NICHT GEIMPFT – WAS NUN?

Manche medizinischen Bedingungen verbieten eine Impfung (man bezeichnet das als Kontraindikation). Und manche Menschen entscheiden sich gegen eine oder alle Impfungen.

Bei fehlenden Impfungen – aus welchem Grund auch immer – ist einiges zu beachten. Denn wann immer es Situationen mit anderen Menschen gibt – auf Reisen, in der Kita oder Schule –, können Infektionskrankheiten zuschlagen.

Wann Impfen (nicht) möglich ist

Vor jeder Impfung schätzt Ihre Ärztin oder Ihr Arzt ein, ob mögliche Kontraindikationen vorliegen: Dies sind sehr seltene medizinische Bedingungen, die dazu führen können, dass eine Impfung schlecht vertragen wird. Dann ist keine Impfung möglich.

Darüber hinaus macht eine Reihe von medizinischen Bedingungen, die keine absoluten Kontraindikationen sind, besondere Umsicht und manches Mal auch besondere Vorkehrungen notwendig. Allergien gegen Hühnereiweiß können je nach Schwere den Wechsel zu einem hühnereiweißfreien Impfstoff erforderlich machen. Erkrankungen des Immunsystems können ebenfalls dazugehören.

Die Entscheidung für das Impfen ist genauso eine Risikoabwägung wie gegen das Impfen. Mögliche Nebenwirkungen müssen mit möglichen Krankheitsfolgen abgewogen werden.

Frühgeborene zum Beispiel werden irrtümlich oft erst später geimpft als Kinder, die um den errechneten Geburtstermin herum geboren wurden. Die Annahme falscher Kontraindikationen, wie zum Beispiel geringes Geburtsgewicht, spielt dabei oft eine Rolle – also indirekt auch die Angst, den kleinen zarten Körper zu sehr zu belasten. Die empfohlenen Impfungen sind jedoch auch für Frühgeborene gut verträglich. Und die Gesundheit dieser kleinen und besonders verwundbaren Kinder sollte erst recht durch Impfungen gut geschützt werden.

Manchmal wird irrtümlicherweise befürchtet, dass frisch Geimpfte Viren ausscheiden oder ansteckend sein könnten (dies war teilweise bei der in Deutschland nicht mehr verwendeten Schluckimpfung gegen Polio so – bei anderen Impfstoffen trifft dies nicht zu). Es gilt vielmehr das Gegenteil: Wenn Sie Schwangere oder Personen mit schwachem Immunsystem in der Familie haben, spricht das eher für eine Impfung, denn diese Personen müssen besonders vor schweren Erkrankungen geschützt werden.

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ECHTE KONTRAINDIKATIONEN

  • Akute behandlungsbedürftige Erkrankungen
  • Mögliche anaphylaktische (stark allergische) Reaktionen auf einen der Inhaltsstoffe des Impfstoffs
  • Ernsthafte Nebenwirkungen bei einer früheren Dosis desselben Impfstoffs (zum Beispiel anaphylaktischer Schock)
  • Eine Chemotherapie oder eine andere Therapie, bei der das Immunsystem unterdrückt wird
  • Eine Schwangerschaft (bei Lebendimpfstoffen wie Masern, Mumps, Röteln, Windpocken)
  • Kontraindikationen setzen auch die Impfpflicht gegen Masern außer Kraft

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KEINE KONTRAINDIKATIONEN

Manchmal wird auf eine Impfung verzichtet, wenn dies eigentlich nicht sein müsste. In den folgenden Fällen spricht nichts gegen das Impfen:

  • Leicht erhöhte Temperatur unter 38,5 Grad Celsius
  • Allergien gegen andere Medikamente (zum Beispiel Penicillin)
  • Allergien von Verwandten
  • Fieberkrämpfe oder Krampfneigung
  • Moderate Nebenwirkungen bei vorherigen Impfungen mit demselben Impfstoff (zum Beispiel Schwellungen)
  • Ekzeme (Hauterkrankungen)

Was Ungeimpfte beachten sollten

Ob Sie oder Ihr Kind geimpft sind, kann in vielen Situationen relevant werden, in denen Sie mit anderen Menschen in Kontakt kommen. Bei fehlenden Impfungen gibt es demnach einiges zu beachten:

  • Wenn Sie oder Ihr ungeimpftes Kind medizinische Hilfe benötigen (etwa beim Arzt oder in der Notaufnahme), teilen Sie dem medizinischen Personal mit, dass Sie oder Ihr Kind nicht alle für sein Alter empfohlenen Impfungen erhalten haben. Halten Sie dazu den Impfpass bereit, damit Sie auch unter Stress sicher sagen können, wogegen Sie oder Ihr Kind geimpft sind oder nicht.
  • Die Alarmzeichen und die Symptome der Krankheiten, gegen die Sie oder Ihr Kind nicht geimpft sind, sollten Sie genau kennen, damit Sie bei einer Ansteckung schnell Hilfe bekommen können.
  • Beachten Sie, dass Sie oder Ihr Kind sich auch bei Personen anstecken können, die keine Symptome zeigen. So sind Masern beispielsweise schon fünf Tage vor dem charakteristischen Hautausschlag ansteckend. Diphtherie und Keuchhusten erzeugen bei Erwachsenen zum Teil nur milde Symptome, ansteckend sind sie trotzdem. Und von einer Infektion mit Humanen Papillomviren, die unter anderem zu Gebärmutterhalskrebs führen können, merkt man jahrelang nichts.
  • Denken Sie daran, dass Sie oder Ihr ungeimpftes Kind für Risikogruppen eine mögliche Gefahrenquelle sein können.

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FÜR DIESE MENSCHEN SIND UNGEIMPFTE EINE GEFAHR

Säuglinge: Kinder unter neun bis zwölf Monaten sollen noch nicht gegen Masern geimpft werden. Eine Maserninfektion in den ersten Lebensmonaten kann zu einer Gehirnkrankheit (SSPE) führen, die erst ein paar Jahre später auftritt und immer zum Tod führt. Wenn 3.300 Kinder unter 5 Jahren Masern hatten, erkrankt statistisch gesehen eines davon an SSPE und stirbt.

Schwangere: Werdende Mütter können sich nicht gegen Masern, Mumps und Röteln impfen lassen. Wenn sich Schwangere allerdings in den ersten drei Monaten ihrer Schwangerschaft mit Röteln anstecken, kommen neun von zehn Kindern mit schweren Schädigungen an Herz, Augen oder Gehör auf die Welt; ein bis zwei sterben.

Menschen mit geschwächtem Immunsystem: Wenn das Immunsystem durch bestimmte Erkrankungen oder eingenommene Medikamente geschwächt ist (etwa bei Krebspatienten oder Organempfängern), können sich die Betroffenen oft nicht impfen lassen. Sie sind daher besonders auf den Gemeinschaftsschutz durch andere angewiesen.

Mögliche Symptome

Wer nicht geimpft ist, trägt ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Erkrankungen. Daher ist es wichtig, dass Sie die Symptome der jeweiligen Krankheiten gut kennen, damit Sie oder Ihr Kind schnell Hilfe bekommen können. Für manche Krankheiten gibt es eingeschränkte Therapiemöglichkeiten, für viele allerdings nicht – diese können lebenslange und schwerwiegende Schäden hervorrufen oder sogar zum Tod führen. Die meisten ernsthaften Erkrankungen fangen wie eine Erkältung an. Sollten eines oder mehrere der folgenden Symptome auftreten, sollten Sie unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Rufen Sie aber vorher in der Praxis an, damit Sie andere nicht anstecken:

  • Fieber mit verstärktem intensiven und/oder ungewöhnlich hohem Schreien oder Fieber mit starker Lichtempfindlichkeit und steifem Nacken können Zeichen einer Hirnhautentzündung (Meningitis) sein, zum Beispiel verursacht durch Hib, Meningokokken oder Pneumokokken. Auch ein erstmalig auftretender Fieberkrampf kann ein Anzeichen für eine Hirnhautentzündung sein. Wählen Sie in diesem Fall den Notruf 112!
  • Lang anhaltende Hustenanfälle, die auch von Atemnot und blauen Lippen begleitet sein können, sind ernsthafte Anzeichen einer Lungenerkrankung oder Lungenentzündung, die durch Keuchhusten, Hib oder Pneumokokken ausgelöst werden kann.
  • Ein Ausschlag, der nicht verschwindet oder verblasst, wenn man mit dem Daumen daraufgedrückt hat, kann ein Zeichen für Meningokokken oder Pneumokokken sein.
  • Ein Ausschlag mit Erkältungssymptomen ist ein Anzeichen von vielen Infektionskrankheiten und sollte untersucht werden.
  • Leidet Ihr Baby an Appetitverlust, Erbrechen, Durchfall und Lethargie, könnte eine Rotaviren-Infektion vorliegen. Sie kann schnell zum Austrocknen führen und lebensbedrohlich werden.
  • Offene Hautverletzungen – auch banale Schürfwunden, kleine Schnitte oder der Kratzer eines Haustieres – lassen Schmutz und Staub in die Wunde eindringen. Wenn dieser Schmutz Tetanus-Sporen enthält, kann eine Tetanus-Infektion entstehen. Bei Verletzungen dieser Art kontaktieren Sie einen Arzt. Im Gegensatz zu anderen Infektionskrankheiten ist Tetanus nicht von Mensch zu Mensch übertragbar.