VERSICHERUNGEN ONLINE ABSCHLIESSEN – DAS MUSST DU BEACHTEN!

Heutzutage kann man fast alles über das Internet kaufen. So natürlich auch einige Versicherungen. Klick, klick und fertig. So einfach kannst du teilweise eine Versicherung online abschließen. Die Frage ist nun allerdings, ob du dies auch wirklich tun solltest beziehungsweise auf was genau du achten solltest, wenn du Versicherungen online abschließt.

So viel vorab: Meiner Meinung nach kannst du durchaus verschiedene Versicherungen online abschließen. In vielen Fällen geht es schneller und einfacher als über klassische Versicherungsvertriebswege. Die letzte Versicherung, die ich online abgeschlossen habe, war zum Beispiel eine Auslandsreisekrankenversicherung für meine Frau. Solltest du aber jetzt wirklich jede Versicherung online abschließen? Das wäre möglicherweise nicht so clever.

Frage dich doch einmal selbst, welche Dinge du regelmäßig im Internet kaufst. Wahrscheinlich sind dies – wie bei mir auch – Dinge des täglichen Gebrauchs. Mal ein Buch, mal ein Ladekabel oder auch neue Kopfhörer. Es gibt aber meist eine individuelle Preis-Schmerzgrenze für Dinge, die wir online bestellen. Ich vermute mal, dass die wenigsten von uns sich online ein Auto bestellen würden, ohne es zuvor mal live gesehen zu haben oder mal eine Probefahrt gemacht zu haben. Ich will damit nicht sagen, dass es überhaupt keine Menschen gibt, die einfach mal so ein Auto ohne Besichtigung und Co. online bestellen. Nur wird es nicht die Masse der Menschen sein.

Wenn wir eine große Summe ausgeben, dann brauchen wir etwas ganz Bestimmtes. Etwas essenziell Wichtiges für oder eben auch gegen die Kaufentscheidung: Sicherheit. Wir brauchen die Sicherheit, dass das, was wir uns hier kaufen wollen, auch das viele Geld wert ist, das wir ausgeben. Dass wir auch wirklich das bekommen, was wir uns vorstellen. Und wenn wir dieses Gefühl der Sicherheit nicht vor einem Vertragsschluss haben, dann stehen die Chancen sehr gut, dass es zu keinem Kauf kommen wird. Und je höher der Preis, desto stärker ist das Verlangen nach eben diesem Sicherheitsgefühl.

Nun möchte ich versuchen, dieses Prinzip auf den Abschluss von Versicherungen umzumünzen. Solltest du jetzt also vorhaben, zum Beispiel eine private Haftpflichtversicherung online abzuschließen, dann müssen wir Folgendes betrachten: zum einen natürlich den Preis der Versicherung. Dieser wird bei einer privaten Haftpflichtversicherung so bei circa 90 Euro im Jahr liegen. Mal mehr, mal weniger. Je nach Versicherer, Tarif und Leistungsumfang. Wenn wir davon ausgehen, dass du diese Versicherung bis an dein Lebensende haben wirst (und dieses mit 80 Jahren eintreten wird) und du heute 20 Jahre alt bist, dann ergibt sich über die Laufzeit ein Beitrag von 5.400 Euro. Das ist wirklich nur sehr grob gerechnet, ohne eventuelle Beitragssteigerungen oder Ähnliches. Es geht mir hier nur darum, dass du ein Gefühl dafür bekommst, was eine private Haftpflichtversicherung so über die Jahre kosten kann.

Diese Summe liegt vermutlich weit unter dem, was du für ein brandneues Auto ausgeben würdest. Das Sicherheitsgefühl, das du für die Kaufentscheidung brauchst, wird vermutlich auf einer mittleren Ebene liegen. Durch Online-Vergleichsrechner und Gegenüberstellungen von Leistungen und Preisen kannst du dir noch mal mehr Sicherheit für deine Entscheidung holen. Und wenn du dich im Vorfeld informiert hast, welche Leistungsbausteine wirklich wichtig sind bei einer privaten Haftpflichtversicherung (siehe früheres Kapitel), und du auch einen »Top-Schutz-Tarif« ausgewählt hast, dann steht dem Online-Abschluss dieser Versicherung vermutlich nicht mehr viel im Wege.

Und tatsächlich sehe ich dies persönlich ähnlich – zumindest bei bestimmten Versicherungen (zum Beispiel private Haftpflichtversicherung, Hausratversicherung, Rechtsschutzversicherung, Kfz-Versicherung, Auslandsreisekrankenversicherung und andere). All diese Versicherungen haben eines gemeinsam: Sie sind extrem gut vergleichbar, da es nahezu keine individuellen Komponenten wie zum Beispiel deinen persönlichen Gesundheitszustand, deinen Beruf, dein Einkommen und so weiter gibt. Und diese gute Vergleichbarkeit ermöglicht es eben auch einem Versicherungslaien, eine solide »Online-Entscheidung« für (oder gegen) einen Tarif zu treffen. Solltest du aber an einen Punkt kommen, an dem du dir doch nicht sicher bist, ob du Versicherung XY wirklich online abschließen solltest, dann hol dir auf jeden Fall einen Experten mit dazu. Alles andere wäre sonst wieder grob fahrlässig gegenüber deiner eigenen finanziellen Existenz – denn um deren Absicherung geht es ja.

Und bevor ich dir gleich erkläre, welche Versicherungen du nicht online abschließen solltest, hier noch ein weiteres »Klick«, das ich mit den nachfolgenden Informationen hoffentlich in deinem Kopf auslösen kann.

»Online kaufen ist immer günstiger!« So denken zumindest viele Menschen und in vielen Fällen trifft dies auch zu. Wenn Produkte online verkauft werden, dann spart man sich oft Kosten, die bei einem stationären Vertrieb anfallen würden. Kosten für Ausstellungsräume, Mitarbeiter, die beraten, und so weiter. Hier kann man also durchaus sparen, wenn man online kauft. Aber wie sieht es bei Versicherungen aus? Hier könnte man ja erst mal vermuten, dass der Online-Abschluss von zu Hause aus auf einem Vergleichsportal günstiger sein muss, als wenn ich zum Versicherungsbüro um die Ecke gehe. Da muss es ja teurer sein, denn die Büromiete, die Mitarbeiter, die dort jeden Tag sitzen, die Büroausstattung und so weiter müssen finanziert werden.

Tatsächlich sieht die Welt bei Versicherungen etwas anders aus. Was nämlich das Online-Vergleichsportal und das Versicherungsbüro um die Ecke gemeinsam haben, ist, dass beide rechtlich Versicherungsvermittler sind. In den meisten Fällen sind Versicherungsvergleichsportale sogenannte Versicherungsmakler nach Paragraf 34d Gewerbeordnung. Schau doch einfach mal ins Impressum der einschlägigen Portale. Und das Versicherungsbüro – wenn es ein Versicherungsmakler ist – ist rechtlich betrachtet exakt das Gleiche. Und das bedeutet eben, dass sich beide auch an die gleichen Vorschriften, Gesetze und so weiter halten müssen. Und ein Vergleichsportal verdient genauso eine Provision für den Abschluss der im Beispiel genannten privaten Haftpflichtversicherung wie der Versicherungsmakler vor Ort. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass du selbst den größten Teil der Arbeit beim Online-Abschluss übernommen hast. Vom Geschäftsmodell her einfach genial. Und einen Teil des Risikos trägst du natürlich auch mit, da du vermutlich »per Klick« auch ausdrücklich auf eine Beratung verzichtet hast.

Einige Online-Vergleichsportale werben auch mit einer »Nirgendwo-günstiger-Garantie«. Und wenn es den Tarif tatsächlich irgendwo günstiger gibt, wird dir die Differenz erstattet. Genau bei diesen Themen geraten Versicherungsvergleichsportale immer wieder in den Fokus von Verbraucherschützern und das Thema »Provisionsweitergabeverbot« ploppt hier auf. Gleiches gilt auch, wenn zum Beispiel mit einem Amazon-Gutschein geworben wird, den du bei Abschluss mit dazubekommst.

Erst im Februar 2020 wurde ein »Jubiläums-Deal« von Check24 als Verstoß gegen das Provisionsweitergabeverbot eingestuft.26

Check24 hatte versprochen, dass man eine Versicherung bis zu zwölf Monate gratis bekommen kann, wenn man im Zeitraum vom 20.09. bis 10.10.2018 eine entsprechende Versicherung abschließt. Die Kunden haben dann bis zu einen kompletten Jahresbeitrag erstattet bekommen. Check24 hatte versucht, das Provisionsweitergabeverbot dadurch zu umgehen, dass die Prämie nicht für den Abschluss der Versicherung gezahlt werden sollte, sondern quasi eine Belohnung für das Eröffnen eines Kundenkontos war. Weiterhin wurde der Bonus auch nicht von der Check24-Versicherungsmaklerfirma ausgeschüttet, sondern von der Mutterfirma.

Die Richter sahen dies allerdings anders, stuften diese Aktion als rechtswidrig ein und untersagten Check24, künftig weitere solcher Aktionen durchzuführen.

Sind Online-Vergleichsportale für Versicherungen deshalb jetzt schlecht oder nicht zu empfehlen? Nein. In meinen Augen schaffen es diese Marktteilnehmer sehr gut, bisher sehr undurchsichtige Versicherungsbedingungen so darzustellen, dass auch ein Nicht-Profi Tarife vergleichen kann und einfacher eine für sich passende Entscheidung treffen kann.

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Die Praktiken, die hier teilweise angewandt werden, muss und kann ich allerdings nicht gutheißen. Aber hier gilt wohl einfach das Prinzip von Charlie Sheen aus Two and a Half Men: »Nicht vorher um Erlaubnis fragen, sondern im Nachhinein um Entschuldigung bitten.«

An der Stelle möchte ich auch noch anfügen, dass du bitte niemals einen finanziellen Anreiz wie zum Beispiel einen Amazon-Gutschein maßgeblich darüber entscheiden lassen solltest, welchen Versicherungstarif du abschließt. Das kannst du bei deinem Handytarif machen, aber bitte nicht, wenn es um die Absicherung von Risiken geht.

Also, Versicherungs-Vergleichsportale sind nicht böse und du kannst einfach strukturierte Versicherungen durchaus dort abschließen. Aber wie sieht es nun mit den komplexeren Versicherungen aus? Kannst du und solltest du auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung, eine private Krankenversicherung oder eine private Rentenversicherung online abschließen?

Mal davon abgesehen, dass dies teilweise heute noch gar nicht zu 100 Prozent online geht, stellt sich dennoch die Frage, ob hier ein Vergleichsportal oder eine Versicherungs-App die richtigen Ansprechpartner sind oder nicht.

Und auch hier möchte ich wieder auf das eingangs genannte Beispiel mit dem Autokauf zurückkommen. Nehmen wir jetzt einmal an, du überlegst, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Vielleicht hast du auch schon mal auf einer Versicherungs-Vergleichsplattform nachgeschaut, was dich eine Berufsunfähigkeitsversicherung so kosten würde. Das machen übrigens knapp 90 Prozent unserer Kunden. Sie schauen im Vorfeld auf Online-Plattformen, buchen aber dann eine Online-Beratung bei uns. Warum? Wenn man doch auch auf der Plattform teilweise online abschließen und sich zum Beispiel telefonisch beim Abschluss beraten lassen kann? Dazu gleich mehr.

Nehmen wir nun mal an, dass deine Berufsunfähigkeitsversicherung 100 Euro im Monat kosten würde. Damit sind 1.500 Euro Berufsunfähigkeitsrente abgesichert. Unser Beispielkunde ist 20 Jahre alt und schließt die Berufsunfähigkeitsversicherung bis zum 67. Lebensjahr ab (das aktuelle Renteneintrittsalter). Auch hier halte ich die Rechnung sehr einfach und lasse Beitragserhöhungen, Anpassungen der Berufsunfähigkeitsrente und so weiter außen vor. Über die Jahre würde eine Summe von 56.400 Euro gezahlt werden. Durch diverse Anpassungen der Berufsunfähigkeitsrente über dein Leben hinweg noch einiges mehr. Hier sind wir dann schon eher in der Kategorie eines sehr schicken Neuwagens.

Wie sicher fühlst du dich nun also dabei, eine Versicherung mit diesen Kosten mal schnell online abzuschließen? Wie sicher bist du, dass du alles richtig gemacht hast? Wie sicher bist du, dass du bei den Gesundheitsfragen keinen Mist gebaut hast? Wie sicher bist du, dass der Anbieter, der beim Vergleich ganz oben steht, auch der richtige für dich ist? Die meisten unserer Kunden fühlen sich hier nicht so sicher. Deshalb buchen sie dann eine Beratung bei uns oder eben bei jemand anderem, dem sie bei dieser wichtigen Versicherung vertrauen.

Ich nehme übrigens nur deshalb immer mal wieder Bezug auf unsere Beratung und Co., um dir Einblicke in die Praxis geben zu können, damit du bestimmte Sachverhalte einfacher verstehen und nachvollziehen kannst. Du darfst und solltest mit deinen Versicherungsthemen immer zum Ansprechpartner/zur Ansprechpartnerin deines Vertrauens gehen.

Du solltest dir also auch hier die Frage stellen, mit welchem Weg du dich wohler und sicherer fühlst. Online-Abschluss mit (oder ohne) Unterstützung des Anbieters, wo du aber den oder die Berater vermutlich nicht kennst und nicht einschätzen kannst. Oder aber du schließt eine komplexe Versicherung dann doch mit dem/der Versicherungsexperten/-expertin deines Vertrauens ab. Der Beitrag wird für dich grundsätzlich der gleiche sein – bis auf mögliche Werbeaktionen des Anbieters, von welchen du dich in erster Linie eben nicht leiten lassen solltest. Auch wenn das viele Menschen (leider) weiterhin machen werden. »Du kannst nicht alle retten …«, sagt meine Mama hier immer. Übrigens können oft auch »ganz normale« Versicherungsvermittler bei zum Beispiel Sachversicherungen exklusive Sonderkonditionen oder bestimmte Deckungskonzepte anbieten, die es online gar nicht gibt. Das solltest du auch mal gehört haben.

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Fazit: Online-Abschluss von Versicherungen ist nicht nur in vielen Fällen möglich, sondern geht teilweise auch sehr einfach und dennoch ordentlich. Bei komplexen Versicherungsprodukten solltest du dir aber die Frage stellen, mit welcher Form des Abschlusses du dich selbst dann doch wohler fühlst. Wo bekommst du genau das Level an Sicherheitsgefühl, das du brauchst?