Bitte erlaube mir nun noch einen kurzen Blick in die Zukunft. Eigentlich geht es mir darum, was ich mir für die Zukunft von der Versicherungsbranche und von Versicherungskunden wünsche. Die Hausaufgaben auf Seiten der Versicherungsbranche, vor allem bei Versicherern und großen Versicherungsvertrieben, liegen, denke ich, auf der Hand. Zum einen müssen Versicherungsbedingungen kundenfreundlicher gestaltet werden. Es kann nicht sein, dass selbst ich mit einem Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaft und Recht, einer Ausbildung als Kaufmann für Versicherungen und Finanzen und einem Finanzfachwirtstudium diverse Passagen in Versicherungsbedingungen fünfmal lesen muss, bis ich sie verstanden habe. Oftmals muss ich dann auch noch beim Versicherer anrufen und mir bestätigen lassen, dass ich auch wirklich alles richtig gedeutet habe. Gut, du könntest jetzt sagen, dass das an mir liegt und ich einfach zu doof zum Lesen bin. Ich kann dir allerdings versichern, dass das definitiv nicht der Fall ist. Wenn du mir das nicht glaubst, frag mal meine Eltern. Die mussten mir als Jugendlichem den kompletten Strom auf unserer Etage abstellen, weil ich sonst die ganze Nacht durchgelesen hätte. Lesen kann ich also. Der Punkt ist der: Wenn selbst ein Profi verschiedene Versicherungstexte nicht exakt deuten kann, wie soll das dann ein Laie schaffen? Das ist maximal kundenunfreundlich. Wären Versicherungsbedingungen verständlicher geschrieben, dann hätten Versicherer auch nicht so viele Probleme mit Kunden, die auf Leistungen bestehen, die nie versichert waren. Denn dann hätten die Kunden dies im Vorfeld nämlich bereits verstanden. Und es gibt auch genug Stimmen, die an dieser Stelle (wahrscheinlich nicht ganz zu Unrecht) behaupten, dass Versicherungsbedingungen absichtlich so kompliziert geschrieben sind, damit für den Versicherer immer eine Hintertür offen bleibt.
Liebe Versicherer, ihr habt nun in den kommenden Jahren die Chance, den Menschen, die euch vertrauen, genau das Gegenteil zu beweisen.
Des Weiteren würde ich es begrüßen, wenn auch endlich branchenübergreifend echte Digitalisierung stattfände. Für das Wohl der Kunden und auch für das mentale Wohlergehen meinerseits und aller Versicherungsvermittler da draußen. Aber vermutlich sollte ich diese Passage an die Versicherer faxen, damit sie auch wirklich ankommt. Sorry, diesen Seitenhieb konnte ich mir einfach nicht verkneifen. It’s funny because it’s true.
Kommen wir zu den Versicherungsvertrieben. Hier möchte ich eigentlich nur eine Sache loswerden: Solange nicht damit aufgehört wird, neue Berater durch falsche Anreize (fette Rolex, dicke Karre und das Ganze schon übermorgen) in die Branche zu locken, die dann wiederum auf Verbraucher losgelassen werden und großen Schaden anrichten, wird sich rein gar nichts am Ruf unserer Branche ändern. Und bitte schreibt mir keine E-Mails, dass das ja so nicht stimmen würde. Es passiert weiterhin jeden Tag da draußen.
Hört auf damit und fangt endlich an, bei der Suche nach neuen Beratern Qualität über Quantität zu stellen. Ich weiß, dass hier viele schon sehr gute Arbeit leisten. Aber zu viele eben noch nicht. Wenn sich diese eine Sache nicht ändert, wird sich an dem Ruf unserer Branche rein gar nichts ändern.
Und was wünsche ich mir für deine Zukunft? Und die der Versicherungskunden und Verbraucher? Ich wünsche mir, dass ihr der Versicherungsbranche und den Menschen, die darin arbeiten, eine (neue) Chance gebt. Viele haben es einfach nicht verdient, so von der Gesellschaft behandelt zu werden, wie sie aktuell behandelt werden. Ich kenne so viele extrem gute Berater und Beraterinnen, die sich jeden Tag mit so viel Herzblut um ihre Kunden kümmern und bei denen der Kunde immer im Mittelpunkt steht und nicht irgendeine Provision oder interne Zielvorgabe. Wenn du mal einen Termin absagen musst, dann sage ihn bitte rechtzeitig ab (ja, das ist eine meiner eigenen, alten, noch offenen Wunden).
Sag deinem Vermittler auch einfach mal, dass er oder sie einen guten Job gemacht hat. Und vielleicht schreibst du ihm oder ihr ja auch eine kurze Bewertung.
Respekt ist keine Einbahnstraße. Und gegenseitiger Respekt war wohl noch nie so wichtig wie in unserer heutigen Zeit.
Das ist quasi mein persönlicher Wunschzettel für die Zukunft meiner Branche.