitieren:

»Gegen was soll ich mich denn noch alles versichern?! Am Ende habe ich mein ganzes Geld für Versicherungen ausgegeben und habe nichts mehr, um im Hier und Jetzt zu leben!«

In meinen Augen steckt in diesem Kommentar sehr viel Wahres. Du kannst dich in der Tat gegen alles Mögliche versichern. Und es ist ein Leichtes, für Versicherungen jede Menge Geld auszugeben. Egal wie du es machst, im Leben gibt es keine 100-prozentige Sicherheit. Egal wie viele Versicherungen du hast. Das Leben ist unplanbar, teilweise verrückt, teilweise tragisch und hoffentlich zum großen Teil einfach nur schön. Über Versicherungen hast du die Möglichkeit, ein paar der für dich persönlich wirklich essenziellen Gefahren und Risiken zu eliminieren beziehungsweise zu minimieren. Aber es wird eben immer ein gewisses Restrisiko bleiben. Und das muss dir einfach bewusst sein.