Kapitel 18

Das kleine Haus.

Es schrumpfte immer mehr und mehr um mich herum. Die Sonne war halb um das Haus herumgewandert und schien jetzt durch eins der schießschartenkleinen Fenster. Ein direkter Spot auf mich. Tanzende Staubkristalle. Wie in der Kindheit eine Treppe, auf der man in den Himmel hinauflaufen kann.

Ich hatte meine Rolle schlecht gelernt.

Ich hatte auch vergessen, wer hier für das Bühnenbild verantwortlich war.

In Hollywood, da waren die Profis, die hielten sich genau an das Drehbuch. Hier wurde diskutiert. Geändert. Auch das war vorbei. Was gesagt wird, wird getan. Du bist Wachs in den Händen des Künstlers. Und wer ist der Künstler? Ich stand auf und leerte die zwei Kippen aus der Sardinendose in den schwarz verrußten Kamin. Dann begann ich aufzuräumen.

Etwas tun. Spuren beseitigen. Ich dachte nicht nach, räumte nur, ordnete, wischte und fegte. Der Teppich war völlig versaut. Ich brauchte Wasser. Wieder verdunkelte ein Schatten die Tür. Schon wieder. »Hau ab«, sagte ich müde. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst abhauen. Bitte!«

»Nein.«

Er kam ins Haus. »Nein. Das hast du nie gesagt.« Ruhig. Er trug nur eine rote Badehose. Goldbraun unter Schweißperlen. Kam näher. Ich konnte ihn riechen. Salz und Sonne und Haut. Marc.

»Hellemein!«

Er umarmte mich und hielt mich fest. Stundenlang, so kam es mir vor. Er küßte mich nicht, er bewegte sich nicht. Stand nur da, hielt mich. Sein Atem blies mir die Haare über die Ohren. Das Gesicht konnte ich nicht sehen.

Die Explosion ließ den Boden unter unseren Füßen beben. Ich zuckte zusammen, aber er hielt mich.

»Was war das?«

»Nichts«, flüsterte er, »nichts.«

Ich wollte rausrennen, er küßte meinen Hals, die Schultern, weinte. »Das war nichts. Eine von den Butangasflaschen. Die gehen schon mal hoch, wenn einer nicht aufpaßt.« Er rieb sich kurz an meinem T-Shirt, hob den Kopf und sah mich an. »Ich liebe dich.«

Der Feuerball hinter der Zypresse war in dem Sonnenlicht kaum zu erkennen. Auch der Baum schien zu brennen. Flimmernde Lichtzacken. Dann bog er sich langsam, ohne seine typische Kontur zu verlieren.

»Ich liebe dich so sehr!«