33 – Clara

Ich rufe ihn sonst nie vormittags an. Heute schon kurz vor acht.

»Hey, wie geht es dir?«, frage ich ihn.

»Es geht, wie’s geht. Hab gestern mal im Laden vorbeigeschaut. Neue Wischerblätter gekauft. Und Lecksteine für die Schafe. Das Geld ist so gut wie weg, ja. Aber von Bella habe ich seit zwei Tagen nichts gesehen. Das gefällt mir überhaupt nicht.«

»Die kommt sicher bald wieder«, sage ich, dann nehme ich innerlich Anlauf. »Hör mal, Papa … Haavard ist bei der Polizei zu einer Vernehmung, und wie es aussieht, bleibt er noch dort.«

»Ach du lieber Himmel … Was sagst du da? Wegen diesem Mord im Krankenhaus?«

»Ja. Und dem in Lysebu. Das kann nur ein Missverständnis sein oder Routine. Es klärt sich sicher schnell auf. Aber könntest du so lange herkommen? Ich zahle natürlich die Fahrkarten.«

Kurz ist es still.

Mein Vater hat sich zu Hause immer am wohlsten gefühlt.

Bevor seine Eltern starben und er den Hof übernehmen musste, ist er ein paar Jahre zur See gefahren. Kaum hatte er den Hof, war die Abenteuerlust ebenso verschwunden wie jede Chance, überhaupt noch irgendwohin zu fahren. Was vielleicht noch übrig war, hat sich mit dem halben Jahr im Libanon erledigt.

Abgesehen von fünf oder sechs Übernachtungen bei uns im Laufe der Jahre wegen Taufe und so hat er seitdem nie mehr woanders geschlafen als zu Hause auf seinem Hof.

»Ja«, sagt er. »Geht klar.«