Kapitel 10

V on seinem Platz in einer Nische der Lobbywand aus beobachtete Plato wie eine Statue die Ereignisse im Hotel Laguna Maldita. Über Nacht hatte das Rumpeln in den Wänden nicht aufgehört. Im Gegenteil, es war sogar noch schlimmer, als würde der Kessel gleich explodieren.

Die Mafiosi ließen sich ihre Macht zu Kopf steigen. Die skurrile Wissenschaftlerin, Doktor Hailey, dümpelte im Hotel herum, führte Selbstgespräche und schnauzte jeden an, der nachfragte, wovon sie redete.

»Ober!«, polterte Donte von seinem Tisch aus. »Bring mir noch einen Drink! Wenn mein Kunde hier ist, bedienst du uns nicht. Ich will nicht, dass du unser wichtiges Geschäft belauschst.«

Paul beugte sich vor. »Ist das mit dem Vorsitzenden des Verkehrsausschusses? Wollen wir ihnen unsere Regeln aufzwingen?«

Dontes Nasenlöcher blähten sich auf. »Ich schwöre, du bist wertlos. Geh zurück in die Küche und finde heraus, warum das mit meinen Tacos so lange dauert.«

Paul widersprach nicht. Er stapfte sofort in die Küche.

»Ja, Sir«, antwortete der Kellner, den Jack am Morgen eingestellt hatte. Sie brauchten zusätzliche Hilfe, wenn es im Hotel so weiterging. Der Kellner mit Namen Emmanuel deutete eine Verbeugung an und marschierte zurück an die Bar.

»Was ist, wenn die Taxifahrer dir nicht einen Teil ihres Gewinns für unsere Schutzleistung geben wollen?«, wollte Kevin wissen.

»Dann drohen wir damit, ihren Fuhrpark zu demolieren und uns hinter die unabhängigen Fahrer zu stellen«, antwortete Donte sofort. »Man muss nur die Schwachstelle eines Mannes finden, dann kann man ihn in die Knie zwingen.«

»Hält es dich manchmal nachts wach, dass wir unser Geld mit der harten Arbeit anderer Leute verdienen?«, erkundigte sich Kevin ganz ernsthaft.

Donte zuckte zusammen und seine Hand hob sich bedrohlich an seiner Seite. »Nein«, entgegnete er schließlich. »Was mich letzte Nacht wach gehalten hat, war das unaufhörliche Heulen des Heizkessels. Das Ding muss dringend repariert werden oder ich werde ihm mit meinem besten Freund ein Ende machen.« Er tätschelte seine Pistole im Halfter.

»Die Besitzer haben mir versichert, dass der Heizkessel repariert wird«, erklärte Emmanuel und reichte Donte einen Drink. »In der Zwischenzeit hat Mister Ward allen Gästen des Hotels Ohrstöpsel angeboten.«

»Wie auch immer.« Donte verscheuchte den Kellner. »Mein erstes Opfer … ich meine, mein Kunde ist hier. Verschwinde und pass auf, dass uns niemand stört.«

»Aber Donte«, mischte sich Kevin ein. »Die Lobby ist für die Hotelgäste da.«

»Wenn wir nicht wären, gäbe es hier keine Gäste«, merkte Donte in einem strengen Tonfall an und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Emmanuel zu. »Wie ich schon sagte, darf während unserer Treffen niemand hierherkommen. Nicht einmal die Wards. Kümmere dich darum.«

»Sehr wohl, Sir.« Der Kellner verbeugte sich und wich zurück.

Platos Augen verengten sich, als er sah, wie sich die Szene entwickelte. Für viele mochte es so aussehen, als hätten die Mafiosi die Macht übernommen und alles wäre außer Kontrolle geraten, aber für den magischen Lynx lief es perfekt nach Plan.