Epilog

König Nazir starb einen Tag, nachdem Haya wieder in Ghada-Stadt gelandet war. Jaber organisierte die Trauerfeier, und Haya war plötzlich eine Königin, die sich auf der Beerdigung um Adel und Staatsoberhäupter kümmern musste. Ihr blieb kaum Zeit, um über sich selbst und ihre neue Rolle nachzudenken. Und kurz vor der offiziellen Krönung stellte auch sie fest, dass sie schwanger war.

Haya machte aus ihrer Position einen Vollzeitjob. Es verging kaum ein Tag, an dem sie nicht für wohltätige Zwecke unterwegs war, und das Volk liebte sie. Sie gründete im ganzen Königreich Mädchenschulen und entwickelte mit Jaber gemeinsam Gesetzesvorschläge, die auf eine Demokratie abzielten.

Sie und Noor waren oft an den Wochenenden in der neuen GLAMOUR-Filiale in Ghada-Stadt zu sehen.

Sally arbeitete weiter bis einen Tag vor ihrer offiziellen Hochzeitsfeier, die das Gesellschaftsereignis des Jahres wurde. Dann weiter bis zwei Tage vor der Geburt ihres Babys. Königin Haya kam zur Hochzeit als Sallys Trauzeugin, während Jane es vorzog, in der ersten Reihe zu sitzen. Doch bei der Geburt war es Jane, die Sallys Hand hielt, als sie einen schreienden Chris junior herauspresste. Sein Vater, einer der zähesten Sportler der vergangenen Jahre, hatte die Flucht ergriffen, als die Wehen seiner Frau einsetzten; er konnte es nicht ertragen, sie leiden zu sehen, ohne ihr in irgendeiner Weise die Arbeit zu erleichtern.

Sally nahm sich zwei Monate Auszeit. Als sie zurückkam, richtete sie flexible Arbeitszeiten und Betriebskindergärten in jeder GLAMOUR-Filiale der Welt ein. Die weiblichen Angestellten waren begeistert, die weiblichen Kunden entzückt, und die Verkaufszahlen stiegen.

»Siehst du?«, hatte Haya zu ihrer Freundin gesagt. »Letztendlich ist es die Freundschaft, die zählt.«

Jane Morgan glaubte daran. Sie hatte die Vorstandssitzung von GLAMOUR lächelnd verlassen: Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte es ihr gutgetan, zu verlieren. Sie hatte mit Haya und Sally für die Presse posiert, Sally als neue Chefin in der Mitte, und Jane hatte es nicht das Geringste ausgemacht.

Sie hatte noch so vieles vor sich. Zum Beispiel einen Neuanfang.

Als die Presse endlich genug von ihnen hatte und abzog, kehrte Jane zu ihrem Wagen zurück. Sie ließ sich auf die Rückbank fallen, setzte die Sonnenbrille auf und seufzte tief und erleichtert.

»LAX, bitte.«

Der Fahrer tippte sich an die Kappe. »Ja, Ma’am.«

Sie checkte ein, ohne sich besonders zu beeilen. Erste Klasse bedeutete, dass man den nächstmöglichen Flug bekam.

»Ich fürchte, wir haben nur einen Platz am Gang, Ma’am. Sind Sie damit einverstanden?«

»Sicher«, sagte Jane, obwohl sie sich gewöhnlich selbst einen Platz aussuchte. »Wo immer noch etwas frei ist.«

»Wunderbar«, sagte die Angestellte hinter dem Schalter und warf ihrer Kollegin einen Blick zu. »Dann wünsche ich Ihnen einen guten Flug.«

Als sie an Bord ging, sah sich Jane verwirrt in der Ersten Klasse um. Kein einziger Passagier war zu sehen. Sie wandte sich an die Stewardess.

»Man hat mir gesagt, es sei nur noch der Platz 1B frei.«

»Das ist richtig, Ma’am. All die anderen Sitze sind gebucht. Darf ich Sie zu Ihrem ...«

Aber Jane ging bereits durch den Gang. Ärgerlich – der Abflug würde sich wahrscheinlich verzögern, denn offenbar wollten alle anderen Passagiere in letzter Minute eintreffen. Aber sie dachte nicht daran, sich dadurch die Laune verderben zu lassen. Nicht heute.

Einer saß immerhin schon da; sie entdeckte den Hinterkopf eines Mannes auf Platz 1A. So weit zu einem Flug in seligem Schweigen. Jane packte den Koffer und hob ihn hoch.

»Darf ich helfen?«, fragte er, stand auf und betrat den Gang. Jane schnappte nach Luft. Craig Levin.

Er nahm ihr den Koffer ab und hievte ihn problemlos ins Gepäckfach. Genau wie damals, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren.

»Ich brauche einen anderen Platz«, brachte sie hervor und sah sich nach der Stewardess um. Die war jedoch seltsamerweise verschwunden.

»Das geht leider nicht, wenn du Erste Klasse fliegen willst. Kein anderer Platz ist frei.«

»Na, sieh dich doch mal um.«

»Ich habe alle gebucht.«

Jane blinzelte. »Bitte? Du hast die gesamte Erste Klasse gebucht?«

»Jep. Damit du neben mir sitzen kannst. Und du wirst zugeben müssen, dass eine solche Geste mindestens Respekt verlangt. Komm schon, setz dich.«

»Craig ...«

»Ich sagte, setz dich.«

Sie gehorchte.

Er beugte sich über sie und küsste sie sanft, aber besitzergreifend auf die Lippen.

»Ich habe mitbekommen, was vorhin passiert ist. Das war enorm couragiert, Jane. Das war gut.«

»Sie ist die Richtige dafür.«

»Und du bist die Richtige für mich«, sagte er. »Vielleicht schaffe ich es ja heute, dich mir gegenüber etwas milder zu stimmen.«

Jane starrte ihn an, während er in seine Jackentasche griff und ein kleines Kästchen herausholte. Ein Schmuckkästchen. Unwillkürlich legte sie sich die Hand auf den Mund. Er öffnete das Kästchen und enthüllte einen schmalen Goldring mit Smaragden. »Der gehörte meiner Mutter.« Er nahm ihre zitternde Hand und schob den Ring auf ihren Finger. »Ich habe mich der schlichten Tatsache gestellt. Du bist dazu geboren, meine Frau zu sein und nicht die eines anderen. Ich kann ohne dich nicht schlafen. Und der Gedanke, dass dich ein anderer anfassen könnte, ist mir einfach unerträglich. Daher gibt es wohl nur eine Möglichkeit, dich für mich zu behalten. Ein Präventivschlag.« Levin küsste sie wieder, diesmal sehr viel inniger. Er begehrte sie, wollte sie jetzt, hasste die Aussicht, noch fünf Stunden warten zu müssen.

»Na ja, das ist ja vielleicht ein Antrag.«

»Ich bitte dich nicht, mich zu heiraten. Ich fordere es. Du gehörst mir. Du bist meine Frau.«

»Ja«, presste sie hervor, vor Glück und Verlangen kaum in der Lage, etwas zu sagen. »Deine Frau.«

Ihre Lippen trafen sich, sie umschlangen einander, und es gab nur noch sie beide.

»Verdammt«, sagte Jane und grinste, als sie kurz nach Luft schnappte. »Das wird lustig.«