ALTERSVORSORGE ÜBER DEN ARBEITGEBER

Möglicherweise war dies die erste Form der Altersvorsorge, die du gemacht hast. Eine sogenannte betriebliche Altersvorsorge (bAV) über deinen Arbeitgeber. Hier zahlt entweder der Arbeitgeber komplett selbst oder jeweils der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer in die betriebliche Altersvorsorge ein. Das Spannende: Jeder Arbeitnehmer, der in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert ist, hat grundsätzlich einen Anspruch auf eine Form der betrieblichen Altersvorsorge. Damit ergibt sich für dich als Arbeitnehmer ein Rechtsanspruch darauf, dass Teile deines Gehalts oder Lohns über eine betriebliche Altersvorsorge umgewandelt werden. Dies nennt man dann »Entgeltumwandlung«.

Es gibt die folgenden Durchführungswege bei der betrieblichen Altersvorsorge:43

Vermutlich kannst du mit keinem dieser Begriffe irgendetwas anfangen. Und ich würde niemals auch nur im Traum darauf kommen, dir hier einen Vorwurf zu machen. Die betriebliche Altersvorsorge ist eines der komplexesten Dinge, die es im Versicherungsbereich gibt. Und genau das ist leider auch der Grund, warum viele Arbeitnehmer dies dann nicht machen. Einfach weil es zu komplex, zu undurchsichtig und auch nicht sehr flexibel ist. Häufige Arbeitgeberwechsel können durchaus zu einem Problem werden, wenn du deine bAV mitnehmen möchtest zu einem neuen Arbeitgeber. Denn der neue Arbeitgeber müsste dir zwar auch wieder eine Entgeltumwandlung anbieten, aber er kann grundsätzlich vorschreiben, bei welchem Anbieter dies geschehen soll. Und meist gibt es – vor allem bei größeren Firmen – Rahmenverträge mit genau einem Versicherer. Und den musst du dann nehmen. Das heißt, nicht nur bei der Übertragbarkeit kann es unschöne Probleme geben, sehr oft kannst du auch nicht den Anbieter wählen, wo dann dein Geld hinfließt. Und wenn der Anbieter, den dein Arbeitgeber gewählt hat, nicht so geil ist, dann ist das eben auch doof.

Nicht groß überlegen musst du dagegen, wenn der Arbeitgeber hier wirklich alles zu 100 Prozent finanziert. Das Geld solltest du also unbedingt mitnehmen. Wichtig ist hier nur zu wissen, dass gewisse Zeiten erfüllt sein müssen, bis die Ansprüche aus dieser rein arbeitgeberfinanzierten betrieblichen Altersvorsorge unverfallbar sind. Dies hängt davon ab, wann du die Zusage erhalten hast und wie alt du bei Ausscheiden aus dem Betrieb bist. Für Zusagen zum Beispiel ab dem 01.01.2018 und einem Mindestalter von 21 Jahren ist die Zusage nach drei Jahren unverfallbar.44

Anders als bei anderen privaten Rentenversicherungen werden später mal – neben Steuern – auch Sozialversicherungsbeiträge auf deine Rentenzahlungen fällig. Also Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung. Der Freibetrag hierfür beträgt seit Januar 2020 ein Zwanzigstel der monatlichen Bezugsgröße bei den Beiträgen zur gesetzlichen Krankenversicherung. Das bedeutet, dass im Jahr 2021 monatlich bis zu 164,50 Euro beitragsfrei waren bezogen auf Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung.45

Auf der anderen Seite kannst du eben auch einiges an Steuern und Sozialabgaben sparen, da dein Beitrag direkt von deinem Bruttogehalt abgezogen wird.

Wie du vielleicht merkst, bin ich durchaus etwas skeptisch, was diese Form der Altersvorsorge angeht. Das liegt einfach daran, dass es wieder zu viele »Wenns« gibt, auf die du einfach keinen Einfluss hast. Und ich persönlich finde es dann doch sehr wichtig, dass ich maximalen Einfluss auf meine finanzielle Existenz in der Zukunft habe.

Deswegen bin ich auch ganz klar der Meinung, dass die betriebliche Altersvorsorge in der Form, wie sie gerade in Deutschland besteht, definitiv eine Reform braucht. Sie muss einfacher und nachvollziehbarer werden für den Arbeitnehmer. Ein gewisses Vorbild kann hier der »401k-Plan« aus den USA sein. Quasi die Form der betrieblichen Altersvorsorge, wie sie in den Vereinigten Staaten stattfindet, und eines der wenigen Dinge, die die USA im Bereich Absicherung ihrer Bürger besser machen als wir hier in Deutschland.

Mein Schwiegervater ist US-Bürger und er hat mir vor Kurzem gezeigt, was er jetzt demnächst an Rente aus seinem 401k zu erwarten hat. Ich sag’s mal so: Das ist – im positiven Sinne – weit entfernt von einem Rentenniveau von circa 48 Prozent, das wir aktuell in Deutschland haben.

Ob eine betriebliche Altersvorsorge in der ein oder anderen Form für dich Sinn macht, hängt wirklich ganz davon ab, wo du arbeitest, wie dort die Konditionen sind, welcher Anbieter gewählt wurde und ob so eine Form der Altersvorsorge eben auch zu deinem Leben passt. Bitte lass dich hier umfangreich beraten und dir aufzeigen, wie hoch tatsächlich dein Steuervorteil ist. Vergessen darf man natürlich auch nicht, dass du durch die Entgeltumwandlung und die dadurch gesparten Sozialabgaben auch weniger in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlst und dies deinen Anspruch dort schmälern kann.