Private Krankenversicherung (PKV) oder doch gesetzliche Krankenversicherung (GKV)? Welche Form der beiden Krankenversicherungen solltest du wählen – falls du wählen kannst? Als Angestellter kannst du nämlich nur in die private Krankenversicherung wechseln, wenn du über der sogenannten Jahresarbeitsentgeltgrenze verdienst. Diese liegt auch 2022 bei 64.350 Euro brutto im Jahr.46
Nur wer als Angestellter mindestens ein Jahr lang über diesem Wert verdient, kann sich privat krankenversichern lassen. Weiterhin können sich Beamte und Selbstständige privat krankenversichern und Studierende zu Beginn des Studiums. Nur weil man sich aber privat krankenversichern kann, heißt das noch lange nicht, dass man dies auch tun sollte.
Die Entscheidung für oder gegen die private Krankenversicherung muss sehr gut überlegt sein. Und wenn es eine Versicherung gibt (neben der Berufsunfähigkeitsversicherung), die du auf keinen Fall allein angehen solltest, dann definitiv die private Krankenversicherung. Du läufst sonst einfach Gefahr, zu viele Fehler bei der Tarif- und Versicherer-Wahl zu machen oder auf billige PKV-Lockangebote hereinzufallen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass du hier einen Fehler machen wirst, ist einfach verdammt hoch. Und die Vergangenheit zeigt, dass sehr viele Menschen eben auch diese Fehler gemacht haben. Das sind die Menschen, die heute von den Beiträgen ihrer privaten Krankenversicherung erschlagen werden, weil sie entweder niemals hätten in die PKV wechseln sollen oder einem der »Billigtarife« auf den Leim gegangen sind, welche dann mit der Zeit beitragstechnisch explodiert sind. In die private Krankenversicherung zu wechseln mit der Intention, Geld zu sparen, funktioniert langfristig nicht. Wie soll das auch gehen? Du entscheidest dich quasi für den Mercedes der gesundheitlichen Absicherung, bezahlst aber nur den Preis eines Dacia. Da kann doch was nicht stimmen. Eine gute private Krankenversicherung kostet eben auch gutes Geld.
Der in meinen Augen einzige legitime Beweggrund für eine private Krankenversicherung ist die bestmögliche medizinische Versorgung und nichts anderes. Mit allen anderen Motiven wirst du vermutlich langfristig scheitern. Die private Krankenversicherung kann dir Leistungen unabhängig vom Wirtschaftlichkeitsprinzip (kannst du im Sozialgesetzbuch V nachlesen) der gesetzlichen Krankenversicherung bieten. Dies ist übrigens auch mit privaten Krankenzusatzversicherungen möglich, zum Beispiel für das Krankenhaus oder auch den Zahnarzt.
Deine Familienplanung sollte bei der Wahl für oder gegen eine PKV auch eine Rolle spielen. Einen »Familientarif«, wie er in der gesetzlichen Krankenversicherung existiert, gibt es in der privaten Krankenversicherung nicht. Hier braucht jeder Versicherte einen eigenen Tarif. Und je mehr Versicherte (zum Beispiel Kinder), desto teurer wird es natürlich insgesamt.
Und ich muss dazu ergänzen, dass es als Letztes auch noch die Hürde deines Gesundheitszustands gibt. Selbst wenn du grundsätzlich in die PKV kannst und auch willst, heißt das noch lange nicht, dass diese dich auch aufnehmen wird. Private Krankenversicherer sind eben auch private Unternehmen, die ihre eigenen Annahmerichtlinien haben. Diese sind übrigens auch sehr wichtig, damit es zu keinen zu großen, unkalkulierbaren Risiken im Versichertenkollektiv kommt. In anderen Worten: Bist du in den Augen des privaten Krankenversicherers zu krank, dann kommst du auch nicht in die PKV oder nur mit teilweise erheblichen Risikozuschlägen.
Du siehst, dass du diese Entscheidung definitiv nicht mal so nebenbei treffen solltest, sondern dir sehr genau überlegen musst, welche Option für dich am besten passt. Denn dies sollte eine Entscheidung sein, die du bestenfalls nur einmal in deinem Leben triffst und deshalb auch nicht unbedingt allein treffen solltest.