WAS PASSIERT, WENN EIN VERSICHERER PLEITEGEHT?

Viele Menschen haben Angst davor, dass der Versicherer, bei welchem man seine Rentenversicherungen oder die private Krankenversicherung hat, pleitegeht. Dass ein Versicherer auch insolvent werden kann, zeigt das Beispiel der Mannheimer Versicherungen aus dem Jahr 2003.50

Allerdings sollte man an der Stelle hinzufügen, dass sich die Mannheimer Versicherungen mit Aktienspekulationen quasi selbst ruiniert haben. Sie wurden dann ein Fall für die sogenannte Protektor Lebensversicherungs-AG – ein Sicherungsfonds für strauchelnde Lebensversicherer.

Für private Krankenversicherer gibt es ebenfalls einen solchen Sicherungsfonds. Dieser nennt sich »Medicator AG«. Finanziert werden beide Fonds durch Beiträge der teilnehmenden Versicherer. Alle Versicherer, die ihren Sitz in Deutschland haben und Lebensversicherungen (Rentenversicherungen) oder private Krankenversicherungen vertreiben, sind hier Pflichtmitglieder.51

Protektor hat dann den Bestand der Mannheimer Versicherungen weitergeführt, saniert und im Jahr 2017 an den »Run-off-Spezialisten« Viridium (ehemals Heidelberger Lebensversicherung) verkauft.52

Dies könnte also ein typischer Ablauf sein, wenn einem Lebensversicherer die Insolvenz drohen sollte. Für Sachversicherungen gibt es übrigens keinen derartigen Sicherungsfonds. Das liegt daran, dass Sachversicherungen zum einen vom Risiko her ganz anders kalkuliert werden können, zum anderen kannst du als Versicherter eine Sachversicherung auch viel einfacher kündigen und woanders eine neue Versicherung abschließen, was bei Rentenversicherungen, privaten Krankenversicherungen oder Berufsunfähigkeitsversicherungen eben nicht so einfach möglich ist. Deswegen braucht es hier einen besonderen Schutz für die Versicherten. So sieht es zumindest die BaFin (die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht).

Wenn man sich die sogenannte Solvenzquote anschaut, die angibt, wie »flüssig« ein Versicherer ist, dann muss diese immer über 100 Prozent liegen. Ansonsten greift die BaFin ein. Der Versicherer muss dann klare Maßnahmen vorlegen, wie er seine Finanzkraft verbessern will. Die Versicherungsaufsicht Bafin prüft diese Maßnahmen anschließend auf Erfolg.

Du solltest deshalb auch immer schauen, dass du vor allem deine Renten- und Berufsunfähigkeitsversicherungen bei einem solventen und finanzstarken Versicherer unterbringst. Deine Verträge laufen meist mehrere Jahrzehnte und vor allem Rentenversicherungen sollen dir ja dann auch noch mal mehrere Jahrzehnte nach dem Ende der Beitragszahlung eine monatliche Rente bescheren.

Auch wenn viele »Crash-Propheten« seit Jahren warnen, dass es bald eine Pleitewelle von Versicherern geben wird, so ist diese dennoch bisher ausgeblieben. Und ich persönlich gehe auch nicht davon aus, dass sie kommen wird. Viele deutsche Versicherer haben zwei Weltkriege überstanden und auch die Wirtschaftskrise 2008. Und sie sind immer noch da. Natürlich ist das lang anhaltende Niedrigzinsumfeld eine Herausforderung für alle Versicherer, aber ich sehe darin keinen K. o. der Lebens- oder Krankenversicherer.

Es ist ja nicht so, dass man dort einfach nur Däumchen dreht und abwartet, was so passiert. Viele Versicherer haben ihr Kapital in Anlagen umgeschichtet, mit denen man auch in Niedrigzinsphasen gute Renditen machen und Überschüsse erwirtschaften kann (zum Beispiel Investitionen in Immobilien).

Weiterhin ist es auch so, dass Versicherer im Vergleich zu Banken viel strengeren Auflagen unterliegen, was die Anlage der Beiträge der Versicherten angeht. Es hat schon einen Grund, warum die Krise 2008 »Bankenkrise« hieß und nicht »Versicherungskrise«.

Unterm Strich sehe ich es wie folgt: Niemand kennt die Zukunft. Niemand weiß, ob wir in 10 oder 20 Jahren eine neue Finanzkrise haben werden, die einfach alles mit sich reißt, egal ob Banken, Versicherer oder dein Sparbuch – auch wenn es natürlich wieder ein paar geben wird, die das dann schon heute gewusst haben wollen.

Die Auflagen für Versicherer sind sehr streng und werden ständig von der BaFin überwacht. Mit Protektor und Medicator haben wir in Deutschland Sicherungssysteme, die in dieser Form weltweit einmalig sind.

Sollte es dennoch mal so weit kommen, dass dein Versicherer in Schieflage gerät, dann greifen erst mal die genannten Sicherheitsmechanismen unter Aufsicht der BaFin.

Gehen zum Beispiel alle Lebensversicherer gleichzeitig pleite oder wenige sehr große, dann helfen die Sicherungsfonds natürlich auch nicht mehr. Aber ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass wir in so einer Situation sicherlich ganz andere Probleme haben werden.

Du entscheidest – mal wieder – selbst, ob du eher an finanzstarke Versicherer und Sicherungsmechanismen glaubst oder daran, dass eh irgendwann alles den Bach runtergehen wird. Ich persönlich wähle immer Ersteres, da Letzteres für mich keine Entscheidungsgrundlage für ein lebenswertes Leben ist, in welchem ich nicht hinter jeder Ecke den nächsten großen Crash oder eine Finanzverschwörung sehe. Und da soll noch mal jemand sagen, dass die Versicherungsbranche dauernd das »Spiel mit der Angst« betreiben würde.

Mir ist natürlich vollkommen klar, dass ich hier auch noch auf unzählige weitere häufige Fragen hätte eingehen können. Versicherungsfragen sind praktisch unendlich. Ich hoffe dennoch, dass ich dir mit diesem Kapitel ein paar schnelle Antworten auf häufige Versicherungsfragen geben konnte, die du dir möglicherweise auch schon mal gestellt hast.