Kapitel 13

O rkanartige Winde bogen die Palmen an der Lagune wie Grashalme und Kokosnüsse fielen wie große Hagelkörner zu Boden. Die Wellen in der Lagune rollten hoch über die Stützmauer und überfluteten den Rasen. Der Regen, der als Sprühregen begonnen hatte, verwandelte sich schnell in einen sintflutartigen Regenguss.

Der Hurrikan war offiziell eingetroffen, beobachtete Plato aus dem Schutz eines Hotelfensters. Doktor Haileys Versuche waren außer Kontrolle geraten. Was die verrückte Wissenschaftlerin nicht bedacht hatte, war, dass man keinen kleinen Sturm erschaffen konnte. Sobald die Bedingungen stimmten, übernahmen die Kräfte der Natur das Kommando.

Bei ihren Bemühungen, die Hurrikan-Maschine zu testen, hatte Doktor Hailey einen solchen erzeugt, der nun seinen Lauf nahm. Aber wie Sherlock Holmes einmal sagte: »Nicht alle Stürme kommen, um dein Leben zu stören. Manche kommen, um dir den Weg freizumachen.«

Genau das war Platos Plan. Dieser Sturm würde dem Hotel Laguna Maldita mehr als nur ein paar Schäden zufügen. Wenn alles nach Plan verlief, sollte er dem Ort zu einem Neustart verhelfen.

Francesca und Jack beeilten sich, die Sonnenschirme zu schließen und die Gartenmöbel hereinzuholen, bevor sie weggeweht wurden. Der Sturm war so plötzlich hereingebrochen, dass sie kaum Zeit hatten, sich vorzubereiten. Sie hatten Laura aufgefordert, in der Sicherheit des Hotels zu bleiben, aber dank Lunis hatte sie eine wichtige Aufgabe.

Plato warf einen Blick auf die Hotelbar, wo das Mädchen so tat, als würde es Mathehausaufgaben machen. Ein paar Katzen aus der Nachbarschaft hatten wegen des Sturms in der Hotellobby Zuflucht gesucht, sodass Plato niemandem auffiel. Er genoss es, sich ausnahmsweise nicht verstecken zu müssen, was die Beobachtung der nächsten Schachzüge vereinfachte.

Niemand schenkte einer unscheinbaren schwarz-weißen Katze viel Aufmerksamkeit bei all den Ereignissen. Niemand dürfte vermuten, dass er all die Geschehnisse, die sich ereignen sollten, inszeniert hatte.

»Emmanuel.« Laura tippte mit ihrem Bleistift auf ihr Notizbuch. »Hast du von dem Schiff gehört, das während des Hurrikans hier in Tortugas Locas anlegen soll?«

»Hm, was?«, fragte der Kellner hinter der Theke und schaute sich geistesabwesend um.

»Ja, anscheinend soll es ein Frachtschiff sein, beladen mit Diamanten, das vor seinem Zielhafen eigentlich nie einen Halt macht.« Laura kaute auf ihrem Bleistift herum und hielt sich perfekt an ihr Drehbuch.

Donte hörte das und schaute von seinem Tisch auf. »Hey Lori, was ist mit dem Diamantenschiff?«

Die Zwölfjährige drehte sich auf ihrem Hocker an der Bar um und sah den Mafioso finster an. Sie war die Einzige von den Wards, die keine Angst vor Donte oder seinen Schlägern hatte. »Mein Name ist Laura. Ich habe mit Emmanuel gesprochen, nicht mit dir.«

Donte war es nicht gewohnt, dass man ihm widersprach – schon gar nicht von einem jungen Mädchen – und sah einen Moment lang verwirrt aus, bevor er den Kopf schüttelte. »Nun, ich möchte, dass du mit mir sprichst.«

Sie verdrehte ihre dunkelbraunen Augen. »Also gut, da ist dieses Schiff. Es heißt Tiffany und der unvorhergesehene Hurrikan zwingt es anscheinend, hier anzulegen. Normalerweise hält es nicht an, aber im Moment ist es auf dem Meer nicht sicher, deshalb liegt es im Hafen fest.«

Donte verengte seine Augen. »Wie hast du das herausgefunden?«

»Meine Mathelehrerin hat es erzählt«, antwortete Laura völlig unbeeindruckt. »Ihr Mann arbeitet in der Werft und sagt, dass das Schiff größer ist, als sie es normalerweise abfertigen. Dann hat sie eine ganze Geometriestunde daraus gemacht, wie man das Schiff in den Hafen navigiert. Ich schätze, es sollte eine Art praktische Lektion sein, aber ich konnte nur daran denken, wie cool es wäre, an Bord zu gehen und all die Diamanten glitzern und funkeln zu sehen.«

»Ja, cool.« Donte drehte sich wieder zu Kevin und Paul um. Beide warfen ihm gierige Blicke zu.

Laura, die immer noch schauspielerte, wandte sich wieder ihren Hausaufgaben zu. »Nun, leider werde ich keine Gelegenheit dazu haben, denn das Schiff bleibt nur so lange, bis der Sturm vorüber ist.«

»Außerdem bist du noch ein Kind, das nicht auf ein Schiff voller Diamanten darf«, fügte Emmanuel hinzu und polierte ein Glas.

»Ja, so ist es wohl.« Laura lächelte Plato an, als er auf dem Weg zum Heizungsraum an ihr vorbeiging.